Newsletter der nmz 70 Jahre

Sehr geehrte Newsletterabonnentinnen und -abonnenten,

Im gemeinsamen Musizieren manifestieren sich gegenseitiger Respekt und emotionale Nähe“, „weil Musik eine Sprache ist, die man auf der ganzen Welt versteht“, „weil Musik über alle Grenzen hinweg Menschen und Kulturen verbindet und so Frieden schafft“ oder: „Wo man singt, da lass Dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder“.

Huch! Ein Blick ins Poesiealbum musikalischer Grundwahrheiten, Binsen oder Plattitüden?

Nein, im Leitartikel der aktuellen Ausgabe der nmz für Juli/August hat sich Theo Geißler diese Gemeinplätze unter dem Schlagwort Anti-Phon vorgeknöpft und schreibt dazu

Möglicherweise gerade kulturpolitisch engagierte, musikalisch anspruchsvolle Initiativen vergraulen aufgrund einer gewissen Verknöcherung und Abnutzung ihrer Claims, ihrer Testimonial-Lieferanten gerade wertebewusste junge Menschen. Die haben oft ein sehr feines Gespür für Gewicht und Wahrhaftigkeit gern genutzter lobender Gemeinplätze. Einige aktuelle und zeitlose Inbrunst-Thesen mit meterlanger Pinocchio-Nase … Die Autorinnen und Autoren sind auf der Website des Deutschen Musikrates zu finden – zum ,Tag der Musik‘. Der wurde kurzerhand aus gegebenem Anlass in „Tag des Friedens“ umbenannt unter der Headline: ,Musik ist Frieden‘.“

Sie merken es wohl. Ja, soeben ist die neue Ausgabe der nmz auch in Teilen online abrufbereit. Themenschwerpunkt in unserem Dossier sind Kulturetats in Krisenzeiten“. Dazu etwas später im Monat mehr.

Es ist eine gute Tradition, dass sich seit ein paar Jahren unsere Autor Joachim Lange mit dem Regisseur der kommenden Neuinszenierung der Bayreuther Festspiele zum Gespräch trifft. Jetzt stand ihm Roland Schwab Rede und Antwort zu seiner Tristan und Isolde“ auf dem grünen Hügel.


nmz 2022/07

Anti-PhonTheo Geißler über Musikbranchen-Claims im Angesicht des Krieges

An vielleicht etwas ungewöhnlicher Stelle folgt ein Leserbrief der männlichen nmz-Herausgeber-Hälfte: einige Bemerkungen zu „Ferchows Fenstersturz“ auf Seite 14 der vorigen Ausgabe. Der Autor behauptet an einer Reihe von Beispielen, die Musikbranche hätte angemessene Solidarität mit der Ukraine wider den kriegerischen Überfall der Russen vermissen lassen. Er führt dabei eine Reihe von Beispielen aus dem Stilspektrum der kommerziellen Pop- und Rockmusik an. Andererseits weisen umfangreiche Veranstaltungslisten auf den Websites der eher kultur- und bildungspolitisch ausgerichteten Musikverbände (und natürlich auch der nmz) viele hundert Konzertveranstaltungen mit Begegnungs- und/oder Benefizcharakter aus. Weiterlesen


DAS GESPRÄCH

Schönheit ist hier tatsächlich absolut mein Thema“ – Roland Schwab im Gespräch mit Joachim Lange zur Neuinszenierung von „Tristan und Isolde“ in Bayreuth

Der neue Ring war schon vor zwei Jahren für den Grünen Hügel geplant und kommt jetzt, mit zwei Jahren Verspätung Premiere. Für den aktuellen Jahrgang hatte Katharina Wagner aber noch eine Überraschung bereit: Zur traditionellen Eröffnung der Festspiele am 25. Juli wird es zusätzlich eine Neuinszenierung von „Tristan und Isolde“ geben. Inszenieren wird mit Roland Schwab (*1969) einer der gefragten Regisseure seiner Generation. Einen Monat vor der Premiere traf sich der Regisseur in Bayreuth vor dem Festspielhaus mit unserem Mitarbeiter Joachim Lange zum Gespräch. Weiterlesen


KRITIK

Schwerin heult mit den Wölfen – eine dokumentarische Naturoper von Helena Tulve

Das Mecklenburgische Staatstheater hat die vielfältigen Aspekte und Fragen um das Problem „Wolf“ aufgegriffen und in eine „Naturoper“ umwandeln lassen. Arndt Voß über eine Oper, die den Stimmen große Partien gibt: Eine suggestiv und explorative Naturoper in Schwerin. Weiterlesen

Die Münchner Opernfestspiele formen Pendereckis „Teufel von Loudun“ zur wuchtigen Parabel

Lernet, was Liebe heißt“ gibt der blutig gefolterte Priester Grandier auf seinem Weg zum Scheiterhaufen der Priorin Jeanne für den Rest ihres Lebens mit. Über diese moralische Größe hinaus wuchs sich die gesamte Eröffnungspremiere zum hochkünstlerisch anklagenden Faustschlag gegen allen Machtmissbrauch und alle Massenhysterien aus. Weiterlesen

Ein „Niemand“ auf der Suche nach sich selbst: „Ulisse“ von Luigi Dallapiccola in Frankfurt

Der Odysseus-Stoff gehört seit Homer zur Weltliteratur. Seit Claudio Monte­verdis Oper aus dem Jahre 1640 ist er immer wiederkehrendes Thema auch des Musiktheaters, man denke nur an Offenbachs „Schöne Helena“, Berlioz’ „Les Troyens“, Bruchs „Odyssee-Szenen“ oder Egks Odysseus-Oper „Circe“ von 1949. Eine der jüngsten Opern-Vertonungen des Stoffes stammt von dem italienischen Komponisten Luigi Dallapiccola, er hat das Stück in den 1960er Jahren komponiert. Weiterlesen

Aus der JazzZeitung


HÖRBAR - Jazz

Oded Tzur: Isabela: Es ist das Saxophonspiel des Bandleaders Oded Tzur, der in seinen Improvisationen manchmal fast hilflos vor seiner eigenen Konzeption wirkt, formlos formelhaft in mancherlei nur wenig erweiterten Pentatonelei; bzw. schockreduzierten Modalität. Man kann es natürlich auch für besonders tiefgründig und -sinnig halten.

Moritz Fasbender: RABBITS (EP): Insgesamt ist es wirklich ein Vergnügen, dem Lauf der Stücke zu folgen, die einerseits so klar im narrativen Ablauf sind, wie sie in der inneren Struktur von viel Spürsinn geprägt sind.


NACHRICHTEN

KULTURPOLITIK

MUSIKWELTEN

VERANSTALTUNGEN

PERSONALIA


Mit Gemeinplätzen haben wir den Newsletter angefangen, mit Sprichwörtern lasse ich es enden (Sprichwörterlexikon unter dem Stichwort „Jahr“. Deutsches Sprichwörter-Lexikon, S. 22090 – vgl. Wander-DSL Bd. 2, S. 993-994).

  • Wer mit achtzig Jahren Musik lernt, kann am jüngsten Tage aufspielen. 

  • Wer mit vierzig Jahren anfängt zu geigen, kann zum Jüngsten Tag die Ouverture spielen.

  • Ein hebräisches Sprichwort sagt: Wer mit 24 Jahren anfängt ein Instrument zu spielen, kann sich am Jüngsten Tage hören lassen.

Kommen Sie gut ins und übers Wochenende.

Martin Hufner

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