Newsletter der nmz - Mathis Ubben

Liebe Abonnentinnen und Abonnenten,

kürzlich habe ich von einem Konzert gehört, zu dem die Musiker*innen vorweg einen Keks-Sound-Designer interviewt haben, um die Ohren und den Horizont vor einem Konzert mal auf andere Weise zu öffnen. Jedenfalls berichteten die Musiker*innen, dass nicht nur das Publikum von den Einblicken in die professionelle Knack- und Knusperwelt verzückt war, sondern auch der Keks-Designer vom Feedback aus dem Publikum. Hier wurden Unzufriedenheiten geäußert, von vergangenen Sehnsüchten berichtet und in Keksträumen geschwelgt. Ein besseres und mehr inspirierendes Kunden-Feedback kriegt man im Soundlabor wahrscheinlich selten frei Haus. Eine gute Möglichkeit, Qualität zu sichern und perspektivisch zu schaffen.

Etwas länger ist es her, dass ich bei einem konventionellen Orchesterkonzert zu meinem Besuchsverhalten (bezüglich Orchesterkonzerten) befragt wurde. Die grobe Zusammenfassung: Warum ich, wie oft, mit welchem Alter, wohin ins Orchesterkonzert ginge. Denn, wie Arno Lücker im BadBlog Of Musick beschreibt: die Orchester fürchten um ihre Existenz (oder werden zumindest dazu angehalten). Dabei scheinen die Gedanken weniger mit Qualitäts- sondern viel mehr mit Quantitätssicherung zu tun zu haben.

Schließlich ist niemand auf dem Weg zum Saal nach der Fragebogenausgabe wieder umgekehrt und hat ausgefüllt, warum er/sie quasi nie ins Konzert käme und woran das seiner/ihrer Meinung nach läge. Wichtig scheint, dass eine weltweit einmalig reiche Orchesterlandschaft vor einem unverändert, aber zahlreichen Publikum unveränderte, aber zahlreiche Konzerte spielen kann: Quantitätssicherung.

Aber die Welt dreht sich, wie der Staubsaugerroboter von Andreas Kolb, weiter. Wir bewegen uns zwar in einem Kreis, es ist aber nur eine Illusion, öfter an der gleichen Stelle vorbei zu kommen. Irgendetwas ändert sich immer. Damit Neuheiten nicht ausschließlich als grausame Versuche, alte (nie dagewesene?) Ordnungen zu erhalten, missbraucht werden, müssen wir uns positiv und qualitätsorientiert mitverändern. 

Auch die förderantragskuratierte Szene ist leider nicht frei davon. Hier wird zwar auf erträglich anträglich formulierte Innovation gesetzt, was letztlich dabei herumkommt, kommt bei den großen Entscheidungsträger*innen aber nicht an. Sie sind nicht dabei – wie auch? Die Qualität wird nur bürokratisch zu sichern gehofft.

Und die nmz? Abruf- und Verkaufszahlen geben sehr viel Interpretationsspielraum. Ich weiß: Sie als engagierte Newsletterabonnentin oder engagierter -abonnent (schließlich haben Sie es bis hierhin geschafft!) können nur berichten, was Ihnen ge- oder missfällt. Aber wenn Sie wollen: Machen Sie von dieser Möglichkeit gerne Gebrauch. Verfluchen und huldigen Sie uns, wie es Ihnen beliebt. Die Mail-Adressen sind nicht ohne Grund öffentlich zugänglich. Und sollten Sie meine nicht haben, ich freue mich drauf: m.ubben@nmz.de

Die Veränderung kommt so oder so, wir müssen sie gestalten.

