Newsletter der nmz - Mathis Ubben

Liebe Newsletterabonnent:innen,

ich weiß nicht, ob Sie den Impuls bei sich beobachten, Situationen aus Ihrem Leben zu schönen, Sachverhalte vielleicht auszulassen oder Wahrheiten bis zum Rand der Inszenierung auszuschmücken. Ich beobachte das häufig auch bei Kennenlern-Geschichten. Wenn zum Beispiel irgendwo zwischen Hochzeiten (auch in gold und silber) und Smalltalk die Frage auf den Ursprung eines Paares kommt. Da werden “wahre Begebenheiten” hollywoodreif adaptiert, deren faktische Entsprechung sich aber nicht mal die Film-AG der ländlichen Gesamtschule annehmen würde.

Sind wir also ehrlich: Den Impuls verspüre ich oft, wenn ich nach meinem Weg zur Musik gefragt werde. Die Antwort ist aber leider total schmucklos. Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der (aus der unzutreffenden Sicht eines Erstklässlers) “alle” Musik gemacht haben. Wie beim Lesen, Schreiben, Schwimmen, Radfahren und Schuhezubinden stellte sich mir also gar nicht die Frage ob, sondern wann ich beginne ein Musikinstrument zu lernen. Eine Geschichte, in der zum Beispiel ein Kinder- und Jugendkonzert von beispielsweise Igor Levit einen Funken in mir ausgelöst hat, habe ich nicht im Angebot.

Auch meine Begeisterung fürs Violoncello war nicht konkurrenzlos. Dinge außerhalb der Musik, aber auch Sachverhalte in der Musik oder drumherum haben mich durchaus auch interessiert. Im Unterricht an der Musikhochschule differenzierte mein Lehrer bei meinen Selbstzweifeln wertschätzend zwischen (in meinem Fall männlichen) “Cellist”-Cellisten und “Musiker”-Cellisten.

Jetzt sitze ich gerade in der Redaktion. Freue mich an der Arbeit beispielsweise des Musikinformationszentrums, oder stoße interessiert auf die Frage, wie klimafreundlichere Konzert-Touren eigentlich aussehen können.

Und wenn der Feierabend eingeläutet ist und ich in der Redaktion verwaist bin, dann steht zum Ausklang noch mein Cello neben mir. Auch die nächsten Konzerte wollen schließlich vorbereitet sein.

Ist das ein schillerndes Hollywood-Leben? Nein. Keine Gefahr zu laufen, die Klischees von zweitklassigen Drehbuchautor*innen zu bedienen, hat aber auch etwas für sich.

Ein schönes Wochenende allerseits
Mathis Ubben

 


 

nmz 2024/05


So viel Spaß können Zahlen, Daten und Fakten machen – Stephan Schulmeistrat, Leiter des Musikinformationszentrums, über Erfolge, Ziele und Herausforderungen der Einrichtung
Das Deutsche Musikinformationszentrum (miz) bietet einen einzigartigen Service: Zuverlässig, kostenfrei, international, stets aktuell und mit hochengagiertem Einsatz aufbereitet. Wie sich die Plattform in den letzten Jahren entwickelt hat und was die Visionen für die Zukunft sind, hat Andreas Kolb den Leiter des Zentrums gefragt … 

Wie sich in Musik das Leben vermittelt – Musikschul-Konzert von Igor Levit in Heidelberg
In jedem Konzert ergibt sich eine besondere Atmosphäre, in die Musik uns hineinlocken will. So war es auch in der vollbesetzten Städtischen Sing- und Musikschule Heidelberg. Geplant war ein Gesprächskonzert im gewohnten Szenario, wo junge Menschen aus ihrem schulischen Lebensstrudel herausgerissen werden, um dann wie üblich die wohlfeil gelernten Fragen zu stellen: „Warum haben Sie diese Stücke ausgewählt? Wie viel üben Sie? Haben Sie schon mal komponiert?“ … 

