Liebe Newsletter-Leser*innen, es ist länger her, dass ich über den Kultur-Nachwuchs geschrieben habe, oder? – Wie bitte? Mache ich dauernd? – Na, es gibt eben auch Unwichtigeres! Heute sehe ich mich, als Gerade-noch-Nachwuchsler in seinen 20ern, wieder dazu berufen. Denn: „Neueste Statistiken des Musikinformationszentrums des Deutschen Musikrats zeigen: Im Vergleich zu 2002 belegen mehr junge Menschen Studiengänge für Musikberufe.“ So schreibt es Rainer Nonnenmann in seinem Nachschlag Ein Sinkflug, viele Gründe. Meine Intuition hat eigentlich gemeldet, ich müsse mich freuen, und dann kommt die Überschrift… Wie kommt das zusammen: mehr junge Menschen für Musikberufe und ein Sinkflug? Das Musikmachen findet, vielleicht auch wegen unseres weiterhin wachsenden Wohlstands, viele Anhänger*innen, wenn es aber um das Spezialisieren auf’s Reflektieren, Einordnen und Erforschen geht: Da sieht es mau aus. Von 40 Prozent weniger Musikwissenschafts-Studierenden schreibt Rainer Nonnenmann. Das ist ein dickes Brett. Wie der Titel schon sagt, gibt es „viele Gründe“, einer davon ist, wie wir „Kultur“ in den letzten Jahrzehnten umgedeutet haben. Der Begriff wurde entschlackt, und wird als das verstanden, was er eigentlich immer gemeint hat: Alles auf Wertvorstellungen basierende Menschengemachte. Aus welchen Wertvorstellungen genau, das ist mittlerweile fast offen – und ich denke, das ist eine der großen Neuerungen der jüngeren Geschichte und, wie ich finde, eine gute Sache. Das heißt auf der Kehrseite aber, dass die Auseinandersetzungskultur mit Musik als Kunst sich gegen eine unendlich vielfältige Kulturkonkurrenz durchsetzen muss – während Medienhäuser von Büchern und Journalismus über Radio bis Fehrnsehen auch die klassische Kulturberichte im Allgemeinen herunterfahren. Dem ist ganz offensichtlich auch ein erheblicher Teil vom Nährboden des Musikwissenschafts-Nachwuchses zum Opfer gefallen. Und jetzt? Um auch die Sinne der Next-Gen Geister für das institutionell geprägte Kulturleben zu verfeinern, hat Kulturstaatsministerin Roth den Kulturpass ins Leben gerufen: ein Kultur-Verzehrgutschein für alle 18-Jährigen. Die nmz fand die Idee davon schon von Beginn wenig überzeugend, Martin Hufner ist aber drangeblieben und hat die mittlerweile vorliegenden Zahlen des ersten Durchlaufs einmal durchgearbeitet. Wenn die Zahlen sich so weiterentwickeln, haben wir bald Legionen von Musikstudierenden die alleine vor sich herumrödeln, weil sich das Publikum draußen das von der Kulturförderung gesponserte Eis einverleibt– darüber spricht aber niemand, weil auch niemand fragt. Na gut. Das kommt manchem vielleicht aktuell auch schon so vor. Ach was schreibe ich – brauchen Sie auch Wochenende? Mathis Ubben nmz 2024/04 Ein Sinkflug, viele Gründe – Nachschlag von Rainer Nonnenmann Neueste Statistiken des Musikinformationszentrums des Deutschen Musikrats zeigen: Im Vergleich zu 2002 belegen mehr junge Menschen Studiengänge für Musikberufe. Alle Fächer verzeichnen gestiegene Studierendenzahlen, ausgenommen die Musikwissenschaft. Hier gibt es einen gravierenden Schwund. Waren es vor gut 20 Jahren noch 9.759 Studierende, sind es 2023 nur noch 5.974. Das ist ein Verlust von fast 40 Prozent. … Der KulturPass für 18-Jährige – Top oder Flop? – Martin Hufner ist drangebliebenOb der KulturPass für 18-Jährige ein Erfolgsmodell ist oder nicht, kann man nur daran ermessen, ob die damit verfolgten Ziele erreicht wurden oder nicht. Diese wurden zu Beginn klar kommuniziert: „Der KulturPass soll nicht nur junge Menschen, sondern auch die Kultureinrichtungen unterstützen. Sie wurden ebenfalls hart von Corona getroffen und kämpfen noch immer darum, ihr Publikum zurückzugewinnen. Ziel ist es, durch den KulturPass die Nachfrage in den Einrichtungen zu stärken und ihnen zu ermöglichen, neues Publikum für sich zu gewinnen.