Liebe Newsletterleserinnen und -leser, welche Mangel knittert mehr als sie glättet? Die Lehrermangel. Ich kenne sie, die frischen Musiklehrer*innen und diese, die es nicht geworden sind. Die, die sich erklären „erstmal“ in die Schule zu gehen; die, die sich erklären „tatsächlich in der Schule gelandet“ zu sein; die, die bitten „jetzt nicht noch über Schule reden“ zu wollen. Alle wollen Musiklehrkräfte, viele Studierende entscheiden sich anders und tatsächliche Musiklehrkräfte verspüren scheinbar einen Rechtfertigungsdruck für ihre Entscheidung. Auf der Leipziger Buchmesse ging es im Musik-Café der nmz um die Zukunft des Musikunterrichts und Lehrermangel, um Wege zu einer neuen Musikpädagogik und Lehrermangel. In Gordon Kampes Cluster geht es um die heimlichen Superhelden des Kulturbetriebs (keine Lehrer*innen) und im Bad Blog – um Lehrermangel. Ich möchte eine Beobachtung ergänzen. Die Schule hat einen der krassesten und derzeit dysfunktionalsten PR-Mechanismen: die Schulpflicht. Jede Generation hat Erfahrungen als Schüler*in, das daraus resultierende (und von der Gesellschaft gepflegte) Stereotyp von Lehrer*innen ist ebenso verbreitet wie wenig schmeichelhaft. Dabei können Lehrkräfte nur so gut sein, wie die Bildungspolitik sie lässt. Das Lehrpersonal muss dieses Image also aufpolieren, während sie Vorgaben hinterherarbeiten, die wissentlich unpädagogisch sind und sich dabei noch anhören, wie unzählige Mitmenschen über undankbare Lehrkräfte herziehen, während diese den scheinbaren Paradies-Job mit den an Unfairness grenzenden Konditionen trotz leichter Quereinstiegschancen aber selber nicht machen wollen/können/sollten. Mit wirksamen Investitionen (konzeptfreie iPad-Klassen, die auf schwammiger Rechtslage Apple hofieren, gehören nicht dazu) und wohlüberlegten pädagogisch fundierten Bildungsreformen/Anreizen kann die Schule zu einem (wortwörtlich) zukunftsträchtigen Ort werden. Dann kommen auch die Lehrer*innen gerne und viel. Dann bräuchte es auch keine Kulturstaatsministerin mit einem unwürdigen KulturPass, um zu beweisen, dass gelingende kulturelle Erziehung ein Fall für Pädagogik-Profis ist. Cluster: Krasse DudesDa arbeitet man ja manchmal jahrelang an einem Stück herum, bis es endlich, endlich soweit ist und geprobt wird. Vielleicht geht’s nur mir so: Das eine Stück mag man sehr, man kennt es gut, erinnert sich und hört jedes Detail. Das andere Stück mag man vielleicht noch mehr – vielleicht schrieb man es mit dem legendären Herzblut, ich versuche es jedenfalls. Dann kommt die erste Probe und man „muss“ alles wissen, Profi sein, Fragen beantworten: „Oboe 2, T. 2767 – mehr legato?“ Ich bemühe mich. Allein: nicht immer weiß ich es sofort. So. Und wenn man aber Theatersachen macht, dann sind da immer Leute, die es wissen, auf die immer Verlass ist! Weiterlesen Bad Blog Of Musick: Studiert Schulmusik!Von einer mir nahestehenden Person, die angehende Schulmusikerinnen und Schulmusiker an einer Universität unterrichtet, hörte ich neulich, dass alle ihre Studierenden bereits an Schulen unterrichten. Alle! Also: während des noch nicht abgeschlossenen Studiums! Ohne Referendariat! Ohne Überprüfung der Eignung! Der Mangel an Lehrkräften ist zu krass. Ein Plädoyer von Arno Lücker nmz: Juni 2023 – Leipziger BuchmesseDiskussionen und Gespräche in einem Musik-Café – ConBrio Verlag und neue musikzeitung auf dem Musikpädagogischen Tag der Leipziger Buchmesse 2023Rund um die Digitalisierung drehte sich eine Podiumsdiskussion mit Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Prof. Holger Noltze von der TU Dortmund und Alwin Wollinger vom Helbling Verlag. Durch das Gespräch führte Theo Geißler. Jacinta Grundler protokollierte für die nmz das Panel „Digitalisierung – längst mehr als ein Marketingthema?“ sowie vier weitere Veranstaltungen im Musik-Café auf der Leipziger Buchmesse. Weiterlesen