Weniger Spuren beim Touren – Umweltverträgliche Mobilität war ein wichtiges Thema der diesjährigen jazzahead!
Der ökologische Fußabdruck von 30 Konzertminuten könnte kaum heftiger sein als bei einer Messe, bei der 40 Bands aus 23 Ländern kurze Showcase-Konzerte spielten. Wie man ihn möglichst klein hält, war in Bremen zugleich zentrales Thema von zahlreichen Diskussionen, Präsentationen und Workshops. Auf diesen Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit dem Projektpartner „Better Live“ tauchte die jazzahead! nicht als abschreckendes Beispiel auf. Selbstzensur? Keineswegs! …

 


 

BERICHTE


Großes Kino und ein Zaubergeiger: Tage Alter Musik Regensburg 2024
Juan Martin Koch – Die Tage Alter Musik verwandelten die Regensburger Altstadt am Pfingstwochenende einmal mehr in ein Mekka historisch-lebendiger Aufführungspraxis.

Musikalisch befreit, in der Szene gefangen – Die deutsche Erstaufführung von Kaija Saariahos „Emilie“ am Staatstheater Mainz
Andreas Hauff – Kaija Saariaho, 1952 in Helsinki geboren und 2023 in Paris verstorben, hat sich mit zunehmendem Alter als Opernkomponistin auf europäischen Bühnen durchgesetzt. Da wundert es schon ein wenig, dass die deutsche …

Selbstverliebter Systemverweigerer – „Die Liebe zu den drei Orangen“ von Prokofieff als Opernfest in Bremen
Ute Schalz-Laurenze – Immer gibt es kulturaffine Menschen, die die Oper aus ganz unterschiedlichen Gründen ablehnen: u. a. zu viel, zu künstlich, zu elitär. Der russische Komponist Serge Prokofieff zeigt in seiner 1921 in Chicago 

 


 

MELDUNGEN


 

 MUSIK, MARKT, MEDIEN

FORTBILDUNG / VERANSTALTUNGEN 

PERSONALIA


 


nmz-Stellenmarkt (aktuell)


 


 

JazzZeitung


Bizarre Kammermusik: Trio Fur mit neuer CD „Bond“
Mathias Bäumel – Musik als Abenteuer: nicht vordergründig als Bedürfnisanstalt, die vorbehaltlos die Erwartungen des Hörers erfüllt und dadurch auch bestätigt! Seien wir ehrlich: In unseren Gesprächen über Musik spielt immer wieder eine große Rolle, ob das Gehörte unseren Erwartungen entspricht, ob es sich einreiht in die Entwicklungen, die wir wertschätzen und die nicht zuletzt auch immer wieder durch unseren Zuspruch entstehen. …


 

Michael Kubes HörBar

 


 

Diese Woche beschäftigt sich Michael Kube in der HörBar mit Ersteinspielungen und Raritäten vom Barock bis zur Neuen Musik:

Ernst Krenek / Hans Gál / Krzysztof Penderecki
Robert Müller-Hartmann / Kammermusik
William Smethergell / Ouvertüren
Michele Mascitti / Triosonaten

 


 

Radio-Tipps für das Wochenende


Heute: 23:03 bis 24:00 Uhr +++ Ö1
Anthea Caddy im Zeit-Ton Porträt – Cello, Antennen, Alltagsklänge

Anthea Caddy ist Cellistin und Klangkünstlerin. Während sie im Splitter Orchester Echtzeit-Improvisationen spielt, handeln ihre groß angelegten Installationen davon, die uns umgebende Umwelt akustisch zu transformieren: Etwa mit einer von der Musik-Biennale Venedig beauftragten Installation über Wetter-Ereignisse. Im vergangenen Herbst war Caddy im Rahmen des ORF Festivals musikprotokoll im steirischen herbst eingeladen, gemeinsam mit noid an einer Weiterentwicklung dessen Projektes „Disposable Instruments“ – eine künstlerische Auseinandersetzung mit Wegwerfartikeln – zu arbeiten, im Trio mit weiters Elisabeth Flunger.


 

 

 

 

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