Newsletter der nmz 70 Jahre

Sehr geehrte Newsletterabonnentinnen und -abonnenten,

Michael Kube sitzt auch heute wieder für die nmz in Reihe 9 (in der Berliner Philharmonie) und widmet sich dem Thema „Missverständnisse“. Um welche es geht, lesen Sie hier. Moritz Eggert geht in seiner Kolumne Absolute Beginners“ der Frage nach, wie weit es eine ausgleichende Gerechtigkeit in Sachen Frauenquote geben muss. „Dass es im Moment so ist und es in gewisser Weise eine unterstützende „Frauenquote“ gibt, ist vollkommen in Ordnung. Aber wir können uns natürlich auch langsam die Frage stellen, ob das, was wir jetzt tun (also die Bevorzugung eines Geschlechts) als Ziel schon reicht, oder ob wir nicht schon einen Schritt weitergehen könnten, nämlich endlich einen Zustand zu erreichen, in dem das Geschlecht gar keine Rolle mehr spielt. Sind wir schon so weit? Die Frage ist nicht leicht zu beantworten.“ In der Tat. Seine Vorschläge finden Sie an dieser Stelle.

Die Frage nach „Gerechtigkeit“ im Kulturleben wird uns so schnell nicht mehr loslassen. Es wird momentan gezählt und gerechnet, wer wie wann und warum was sein soll oder werden darf oder auch nicht. Mit dem Zauberwort „Diversität“ (bzw. der Klage darüber, dass es sie nicht gäbe) wird heute fast jede Entscheidung zur Disposition gestellt. Dabei ist die Antwort ganz simpel: Will man wirklich so etwas wie eine völlig unabhängige Realisation des Diversitätswunsches, kommt man nicht umhin, es wie Umfrage-Institute zu machen: Es entscheidet dann der Zufall, der bekanntlich ja blind und ideologiefrei ist. Das Telefonbuch reicht dafür nicht aus, denn es bevorzugt Festnetzanschlussbewohner und Wohnhafte. Man könnte dagegen einwenden, dass auf diese Weise die Frage der (fachlichen) Eignung unterbewertet würde. Ja, das mag sein; aber anders wird sich diese Frage der Diskriminierung sonst nicht lösen lassen. Es sei denn, man stellt sie nicht mehr, oder zumindest anders. Nämlich nicht als Lösungsweg eines Rechenexempels. Davon sind wir, für mein Gefühl, so weit entfernt, wie lange schon nicht mehr.

Und nun gehe ich erst einmal mit Bauchschmerzen wieder ins Bett zurück und wünsche unserem Herausgeber und Verleger Theo Geißler einen wunderbaren Geburtstag heute. 


Absolute Beginners: Ausgleichende Gerechtigkeit

Man kann guten Gewissens sagen, dass die Situation für junge Komponistinnen noch nie so gut war wie im Moment. Wenn ich mir die Karrieren meiner ehemaligen Studentinnen anschaue, kann ich sehen, dass sie stets Unterstützung, Förderung und Aufmerksamkeit erfahren. Alle ihre Karrieren sind erfolgreich. Daher rate ich den Anfängerinnen unter ihnen (die gelegentlich an den Erfolgschancen eines künstlerischen Berufes zweifeln) immer guten Gewissens, weiterzumachen. Denn was sollte ihnen im Weg stehen? Weiterlesen

Reihe 9“ (#74) — Missverständnisse

Manchmal kann es im Konzert auch zu Missverständnissen kommen. Ich meine nicht die zwischen Dirigent und Orchester oder von Musikern untereinander, wenn etwa eine Geste anders gedeutet wird als gemeint. Solche Situationen bleiben im Auditorium meistens unbemerkt – nur wer genau hinschaut, sieht ein flüchtiges Lächeln als kleines Indiz. Was aber, wenn das Publikum einen frei gewählten Konzerttitel samt Programm missversteht? Weiterlesen


