Sehr geehrte Abonnentinnen und Abonnenten des Newsletters der nmz,

Es vergeht kein Tag ohne Bedeutung. Das ist klar. Seit einiger Zeit ist es aber auch so, dass quasi jeder Tag zu einem Welttag ausgerufen wird. Man mag sich über den Zweck der Übung so seine Gedanken machen – irgendwo zwischen „Wichtig“ und „Beliebig“ wird man es einordnen. Aber heute ist es ein netter Anlass. Es ist „Welttag des Radios“. Jetzt betonen wir daher: Hören Sie Radio, Sie werden selten daran Schaden nehmen, das ist versprochen. Zum Beispiel BR-KLASSIK. Warum? Die haben die Geschichte des Kontrabassisten Wilbert Pepper notiert: „Musiker im Exil ‚Ich weiß nicht, ob ich noch am Leben wäre‘“. Wilbert Pepper ist Musiker des Musikförderprogrammes  EL Sistema in Venezuela gewesen. Wie ein engagiertes Musikprojekt zu einem politischen Instrument missbraucht wird, dazu haben die Kolleginnen beim Bayerischen Rundfunk recherchiert. „Als alles kaputt gegangen ist, wollte die venezolanische Regierung, dass die Welt nur das Gute von Venezuela sieht – und das ist die Musik“, sagt er. Tipp: Thema Musik Live am 14. Februar 2019 ab 20:05 Uhr Uhr auf BR-KLASSIK.

Aber es ist auch nicht alles Gold was klingt. Der MDR hat kürzlich erst einen Beitrag aus seinem Programm genommen, bei dem es um „linksextremistische“ Musik ging. Ein Thema, das man nicht so aufgearbeitet hatte, wie es nötig gewesen wäre. Grund genug auch einmal auf Bürger-Radios hinzuweisen. Mit der Themaaufarbeitung des MDR hat sich Radio Corax aus Halle beschäftigt. Wir müssen nicht mit allem einverstanden sein, was dort an Perspektiven genannt wird. Gut jedoch, dass es auch jenseits des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Radio-Macherinnen gibt, die mit gleichem öffentlichem Anspruch an den Themen dran sind.

Zum Thema „rechtsextreme Musikkultur“ verweisen wir bei der Gelegenheit gerne an das nmz-Dossier des Mainzer Musikwissenschaftlers Thorsten Hindrichs: „Wie die Rechte Szene mittels Musik ihre Strukturen ausbaut“.

Wie tief das Thema immer noch sitzt und wie es von den Rändern in die Mitte überschwappt, Beispiel gefällig: Über eine unheilige Allianz aus CDU und AfD berichtet die Sendung FAZIT von Deutschlandfunk Kultur. „Freie Kulturprojekte vor dem Aus“; Bastian Brandau im Gespräch mit Sigrid Brinkmann.

Wie es mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk weitergeht – inhaltlich, politisch und technisch – da sitzen wir dran.

Interview: Jörn Peter Hiekel vom Darmstädter Institut für Neue Musik und Musikerziehung im Gespräch
Das Institut für Neue Musik und Musikerziehung Darmstadt versteht sich als Forum des interdisziplinären Diskurses zwischen Produktion, Reproduktion und Reflexion innovativer künstlerischer Konzepte der Gegenwart und der jüngsten Vergangenheit und ihrer musikpädagogischen Vermittlung. Im Rahmen seiner Frühjahrstagung schafft das Institut durch Konzerte, Vorträge, Seminare und Workshops Möglichkeiten der Information, der Diskussion und des Erfahrungsaustausches zwischen Komponisten, Interpreten, Wissenschaftlern, Pädagogen und einer musik- und kunst¬interessierten Öffentlichkeit. Für den Vorstandsvorsitzenden Jörn Peter Hiekel ist die Tagung unter dem Titel „ÖFFENTLICH/privat. (Zwischen)Räume in der Gegenwartsmusik“ vom 24. bis 27. April 2019 die letzte, die er mitverantwortet. In diesem Jahr will er als Vorsitzender des Instituts aufhören. Anlass für ein Gespräch mit dem Musiktheoretiker und Professor für Musikwissenschaft/Neue Musik an der Hochschule für Musik Dresden.

Zum Interview
nmz-rundschau

Jazz-CDs im Schnelldurchlauf

In unserer nmz-HörBar hat sich in den letzten Tagen Martin Hufner einige Jazz-Scheiben vorgenommen. Besprochen werden: Sun Dew, Benedikt Koch Quintett, Theo Travis & Robert Fripp, Rainer Böhm, Chris Gall und das Duo Lars Danielsson & Paolo Fresu.

Apropos: Urheberrecht im EU-Binnenmarkt

Gewiss, das Thema scheint vielen langsam auf die Nerven zu gehen. Vor allem den Internetkonzernen wie Google. Und auf der anderen Seite den Urheberinnen und Urhebern, deren Material erheblich zu deren Attraktivität beiträgt ohne dass sie in ausreichendem Maße den finanziellen Vorteilen von Plattformen wie YouTube beteiligt würden. Die Sache schien einmal schon gut gelaufen, als eine EU-Richtlinie, die dem abhelfen sollte, im EU-Parlament im zweiten Versuch eine Mehrheit fand. In den sogenannten Trilog-Verhandlungen stockte dann plötzlich alles wieder. Eine Entscheidung schien hier unmöglich. Wie wir jetzt wissen, standen unvereinbare Vorschläge zwischen Deutschland und Frankreich einem Konsens im Weg. Plötzlich geht es vielleicht doch. EU-Richtlinie zum Urheberrecht: „Die Urheber brauchen diese Richtlinie – und sie brauchen sie jetzt!“ (Harald Heker – GEMA) .

Interessant in dem Zusammenhang auch das, was Martin Sonneborn als Vertreter der PARTEI im EU-Parlament gegenüber der FAZ über die Agenda seiner Partei verlauten ließ: „Danach knöpfen wir uns die amerikanischen IT-Konzerne vor, die uns genug Unheil beschert haben: Facebook muss fairstaatlicht werden, wie ich das nenne, es gehört zur öffentlichen Grundversorgung. Wir brauchen auch ein europäisches Google: ‚Eugle‘.“

Lesen Sie zum Thema auch den Nachschlag von Matthias Hornschuh aus der aktuellen nmz: Neues vom Urheberrechtsextremisten. Mehr zum Thema in der nmz unter dem Stichwort „EU-Richtlinie zum Urheberrecht im digitalen Binnenmarkt“.

Was sonst noch wichtig war
Radio-Tipp

20:03 bis 21:30 | Deutschlandfunk Kultur
Konzert: Gewandhaus Leipzig - Aufzeichnung vom 16.01.2019

Arnold Schönberg: „Herzgewächse“ op. 20 | Josef Matthias Hauer: Melodien für wohltemperiertes Instrument | Leopold Spinner: Suite für Klarinette und Klavier | Anton Webern: Drei Lieder op. 18 | Natalia Prawossudowitsch: „Primitivi“ | Egon Wellesz: „The leaden echo and the golden echo“ op. 61 | Stefan Wolpe: „Die schlesischen Weber“ | Hans Erich Apostel: Sechs Musiken für Gitarre op. 25 | Józef Koffler: „Die Liebe“, Kantate op. 14 ||| Sarah Maria Sun, Sopran; Martin Steuber, Gitarre; Ensemble Avantgarde; Leitung, Klavier und Moderation: Steffen Schleiermacher

Dieser Newsletter wurde zusammengestellt von Martin Hufner (nmz-online-redaktion)

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