Newsletter der nmz - Mathis Ubben

Liebe Newsletter-Leser*innen,

2023 war auch das Jahr der KI – dabei war abzusehen, dass es erst ein müder Anfang sein wird: 2024, das steht außer Frage, wird das Jahr der Tuba.

Kleiner Scherz am Rande, aber tatsächlich ist die Tuba das Instrument des Jahres.

Nichtsdestotrotz rast die KI-Entwicklung weiter. Längst kann sie alle erdenklichen Bilder erstellen, auch authentisch laienhafte Schnappschüsse. Der künstliche Ursprung ist mittlerweile nur noch mit hoher Expertise erkennbar.

Neben der ersten Folge unseres Podcasts „Laut und Leise“, der sich mit Positionen von KI-Musik-Spezialist Prof. Ali Nikrang auseinandersetzt, haben wir auch noch Kompositionsprofessor Stefan Behrisch im Gespräch. Seine These: Gänsehautmomente – das kann keine KI“, dabei macht er klar, dass auch die Musik produzierende KI bald so weit sein wird, wie die Bildgebende, das Menschliche aber wehrhaft ist. Er hält vor allem das Individuelle auf der Bühne für unantastbar.

Zugegeben – das ist alles eine Frage der Perspektive: Wenn es nach Stefan Ferchow ginge, ist dieser Zahn bereits spätestens vor knapp 35 Jahren gezogen worden.

Aber auch wenn die KI bald das Coca-Cola-Rezept revolutioniert, glaube ich, dass der Direktsaft seine Position verteidigen kann. In der Musik ist es nicht anders. Und damit zurück zum Instrument des Jahres. Denn das kann uns die KI noch nicht nehmen: Das Gespräch mit den Musiker*innen nach dem Konzert, einen Einblick in die persönlichen Geschichten der Entstehung. Nur bei echten Tubisten kann man während des Gesprächs beobachten, wie locker ein von einem Tuba-Mundstück massierter Mund ist. Nur dann kommt man zur amüsanten Feststellung: Die Lippen liegen im Tuba-Chor lose. Ein Glück, dass gegen solch einen Charme auch die KI nicht impfen kann.

Einen guten Start und gute nmz-Lektüre in 2024 auch von mir

Mathis Ubben


nmz 2023/12-2024/01
mit dem Hochschulmagazin


Gänsehautmomente – das kann keine KI“ - Kompositionsprofessor Stefan Behrisch im Gespräch

Prof. Stefan Behrisch unterrichtet an der Hochschule für Musik Dresden Komposition in der Fachrichtung Jazz/Rock/Pop. Weil ihn das Thema Künstliche Intelligenz (KI) in der Musikbranche beschäftigt, hat er dazu das Symposium „Musik und KI - Revolution oder Risiko?“ organisiert und gemeinsam mit dem Musikproduzenten Jewgeni Birkhoff, dem Komponisten und Vorsitzenden des Berufsverbands mediamusic, Matthias Hornschuh, dem Toningenieur Christoph Mann sowie dem Publikum die dringlichsten Fragen diskutiert. Im Gespräch berichtet er von seinem Fazit. …

Blame it on the shame - Ferchows Fenstersturz 2023/12

Was für eine rührselige Geschichte. Ein Milchbubi mit bayrischem Akzent singt mit einem Soulstimmchen, als hätte man ihn an der tiefsten Stelle des Mississippi getauft und nach München transzendiert. Das andere Muttersöhnchen, das kein Englisch spricht, dieses aber wenigstens mit französischem Akzent, rappt, als hätte er die Bronx erfunden. …


BERICHTE / KOMMENTARE


Arno Lücker: Wem gehört das Komponistinnen-Thema?

Ich habe bekanntlich das Buch „250 Komponistinnen“ geschrieben (erschienen am 1. November bei „Die Andere Bibliothek“ im Aufbau-Verlag). Und irgendwie scheine ich der erste sich als Mann definierende Mensch zu sein, der sich doch recht nachhaltig und ausführlich mit Komponistinnen beschäftigt und (entschuldigung) dafür viel Aufmerksamkeit bekommen hat. Und genau deswegen hatte ich eigentlich mit Gegenwind gerechnet. Mit Gegenwind aus Richtungen, aus denen der Wind eben nicht immer allzu nach Bildung duftet. Das blieb aber völlig aus. Die Reaktionen auf den vielen Lesungen und Konzerten seit dem 1. November sind extrem positiv, sympathisch, begeistert. Das freut mich sehr. Eine sehr schöne Zeit gerade einfach.

