Newsletter der nmz - Mathis Ubben

Liebe Newsletterabonnent:innen,

letzte Woche ging es um das Aushalten von Uneindeutigkeit und Grauzonen. Was könnte da heute besser passen, als an das anzuknüpfen, von dem Hans-Jürgen Schaal in seinem nmz-Artikel herausarbeitet, es würde die Ambiguitätstoleranz steigern – also das Aushalten von Mehrdeutigkeiten oder Widersprüchen: das Bilden eines Musikgeschmacks als Bildungsprozess.

Der Text ist keine leichte Kost, aber gut schaffbar und lohnend!

Es ist doch eigentlich eine komische Sache, dass die Beschäftigung mit, das Hören von und das Recherchieren über jegliche Musik nie einfacher war als heute und Schaal aber befindet, dass genau diese Prozesse des Musikgeschmack-Bildens durch die aktuellen scheinbar endlosen Möglichkeiten ausgebremst werden.

Als Kind habe ich Tierfilme geliebt. Um ehrlich zu sein, komme ich weniger dazu, wenn, dann aber immer noch genauso schlecht davon weg wie früher. Wie dem auch sei. Ich habe mich immer gefragt, warum die Herden- oder Schwarmstrategie funktioniert.Wie bekloppt, so dachte ich, ist es, sich in einer nicht zu übersehenden Menge potenziell fressbarer Kolleg:innen zusammenzutun, um die Überlebenschancen zu erhöhen. Und wie bekloppt sind die Löwen, die überfordert von Zebra zu Zebra hetzen oder der Hai, der mit Vollkaracho durch einen Schwarm hunderter Fische pest, aber ins Leere schnappt. Alles Amateure – das würde uns Menschen, der Krone der Schöpfung, ja nicht passieren.

Und schon ergibt das alles Sinn. Der Fachbegriff dafür (und damit meine ich nicht den für das Jagdverhalten hochspezialisierter Carnivoren) ist das Auswahlparadox. Sinngemäß: Wenn wir aus zu vielen Möglichkeiten wählen müssen, neigen wir eher dazu, gar nichts zu wählen.

Was Wahlen betrifft, habe ich ein bisschen gebangt, als ich meinen Februar-Cluster an sinkenden Umfragewerten der AfD aufgehängt habe. Etwas, das tendenziell ganz katastrophal altern kann. Aber der Trend hält an! Hier der Cluster dazu.

Man hört viel von Mittelständler:innen oder Menschen aus dem Niedriglohnsektor, deren Stimme (ginge sie an die AfD) eine Stimme gegen sie selbst wäre. Bei den Treckerprotesten (für mehr Subventionen) gilt das gleiche, da schleimt sich die AfD zwar gerne ein, ist aber laut Parteiprogramm am Gegenteil interessiert (weniger Subventionen). Warum ich das Thema auch in der nmz aufgreife? Wer glaubt, die Musikszene wäre immun gegen ein Liebäugeln mit der AfD, könnte falscher nicht sein. Aber auch hier gilt: Musik ist und war immer eine Kultur des Austausches und wird hierzulande zu einem erheblichen Teil von Fachkräften aus dem Ausland am Leben gehalten. Das sollten wir nicht leichtfertig irgendwelchen Ängsten und Frustrationen preisgeben.

Ein schönes Wochenende allerseits!
Mathis Ubben


nmz 2024/02


Offen für das Erlebnis des Unbekannten - Über den Musikgeschmack als Bildungsmodell · Von Hans-Jürgen Schaal

Ihre musikalischen Vorlieben entwickeln die meisten in der Pubertät. Dieses Sich-Erarbeiten des eigenen Musikgeschmacks lässt sich als ein klassischer Bildungsprozess beschreiben.

Das bringt doch nichts? - Cluster von Mathis Ubben

Man liegt wach und fragt sich: Muss ich über den ganzen Mist schreiben? Ich will ja damit dem AfD-Gedankenungut keine weitere Bühne geben. Man liest überall davon, dass die AfD-Wählenden sich nicht beirren lassen und der ganze Rummel nur den Hass gegen Demokratie, faktenbasierte und argumentierte Positionen stärke. Man befürchtet, dass ein Sympathisieren mit der AfD nicht heilbar und das Bekanntwerden dieses widerlichen Spendentreffens für rechtsradikales Gedankengut in Potsdam und die folgende große Demonstrationswelle gegen Rechts dem folglich auch nichts anhaben können. Nun geben die ersten Umfragen einen kleinen Hoffnungsschimmer: …


REZENSIONEN  nmz 2024/02


NOTEN

Neue Noten 2024/02 – Kompositionen für Soloinstrumente
Musik von Tilmann Dehnhard, Jörg Birkenkötter, Dietrich Eichmann, Reiko Füting und Gordon Kampe

Notentipps 2024/02
Musik für Violoncello

Prunkvolles, Ungewohntes, Notwendiges
Groß besetzte geistliche Chormusik in neuen Ausgaben

BÜCHER

Buchtipps 2024/02
Radio Cologne Sound / 75 Jahre G. Henle Verlag / Brian Ferneyhough

Musik ist mir meist absolut klar“
Der Gesprächsband „Klappentext“ mit und über Enno Poppe

Die Schönheit des Widerspruchs
Gedanken zum Zusammenhang von Oper und Gesellschaft

CD

unüberhörbar 2024/02
Thomas Selle / Franz von Suppè / Meredith Monk / Écoles de Paris – Paris pour École

Ecken und Kanten
Neue CDs neuer Musik, vorgestellt von Dirk Wieschollek

Klassentreffen der Klassiker
Neuveröffentlichungen der Popindustrie, vorgestellt von Sven Ferchow

