Sehr geehrte Newsletterabonnentinnen und -abonnenten, Nachrichten sind nie neutral. Gestern im Spiegel: “Gegen die EU-Urheberrechtsrichtlinie waren einst Zehntausende auf die Straßen gegangen – aus Angst um die Meinungsfreiheit. Eine Klage Polens am Europäischen Gerichtshof ist nun gescheitert.” Oder hier im Tagesspiegel: “Vor drei Jahren demonstrierten allein in Deutschland Tausende gegen die EU-Urheberrechtsreform. Im Internet wurden Aufrufe prominenter Gegner insbesondere gegen die Upload-Filter millionenfach geteilt. Ohne Erfolg, die Reform wurde angenommen und 2021 in Deutschland durch Beschluss des Bundestages in nationales Recht übernommen.“ Kurz: Der Widerstand gegen die Reform des Urheberrechts auf EU-Ebene war das wichtige Ereignis, nicht etwa dass tausende Urheber*innen froh waren, endlich dieses so existentielle Recht an die Netzrealität angepasst zu bekommen. Jedenfalls nicht als Aufhänger. Was damals wogte, bewegt heute nur noch wenige. Nicht nur wegen Pandemie und Krieg, sondern weil eben auch die ganzen apokalyptischen Befürchtungen, die die Kritiker*innen des Gesetzes in die Welt gesetzt haben, sich in bewahrheitet haben. Es war vom Ende des Internets die Rede, von Zensur, dem Ende der Meinungsfreiheit. Aber, iwo! Die Hassreden, die Falschzitate, die Shitstorms blieben erhalten. Im Gegenteil: Nachdem man sich vor YouTube und Google und Co gestellt hat, wogt es in Richtung Twitterkauf durch Elon Musk mit umgekehrten Vorzeichen in die andere Richtung. Verrückte Welt, oder? Und wenn man sich dann anschaut, wie stark die Nutzung von Twitter in Deutschland ist, die von der ARD/ZDF-Onlinestudie 2021 gemessen wurde, dann rauft man sich die Haare und fragt sich: Wen interessiert es? Wöchentliche Nutzung Twitter (in Klammern, tägliche Nutzung):
Aber eines ist sicher, das liegt nicht an der Umsetzung der Urheberrechtsreform. Einen schönen Tag noch. nmz-ThemaDas Opera Lab Berlin als Grenzgänger zwischen den Genres
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