Newsletter der nmz 70 Jahre

Sehr geehrte Newsletterabonnentinnen und -abonnenten,

ich freue mich, Christoph Becher unter unseren neuen Autoren zu wissen. Ich konnte ihn dazu überreden, seine (Konzert-)Eindrücke monatsweise zu sammeln und im guten alten Stil des Berichts aus … zu bündeln. Titel: Bechers Bilanz. Konzerte mit Dirigentinnen wie Barbara Hannigan, Karina Canellakis, Anja Bihlmaier haben Eindruck gemacht, ebenso ein partizipatives Konzert mit dem Ensemble Modern und einem Stück von Cathy Milleken. Gordon Kampes „Dogville“ (ein Glückfall), eine Übertragung aus der New Yorker Met ins Residenz-Kino Köln (nun ja) …. Dicht besetzte Reihen, starke Dirigentinnen, ein Publikum, das auch bei neuer Musik aus dem Häuschen gerät – beim märzlichen Treiben durch die Konzertsäle schien unserem Autoren, dass die Musikwelt sich gestärkt aus der Pandemie erhebt. Eine Momentaufnahme, vielleicht nur. Aber eine, die zufrieden stimmt, schreibt er. So viel für den März …

Ich verspreche Ihnen, seine Besuche werden sich nicht allein auf derartige mehr oder weniger klassische Konzerte und das Musiktheater beschränken. Flanieren Sie hier im März aber zunächst durch das Ruhrgebiet, Köln und Den Haag.

Einen aktuellen Überblick zu Uraufführungen im Mai finden Sie traditionell in der aktuellen nmz, verfasst von Rainer Nonnenmann.

Irene Kurka ist unsere Podcast-Pionierin. Am 11. April ist dann fünf Jahre kontinuierlich unterwegs. Grund genug, Sie, unsere Kooperationspartnerin um die Beantwortung unserer 11 Fragen zu bitten.

Bald 14 Jahre alt ist auch unser Bad Blog Of Musick. In Moritz Eggerts aktuellem Beitrag „KI und die grauen Herrengeht es um Kies, Schotter, Geröllheimer und Murks. Besser bekannt aus Funk und Fernsehen als KI, AI, HI, MI, YI oder ÖI.

„… Sicherlich wird es auch interessante Nutzungen geben, bei denen man KIs zur Erweiterung kompositorischer Konzepte verwendet. Einer der Gründe, warum ein Ligeti nicht endlos Stücke wie zum Beispiel „Lontano“ schrieb ist simple Schreibarbeit – die komplexe Mikropolyphonie war beim Komponieren extrem zeitraubend und ich kann mir vorstellen, dass ihn diese Prozesse irgendwann langweilten. Was wäre nun, wenn mir polyphone Klangwolken quasi auf Knopfdruck endlos zur Verfügung stünden? In der zeitgenössischen Musik drohen uns daher sicherlich zunehmend „Konzeptstücke“, die nur noch aus Ideen bestehen, die dann von KIs realisiert werden, ohne dass ein einziger Ton selbst gefunden werden muss. Das Schöne beim Finden von Tönen ist aber, dass es wie beim Pilzesuchen im Wald ist: man stolpert dabei, findet Unvorhergesehenes oder verläuft sich. Genau das ist das Schöne daran, nicht die Perfektion der Umsetzung einer einzelnen Idee. Eine gute Komposition besteht aus mehreren Ideen und Konzepten, und wir folgen einer interessanten Persönlichkeit, die damit jongliert.…“ 

Interessant für Sie ist vielleicht auch der sehr kluge Kommentar zum Thema von Olaf Zimmermann im aktuellen „Politik & Kultur“-Newsletter des Deutschen Kulturrates. 

„… Maschinenlernen und KI werden massive Auswirkungen auf den Kultur- und Mediensektor haben. Sie bieten große Potenziale insbesondere in der Wissenschaft. Sie haben Risiken für Menschen, die in Kulturunternehmen oder Kultureinrichtungen arbeiten, Arbeitsplätze werden wegfallen, Tätigkeiten von Maschinen statt Menschen übernommen werden. Aber auch an den Soloselbstständigen aus dem Kultur- und Mediensektor wird die Entwicklung nicht spurlos vorbeigehen. Insbesondere wenn bedacht wird, dass Werke, die durch Künstliche Intelligenz geschaffen werden, urheberrechtlich nicht geschützt sind, da der Urheberrechtsschutz die menschliche Schöpfung voraussetzt. Dies könnte zu einer neuen Konkurrenzsituation beispielsweise zwischen GEMA-freier von KI geschaffener Musik und geschützter Musik von Komponistinnen und Komponisten führen. …“

Vielleicht interessieren Sie sich aber auch nur für Bananen.