Aktuelle Jazzklavier-Spektren
Jazzneuheiten, vorgestellt von Hans-Dieter Grünefeld


MELDUNGEN


TOP-MELDUNGEN

Förderung von Musikerziehung in Musikschulen: Berlin übernimmt Kosten für Notenkopien

Noten und Songtexte sind in der Regel urheberrechtlich geschützt. Deshalb müssen Musikschulen für die Urheberrechte aufkommen, wenn sie Noten oder Songtexte für ihre Schülerinnen und Schüler vervielfältigen (z.B. kopieren), damit diese zuhause oder in der Musikschule üben und Notenkopien für Aufführungen verwenden können. Zwölf Musikschulen aus …

Bundestag – Ausschuss für Kultur und Medien: Absage an „kultiviert verpackten“ Antisemitismus

Berlin: (hib/AW) Vertreter der Bundesregierung, aller Fraktionen, des Zentralrats der Juden sowie verschiedener Kultur- und Bildungseinrichtungen haben sich am Mittwoch in einer öffentlichen Sitzung des Kulturausschusses …

Offener Brief: DMR und RKM fordern Erfüllung des Programmauftrags im ÖRR

Bildung und Kultur sind der Treibstoff für Demokratie! Offener Brief von DMR und RKM an die Ministerpräsident:innen der Länder In der Debatte um Einsparpotenziale im Öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR) gerät der verbindlich festgelegte Kultur- und Bildungsauftrag des ÖRR zunehmend unter Beschuss. Der Deutsche Musikrat (DMR) und die

Michael Hörrmann wird neuer Geschäftsführer der Internationalen Bachakademie

Der Vorstand der Bachakademie hat Michael Hörrmann zum neuen Geschäftsführer der Internationalen Bachakademie Stuttgart berufen. Er tritt zum 21. Februar 2024 sein Amt am Johann-Sebastian-Bach-Platz an. Der Historiker Michael Hörrmann ist ein erfahrener Kulturmanager und in Stadt und Land bestens vernetzt. …

Generalmusikdirektor Kent Nagano erhält Bundesverdienstorden

Kent Nagano, Generalmusikdirektor der Hamburgischen Staatsoper und Chefdirigent des Philharmonischen Staatsorchesters der Freien und Hansestadt Hamburg, ist durch den Bundespräsidenten mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik ausgezeichnet worden. 

Was bisher geschah“ - Dieter „Maschine“ Birr mit und ohne die Puhdys

Er war 47 Jahre lang die Stimme der Puhdys - und Komponist der Songs der erfolgreichen Rockgruppe. In seiner neuen Autobiografie blickt Dieter Birr auch auf das für ihn unschöne Ende der Band zurück. 


nmz-Stellenmarkt (aktuell)



Aus der JazzZeitung


Auf dem Pfad der Bluestugend – Shuteen Erdenebaatar in Regensburg

Das Erdenebaatar Quartett Shooting Star Shuteen Erdenebaatar präsentierte beim Jazzclub im Leeren Beutel ihr Debütalbum mit ihrem Quartett Regensburg: Angekommen in Deutschland, habe sie sich anfänglich sehr fremd und unwohl gefühlt, erzählt Shuteen Erdenebaatar über ihre Ankunft 2018 in München. Die DAAD-Stipendiatin kannte weder die Sprache noch das hiesige Essen, hatte keine Anbindung und …

Weiche Klänge, sehnsuchtsvolle Melodie

Münchner Trompeterin Angela Avetisyan begeistert mit ihrem Quartett und einem „Eastern Sketchbook“ Regensburg: Patriarchale Diskussionen, ob Frauen Musik machen und bestimmte Instrumente spielen können, sind im letzten Jahrhundert sowohl in der Rockmusik, wie im Pop- und Jazzbereich geführt worden. Heute ist es um diese Fragen still geworden. …

Meldungen: +++Jazzahead! Messe 2024 +++ Drumweekend Regensburg +++

Einer der Künstler, der in Bremen aufspielen wird Partnerland Niederlande auf der Messe Jazzahead! Vom 11. bis zum 13. April findet in Bremen die Jazzahead Messe statt. Dieses Jahr sind die Niederlande Partnerland der …


Michael Kubes HörBar # 111 – Opus 1


Leopold Hofmann / Musica Elegentia

Am Ende seines Lebens wurde dem als Domkapellmeister in Wien wirkenden Leopold Hofmann (1738–1793) kein geringerer (aus heutiger Perspektive!) als Wolfgang Amadeus Mozart unbesoldet, aber mit der Aussicht auf Nachfolge zur Seite gestellt. Mozart starb unerwartet früher, und so übernahm Johann Georg Albrechtsberger die Vertretung wie auch später das Amt. Kompositorisch ist in Einspielungen nur …

Sperger / Kammerakademie Potsdam

Schon lange ist Johannes Matthias Sperger (1750–1812), der zuletzt in der Hofkapelle des Mecklenburg-Schweriner Herzogs tätig war, kein Unbekannter mehr – und zwar sowohl auf dem Kontrabass wie auch als versierter Komponist seiner Zeit. Geläufig ist vielleicht seine «Anfangs-Sinfonie» (ein originelles Spiegelbild von Haydns «Abschieds-Sinfonie»); die Solokonzerte für «sein» Instrument haben es …

Lamoninary / Ensemble Hemiolia

In der Ausgabe #111 widmet sich die Hörbar nicht etwa Einspielungen einer der bekannten Klaviersonaten Beethovens, auch nicht längst vergriffenen Veröffentlichungen des legendären Labels opus 111, sondern Produktionen, …


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