Liebe Newsletterabonnent*innen, Kennen Sie Ihr Fernsehprogramm? Gestern abend bei Vermeiden von Bildergesülze und Katastrophenhopping bin ich auf BR ALPHA gelandet, dem Bildungskanal, der hier in Brandenburg nur über das Internet zu empfangen ist. Klar, warum sollten Sachen wie Bildung und Kultur auch einfach so im Fernsehen zu sehen sein. Hat mir bis heute noch niemand erklären können. Aber egal. Es kamen Nachwuchswissenschaftler*innen zu Wort. Ohne Manuskript und Powerpoint stellten sie ihr aktuellen Forschungsvorhaben vor. (Campus Talks nennt sich diese Sendung, die Sie hier nachschauen könnten.) Verbesserung beim Transport von Organen zum Beispiel. Oder die Frage über Zusammenhänge zwischen Herzerkrankung und Rasse, Klasse und Ort von einer Forscherin im Fach Epidemiologie an der Emory Universität Atlanta – Miriam van Dyke. Das war anregend wie kaum etwas sonst in der Glotze, so heißt der Fernseher bei uns im Alexa-Netzwerk. Peinlich. Ich weiß. Aber abends zu sagen: “Alexa, schalte die Glotze aus”, das hat was. Alexa antwortet auch noch brav: “Okay”. Lange Rede. Erst gestern ist mir im Zusammenhang mit dem letzten Vortrag etwas klar geworden. Die Epidemiologin sprach andauernd von „Research” (Forschung), die sie betreibe. Es wird geforscht und erforscht mit Mitteln wissenschaftlicher Methoden, die ihrerseits immer zur Debatte stehen. Das Wort „Science” (Wissenschaft) hat sie nicht verwendet. Wie anders aber ist es in unserer Nachrichten- und Informationswelt! „Die Wissenschaft sagt …”, „Die Wissenschaft hat herausgefunden …” – der Begriff hat längst den Status von Religion und Glauben angenommen. Die eine Wissenschaft sagt das, die andere etwas anderes. Und damit beginnt der Salat. Der Kampf der Wissenschaften untereinander, deren Grundlagen dabei gar nicht mehr hinterfragt werden. Zu allem Überfluss steht in doppelter Hinsicht der „blinde Glaube“ der Forschung zusätzlich gegenüber. Ich finde, dass wir viel mehr Forschung benötigen und weniger Wissenschaft als Glaubenssatzessammlung. Da kann man eigentlich viel von Kunst lernen. Die ist im Grunde auch nichts anderes als Forschung an Sinnen und an Denken – mit Tanz und Gesang. Gordon Kampes Cluster “Leuchten” beschäftigt sich mit einer ähnliche Frage; eine Lektion, die der Komponist und Professor für Komposition von einer Choreographin erhalten hat. Moritz Eggert ist in seiner Kolumne bestimmten Formen der Wettbewerbsvermüllung nachgegangen. Nicht wie Kunst entsteht, sondern wo, darüber denkt in der Novemberausgabe der nmz Jürgen Oberschmidt nach. Wir forschen also weiter in der nmz und berichten von Erkenntnissen, die unsere Autorinnen und Autoren daraus ziehen. Und stellen diese zur Diskussion. Musik macht kluch? Ach was. Musik verbindet Völker? Tatsächlich? Vorneweg aber etwas, was zu erwähnen leider wieder dringlicher erscheint als man es sich hätte träumen lassen. Im Bad Blog Of Musick verweist Alexander Strauch auf einen Offenen Brief – Musikerinnen und Musiker gegen Antisemitismus, den der Deutsche Komponist:innenverband initiiert hat. Schauen Sie sich das doch bitte mal an. Ich finde, die Beteiligung ist leider noch deutlich zu gering. Kommen Sie gut in die Woche, nmz 2023/11 Irrwege zum Ruhm Man glaubt es kaum, aber selbst bei einem finanziell eher unergiebigen Beruf wie dem Komponist*innendasein lauern Gefahren. Immer wieder gibt es Menschen, die unter Vorspiegelung falscher Tatsachen auch an das Geld von … Leuchten Eine der schönsten Instrumentationsstunden erhielt ich vor gar nicht so langer Zeit von einer wunderbaren Tänzerin, die in unserem Kolloquium an der Hochschule zu Gast