Newsletter der nmz - Mathis Ubben

Einen wunderschönen guten Tag,

die Sommer-NMZ ist in der Post und ein Artikel zum Festival-Sterben auf der Titelseite. Darin geht es nicht um „Klassik“-Festivals – die werden mitunter besser Besucht als ihre regulären Konkurrenzkonzerte. Denn sie machen aus dieser Musikströmung das, was eigentlich jede Musik sein kann: etwas besonderes.

Oft bringen Festivals Konzerte in Regionen, die sonst nicht so häufig oder so hochkarätig (oder beides gleichzeitig) bespielt werden, bieten einen breiten Blumenstrauß an Konzertformaten und haben dieses gewisse Etwas des Eventcharakters. Wenn man ehrlich ist, unterscheidet sich manches großstädtische Festival mit klassischer Musik auf dem Papier wenig von den dort ansässigen Konzertreihen oder sogar Spielzeiten. Und doch, sogar wenn sie jedes Jahr zurückkommen, haftet ihnen der Glanz des Einmaligen an – strahlen die Besuche noch weniger Alltag aus, als Konzerte an sich.

Denn Festivals haben ihre eigene Zeitzone: Die Festivalzeit gilt nicht nur in Festivalzelten. Sie gilt in den Momenten der Vorfreude, während der Musik und über jedes Konzert oder Auftritt zum nächsten hinaus.

Im Artikel zu den „Pop“-Festivals schreibt Bernd Schweinar, dass Menschen sich erst zu einem Publikum dieses Ausnahme-Formats sozialisieren müssten. Gerade die nächste, junge Festival-Generation sei dadurch in der Pandemie verlorengegangen. Wenn die AfD nicht nur Landräte, sondern auch Bildungspolitik macht, löst sich dieses Problem vielleicht von selbst, weil Schüler*innen wieder mehr motiviert werden, aus irgendetwas ausbrechen zu müssen.

Auch wenn das wahrscheinlich nicht die Motivation hinter den Festivals mit klassischer Musik ist („Ja Mama! Ich habe für Ligeti geschwänzt!“...?), wünsche ich uns allen diesen Sommer zumindest einen kurzen genussvollen Aufenthalt in der Festivalzeit. Egal welche Musik läuft.

Ein schönes Wochenende wünscht
Mathis Ubben


BERICHTE


Bechers Bilanz – Juni 2023 – Die Stimme der Traumatisierten

Christoph Becher – Ob Musik eine Treffsicherheit entfalten kann, die der des politischen Arguments gleicht, darüber wird seit den 1960er-Jahren ebenso erbarmungs- wie ergebnislos gestritten. In den 90er-Jahren wand sich eine Art Konsens aus der Debatte, ausgehend vom Spätwerk Luigi Nonos, dass eine durch Musik angefeuerte Verfeinerung des Hörens zielführender sei als …

Theos Kurz-Schluss – Wie ich mir als alter, immer noch blonder Mann aus Gründen der Wahrheitsfindung mal die Haare weiß färben ließ [+]

Theo Geiẞler – Es woked, smasht, diggert – bodenlos. Papatastische Geringverdiener wie ich sind cringey. Meine Diggahs haben mir am Mittwoch eingedarmt, mir Clear-Babble ranzuschaffen. Meine Staub-Zunge riecht nämlich nach Tagesschau. Jajaja, ich geb mir Mühe, ein neues verständliches Deutsch zu lernen. Ehrlich. (Demächst). Dem Neusprech voraus ging, dass sich …

Zu monochrom, zu lang – Die Münchner Opernfestspiele eröffnen mit Brett Deans „Hamlet“-Vertonung

Wolf-Dieter Peter – Der Erfolg der Uraufführung beim Glyndebourne Festival 2017 war ungetrübt, Initiator und Dirigent Vladimir Jurowski wurde gefeiert. Dann folgte von Regisseur Neil Armfield und dem Ausstattungsteam um Ralph Myers eine …

Räume zur Selbstreflexion - „Inside Carmen“ an der Jungen Oper Dortmund [+]

Seit mittlerweile 15 Jahren bereichert die Junge Oper Dortmund die Theaterszene. Aktuell überzeugt eine besondere Produktion von Georges Bizets „Carmen“. Carmen – diese Frau kennen wir doch als diese erotisch anziehende … [nmz 2023/06]


MELDUNGEN


Tarifverhandlungen „Arbeitszeit“ gescheitert

PM - VdO – Die Tarifverhandlungen der Künstler*innengewerkschaften VdO, GDBA und BFFS mit dem Deutschen Bühnenverein zum Thema Arbeitszeit sind gestern gescheitert. Bessere Arbeitsbedingungen ohne die künstlerischen Schaffensprozesse zu beeinträchtigen waren das Verhandlungsziel. Hamburg, 27.06.2023: Die seit

