Newsletter der nmz - Mathis Ubben

Moin,

alle Jubelmonate meldet sich mein Bandleader bei mir, damit ich ein oder mehrere Konzerte in der Großbesetzung unserer Jazzformation spiele. Ich erzähle das deshalb, weil ich da als klassisch sozialisierter und ausgebildeter Cellomensch Sachen erlebt habe, die man als klassisch sozialisierter und ausgebildeter Cellomensch normalerweise nicht erlebt. Eine ist die gänzlich andere Dimension von Percussion.

Vor dem Studium musste ich bei Schlagzeugsolos immer an Raufereien in Dosenwerf-Ständen denken. Mit dem Studium habe ich zumindest verstanden, worum es geht und auch einfach bessere Exemplare dieser Kunstform hören dürfen. Ein Interesse war geweckt.

Diese Wertschätzung erreichte mit meiner Saitenbeteiligung in der Jazzformation einen neuen Höhepunkt. Nicht nur konnte ich mehr Rhythmus „verstehen“, ich saß auch häufig mit einem guten Kontakt zum Percussionisten. Und was da dazu kam, war eine ganze Welt neuer und immer anderer Klänge. Immer wieder kramte er in seinen Zauberköfferchen und holte ein neues Ding, das sich als „Instrument“ entpuppte heraus, und lieferte zielgenaues… ich sage mal „Geknarschel“, „Geglimmer“, „Gesmotsche“ und außerirdische Gesänge. Ich war endgültig verliebt in die Rhythmusgruppe. Und gestern dann schrieb Ralf-Thomas Lindner vom Weltschlagzeugertag: Er erzählt Geschichten über die große Kraft der scheinbar profanen Trommeln.

Mit scheinbarer Profanität hat wiederum das Geschlecht des heutigen Geburtstagskinds immer wieder zu kämpfen: die Operette. Die hat es schwer in einem Land, das für seinen Unhumor bekannt ist, zumal sie in einer Branche agiert, in der sich hauptsächlich ausländische Künstler:innen trauen, ihre ernste Musik auch mal mit einem Spaß zu garnieren.

Heute wird „Die Fledermaus“ 150 Jahre alt! Wie schön ist es, dass sie uns, trotz ihres mit wenig Liebreiz gepflegten Genres, in dieser Breite erhalten ist. Allen, die – wenn auch nur eine Sekunde – die Operette als zweitrangig abgestraft haben, ist Roland H. Dippels umfassender Geburtstagsartikel zu empfehlen: Denn er weiß wie kein Zweiter diesem äußerlich mitunter respektlosen Genre den angemessenen Respekt zu zollen.

Über Ostern kam eines der Tischgespräche auf's Thema Ehemaligentreffen: Dass es immerzu nur „mein Haus, mein Auto, mein:e Partner:in, mein Hund“ sei. Nach einigen Jahren kommt vielleicht noch „meine Enkel, mein Rücken, mein Kardiologe“ dazu. So oder so: Wir brauchen alle mehr Operette. Gerne mit herzlichem Getrommel. Es ist doch alles schon ernst genug.

Schönes Wochenende allerseits
Mathis Ubben


nmz 2024/04


Die Königin der Operette wird 150 - Am 5. April 1874 begann der globale Erfolgsweg der „Fledermaus“ von Johann Strauß · Von Roland H. Dippel

Die Fledermaus“ hat immer Hochkonjunktur. Sogar zum 150. Jubiläumsjahr ihrer Uraufführung kommt sie häufiger in Deutschland als in ihrem Ursprungsland Österreich auf die Bühnen – in Halle, Nürnberg, Neustrelitz, Meiningen, an der Bayerischen Staatsoper München, an der Musikalischen Komödie Leipzig und-und-und... Die Online-Plattform Operabase listete am 8. März für Deutschland 24 „Fledermaus“-Städte, für Österreich sechs, für Frankreich ebenfalls sechs und für Spanien fünf. Kein schlechter Stand also im statistischen Ranking für die „komische Operette“ auf das Textbuch von Karl Haffner und des ebenfalls komponierenden Richard Genée, welches wiederum auf dem französischen Lustspiel „Le Réveillon“ von Henri Meilhac und Ludovic Halévy beruht. Unter dem Attribut „Königin der Operette“ wird „Die Fledermaus“ vom Publikum noch mehr geliebt als von Regisseuren und Dirigenten. Das gilt auch für die mehr oder weniger an Originaltext und -musik orientierten Verfilmungen des am 5. April 1874 im Theater an der Wien uraufgeführten Stücks.


BERICHTE & KOMMENTARE


Geheimnisse aus unserer Zukunft – „Freedom Collective“ macht das Theater Bremen zu einem Club

Ute Schalz-Laurenze – So richtig geklappt hat es diesmal nicht mit der Aufführung des experimentellen Musiktheaters „NOperas!“, dessen Initiator:innen zum dritten Mal eine Arbeit am Theater Bremen bringen.

Musikalische Jahrestage (6) – 4. April – Weltschlagzeugertag

Ralf-Thomas Lindner – Jubelnde und johlende Fans am Bühnenrand – das ist ein Bild, das uns vertraut ist. Die Idole stehen auf der Bühne, machen ihre Musik und scheinen einen ungeheuren Spaß dabei zu haben. Der Sänger, der Gitarrist, der Schlagzeuger – sie alle sind „cool“, werden bewundert, „angebetet“, und immer wieder mit tosendem Applaus bedacht. Musik macht gute …

Winterreise Recomposed


MELDUNGEN


Hinterhäuser bleibt Intendant der Salzburger Festspiele

Seit fast zehn Jahren leitet der 66-jährige gelernte Pianist das renommierte Festival. Jetzt folgt ein Nachschlag – wohl bis 2031. Markus . Sein Vertrag sei um fünf Jahre bis 2031 verlängert worden, mit einer beiderseitigen Auflösungsmöglichkeit zum Herbst 2029, teilten die Festspiele am …

MUSIK, MARKT, MEDIEN

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JazzZeitung


Die erweiterte Jazz-Radiowoche vom 01.04.2024 bis 07.04.2024

Martin Hufner – Jazz im Radio Jazz im Radio Montage: Hufner Jazz im Radio – Jeden Sonntag gibt es um 12 Uhr unsere Übersicht für die jeweils nachfolgende Woche. Die #Jazz-Radiowoche vom 01.04.2024 bis 07.04.2024. Auch als PDF zum Download – #Jazz #JazzZeitung #Radio #Radiowoche – Ein Service unserer Online-Redaktion


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