Aber jetzt ist etwas passiert, was ich ziemlich traurig finde. Eine Kollegin, der ich sogar im Vorwort des Buches für ihre Hilfe hinsichtlich einer bestimmten Frage danke, hat, wie mir Freunde zugetragen haben, auf Ehemals-Twitter (wo ich mich längst abgemeldet habe; man kann ja jetzt recht klar sagen: Das ist einfach nur noch ein hässlicher Spielplatz für Rechtspopulistenidioten) beispielsweise behauptet, mein Buch hätte kein Quellenverzeichnis. Und ich würde mich ja nur bei der Vorarbeit, die von Forscherinnen in Sachen Komponistinnen geleistet wurde, bedienen.

Das ist so falsch wie nur etwas falsch sein kann. …


MELDUNGEN


Veranstaltungen aktuell +++ Veranstaltungen

Hab' ich Bock drauf“ - Kultursenator Chialo eröffnet Tuba-Jahr +++ Simone Young dirigiert in Bayreuth „Ring des Nibelungen“ +++ Festival JazzBaltica weiter in Timmendorfer Strand


nmz-Stellenmarkt (aktuell)



Michael Kubes HörBar 107 – Violinkonzerte


Christian Tetzlaff / Brahms & Berg

Es ist eines jener Alben, die wahrlich nicht alltäglich zu nennen sind. Und das bei gleich zwei Werken, die zum Standard gehören, von denen alle Musikliebhaber:innen in der eigenen Tonträger-Sammlung bereits eine oder mehrere bevorzugte Einspielungen haben. Wie hier aber Christian Tetzlaff die oft gehörten, all zu vertrauten Kompositionen angeht und umsetzt, frappiert noch beim zweiten, dritten …

Sonoko Miriam Welde / Bruch & Co.

Bereits Max Bruch hatte sich gegenüber seiner Familie beklagt, dass selbst in Italien ihm an jeder Ecke aufgelauert wurde, um «sein» Violinkonzert vorzuspielen. Gefühlt ist es so bis heute geblieben – schaut man sich die schier endlos anmutende Liste der Einspielungen an. Das Konzert gehört nun mal zum Repertoire, zugleich aber wird es von den meisten grundlegend unterschätzt, interpretatorisch …

Peter Sheppard Skærved / Nigel Clarke

Große sinfonische Violinkonzerte dieser Länge sind rar. Oder anders gesagt: Wer eine konzertant strukturierte Sinfonie schreibt, sollte etwas zu sagen haben. Bei einer Spielzeit von mehr als einer Stunde wird man daher hoffen dürfen, dass der Komponist nicht nur große (melodische) Linien entwirft, sondern auch musikalisches Material stringent durcharbeitet, also aus der Substanz des Tonsatzes …

Sueye Park / Isang Yun

Ich mag diese Fotos, die wie hier einen Komponisten vor seinem Hör-Regal zeigen. Bei scharfen Augen, Cover-Kenntnis und ein wenig Phantasie lässt sich da, ohne dass auch nur ein Ton erklungen wäre, viel abstrahieren – und wenn nicht, dann ist es doch ein Blick auf den musikalischen Horizont. So auch bei diesem Foto, das Isang Yun zeigt vor mehreren Reihen von MCs …

Mikhail Pochekin / Dvorák

«Wollen Sie mir ein Violinkonzert schreiben? Recht originell, kantilenenreich und für gute Geiger?» Mit diesem freundlichen Worten lockte der Verleger-Fuchs Fritz Simrock einst Antonín Dvorák zur Komposition eines überaus gelungenen, ferner auch noch mit böhmischen Farben durchsetzten Werkes. Mit der fertigen Partitur stieg Dvorák freilich im Repertoire in den Ring zu Bruch und Brahms …


Aus der JazzZeitung


Konzerttipps +++ Ron Williams in Oberthulba +++ Kilian Kemmer auf Gut Keferloh +++

Der international erfolgreiche und bekannte Sänger, Moderator, Bühnen- Radio- und TV-Star aus Oakland (USA)/München gastiert am Freitag, den 12. Januar 2024, zusammen mit der groovigen jungen Soul-Crew seines Sohnes Julian Williams zum ersten Mal auf der Piano-Bühne Oberthulba. Blues, Funky Soul, Shuffle und Party Jam der …

 

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