Regierungsbeauftragter: Antisemitismus in Kultur wachsendes Problem

dpa – Berlin - Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, sieht Judenfeindlichkeit im Kulturbetrieb als wachsendes Problem. Klein nannte unter anderem den Streit über Antisemitismus auf der documenta fifteen in Kassel und Konzerte des Rockmusikers Roger Waters. 2022 seien 170 antisemitische Vorfälle in Kultur- und …

Hauptstadtkulturfonds von Bund und Berlin fördert 47 Projekte

dpa – Berlin - Für das Bild einer internationalen Kulturmetropole spielt Berlin als Hauptstadt für den Bund auch kulturpolitisch eine herausragende Rolle. Deswegen wurde 1999 zwischen den Beteiligten der Hauptstadtkulturfonds vereinbart, über den Bundesmittel an besondere Projekte in Berlin fließen. …

EislerTage“: Leipzig würdigt Komponisten zum 125. Geburtstag

PM - Stadt Leipzig – Die Internationale Hanns Eisler Gesellschaft, Berlin veranstaltet vom 6. bis 9. Juli in Kooperation mit dem Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig und dem Mendelssohn-Haus Leipzig die EislerTage in der Geburtsstadt des Komponisten. Wer Hanns Eisler in Leipzig begegnen und ihn kennenlernen …

Festivalintendant Kuhnt vor Eröffnung - „Vorfreude ist riesig“

Eva-Maria Mester, dpa – Lübeck - Am Wochenende beginnt wieder das Schleswig-Holstein Musik Festival. Zur Eröffnung erklingt Mendelssohns Oratorium „Elias“. „Die Vorfreude bei uns ist riesig“, sagt Festivalintendant Kuhnt. Am Wochenende beginnt wieder das Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF). Den Auftakt bildet am Sonntag Felix Mendelssohns Oratorium «Elias» mit …

Ring“-Regisseur Schwarz: „Weniger Fragezeichen, mehr Ausrufezeichen“

dpa – Lautstarke Buh-Rufe für die Regie sind nicht ungewöhnlich bei den Bayreuther Festspielen. Die für «Ring»-Regisseur Valentin Schwarz aber waren heftig. Jetzt kehrt er auf den Grünen Hügel zurück und will es dem Publikum etwas leichter machen. Bayreuth – Im vorigen Jahr gab es einen Proteststurm: Der Bayreuther «Ring»-Regisseur Valentin Schwarz will …

Regisseur Andreas Dresen in der Oper: «Ich arbeite gerne im Ensemble»

dpa – Die Oper sei nicht sein Biotop, sagt Regisseur Andreas Dresen. Dennoch zieht es den erfolgreichen Filmemacher immer wieder auf die Opernbühne. An der Semperoper hat am Samstag seine fünfte Produktion Premiere - «Pique Dame» von Peter Tschaikowsky. Dresden (dpa) - Regisseur Andreas Dresen setzt auch als Opernmacher auf Schwarmintelligenz. «Ich

Menschen


nmz-Stellenmarkt



HörBar – Jazz & anderes


Sonore – Only The Devil Has No Dreams: eine sich selbst einstülpende Lebensform, nachgerade sich selbst verdauend: Schwarze Löcher. Man muss beim Hören den Eindruck gewinnen, dass man miterlebt, wie es sein muss, wenn Materie entsteht. …

Stefan Karl Schmid – You Are The Universe: … Es werden zahlreiche musikalische Ideen aufgesetzt. Für mein Gefühl sind es aber zu viele Haupt-, Neben- und Zwischengedanken, ohne dass diese Überfülle dann umschlägt in eine eigene Form musikalischer Gewalt. Es puzzelt mehr als dass es formal und spontan bindet. …

David Moss – Terrain: … Moss gliedert sich ein in diese da schon postmodern mäandernde Zeit ästhetischer Übersprungshandlungen, bei denen Grenzen und Identitäten fluide werden und der Avantgarde eine spielerische Dauerfrischluft zuführen


Aus der JazzZeitung


CD-Rezension: Nils Kugelmann Trio – „Stormy Beauty“: Thomas J. Krebs – Im Süden der Republik ist der Bassist Nils Kugelmann längst kein Unbekannter mehr. Das wird sich mit seiner Trio Debut-CD „Stormy Beauty“, erschienen auf dem Münchner ACT Label, jetzt auch bundesweit ändern. Kurz vorweg genommen: Was Kugelmann mit seinem Trio anstellt, sprengt die musikalischen Grenzen. …

Chorleiter und Bühnenderwisch: Jacob Collier beim Tollwood-Festival in München: Redaktion JazzZeitung – Jacob Collier, Tollwood, Photo (c) Ralf Dombrowski Jacob Collier passt in die Zeit. Er wirkt wie die künstlerische Verkörperung einer Ära der Optionen. Der junge Brite rennt auf die Bühne des Tollwood Musikzelts, sprintet zu den …


Mathis Ubben

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