Sehr geehrte Newsletterabonnentinnen und -abonnenten, droht dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk eine Selbstverstümmelungsprozess? Eine Revolution oder eine Reform oder versickert der von Thomas Buhrow ins Spiel erzwungene Schwung. Darüber hat sich in unserem Bad Blog Of Musick Moritz Eggert einige Gedanken gemacht. Arno Lücker untersucht die Präsenz von Komponistinnen in Konzerten in der Berliner Philharmonie (alles dürftig, sehr dünn – also nicht die Analyse, sondern die Präsenz). Ich würde die Frage aber gerne erweitern: Hilft es wirklich, wenn man das Kulturleben jetzt in all seinen Diskriminierungsvorgängen durch bloßes Zählen belegt. Ich habe da ein paar Zweifel: Das Thema freilich ist ja nicht neu und muss sich Gefallen lassen, wie man Gleichheit und Gerechtigkeit unter eine Haube bringen kann. Also: Was was ist? Und nicht wie viele? Den Zustand zu beklagen, ist das eine. Ihn zu ändern, wie sollte das in die Wege geleitet werden? Durch Auflagen, per Gesetz - oder durch Anreize etwa, wie dermaleinst die Sache mit der Förderung von Neuer Musik in Konzerten (80er/90er-Jahre). Die Vielfalt und Vielfarbigkeit der Welt in einen Topf rühren und zu einem gerechten Grau mischen? Motto mit Ernst Jandl (Quelle trage ich nach, das Buch dingfest ist antiquarisch bestellt): DEMOKRATIE Antiquarisch! Das muss man sich mal geben: Einer der unumstritten bedeutendsten und an Wirkung nachhaltigsten Lyriker*innen des letzten Jahrhunderts – und dessen Werke sind teilweise nur noch antiquarisch im Buchhandel zu erhalten? Kommen Sie gut in die neue Woche. Es gibt viel zu tun … nmz 11/2022Hängende Gärten im Berliner Gärtnerhaus – Das neue berlied-Festival spürt dem Zusammenspiel von Wort und Ton nachDer junge Stefan George bewunderte eine schöne Frau, die ebenfalls in Bingen lebte. In seiner dichterischen Phantasie machte er sie zur orientalischen Herrscherin Semiramis. Ihr prächtiger Garten, in dem er sie besuchte, verwandelte sich für ihn in die berühmten Hängenden Gärten. Da eine wirkliche Liebesbeziehung nie zustande kam, malte George sich diese in einem „Buch der hängenden Gärten“ aus, das er der Angebeteten verehrte. Arnold Schönberg schuf aus diesen Gedichten um 1908 einen Liedzyklus, in dem er erstmals den Schritt in „fremdes Gebiet“, die Atonalität, wagte. Weiterlesen DISKUSSIONMoritz Eggert: Das Ende der Neuen MusikVielleicht wird man einmal sagen, dass das Ende der Neuen Musik im November 2022 eingeleitet wurde. Oder zumindest das Ende der „Neuen Musik“ (ich schreibe hier bewusst mit großem „N“), wie wir sie kennen. In einer viel publizierten „privaten“ Rede in Hamburg hat WDR-Intendant Tom Buhrow einen „runden Tisch“ für eine grundlegende Rundfunkreform gefordert. Hierbei sollen alle möglichen Modelle diskutiert werden, ohne dass es „Denkverbote“ geben soll. Thematisiert wurden unter anderem eine Reduktion des Rundfunkbeitrags, eine mögliche Zusammenlegung von ARD und ZDF und eine massive Reform (Konzentrierung) des „linearen“ Programmangebots, die auch die Existenz der Rundfunkorchester in Frage stellen würde („warum brauchen wir eigentlich mehrere?