Newsletter der nmz 70 Jahre

Sehr geehrte Newsletterabonnentinnen und -abonnenten,

Auf gehts: Im Leitartikel der Mai-nmz nimmt sich unser Herausgeber Theo Geißler die Doku(Fiction)Serie „Don’t Stop the Music“ vor, die vor einigen Tagen im ZDF gesendet wurde. Dafür holt er ein bisschen aus, wie man der Einleitung entnehmen kann.

Polyphem-View? – Theo Geißler zu „Don’t Stop the Music“

Er hat sich überraschend lange gehalten, der ZDF-Claim „Mit dem Zweiten sieht man besser“. Dabei hält sich Protagonistin/Protagonist schon mal ein Auge zu und grinst, was das Ganze noch etwas absurder geraten lässt. Mit den Ohren hat es der Sender werbetechnisch gesehen deutlich weniger. Sieht man vom verbreiteten Easy-Listening-C-Stargesäusel ab, verdünnisiert sich Anspruchsvolleres – eher konventionell gestrickte Aufzeichnungen – in die Nachtstunden. Musikalische Kulturberichterstattung kommt in einschlägigen Magazinen gestelzten Schrittes und optisch bis an die ästhetischen Grenzen der Kino-Zigarettenwerbung aufgepeppt zwischen Zeitgeist-Philosophenschmand und literarischer Rasterfahndung nach geschlechtergerechter Hyperkomplexität eingeklemmt eher selten daher. Weiterlesen

Wie die Dinge besser gehen, zeigen die letzten Arbeiten unserer nmzMedia-Abteilung, die ich Ihnen ans Herz legen möchte.

Kapitän Nemos Bibliothek

Am 29. April eröffnen die Schwetzinger SWR Festspiele die Jubiläumsausgabe mit der Uraufführung von Johannes Kalitzkes neuer Oper »Kapitän Nemos Bibliothek« nach dem gleichnamigen Roman von Per Olov Enquist. Sehen und hören Sie erste Eindrücke aus der Generalprobe. Neben Festivalleiterin Heike Hoffmann kommen Komponist Johannes Kalitzke, Regisseur Christoph Werner und die Bühnenbildnerin Angela Baumgart zu Wort. Aufführungen: 29.4./1.5./2.5.2022. Anschauen

Lange Nacht der Musik – Bremen und Oldenburg

Jeden Sommer zieht die „Lange Nacht der Musik“ zahlreiche Freunde der zeitgenössischen Musik ebenso wie Zufallsgäste, Spaziergänger und Touristen in viele ungewöhnliche Spielstätten und konfrontiert sie mit Neuer Musik – spontan, niederschwellig und in „kleinen Appetithäppchen“. Anschauen

Abenteuer Neue Musik – ein Projekt des Podium Gegenwart

Menschen ohne Vorerfahrung für zeitgenössische Musik begeistern – das ist Ziel des Podium Gegenwart des Deutschen Musikrats. Eines seiner erfolgreichsten Konzepte ist dabei seit Jahren "Abenteuer Neue Musik" – ein Vermittlungsprojekt für zeitgenössische Musik an Schulen. Die Idee ist einfach: Lehrer*innen erarbeiten mit ihrer Klasse ein Werk eines jungen Zeitgenössischen Komponisten oder einer Komponistin, den oder die die Kids im Rahmen des Projekts auch persönlich kennen lernen dürfen. Weiterlesen und anschauen


KRIEG GEGEN DIE UKRAINE

Den Beitrag der Ukraine zur Musikkultur erlebbar machen – Das Sinfonieorchester Kiew auf Deutschlandtournee durch sieben Städte

Eine Konzertreise in Zeiten des Krieges? Das Sinfonieorchester Kiew gastiert in doppelter Funktion als künstlerischer und politischer Botschafter in sieben deutschen Konzerthäusern. Nicht trotz, sondern wegen des russischen Krieges. Gute Nachrichten aus der Ukraine sind derzeit kaum zu bekommen. Seit Putins Angriffskrieg auf das Land am 24. Februar 2022 kommen ausschließlich schreckliche Nachrichten und flüchtende Menschen aus der Ukraine. Ein Artikel von Michael Ernst


KRITIK

Zwischen Glücks- und Ausfall – „Der Schatzgräber“ von Franz Schreker an der Deutschen Oper Berlin

