Newsletter der nmz - Mathis Ubben

Liebe Abonennt*innen,

lange habe ich es als Ausbildungs- oder Marktproblem betrachtet, dass an Musikhochschule extreme Spezialist*innen ausgebildet werden. Hier nur die negativen Beobachtungen: An den Instrumenten wird sehr genau gewusst, wie aber nicht was man da eigentlich spielt. Die Musikwissenschaft weiß zwar wer, wo und was aber nicht wie komponiert wurde. Das weiß die Theorie zwar gut, aber nur bei europäischer Musik der Renaissance bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, danach wird’s dünn. Und bei einigen Komponist*innen hätte man sich gewünscht, dass sie schon während des Schreibprozesses mal Instrumentalist*innen fragen, wie man auf dem jeweiligen Instrument eigentlich einen Ton produziert. Dass Klassik, Jazz, Pop oder auch Tanz und Schauspiel untereinander oft nicht wissen, was da gemacht wird, kommt hinzu.

Diese Darstellung wirkt weit von dem entfernt, was zum Beispiel im Video-Porträt der Neuen Musik Nacht der HfMDK Frankfurt zu sehen ist. Ein Positivbeispiel und in dieser Art wohl auch ein Ausnahmehighlight im Semester.

Gleichzeitig macht Moritz Eggert in der Juli-Ausgabe seiner Kolumne Absolute Beginners noch ein ganz anderes Fass auf: Auch Opernhäuser wissen nicht, wie neue Opern entstehen. Nur wie (gelegentlich) neue Opern klingen. Das heißt auch, dass das Opernpublikum keine Chance bekommt, mal in den Genuss der Entwicklung mancher Komponist*innen über mehrere Opern hinweg zu kommen – oder das Konzert-Publikum überhaupt. Dann stellen sich auch viele Fragen nicht. So muss quasi alles beim Alten bleiben.

Und sollten Sie denken „Ich habe aber Fragen, nur niemand der die Einblicke hat, redet mit mir“, warten Sie nicht länger und versuchen Sie einfach zu fragen. Es gibt genügend Leute, die sehr gerne antworten (natürlich nicht alle!), die denken vielleicht: „Ich würde Fragen ja beantworten, aber niemand, der sie hat, redet mit mir.“

Nicht nur beim Nachwuchs, sondern auch in der ganzen Kulturbranche, oder sogar Gesellschaft gilt: Redet doch miteinander. Nicht über- und nicht nur untereinander.

Leicht ist das nicht, aber es erleichtert.
Ein schönes Wochenende
Mathis Ubben


nmzMedia


Video: Die „Neue Musik Nacht“ an der HfMDK Frankfurt

Unter dem Motto "Freiheit!?" fand die am 30. April die diesjährige "Neue Musik Nacht" der Frankfurter Musikhochschule statt. Mit Konzerten, Performances, Tanz, Musiktheater, Texten, Installationen, Interdisziplinärem und Interaktivem verteilt über die ganze Hochschule zeigte die HfMDK die Bandbreite ihres innovativen Schaffens. Entsprechend positiv war die Resonanz - sowohl beim Stammpublikum als auch bei neugierigen Erstbesuchern, die nicht immer wussten, was Sie erwarten durften.

Ein Film von nmzMedia im Auftrag der HfMDK Frankfurt.


Absolute Beginners


(+) Mehr Oper wagen

Moritz Eggert. Die meisten Menschen haben eine Vorstellung vom Opernbetrieb, die der Wirklichkeit noch nicht einmal entfernt ähnelt. Das liegt daran, dass unser Bild von Oper nach wie vor stark vom 19. Jahrhundert geprägt ist.  ... (+) Weiterlesen


BERICHTE


Missratene Groteske – Verdis frühe Musikdramatik „Ernani“ bei den Bregenzer Festspielen

Wolf-Dieter Peter – „Festspiel“ soll sich ja mitsamt seinen gehobenen Preisen über die reguläre Spielzeit erheben: Das Gute darin bekommt durch das jetzt Außergewöhnliche Wert – und rechtfertigt damit vieles. Die Bregenzer Festspiele entwickelten seit Intendant Wopmann dazu ihre eigene Dramaturgie: im Festspielhaus die sonst kaum anzutreffende „Opern-Orchidee“ – und …


MELDUNGEN


KULTUR & WIRTSCHAFT

Roth: Kulturpass für 18-Jährige positives Signal für Live-Kultur

dpa – Berlin - Kulturstaatsministerin Claudia Roth sieht einen «sehr erfreulichen Auftakt» beim Kulturpass für 18-Jährige. Bereits mehr als 100.000 junge Menschen seien dabei, «mit dem Kulturpass unterschiedliche Formen von Kultur zu entdecken und zu erleben», sagte Roth in Berlin zu den jüngsten Zahlen. …

