Newsletter der nmz - Mathis Ubben

Liebe Abonnent*innen,

ich bin kein Kontrabassist und wollte auch nur manchmal einer werden (als Cellist meistens dann, wenn die Kontrabässe unisono mit den Celli spielen und man unwillkürlich von der Fülle des „eigenen Klangs“ ganz beseelt ist). Ich weiß aber, dass Kontrabässe nicht genormt sind – in einer Welt, deren Großteil nicht weniger als ausgeführte Perfektion anstrebt, undenkbar. Doch was, wenn der „Kleinteil“ das gleiche Ziel hat?

Passend dazu kommt die Nachricht, dass es kleinere Klaviaturen aus den Staaten nach Deutschland geschafft haben. Nicht für Kinder zum Lernen, sondern für Pianist*innen, um die repertoirefeindlich großen Tasten in die Schranken zu weisen! Und siehe da: Die durch mehrere zehntausend Stunden auf die genormte Tastengröße genormten Pianist*innen kriegen keine Unwucht in der Motorik, sondern sind begeistert!

Auch bei Wettbewerben (das Thema der neuen Juni-Ausgabe(!), Andreas Kolb sagt, warum) sollen Pianist*innen die Wahl haben, auf welcher Tastengröße sie spielen, so die Grundidee hinter den Instrumenten. Horchen da die Kontrabässe wieder auf? Schließlich gibt es nicht nur Instrumentalist*innen, die kleine Bässe als „zu einfach“ zu spielen beäugen, es gibt auch hochdotierte Wettbewerbe, die eine Mindestgröße für die Instrumente vorschreiben. Als ob sich ein Instrument an irgendetwas anderem als dem klanglichen Ergebnis messen sollen müsste. Und wenn der Wettbewerb kein klangliches Abbild von „normalem“ Bassspiel gibt, wen kümmert dann der Wettbewerb…?

Auf höchstem Niveau Musik zu machen oder zu schreiben, ist verzwickt genug. Umso schöner, wenn sich niemand mit kurzen Armen oder schmalen Händen noch unnötig am Instrument abarbeiten muss.

Ich zumindest möchte mir von der Größe einer Hand nicht vorschreiben lassen, welches Repertoire sich uneingeschränkt für Sternstunden der Klavierperformance-Geschichte eignet. Die “Rachmaninov had big Hands”-Nummer von Igudesman & Joo, funktioniert wohl trotzdem noch.

Liebe Grüße
Mathis Ubben


nmz: Juni 2023

Preisgekrönt – Andreas Kolb zum Magazinthema der Juni-Ausgabe: Wettbewerbe

Der Eurovision Song Contest 2023 ist durch. Deutschland wurde wieder einmal Letzter, wie bereits 1964, 1965, 1974, 1995, 2005, 2015, 2016 und 2022. Die Boulevard-Presse vergoss Krokodilstränen, Stimmen aus der Kulturpolitik forderten gar die Aussetzung der deutschen Beteiligung. Unterm Strich also Unterhaltung der besten Sorte. Weiterlesen

Drangeblieben: Vom JUMU-Bundespreisträger zum Tik-Tok-Star – das Multitalent Levent Geiger

Vor zehn Jahren trat Levent Geiger zum ersten Mal bei Jugend musiziert an. Seitdem kann der Musiker über 27 Teilnahmen mit diversen ersten Preisen auf Landes- und Bundesebene verzeichnen. Schon früh fällt er mit seinem unglaublichen Können auf den unterschiedlichsten Instrumenten auf. So ist er nicht nur ein herausragender Pianist, der den Steinway- und Bechstein-Sonderpreis erhielt, mit seinem Duopartner Ilia Antoniadis auf China-Tournee ging und mit ihm gemeinsam 2016 sogar zu den besten Nachwuchspianisten beim 16. Internationalen Steinway Fes­tival ausgezeichnet wurde, sondern glänzt ebenfalls mit seinem Können am Schlagzeug, Saxophon, an der Gitarre und mit seinem Gesang. Weiterlesen

Uraufführungen 2023/06 – „blödwurmiges bodenwälzen“

Bei vierfachem Forte verlangt dieses Stück ein „drastisches liniengebrüll“ und „jaul-heul-kreischendes inferno“, schließlich „ekstatische zerrgesten turnend, blödwurmiges bodenwälzen, aufbäumendes versticken; alles von platzendem wahnwitz, stets unterschiedlich und heftig gedehnt“. Jenseits von angestammtem Instrumentarium, Aufbau und Ablauf eines Konzerts mit Ensemble und Dirigent verlangt Hans-Joachim Hespos in „seiltanz. szenisches abenteuer“ (1982) von den Mitwirkenden, dass sie einen großen Öltank bespielen, behämmern, zerlegen, schneidbrennen, schweißen. Die Aufführung soll für Akteure wie Publikum zum Risiko, Wagnis, Ritual und Exerzitium werden, nicht zuletzt weil keine althergebrachten philharmonischen Instrumente genutzt werden, die während Jahrhunderten zum Zweck der Hervorbringung von Musik entwickelt und optimiert wurden, um nach jahrelanger Übung meisterhaft beherrscht zu werden. Weiterlesen