Es war einer der großen Opernerfolge des 20. Jahrhunderts, Franz Schrekers „Der Schatzgräber“, eine der meistgespielten zeitgenössischen Opern der Weimarer Republik. Zwischen 1920, dem Jahr der Uraufführung, und 1932 sind 385 Aufführungen in 50 verschiedenen Städten nachgewiesen. Die Nazis brandmarkten die Musik Schrekers als „entartet“. Es dauerte bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts, bevor das Werk wiederentdeckt wurde. Doch die damals einsetzende, hoffungsvolle „Schreker-Renaissance“ hielt nicht lange vor. Zuletzt sah man das Werk in Amsterdam und in Frankfurt am Main. Weiterlesen

In Falstaffs Kochstudio: Giuseppe Verdi à la Komische Oper Berlin

Beim Festival d'Aix-en-Provence und an der Opéra National de Lyon war Barrie Koskys Inszenierung von Verdis „Falstaff“ nach Shakespeares „Die lustigen Weiber von Windsor“ schon im letzten Jahr zu sehen. Intendant:innen setzen gegen Ende ihrer Amtszeit gern Verdis letzte Oper mit der objektivierenden Schlussfuge „Alles ist Spaß auf Erden“ auf den Spielplan. So auch Kosky, der an der Komischen Oper Berlin mit einem Feuerwerk an Einfällen die Motorik der lyrischen Komödie wirkungsvoll bediente. Das exzellente Ensemble machte mit und der Applaus ging ab wie eine Rakete. Chefdirigent Ainārs Rubiķis blieb pauschal und wenig elegant. Weiterlesen

Im Strudel von Annahmen und Verdächtigungen – „Peter Grimes“ in Magdeburg

In Zeiten des Krieges, 1939 war Benjamin Britten mit seinem Partner Peter Pears – den Freunden Wystan Hugh Auden und Christopher Isherwood folgend – in die USA geflüchtet. Dort in Escondido, einer kleinen Stadt zwischen den Hügeln im Nordosten von San Diego, entstand die Idee zur Oper „Peter Grimes“. Britten und Pears lasen einen Artikel über den englischen Dichter George Crabbe (1754-1832). Dessen Verserzählung „The Borough“ beschreibt das Leben in einer Kleinstadt an der Küste von Suffolk. Das Lebend des Fischers Peter Grimes steht im Mittelpunkt, eines echten Bösewichts, eines Schurken. Weiterlesen

Von den Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens – Uraufführung von Johannes Kalitzkes Oper „Kapitän Nemos Bibliothek“

Sicher bringt die Reibung zwischen einem zeitgenössischen Komponisten und seinen Interpreten auf der Bühne und im Graben die Möglichkeit von neuen Einsichten mit sich. Auf der anderen Seite ist es aber ein großer Vorzug, wenn ein Komponist seine Musik auch mal selbst interpretiert. Man weiß dann zumindest, wie er sich das ganze gedacht haben mag. Wenn der dirigierende Komponist dann bei seinem Kerngeschäft auch noch die vorgesehenen Interpreten vor Augen bzw. vor Ohren hatte und obendrein eine Vorstellung in welchem ästhetischen Rahmen die Uraufführung über die Bühne gehen soll – umso besser. Weiterlesen


Michael Kubes HÖRBAR - Weinberg

Mieczysław Weinberg (1919–1996) und seine herausragende Musik mussten in den beiden letzten Jahrzehnten erst (wieder)entdeckt werden. Dies gilt gleichermaßen für alle Gattungen – von der Oper über die Sinfonie bis hin zur Kammermusik, selbst für das Streichquartett. Auch wenn inzwischen zahlreiche Einspielungen vorliegen, so finden sich seine Kompositionen kaum regelmäßig auf den Programmen etablierter Häuser, Orchester, Ensembles oder Solisten (nur wenige ausgenommen) – vermutlich wird Weinbergs sogar noch immer als «Geheimtipp» gehandelt.

  • Weinberg / Arcadia Quartet: (… das Arcadia Quartet spielt mit einem sehr körperlichen, aber dynamisch wie agogisch differenziert gestalteten Klang, was der charakteristischen Chandos-Philosophie nur entgegen kommt: satter Sound und direkte Akustik machen die ohnehin vorzügliche Interpretationen zu einem bezwingenden Erlebnis. …)

Der Jazzrest vom Samstag

  • Initiative H: Polar Star (… das liegt an der ausgiebigen Freude an repetitiven Mustern, denen man immer wieder im Aufbau der Songstruktur folgt, aber eben doch locker! Wenn dann ein Melisma wie bei „Crystal Trap“ darüber entschwebt, fängt man selbst an ganz leicht zu werden. Ja, die Welt des Mittelmeeres, die vielen Kulturen … die sich hier aber den Welten des Eismeeres annehmen. …)


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