«Kultur in Kriegszeiten» - Ukrainischer Kulturminister tritt zurück

dpa: Kiew - Nach Unmut über den Umgang mit staatlichen Geldern hat der ukrainische Kulturminister Olexander Tkatschenko seinen Rücktritt eingereicht. Es habe «eine Welle von Missverständnissen über die Bedeutung der Kultur in Kriegszeiten» gegeben, führte Tkatschenko am späten Donnerstagabend bei Telegram als Erklärung für seinen Schritt an. …

Mindestens 157 Millionen Euro - Coburger Landestheater vor Sanierung

dpa – Coburg - Für die Sanierung des Landestheaters Coburg haben der Freistaat Bayern und die Stadt eine Finanzierungsvereinbarung geschlossen. Für das Projekt ist demnach ein Kostenrahmen von 157 Millionen Euro vorgesehen, vorsorglich sind bereits weitere 120 Millionen Euro für mögliche Kostensteigerungen eingeplant sowie 83 Millionen Euro für…

Vinyl verringert Abstand zu CDs - Streams beherrschen Musikmarkt

dpa – Berlin - Der deutsche Musikmarkt ist zu weiten Teilen fest in den Händen von virtuellen Klängen. Gut vier Fünftel des Umsatzes werden mit digitalen Angeboten erwirtschaftet. Physische Tonträger wie CDs, Vinyl, DVDs und …

VERANSTALTUNGEN

«Mauern explodieren lassen» - Virtueller «Parsifal» in Bayreuth

Britta Schultejans, dpa – Jay Scheib schreibt in diesem Jahr ein bisschen Bayreuther Festspiel-Geschichte. Seine «Parsifal»-Interpretation kommt virtuell auf die Bühne. Ein Novum auf dem Grünen Hügel. Der US-Amerikaner will Mauern sprengen - nicht nur im übertragenen Sinn. Bayreuth - Wer in der Oper etwas Neues ausprobieren möchte, braucht nach Ansicht des Bayreuther …

MENSCHEN


nmz-Stellenmarkt



Jazz & Anderes


Essl/Kogert – Organo/Logics

Martin Hufner – … Für mein Gefühl gelingt es Essl eine kompositorisch-poetische Balance für die Hörenden einzurichten, bei der objektivierbare Gestaltungsprinzipien auf erreichbares hörbares Nachvollzugsvermögen oder Hörbegleitfähigkeiten hin konzipiert sind. Man kann sich immer wieder hörend einklinken in die Musik; sie unterfordert nicht, sie überfordert nicht. …

Yamabiko Quintet

Martin Hufner – … jeder Klang sucht sein rauschhaftes Verströmen in seiner Unendlichkeit und trägt doch eine fragile Sterblichkeit in sich. Das ist die Spannung, in der diese Platte ihr Tempo findet. Hier ist das fast Unwahrscheinliche in Zeit geformt. …


Aus der JazzZeitung


10. Jubiläum – der Kurt Maas Jazz Award 2023

Claus Reichstaller (tp), Feldeman de Oliviera (tb), Tom Förster, Marco Pignataro (ts), Minchan Kim (dr), Elias Prinz (g), Ida Koch (b), Alma Naidu (voc), Ivan Lins (voc, keys), 6.Kurt Maas Jazz Award, Isarphilharmonie HP8, Photo (c) Ralf Dombrowski Ein Preis ist Ansporn, Würdigung, Selbstvergewisserung. Er ist ein Zeichen nach außen und nach innen, ein Unterscheidungsmerkmal. …

Feuerwerk an Energie, Groove und Modern: das Regensburger Jazzweekend 2023

Michael Scheiner – Vier Tage dauerte das Regensburger Jazzweekend vom 13. bis zum 16. Juli 2023: Über 100 Bands spielten in mehr als 30 Locations. Auch im 42. Jahrgang war die ganze Stadt wieder einmal voller Jazzmusik und trotz tropischer Temperaturen voller neugieriger und musikgenusssüchtiger Menschen. Michael Scheiner berichtet vom Jazzweekend-Auftakt auf der Piazza im Regensburger Gewerbepark und einem langen …

Das Internationale Jazz-Weekend in Unterföhring mit Staraufgebot

Redaktion JazzZeitung – Das diesjährige Internationale Jazz-Weekend in Unterföhring wartete, wie bereits in der vergangenen Jahren, mit einem starken Lineup auf. Stars wie Bill Frisell, Lizz Wright und David Helbock gaben sich im Bürgerhaus Unterföhring die Ehre. Obwohl das Jazz-Weekend dieses Jahr bereits zum …


MU

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