Newsletter der nmz 70 Jahre

Sehr geehrte Newsletterabonnentinnen und -abonnenten,

in Regensburg geht es hoch und heiß her. Die Juli/August-Ausgabe wird gerade zusammengestrickt. Das bedeutet, es ist viel zu tun. Auch für die Online-Redaktion. 


nmzMedia: Orgelmusik in Zeiten von Corona

Der Deutsche Musikrat hat gemeinsam mit der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland das Projekt „Orgelmusik in Zeiten von Corona“ durchgeführt. Das Projekt bildet einen Beitrag zum „Jahr der Orgel“, das die Landesmusikräte für 2021 ausgerufen haben. Im Rahmen des Projekts entstanden 17 Kompositionen  für Orgel namhafter und neuer Komponisten und Komponistinnen, die die Corona-Zeit künstlerisch reflektieren. Das Video ist eine Produktion von nmzMedia im Auftrag des Deutschen Musikrats. Weiterlesen und anschauen


nmz 2022/06
Hochschulmagazin / Rezensionen

Bekannter Lehrer, unbekannter Komponist – Paavo Heininen (1938–2022) – ein Porträt aus persönlicher Sicht

Wir sprechen natürlich deutsch.“ Mit diesen Worten begann meine erste Begegnung mit Paavo Heininen. Der Satz hallte lange nach. Das war nicht nur eine kommunikationstechnische Vereinbarung, sondern erschien mir wie eine programmatische Ansage: Die Verortung und Verwurzelung in der Tradition der deutschen (Nachkriegs-)Moderne war aus Heininens ästhetischem und kompositionstechnischem Ansatz nicht wegzudenken. Es verstand sich von selbst, dass er auch ein ausgesprochen gepflegtes und nuanciertes Deutsch beherrschte. Weiterlesen

Asymmetrisches Leben: Holligers „Lunea“ – Neue CDs neuer Musik, vorgestellt von Dirk Wieschollek

Künstlerphysiognomien an der Schnittstelle von visionärer Kunstausübung und pathologischer Psyche standen bei Heinz Holliger schon immer hoch im Kurs. Seine jüngste Oper „Lunea“ (2018) kreist um das Leben und Wirken Nikolaus Lenaus (1802–1850), der mit 42 Jahren in einen Zustand geistiger Umnachtung fiel. Was Holliger an Lenau besonders faszinierte, waren aber nicht die prominenten Gedichte, die zwischen Schumann und Berg zu den meistvertonten des 19. Jahrhunderts gehören, sondern die sprachliche Kühnheit von dessen „Notizbuch aus Winnenthal“, gefüllt in der dortigen Nervenheilanstalt mit aphoristischen Texten und Gedankensplittern. Weiterlesen


KOMMENTAR / GLOSSE

Hört, hört – Cluster 2022/06

Das Radio, das Radio, das Radio. Seit Jahren wird sein Untergang prognostiziert, aber es lebt, es lebt, es lebt. Wie auch Walt Disneys „Lustige Taschenbücher“ leben oder, wie wir seit Ostern, spätestens aber seit Norbert Blüm wissen, Jesus auch. In der aktuellen ARD-ZDF-Onlinestudie kann man es nachlesen: „Das klassische Radio ist weiterhin das zentrale Audiomedium: Das lineare Radioprogramm erreicht täglich 76 Prozent der Menschen und hat sogar in der jungen Zielgruppe an Nutzung dazugewonnen. Radio wird durchschnittlich 135 Minuten täglich und vorrangig über klassische Radiogeräte (UKW/DAB+) gehört, aber auch Radio-Livestreams haben in der täglichen Nutzung zugelegt.“ Alles ein Effekt der Coronapandemie? Nein! Weiterlesen

Currentzis Hauptsponsor verkündet auf Putins Wirtschaftforum des Dirigenten Nibelungentreue zu Russland samt Auftritt als Geschenk

Uns erreichen Hinweise aus Russland, dass Teodor Currentzis das von ihm geleitete, laufende Permer Diaghilev-Festival kurz mit Musicaeterna verließ, um exklusiv für die VTB Bank in Sankt Petersburg auf dem Internationalen Wirtschaftsforum, das laut russischen Medien, wie dem aus Perm berichtenden Medium Ural-Nachrichten, direkt vom Ukraine-Krieg führenden russischen Präsidenten Putin … Weiterlesen


KRITIK

Wette als Paartherapie – Mozarts „Così fan tutte“ am Nordharzer Städtebundtheater

In Halberstadt und Quedlinburg gibt es eine recht moderne Version von Mozarts „Così fan tutte“, findet unser Kritiker Joachim Lange. Diese komische Oper des Komponisten, der „menschliche Wahrheiten zu komponieren“ verstand, entpuppt sich als Gefühlsexperiment unter Laborbedingungen, die so ins Bild zu gesetzt wird, dass es heute passt.Weiterlesen

Aus der JazzZeitung


Kubes HÖRBAR - Kantaten

Johann Sebastian Bach: Ich hatte viel Bekümmernis (Sinfonia) BWV 21; Ich habe genug BWV 82; Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen (Sinfonia) BWV 12; Mein Herze schwimmt im Blut BWV 199. Dorothee Mields (Sopran), Krešimir Strazanac (Bassbariton), Sächsische Staatskapelle Dresden, Philippe Herreweghe 

