Sehr geehrte Newsletterabonnentinnen und -abonnenten, die nmz für den September ist jetzt in einigen Teilen bereits online. Was soll ich groß sagen, das Editorial unseres Chefredakteurs Juan Martin Koch sagt alles Nötige. Raus aus dem Kokon - Juan Martin Koch über drängende Fragen der ZeitPositiv formuliert – die nächsten Wochen und Monate werden spannend. Während sich die Verantwortlichen in Kultureinrichtungen noch wundern, wo das vorpandemische Publikum abgeblieben sein mag, steht auf einmal die Frage im Raum, ob sie dieses dann – wenn sie denn im Herbst überhaupt öffnen – im Winter in unbeheizten Theatern und Sälen willkommen heißen müssen. Während der neue Medienstaatsvertrag gerade erst in trockenen Tüchern ist und bald unterzeichnet werden soll – wobei das Problem der Finanzierung noch gar nicht berücksichtigt ist –, werden angesichts der Vorgänge beim Rundfunk Berlin-Brandenburg wieder einmal Rufe nach grundsätzlichen Reformen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks laut. Und dann sind da ja noch ein russischer Angriffskrieg in Europa und ein Virus, das vor lauter Vorfreude auf das Münchner Oktoberfest schon mal ein zünftiges Prosit der Mutantengemütlichkeit anstimmt. Bräuchten wir da nicht alle eine Musik, die uns mal für ein paar Stunden einen tröstenden Rückzugsort beschert? Einen klingenden Kokon aus vertrauten Weisen, der uns beschützt, um uns dann gestärkt, erneuert und verändert wieder in die raue Wirklichkeit zu entlassen? So verständlich diese Sehnsucht nach einem verlässlichen Kanon bewährter Meisterwerke sein mag, so klar ist auch, dass im Opern- und Konzertrepertoire – neben der Pflege eines zweifellos wunderbaren Erbes westlicher Prägung – Platz für Erneuerung sein muss. Und dass dabei auch bisher vernachlässigte Musiken und Interpret*innen eine Rolle spielen müssen, sollte eigentlich selbstverständlich sein. In diesem Sinne beziehen, beginnend im Leitartikel nebenan, die Stipendiat*innen der ersten nmzAkademie für Musikjournalismus auf den Seiten 16 bis 19 (links unten) Stellung zu Diversität, Dekolonisierung, Kultureller Aneignung und anderen drängenden Themen. Diese sind mit Verspätung nun auch im deutschsprachigen Musikbetrieb voll angekommen und treiben auch unsere bewährten Cluster-Autoren um (Seite 7 - links unten). Dazu passen aus anderer Perspektive außerdem die grundsätzlichen Gedanken Claus-Steffen Mahnkopfs (Seite 3) zu der Frage, welche Rolle die Gegenwartsmusik im aktuellen gesellschaftlichen Diskurs spielt, oder besser gesagt: nicht spielt. Spannende Lektüre wünscht Juan Martin Koch THEMA DIVERSITÄT
CLUSTER im Zusammenhang
LEITARTIKELBefreit euch, dekolonisiert euch – Westliche Kunstmusiktradition und europäische KolonialgeschichteLängst sind die Debatten der Postcolonial Studies auch in der neuen Musik angekommen. In welcher Gegenwart befindet sich die aktuelle Musik und wie könnte es gelingen, sie zu dekolonisieren? Versuch einer Bestandsaufnahme von Sophie Emilie Beha. KRITIKErmüdend und erfrischend: Brahms kompakt beim Finale des SHMFAlles hat sein Ende, auch das Schleswig Holstein Musik Festival, weitläufig bekannt unter seinem Kürzel SHMF. Zum 37. Male strebte es, für zwei Monate das Bundesland zwischen Nord- und Ostsee in eine Musiklandschaft zu verwandeln und Marsch, Geest und dem östlichen Hügelland internationales Flair zu geben. Auf einer Werft tat das zum Beispiel das amerikanische Trio „Time For Three“ mit „Klassik, Folk & Hip-Hop on Strings“, während „Sabine Meyer & Friends“, auch im Trio, eine Reithalle mit Klarinettenkunst füllte und „Die Masterclasses“ (schon sprachlich ungemein weltläufig) hinter Lübecks historischen Mauern sich von musikalischer Elite aufputzen ließen. Weiterlesen Von der Lust, sich sehr verschieden auszudrücken – ein Nachruf auf den Komponisten Alfred KoerppenAnfang Juli musste sich die Hannoveraner Kunstmusikszene von einem ihrer bedeutenden Protagonisten verabschieden. Alfred Koerppen, heute der Allgemeinheit vor allem für seine Chormusik bekannt, hat wie kein zweiter die musikalische Neuaufstellung der Nachkriegszeit in Hannover geprägt. Von Beginn an konnte er die Entwicklung der „neuen Musik“, jener „Stunde Null“, wie er sagte, in der Musik mitverfolgen, sich mit ihr auseinandersetzen, sie kritisieren. Weiterlesen Aus der JazzZeitungNACHRICHTENKULTURPOLITIK
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