“ … BERICHTE / KOMMENTARE Joachim Lange – Der ehrgeizig aufstrebende Gesamtkunstwerker Ersan Mondtag (*1987) ist kein Opernneuling mehr. Mit seinen Arbeiten im Schauspiel ist er bekannt geworden. Auf seinem Verzeichnis mit Operninszenierungen stehen neben … Leoš Janáčeks Oper „Jenůfa“ in Duisburg berührt in Tatjana Gürbacas Inszenierung Christoph Schulte im Walde – Tatjana Gürbacas Inszenierung von Leoš Janáčeks Oper „Jenůfa“ muss man erlebt haben, findet unser Kritiker Christoph Schulte im Walde. Es werden auf der Bühne Einzelschicksale erfahrbar gemacht. Ganz existenziell, ganz … Konzeptvideo „Eternal Summer“ mit der Neuen Kammer hinterfragt Wachstumsparadigma Christoph Caesar – Wie gehen wir mit einer Welt um, die unter dem Banner des „Wachstums“ den Überfluss zur Normalität erklärt? Welchen Preis für dieses Selbstverständnis hat eine Natur zu bezahlen. Das Hinterfragen von … SUNO AI – eine kritische Betrachtung der Benutzung und des Schöpferischen Alexander Strauch – Vielfach beschäftigt aktuell das Künstliche-Intelligenz-Musik-System „SUNO AI“ Urheber:innen, Musik- und Kulturschaffende und Musikkonsument:innen. Mit wenigen verbalen Angaben zu Text, Stil und Epoche entstehen insbesondere im Bereich der Popularmusik interessante Songs, die verblüffend an echte Audio-Produktionen erinnern … MELDUNGEN 18.04.24: Veranstaltungen aktuell +++ Veranstaltungen Elektro-Popband Kraftwerk beim 58. Jazz-Festival in Montreux +++ Jazz-Festival in Magdeburg dreht sich um den Kontrabass +++ Bamberger Symphoniker spielen neue Saison unter Motto „Was wir lieben“ +++ Viele bekannte Gesichter bei Bad Hersfelder Festspielen +++ Kremlkritische Band Pussy Riot kommt nach München
nmz-Stellenmarkt (aktuell)
Michael Kubes HörBar
Transitions / Capella de la TorreGeradezu poetisch kommt das Cover zu dem Album-Titel Transitions daher. Sind es im Wasser stehende alte Holzpfeiler, wie man sie etwa in Norddeutschland als einfache Heringszäune kennt? Oder handelt es sich um Reste von früheren Stegen – möglicherweise gar am Ende der Welt? Und für wessen „Übergang“ (Transition) mögen sie wohl stehen? – Ob damit die Vertonung des liturgischen Requiems von Francesco Cavalli (1602–1676) wirklich getroffen wurde, sei dahin gestellt. … Smyth & Delius / Villiers Quartet Schaut man auf das Cover, so wird einem mal wieder bewusst: So mancher breit angelegte Steg führt auch einmal ins Nichts – wenn etwa kein Boot für weitere Expeditionen bereit steht. So auch bei diesem Album, das mit Blick aufs Repertoire eine wirkliche Bereicherung darstellt, zumal beide Werke vom Kontext her zusammen gedacht werden können. Allerdings wird einem der seltsam altertümliche topfige Klang aus den Ayriel Studios diese Einspielung vergällen. … Aus der JazzZeitung DEUTSCHER JAZZPREIS 2024 – Glückliche Preisträger:innen im ausverkauften E-Werk Köln Am gestrigen Donnerstagabend stand Köln ganz im Zeichen des Jazz: Im Rahmen einer feierlichen Live-Show im ausverkauften E-Werk wurde zum vierten Mal der Deutsche Jazzpreis verliehen. Ausgezeichnet wurden außergewöhnliche, künstlerische und innovative Leistungen in 22 Kategorien. … Jazzahead! mit zwei Ausrufezeichen „Hinter diese jazzahead! wollten wir zwei Ausrufezeichen setzen“, sagt Sybille Kornitschky, Leiterin der jazzahead! in Anspielung auf die beiden großen Themen der diesjährigen Ausgabe: Neben dem Partnerland Niederlande …
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