Ein schönes Pfingstwochenende wünscht
Mathis Ubben


Theos Kurz-Schluss – Wie ich einmal die außerordentlich wehrhafte Kraft der holden Musik kennenlernte

Ich weiß nicht: Bin ich als musikaffiner alter weißer Mann überempfindlich, paranoid, greisenunduldsam? Oder geht es Ihnen vielleicht gelegentlich genauso? Wenn ich in einem proppenvollen Bus, in U- oder S-Bahn umringt von zumeist jugendlichen Hightech-Musikanten jeglichen Geschlechtes aus drei Lautsprecher-Boxen und neun offenen Kopfhörern zeitlich auch noch versetzt vom BummBummBumm der Techno-Freaks gemischt mit unverständlichem Gebrabbel von Rappenden beschallt werde, ergreife ich mittlerweile die Flucht. Zumal die höflich vorgetragene Bitte, die Schall-Tsunamis etwas zu dämpfen, geschlossene Abhör-Ohrwürmer zu nutzen üblicherweise wenigstens mit der Androhung von Blutrache beantwortet wird. Weiterlesen


nmz 2023/Mai – PORTRAIT & KOMMENTAR

Interkulturalität und Interdisziplinarität – Konsequent untypisch: das Ensemble Megaphon – ein Kollektiv aus Hannover

Längst hat sich die Gegenwartsmusik von Genre-Zugehörigkeiten gelöst. Dass das auch auf der Ensemble-Ebene funktioniert, macht das Ensemble Megaphon vor: Es ist ein Ensemble für zeitgenössische Musik – aber auch ein Kollektiv aus Komponist*innen, Performance-Künstler*innen, Musiktheatermacher*innen und Musik­ver­mittler*innen. Logische Konsequenz dieser radikalen Vielseitigkeit ist, dass man ihre Konzepte aus Gegenwartsmusik, anderen Musik-Strömungen, Improvisation und Rekompositionen mit Bezug zu politischen und gesellschaftsrelevanten Themen sowohl im Theater, in Grundschulen oder auch im Kleinen Sendesaal des NDR in Hannover antreffen kann. Weiterlesen

Vom Verschwinden – Nachschlag

Staubi ist eine technische Innovation, die direkt in mein Leben eingreift – in diesem Falle positiv. Staubi ist mein neuer Vacuum Cleaning Roboter, dem ich das Thema Sauberkeit für alle horizontalen Flächen in der Wohnung bedenkenlos übertragen kann. Bedenkenlos im Gegensatz zu anderen Innovationen, die dazu neigen, uns zu dirigieren, etwa die Mobilität für jedermann und ihre Folgen bis zum Klimawandel. Oder Kommunikation mit all ihren Auswirkungen auf das menschliche Zusammenleben: der Smartphone-Benutzer als digitaler Höhlenbewohner, der mit anderen Höhlenbewohnern über weite Entfernungen kommuniziert und an die Stelle von Gemeinschaft die Community setzt. Weiterlesen

Entkrampfzone Radio-Heimat – Cluster 2023/05

Es gibt eine Rundfunkwelle, die bei vielen Menschen wahrscheinlich unter dem Horizont der Wahrnehmungsschwelle läuft, da sie nicht über UKW, sondern digital über DAB+ ausgestrahlt wird. Das dann aber auch jenseits von Bayern, zum Beispiel im fernen Berlin und Brandenburg. Der Sender heißt BR-Heimat und bringt hauptsächlich Volksmusik und selten volkstümliche Musik aus dem bayerisch-tschechisch-österreichischen Musikkulturraum. Er ist der einzige Sender dieser Art in Deutschland. Und er ist wunderbar. Weiterlesen


STREITBAR

Hallo, ich bin ein Rundfunkorchester und ich könnte ja eventuell abgeschafft werden!

In einem gestern erschienenen Beitrag von „BR-Klassik“ geht es um eine Warnung der Orchestergewerkschaft „unisono“ hinsichtlich der Lage der Runfunkorchester in Deutschland. Der „unisono“-Geschäftsführer Gerald Mertens hebt darin einerseits die Wichtigkeit der Musikvermittlungsarbeit in den Orchestern heraus. Andererseits betont er, dass jede/jeder Gebührenzahler/in ohnehin nur umgerechnet 41 Cent pro Jahr … Ein Einwurf von Arno Lücker


Michael Kubes HörBar 85 – Klaviertrios


Aus der JazzZeitung


NACHRICHTEN

KULTURPOLITIK / MUSIKMARKT

MUSIKLEBEN

VERANSTALTUNGEN

PERSONALIA / PREISE


Mathis Ubben



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