SWR-Orchester: Nach Rodoet Currentzis kommt F.X. Inkonsequentzis

Und noch einmal zurück zu unseren guten Dirigenten und ihren guten Absichten. Nach Lektüre eines älteren Artikels für das Bad Blog Of Musick (2017), in dem ich mich mit der Berufung von Teodor Currentzis als Chefdirigent für das SWR-Orchester auseinandersetze (Marketing-Trick, der gerade ziemlich zum Bumerang wird), schon damals kein Interesse an Donaueschingen, weil er lieber den Kopf voll Mozart hat, fiel mir am Ende das Statement einen anderen Dirigenten auf, der damals im Gespräch mit Georg Rudiger auf die Frage:

Sie haben es abgelehnt, das neue SWR-Symphonieorchester zu dirigieren, obwohl Sie auch von Freiburger Orchestermusikern darum gebeten wurden. Auch bei den Donaueschinger Musiktagen werden Sie nicht mehr auftreten. Warum diese Härte?“

antwortete:

Weil ich gegen die Fusion war. Da bin ich konsequent. Die Donaueschinger Musiktage waren ein Festival dieses Orchesters, das jetzt als Klangkörper aufgelöst wird. …“

Jetzt dürfen Sie genau ein Mal raten, wer das wohl gesagt hat. Tja … Frohe Ostern. 


nmz 2023/April

11 Fragen an Irene Kurka

Die Sopranistin, Autorin und Podcasterin hat Gesang in München, Essen, Dallas und Vancouver studiert. Sie ist eine International gefragte Sängerin und Darstellerin, zahlreiche Komponist*innen schreiben und widmen ihr Stücke, nicht zuletzt für CD- und Rundfunkaufnahmen. Als Erste startet Irene Kurka im April 2018 einen unabhängigen Podcast für Neue Musik. Er heißt „neue musik leben“ und ist Kooperationspartner der nmz. Mittlerweile sind drei Bücher zum Podcast im ARE Verlag erschienen. Seit 2021 kuratiert sie das Festival „Irene Kurka lädt ein: Singing Future“ in Düsseldorf mit Kolleg*innen wie Salome Kammer, Daniel Gloger und David Moss. Weiterlesen

Uraufführungen 2023/04: Konzert- und Radiofestival

Die Wittener Tage für neue Kammermusik werden seit 1969 gemeinsam von der Stadt Witten und dem Westdeutschen Rundfunk veranstaltet. Seit 1990 leitete sie Harry Vogt als Redakteur für neue Musik des WDR Köln. Nach 32 Jahren ist er jetzt in Pension gegangen. Das Programm des diesjährigen Festivals verdankt sich noch seinen Vorplanungen. Deren praktische Durchführung vom 21. bis 23. April obliegt nun dem Nachfolger Patrick Hahn. Sollte dieser die Wittener Tage ebenso sagenhaft lange gestalten wie sein Vorgänger, so gäbe es den nächsten Wechsel in der Leitung erst wieder 2054. Doch während niemand weiß, was die Zukunft bringt, sind manche Herausforderungen der Gegenwart umso gewisser, vor allem bei einigen logistisch und technisch besonders anspruchsvollen Formaten der diesjährigen Wittener Tage. Weiterlesen


BERICHTE

Bechers Bilanz – März 2023 – „Volle Häuser“

Dicht besetzte Reihen, starke Dirigentinnen, ein Publikum, das auch bei neuer Musik aus dem Häuschen gerät – beim märzlichen Treiben durch die Konzertsäle schien mir, dass die Musikwelt sich gestärkt aus der Pandemie erhebt. Eine Momentaufnahme, vielleicht nur. Aber eine, die zufrieden stimmt. Weiterlesen


DISKUSSION

Moritz Eggert: KIs und die grauen Herren

Über das Thema KI wird jetzt viel geschrieben, und das ist erst der Anfang. Wir befinden uns in einer ähnlichen Situation wie am Anfang des Internets: Damals wurde langsam klar, dass eine riesige Veränderung auf uns zukommt. Weiterlesen


Aus der JazzZeitung


NACHRICHTEN

KULTURPOLITIK / MUSIKMARKT

MUSIKLEBEN

VERANSTALTUNGEN

PERSONALIA / PREISE


Martin Hufner

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