BERICHTEStaatsoperette Dresden: Eine neue „Fledermaus“, die die Gemüter erhitztBeim Stichwort Fledermaus kann man wahlweise an den Operettenklassiker von Johann Strauß oder auch an Artenschutz denken. In Dresden geht beides gleichzeitig … Die Intendantin der Staatsoperette Kathrin Kondaurow hat das unverwüstliche Prunkstück des Genres, das es mühelos auch schon auf jede renommierte Opernbühne geschafft hat, jetzt, sozusagen zuständigkeitshalber, in ihrem Haus als Chefinnensache inszeniert. Offenkundig mit einer Art Liebe zum Stück, die nicht jedem gefiel. Weiterlesen Neues Sendeformat „Marry the Prince“ – Rossinis „La Cenerentola“ in NürnbergIm Postfeminismus wird noch immer mit allen Mitteln gefochten, wenn Barbie-Miezen einem Studio-Märchenprinzen an die Wäsche wollen. Die Showszenen des neuen Formats „Marry the Prince“ gelingen am Staatstheater Nürnberg mit Nachdruck. Die Paraderolle der Aschenputtel (Corinna Scheurle) als junge Frau mit Beinbehinderung, die der Herzensgüte zum Sieg verhilft, kann nicht ganz daran anknüpfen. Die Staatsphilharmonie unter Björn Huestege zauberte in „La Cenerentola“ Rossini-Glück, Sergei Nikolaev ist als Don Ramiro ein idealer Belcanto-Tenorino. Weiterlesen Michael Kubes HörBar 87 – Musik für KinderKlavier für Kinder / Corinna Simon Bei dem Thema Musik für Kinder kommt man an diesem Album aus dem Jahr 2019 zunächst einmal nicht vorbei. Es präsentiert in knapp 132 Minuten eine von der Pianistin Corinna Simon kuratierte (und interpretierte) Auswahl – nicht nur an Komponisten und Sammlungen, sondern auch einzelne Stücke aus derlei mehr oder weniger zusammenhängenden Folgen. etc. … 1878 entstanden, ist Tschaikowskys Kinderalbum op. 39 nicht ohne das 30 Jahre zuvor gedruckte Album für die Jugend op. 68 von Robert Schumann zu denken. Tschaikowsky selbst verwies bereits auf den offensichtlichen Zusammenhang und auf die Idee, mit ebenso griffigen Satzbezeichnungen die Neugier und das Vorstellungsvermögen des musikalischen Nachwuchses anzusprechen. Unter den «Nachahmern» des 19. Jahrhunderts zählt das Kinderalbum zudem zu jenen Sammlungen, die auch künstlerisch bestehen können. Ablesbar ist dies ebenso an der Zahl der Einspielungen, unter denen allerdings die von Yuan Sheng (der nicht das erste Mal für Brilliant Classics in den Ring steigt) nicht befriedigt. … … Freilich haben schon Weinbergs Zeitgenossen eine gewisse Komplexität der Stücke moniert. Sie seien nichts «für Kinder» – und tatsächlich fordern die Nummern sowohl technisch wie auch vom Ausdruck her eine Reife, die über den Anforderungen des Albums für die Jugend liegt. Zugleich stellen die drei Sammlungen aber auch eine vorzügliche Einführung in eine neue Klangwelt jenseits von Bartóks Mikrokosmos dar, die auch traditionelle Gesten aufnimmt. Hier sind die Pädagogen gefragt, die historischen Bezüge am Klavier herzustellen … … Bei den Zeitgenossen lagen seine Kompositionen vielfach auf den Klavieren und Flügeln, heute kennt man kaum noch seinen Namen. Dabei schuf der in Königsberg geborene und in Dresden verstorbene Charles Mayer (1799–1862) Musik, die vielleicht noch als Ergänzung zu Schumanns Kinderszenen und dem Album für die Jugend einige Berechtigung hätte. Freilich gibt sich Mayer nicht ganz so poetisch (musikalisch wie in den Satzüberschriften), sondern eher gefällig-virtuos, wobei die von ihm stammenden Stücke gut liegen und flüssig von der Hand gehen. … Torben Enghoff / Christina Bjørkøe … Freimütig bekennt der angesehene Saxophonist, dass er gar nicht auf dem Klavier zuhause ist – und hier als schreibende Laie das an Stücken niederschieb, was er selbst auch spielen kann. Wer das selbst noch nicht ausprobiert hat, mag vielleicht lächeln. Wer es aber schon gewagt hat, der weiß, wie schwierig es ist, «einfach» zu schreiben: beginnend von der Idee über die Ausformung bis hin zum fertigen und sich schlüssigen Satz. … Aus der JazzZeitungNACHRICHTENKULTURPOLITIK / MUSIKMARKT
MUSIKLEBEN VERANSTALTUNGEN PERSONALIA / PREISE Mathis Ubben Bleiben Sie uns treu. Wenn Sie wünschen, empfehlen Sie uns per Mail weiter. Der Newsletter gibt die Meinung des Redakteurs wieder. neue musikzeitung
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