war. … Wo entsteht die Kunst? „Musik fängt im Menschen an“, so ließe sich mit Carl Orff die Frage nach dem Ausgang der Kunst und dem Ursprung kreativen Handelns beantworten. Natürlich bezieht sich Orff hier auf Franz Werfels Gedicht „Lächeln Atmen Schreiten“, dessen Text er auch vertonte und wo behauptet wird, die Welt fange im Menschen an. „So allgemein, so umfassend, so von innen heraus“ beginne jeder Umgang mit Musik, man solle nicht an sie „herangehen“, Musik müsse sich „einstellen“. Solch eine Haltung, die mit den Erfahrungen einer von ihm so benannten „Urmusik“ verbunden sind, scheinen uns heute abhandengekommen zu sein, verbannen wir doch seine Gedankenwelt in das Reservat kindlichen Tuns, womöglich mit dem nach ihm benannten Instrumentarium. Stattdessen scheint es viele Ausgangspunkte für ein musikalisch Seiendes zu geben, von denen wir heute zu wissen glauben. BERICHTE / KOMMENTARE Ute Schalz-Laurenze – Seit vielen Jahren ist es in der Oper selbstverständlich und zu Recht unmöglich geworden, Sänger und Sängerinnnen an die Rampe zu stellen. In der neuen Inszenierung von „I Capuleti e I Montecchi“ von Vincenzo Bellini nutzt der Regisseur Michael Talke das jedoch in einer Szene als überzeugendes Stilmittel: Tebaldo, Romeo, Giulietta, … „Orpheus in der Unterwelt“ an der Oper Dortmund als uninformierte Blödelshow Dieter David Scholz – Nachdem alle personellen Beschränkungen, die sein Theater-Privileg ihm anfangs auferlegt hatte, gefallen waren, erreichte Offenbach im Alter von fast vierzig Jahren mit dem ‚Orpheus in der Unterwelt‘ (1858) den wohl größten Erfolg seines Lebens. Es ist bis heute das charakteristischste Stück für ihn und seine Epoche, das Zweite Kaiserreich … Vampir-Show mit der „Fledermaus“: Patric Seiberts Debüt als Hausregisseur der Oper Halle Roland H. Dippel – Bei Prinz Orlofsky tanzen die Vampire und suchen sich unter Johann Strau‘ Operetten-Figuren ihre nächsten Opfer. Musikalische Feinarbeit prallt in der „Fledermaus“-Neuinszenierung der Oper Halle auf spaltende Ethik-Nachhilfe, die beim Schlussapplaus schon wieder vergessen ist. Fabrice Bollon und die Staatskapelle Halle brillieren, Netta Or … Hebt nur halb ab: Uraufführung des Musicals „Die Rückkehr von Peter Pan“ in Regensburg Juan Martin Koch – Ein „Familien-Musical“ rund um einen unverwüstlichen Klassiker? Da kann wenig schiefgehen, würde man denken. Stimmt schon, aber eine Garantie für einen wirklich erstklassigen Theaterabend ist diese Konstellation eben auch … MELDUNGEN
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HörBar - Prismen Laurent Nicoud: Anormalidad
… Die ganz normal-verrückte Solo-Piano-Patternwirtschaft mit pianistischem Geschraube zwischen Komposition, Improvisation mit hochungeraden Taktkonstruktionen sowie vielfach Ostinato-Virtuosität … Aus der JazzZeitung Ingolstädter Jazztage: Partys & Feierlaune bei Jazz in den Kneipen Redaktion JazzZeitung – Die Ingolstädter Jazztage dieses Jahr mit ihrer 40. Ausgabe. Das ist in vielerlei Hinsicht beachtenswert. Zum einen, weil die Veranstaltungen nun zum letzten Mal unter der Leitung von Jan Rottau stattfanden, zum anderen weil ein bewährtes Konzept mal wieder aufgegangen ist. Bleibt abzuwarten, wie sich die Jazztage in der Zukunft entwickeln werden. Einfacher wird es sicherlich nicht. … Die erweiterte Jazz-Radiowoche vom 13.11.2023 bis 19.11.2023 Martin Hufner – Ein kleiner Blick in die Radiowoche 46. … Bleiben Sie uns treu. Wenn Sie wünschen, empfehlen Sie uns per Mail weiter. Der Newsletter gibt die Meinung des Redakteurs wieder. neue musikzeitung
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