Jesu, meine Freude: Georg Philipp Telemann. Jesu, meine Freude (Kantate) TWV 1:966; Johann Friedrich Doles. Jesu, meine Freude (Motette); Johann Sebastian Bach. Jesu, meine Freude (Motette) BWV 227; Johann Ludwig Krebs. Jesu, meine Freude (Kantate) KWV 110. Ensemble BachWerkVokal, Gordon Safari

Georg Philipp Telemann: Französischer Kantaten-Jahrgang 1714/15 (Vol. 1). Jesu meine Freude TVWV 1:966; Ich werfe mich zu deinen Füßen TVWV 1:822; Valet will ich dir geben TVWV 1:1458; Der Herr verstößet nicht ewiglich TVWV 1:288; Ach, sollte doch die ganze Welt TVWV 1:32; Christus hat einmal für die Sünde gelitten TVWV 1:140; Muß nicht der Mensch immer in Streit sein TVWV 1:1146; Herr, wie lange wilt du mein so gar vergessen TVWV 1:777; Gott schweige doch nicht also TVWV 1:678; Wer ist der, so von Edom kömmt TVWV 1:1585. Elisabeth Scholl (Sopran), Julie Grutzka (Sopran), Rebekka Stolz (Alt), Larissa Botos (Alt), Fabian Kelly (Tenor), Julian Dominique Clement (Bass), Hans Christoph Begemann (Bass), Gutenberg Soloists, Neumeyer Consort, Felix Koch


NACHRICHTEN

KULTURFÖRDERUNG

MUSIKWELTEN

VERANSTALTUNGEN

PERSONALIA


Was gibts im Radio?


Natürlich wäre einiges zu kommentieren. Zum Beispiel: Über Antisemitismus in Deutschland zu sprechen. Und über den in der europäischen Kunst repräsentierten. Sie erinnern sich sicherlich:

Bundesgerichtshof zur Wittenberger Sau - Urteil vom 14. Juni 2022 - VI ZR 172/20
Der unter anderem für das allgemeine Persönlichkeitsrecht zuständige VI. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs hat entschieden, dass das an der Außenfassade der Wittenberger Stadtkirche angebrachte Sandsteinrelief - die „Wittenberger Sau“ - nicht entfernt werden muss.

In der Begründung liest man folgendes:

„… Anders als der Kläger meint, kann der von dem Sandsteinrelief ausgehende rechtsverletzende Zustand nicht allein durch Entfernung des Reliefs beseitigt werden. Auch wenn das Relief von Anfang an und immer nur der Diffamierung und Verunglimpfung von Juden diente und kaum eine bildliche Darstellung denkbar ist, die in höherem Maße im Widerspruch zur Rechtsordnung steht, gebietet die Rechtsordnung nicht seine Beseitigung. Vielmehr bestand mehr als diese eine Möglichkeit, die von ihm ausgehende rechtswidrige Beeinträchtigung für die Zukunft abzustellen. Die Umwandlung des ‘Schandmals’ in ein Mahnmal und in ein Zeugnis für die Jahrhunderte währende judenfeindliche Geisteshaltung der christlichen Kirche ist eine der Möglichkeiten, den rechtsverletzenden Aussagegehalt zu beseitigen.
Aber auch wenn man annähme, die Beklagte habe sich durch die Enthüllung der in Bronze gegossenen Bodenplatte und die Aufstellung des Schrägaufstellers noch nicht hinreichend von der im Relief bei isolierter Betrachtung zum Ausdruck kommenden Aussage distanziert, könnte der Kläger nicht die - allein begehrte - Entfernung des beanstandeten Sandsteinreliefs verlangen. Bestehen, wie im Streitfall, mehrere Möglichkeiten, eine rechtswidrige Beeinträchtigung für die Zukunft abzustellen, muss es dem Schuldner überlassen bleiben, wie er den Störungszustand beseitigt.“ Pressemitteilung des Bundesgerichtshofs vom 14.6.2022"

Dazu erklärt der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster: „Das Urteil des BGH, dass die Schmähplastik nicht entfernt werden muss, ist nachvollziehbar …“ (Quelle)

Die Datenlage, was Straftaten angeht, ist klar. Bei Statista liest man: „Wie die Statista-Grafik zeigt, nehmen antisemitische Vorfälle in Deutschland bereits seit einigen Jahren wieder zu. Im vergangenen Jahr stiegen die Fallzahlen sogar trotz der Corona-bedingten Ausgangsbeschränkungen weiter an. Judith Porath, die Geschäftsführerin des Vereins "Opferperspektive" in Potsdam für Betroffene rechter Gewalt und rassistischer Diskriminierung, machte die Querdenker und Corona-Leugner mit dafür verantwortlich. Sie warf der Bewegung vor, "zunehmend ein Katalysator für antisemitische Verschwörungsmythen, Schoa-Relativierung antidemokratische Bestrebungen und rechtsextremistische Gewalt" zu sein.“

Es gibt also viel zu tun und zu verhindern. Aktuelle Forschungen legen nahe, dass nahezu 24 Prozent (die Zahlen schwanken, aber eher nach oben!) der erwachsenen Bevölkerung Deutschlands Antisemiten seien.

Kommen Sie gut ins Wochenende. Bleiben Sie aufmerksam. Manch ein Skandal scheint mir nur dazu geeignet, die Probleme, die man selbst zu bewältigen hätte, auf andere zu lenken. Je größer der Skandal wird, desto größer wird häufig der Skandal selbst zu einem solchen.

Martin Hufner

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