KRITIK

Runder Geburtstag mit Verzögerung: Komponist und nmz-Blogger Alexander Strauch feierte in München

Was sollen nach den pandemischen Jahren noch runde Zahlen? Der 50. Geburtstag von Alexander Strauch fiel auf den 22. Dezember 2021, mitten im Corona-Winter Zwei. Die im Schwere Reiter München am 6. Februar stattgefundene Hommage „Feststrauß zum Strauch-Fest“ hat also schon einige Vorbereitungsphasen und Absagen hinter sich. Macht aber nichts. Viele Freund*innen und Weggefährt*innen des Münchner Komponisten fanden sich ein, applaudierten und feierten. Weiterlesen

In atemberaubenden Kostümen – „La Cage aux Folles“ an der Komischen Oper Berlin

Am vorvergangenen Wochenende, 28.01.2023 hatte an der Komischen Oper Berlin Jerry Hermans und Harvey Fiersteins Musical „La Cage aux Folles“ Premiere. Ex-Intendant Barrie Kosky knüpft an Helmut Baumanns Deutsche Erstaufführung an, die 1985 im Theater des Westens herauskam, dessen Intendant Baumann war. Er selbst hat damals das Stück inszeniert und auch und die Zaza gespielt. Eine legendäre Aufführung und eine Steilvorlage für die Produktion in der Komischen Oper. Kosky hat nun das Stück, zum ersten Mal – und zum ersten Mal als Nichtintendant der Komischen Oper – inszeniert. Seine pompöse, vitale Inszenierung darf daher ein doppeltes Fest – der Erinnerung und der neuerlichen Vergegenwärtigung – genannt werden. Es wurde zum umjubelten Publikumserfolg. Weiterlesen

L'amour est difficile.“ – Nancy: „Tristan und Isolde“ im Archiv der Poesie

Eine hochintellektuelle und zutiefst emotionale Verortung von Richard Wagners Radikal-Musikdrama „Tristan und Isolde“. Tiago Rodrigues wühlt bei seinem Operndebüt im semantisch-sensitiven Speicher des kollektiven Gedächtnisses. An der Opéra national de Lorraine in Nancy singt Dorothea Röschmann mit intensiver Lyrik ihre erste Isolde, der australische Tenor Samuel Sakker einen phänomenalen Tristan. Das Orchester und das exzellente Ensemble interpretieren Wagner mit ausdrucksvoller Skalierung von Melancholie und Kantabilität. Nach starkem Beginn zieht sich Dirigent Leo Hussain leider in ein Schneckenhaus aus sentimentaler Emphase zurück. Sofia Dias und Vítor Roriz werden als choreographische Wortgeber zu Hauptpartien. Weiterlesen


Jazz in der HörBar

Theo Croker – Love Quantum

Aber auch nicht mehr. Fluide sind sie ja längst und morsch auch und porös, diese ganzen Genrebegriffe und Genregrenzen. So spielt es hier eben keine Rolle, denn diese Musik ist längst aufgegangen im Singsang der amerikanischen Popkultur bei der sich Musiker:innen aus den entgrenzten Bereichen von Jazz und HipHop die akustische Klinge, äh Klinke, nee, den Klingklang, in die Hand eben – with ganz viel Love, logisch. …

Axel Kühn Trio – Lonely Poet

Geschmackvoll jedoch insgesamt in jedem aller denkbaren Fälle. Bestenfalls zu viel des Guten ab und an: Also an mancher musikalischen Ecke zu sehr aromatisiert – man möchte beim Mithören dann und wann einen Kratzer in den Klanglack ritzen. Aber die Herren hier kriegen immer noch die Kurve.…

REZENSIONEN CD

unüberhörbar 2023/02
Per Nørgård: Symphonies No. 1–8 / Anders Koppel / Henrik Dam Thomsen: Gently