Musikjournalismus in Transition: KI als Werkzeug und Herausforderung - Erstes Arbeitstreffen des zweiten Jahrgangs der nmz-Akademist*innen in Regensburg

In den Räumlichkeiten der Redaktion der neuen musikzeitung in Regensburg traf sich Mitte Mai der zweite Jahrgang der nmzAkademie für Musik­journalismus zum ersten Mal in Präsenz. Neben dem Kennenlernen standen bereits aktuelle Themen, die in den kommenden Monaten unter der Patenschaft von Herausgeber Theo Geißler, Chefredakteur Andreas Kolb, Herausgeberin Barbara Haack und Projektleiterin Ursula Gaisa bearbeitet werden sollen, im Mittelpunkt. Weiterlesen


NACHRUFE

Neue Musik im Sucher
Zum Tod unserer Redaktionsfotografin Charlotte Oswald

Tiefe Liebe zur Musik entzünden
Zum Tod von Menahem Pressler

Calypso, Carmen und Cotton Fields
Abschied von Harry Belafonte, Sänger, Schauspieler und Bürgerrechtler


BERICHTE

Tod den Feinden der Überladung – „MAUSER Triptychon“ am Mecklenburgischen Staatstheater

Was wird aus einem zu Lebzeiten unaufgeführt gebliebenen Werk, wenn es der eigene Sohn inszeniert? Im Falle des Komponisten Paul-Heinz Dittrich machte der Sohn Paul-Georg Dittrich, vom Berufe Regisseur, aus dem Kammerwerk „Bruchstücke“ das Musiktheater „MAUSER Triptychon“ am Mecklenburgischen Staatstheater. Weiterlesen

Eine Reise nach Jerusalem erster Klasse … – Jules Massenets „Hérodiade“ in Düsseldorf

Wenn man die Oper in Düsseldorf ansteuert, um dort aufwändige Spezialitäten wie Jules Massenets „Hérodiade“ (also mal etwas anders als dessen halbwegs präsente Repertoire-Platzhalter „Werther“ oder „Manon“) zu erleben, dann darf man darauf wetten, dass die Regionalpresse vor Ort wieder von einer neuen Wendung im politischen Hin-und-Her um den anvisierten Neubau zu berichten weiß. Diesmal ist davon zu lesen, dass die Grünen verkündet haben, dass sie dieses Projekt auf Eis legen wollen. Was dazu führte, dass der CDU-OB Stephan Keller seinen Besuch beim Frühlingsempfang der Grünen absagte und auch eine regelmäßige Runde der schwarz-grünen Mehrheitskooperation auf Führungsebene und OB-Büro (so heißt das in der Heinrich-Heine Stadt) cancelte. Weiterlesen

Nur das Ungeheuer ist menschlich – Uraufführung von Salvatore Sciarrinos „Venere e Adone“ in Hamburg

Die Spannung war groß: Salvatore Sciarrino, einer der bedeutendsten italienischen Komponisten des 20./21 Jahrhunderts, hatte für die Staatsoper Hamburg eine Oper geschrieben: „Venere e Adone“. Es ist immer schwer, einen antiken Mythos zu vertonen und ihn mit einem aktuellen Sinn aufzuladen. Leider muss man sagen: gelungen ist das nicht. Denn weder die Regie noch die Musik konnten vermitteln, um was es wieder mal ging: Die Liebe und die Frage danach, was sie eigentlich ist. Weiterlesen

Intensive Verbindungen hergestellt: Tage Alter Musik Regensburg 2023

Sind Bibers Rosenkranzsonaten der Nibelungen-Ring des Barock? Blöde Frage, natürlich nicht. Aber die Tage Alter Musik Regensburg behandelten den monumentalen Violin-Zyklus ähnlich wie die Bayreuther Festspiele Wagners Tetralogie: Er wurde, auf zwei Tage und drei Konzerte verteilt, nur im Ganzen verkauft. Weiterlesen


Michael Kubes HörBar #086 – Transformationen


Aus der JazzZeitung


NACHRICHTEN

KULTURPOLITIK / MUSIKMARKT

MUSIKLEBEN

VERANSTALTUNGEN

PERSONALIA / PREISE


Mathis Ubben



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