Liebe Newsletterabonnent:innen, ich weiß nicht, ob Sie den Impuls bei sich beobachten, Situationen aus Ihrem Leben zu schönen, Sachverhalte vielleicht auszulassen oder Wahrheiten bis zum Rand der Inszenierung auszuschmücken. Ich beobachte das häufig auch bei Kennenlern-Geschichten. Wenn zum Beispiel irgendwo zwischen Hochzeiten (auch in gold und silber) und Smalltalk die Frage auf den Ursprung eines Paares kommt. Da werden “wahre Begebenheiten” hollywoodreif adaptiert, deren faktische Entsprechung sich aber nicht mal die Film-AG der ländlichen Gesamtschule annehmen würde. Sind wir also ehrlich: Den Impuls verspüre ich oft, wenn ich nach meinem Weg zur Musik gefragt werde. Die Antwort ist aber leider total schmucklos. Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der (aus der unzutreffenden Sicht eines Erstklässlers) “alle” Musik gemacht haben. Wie beim Lesen, Schreiben, Schwimmen, Radfahren und Schuhezubinden stellte sich mir also gar nicht die Frage ob, sondern wann ich beginne ein Musikinstrument zu lernen. Eine Geschichte, in der zum Beispiel ein Kinder- und Jugendkonzert von beispielsweise Igor Levit einen Funken in mir ausgelöst hat, habe ich nicht im Angebot. Auch meine Begeisterung fürs Violoncello war nicht konkurrenzlos. Dinge außerhalb der Musik, aber auch Sachverhalte in der Musik oder drumherum haben mich durchaus auch interessiert. Im Unterricht an der Musikhochschule differenzierte mein Lehrer bei meinen Selbstzweifeln wertschätzend zwischen (in meinem Fall männlichen) “Cellist”-Cellisten und “Musiker”-Cellisten. Jetzt sitze ich gerade in der Redaktion. Freue mich an der Arbeit beispielsweise des Musikinformationszentrums, oder stoße interessiert auf die Frage, wie klimafreundlichere Konzert-Touren eigentlich aussehen können. Und wenn der Feierabend eingeläutet ist und ich in der Redaktion verwaist bin, dann steht zum Ausklang noch mein Cello neben mir. Auch die nächsten Konzerte wollen schließlich vorbereitet sein. Ist das ein schillerndes Hollywood-Leben? Nein. Keine Gefahr zu laufen, die Klischees von zweitklassigen Drehbuchautor*innen zu bedienen, hat aber auch etwas für sich. Ein schönes Wochenende allerseits
nmz 2024/05 So viel Spaß können Zahlen, Daten und Fakten machen – Stephan Schulmeistrat, Leiter des Musikinformationszentrums, über Erfolge, Ziele und Herausforderungen der Einrichtung Wie sich in Musik das Leben vermittelt – Musikschul-Konzert von Igor Levit in Heidelberg Weniger Spuren beim Touren – Umweltverträgliche Mobilität war ein wichtiges Thema der diesjährigen jazzahead!
BERICHTE Großes Kino und ein Zaubergeiger: Tage Alter Musik Regensburg 2024 Musikalisch befreit, in der Szene gefangen – Die deutsche Erstaufführung von Kaija Saariahos „Emilie“ am Staatstheater Mainz Selbstverliebter Systemverweigerer – „Die Liebe zu den drei Orangen“ von Prokofieff als Opernfest in Bremen
MELDUNGEN
MUSIK, MARKT, MEDIEN
FORTBILDUNG / VERANSTALTUNGEN PERSONALIA
JazzZeitung Bizarre Kammermusik: Trio Fur mit neuer CD „Bond“
Michael Kubes HörBar
Diese Woche beschäftigt sich Michael Kube in der HörBar mit Ersteinspielungen und Raritäten vom Barock bis zur Neuen Musik: Ernst Krenek / Hans Gál / Krzysztof Penderecki
Radio-Tipps für das Wochenende Heute: 23:03 bis 24:00 Uhr +++ Ö1 Anthea Caddy ist Cellistin und Klangkünstlerin. Während sie im Splitter Orchester Echtzeit-Improvisationen spielt, handeln ihre groß angelegten Installationen davon, die uns umgebende Umwelt akustisch zu transformieren: Etwa mit einer von der Musik-Biennale Venedig beauftragten Installation über Wetter-Ereignisse. Im vergangenen Herbst war Caddy im Rahmen des ORF Festivals musikprotokoll im steirischen herbst eingeladen, gemeinsam mit noid an einer Weiterentwicklung dessen Projektes „Disposable Instruments“ – eine künstlerische Auseinandersetzung mit Wegwerfartikeln – zu arbeiten, im Trio mit weiters Elisabeth Flunger.
Bleiben Sie uns treu. Wenn Sie wünschen, empfehlen Sie uns per Mail weiter. Der Newsletter gibt die Meinung des Redakteurs wieder. neue musikzeitung
www.nmz.de © neue musikzeitung 2019 ff.
Newsletterabo ändern, modifizieren oder Newsletter abbestellen, hier klicken.
|