Per Nørgård: Symphonies No. 1–8. Danish National Symphony Orchestra, Thomas Dausgaard; Vienna Philharmonic, Sakari Oramo; Oslo Philharmonic, John Storgårds. dacapo +++ Anders Koppel / Henrik Dam Thomsen: Gently. Cowbell. Weiterlesen

Interpretieren, Komponieren, Co-Komponieren
Neue CDs neuer Musik, vorgestellt von Dirk Wieschollek

Martin Tchiba ist ein Pianist, der die Grenzen von Komposition und Interpretation gerne im Fluss hält. +++ Regelmäßig initiiert Johannes Schwarz, langjähriges Mitglied beim Ensemble Modern, überaus spannende Musik für Kontrafagott: Kompositionen, die mit höchstem Anspruch an Technik und Ausdruck alles aus diesem Instrument herausholen. +++ Viele junge Komponist*innen hebeln seit einigen Jahren den in die Jahre gekommenen Instrumentalsound der neuen Musik bewusst aus in der Einbeziehung einer Klangästhetik, die aus der Rockmusik stammt. Mirela Ivicevic ist eine von ihnen.

Rock – Folk – Punk
Neuerscheinungen der Popindustrie, vorgestellt von Sven Ferchow

Ryan Adams hat es wieder getan. Eigentlich zum dritten Mal. +++ Neil Young & Crazy Horse gehen mit „World Record“ das dreizehnte gemeinsame Album an. +++ Es war tatsächlich schwer gegen Ende des Jahres 2022 am Schwestern-Duo Larkin Poe vorbeizukommen. +++ Endlich wieder Iggy Pop, endlich wieder Iggy Pop und Punk. „Every Loser“ ist Iggys neunzehntes Album.

Romy, Claude, Chet und all die anderen
CD-Anthologie des französischen Filmkomponisten Philippe Sarde

Sein Name wird auf ewig mit Romy Schneider verbunden sein: Philippe Sarde. War er es doch, der Romys gemeinsame Filme mit Claude Sautet orchestriert hat. Wie Georges Delerue und Michel Legrand in den Sixties hat er in den Siebzigern den Sound des französischen Kinos geprägt. Zum ersten Mal bietet nun eine 6-CD-Box einen chronologischen Überblick seines Schaffens: „Anthologie de musique de films“ (BMG Rights Management). Rund 100 Kompositionen aus über fünf Jahrzehnten wurden dafür ausgewählt. So wird auf einer Reise durch die Zeit die musikalische DNA seiner Scores offen gelegt: Klassik, Jazz & Folklore.

Charlie Parkers Dial-Aufnahmen
Jazzneuheiten, vorgestellt von Marcus A. Woelfle

Charlie Parkers Schellacks, die er 1946 und 1947 für das kleine, feine Label Dial einspielte, sind eines der bedeutendsten Monumente der Jazzgeschichte. Eine vollständige, um einige Raritäten ergänzte Edition liegt nun zu einem Schleuderpreis vor. „The Complete Dial Sessions“ nennt sich die bei „Bird’s Nest“ erschienene 4-CD-Box. Im Gegensatz zu früheren Ausgaben enthält sie über eine Stunde mehr Musik, die allerdings nur zum Teil mit Dial im Zusammenhang steht.


Aus der JazzZeitung


NACHRICHTEN

KULTURPOLITIK

MUSIKLEBEN

VERANSTALTUNGEN

PERSONALIA


Martin Hufner

Bleiben Sie uns treu. Wenn Sie wünschen, empfehlen Sie uns per Mail weiter.

Der Newsletter gibt die Meinung des Redakteurs wieder.


neue musikzeitung
www.nmz.de
ConBrio Verlagsgesellschaft mbH
Brunnstr. 23, 93053 Regensburg
Impressum | Datenschutzerklärung
Facebook
© neue musikzeitung 2019 ff.
Newesletterabo ändern, modifizieren oder Newsletter abbestellen, hier klicken.