“). Weiterlesen Arno Lücker: Ja, wo bleiben die Komponistinnen denn? (November 2022)Ab 8. Oktober hatte ich an dieser Stelle bereits mitgezählt. Vom 8. bis 31. Oktober wurden in 52 Konzerten in der Berliner Philharmonie nur vier Werke von Frauen gespielt. Wie sieht es im November 2022 aus? Eine Liste. Weiterlesen KRITIKOper, Drama, Tanz: „Hamlet“-Tag in Hildesheim mit einer Uraufführung von Fredrik SchwenkSeit dem Antritt von Intendant Oliver Graf am Theater für Niedersachsen in Hildesheim wurde „1+1+1 das trilogie-event“ zu einer Institution, zum dritten Mal jetzt am 30. Oktober 2022 mit „Hamlet“: Drei Vorstellungen auf einen Streich – um 11.00 Uhr Tanz, um 15.00 Uhr Oper, um 20.00 Uhr Schauspiel. Dazwischen Podiums- und Werkstattgespräche, Stückeinführungen, Rahmenprogramme und ein Film. Am „Hamlet“-Tag gab es natürlich keine Premieren. Mit ihren „Hamlet“-Projekten hatten die Sparten Tanz am 10. September, Schauspiel am 4. September und Musiktheater am 3. September die Spielzeit 2022/23 eröffnet. Letzteres war eine spannende Adaption von Francesco Gasparinis „Ambleto“-Bruchstücken durch Fredrik Schwenk. Weiterlesen Unschön: Jacques Offenbachs „Die schöne Helena“ am Theater ErfurtMit der „Opéra-bouffe“ „La belle Hélène“ (Die schöne Helena) hat Jacques Offenbach einen seiner grössten Triumphe gefeiert und an den Erfolg seines „Orpheus in der Unterwelt“ angeknüpft, ja ihn sogar noch übertroffen. Diese Opéra-bouffe darf als stimmiges „Kunstwerk par excellence“ und „epochemachendes Modell einer neuen Spielart des gesungenen Lachtheaters“ (Volker Klotz) verstanden werden. Es ist eine Parodie auf das antike Griechenland und seinen Mythos, aber auch der High Society und „Jeunesse dorée“ der Gesellschaft des „zweiten Kaiserreichs“ unter Napoleon III., also der Gegenwart des Komponisten. Im Theater Erfurt, wo man sich einer griechischen Spielzeit“ rühmt, hat man es nun auf die Bühne gebracht und sich gründlich verhoben. Weiterlesen Solokonzert für Koloratursopran und Politikverdrossenheit: „Der goldene Hahn“ in WeimarAusgerechnet „Der goldene Hahn“ wurde im internationalen Ausland eine der meistgespielten Opern Nikolai Rimsky-Korsakows. Am Deutschen Nationaltheater Weimar verbinden sich Stephan Kimmigs poetische Dystopie, ein opulenter wie intelligenter Triumph der Staatskapelle unter Andreas Wolf und eine brillante Ensemble-Leistung. Weiterlesen Ist’s ein Traum? – Im Théâtre de la Monnaie in Brüssel gibt es einen neuen RosenkavalierNicht nur die Zeit ist ‚ein sonderbar Ding‘, wie die Marschallin so melancholisch weise in ihrem berühmten Monolog sinniert. Der ganze „Rosenkavalier“ von Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss ist es auch. Wie ein opulent verziertes Kunstwerk aus feinstem Porzellan. Sicher verwahrt hinter einer Glasscheibe, damit man nichts beschädigt. Von Zeit zu Zeit herausholt, um es von allen Seiten zu betrachten und Gästen vorzuführen, die ihre Freude an so einer Zeitreise der besonderen Art haben. Weiterlesen Ohne Dreck und Drastik: Somtow Sucharitkuls „Helena Citrónová“ in HofDie Oper „Helena Citrónová“ des thailändischen Komponisten Somtow Sucharitkul rührt mit musikalischer Schönheit an die unmögliche Liebe einer jüdischen Lagerbewohnerin und eines SS-Aufsehers im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Das Theater Hof brachte die 2020 in Bangkok uraufgeführte Partitur als europäische Erstaufführung heraus. Das Werk entwickelt beträchtliche emotionale Stoßkraft. Weiterlesen Michael Kubes HÖRBAR - 70 – Anno Domini
Aus der JazzZeitungNACHRICHTENKULTURPOLITIK VERANSTALTUNGEN PERSONALIA Martin Hufner Bleiben Sie uns treu. Wenn Sie wünschen, empfehlen Sie uns per Mail weiter.Der Newsletter gibt die Meinung des Redakteurs wieder. neue musikzeitung
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