Newsletter der nmz - Martin Hufner

Liebe Newsletterabonnent:innen,

im Moment glühen die Tasten in Regensburg. Eine neue Ausgabe der nmz soll heute noch in die Druckerei nach Freiburg gehen. Die Kolleginnen und Kollegen haben entsprechend alle Hände voll zu tun. Dabei geht es nur noch wirklich gut. Die Kollegen von „katapult“ mussten vor ein paar Tagen mitteilen, dass ihre Druckerei in der Ukraine von einer russischen Rakete zerstört worden ist und zugleich zahlreiche Menschen dabei gestorben sind. Was für eine barbarische Botschaft wird auch da aus Moskau in die Welt gesendet? Verbrämt unter dem Deckmantel der Kultur(-Zerstörung). Kultur als Kampfmittel von Diktaturen, das geht rasend schnell und lässt sich überall auf der Welt beobachten, nicht nur in Russland: Kultur als Mittel der Zerstörung von Kultur – umgekehrt sollte es sein: freie Kulturen zerstören politische Autokratien und Diktaturen. Von Kultur könnte man im besten Fall lernen, wie wichtig und gesellige Konflikte wären. Der Streit für Vielfätigkeit, nicht der für Einfalt, wie es auch in Deutschland einige Parteien und politische Vereinigungen gerne zu ihrem politischen Staatsziel machen würden.

Nehmen wir den Bericht von Sebastian Berweck, der eine der lebendigsten Musikmessen der Gegenwart besucht hat: Die Superbooth in Berlin. Hier dreht sich alles um elektronische Klangerzeuger und deren Tools. Was er da gesehen hat, neben den Neuheiten: „Abseits der eigentlichen Messe gab es dann noch ein umfangreiches Kulturprogramm mit Konzerten in ganz Berlin. Dabei fällt auf, wie groß die ästhetische Spannweite und wie klein die Animositäten sind: da läuft Richie Hawtins über die Messe, um dann später ein Set im Watergate zu spielen, während am Samstagmorgen eine ‘Bleeps & Bloops Rides’ Fahrradtour mit Synthesizern veranstaltet wird. Im Klunkerkranich gibt es DIY Lötworkshops, im Kulturraum Zwingli Kirche eine audiovisuelle Installation und das Berghain veranstaltet eine Labelnacht. Die ganz kleinen Kinder werden betreut, für Kinder ab fünf Jahren gab es dann sogar eine eigene Veranstaltung über ein ganzes Wochenende, die sogenannte Minibooth.“

So und damit zurück in unsere schwer erträgliche Welt des Krawalls,
Ihr Martin Hufner

Pssst: Drei Veranstaltungstipps hätte ich da noch, die sind gegebenenfalls so geheim, dass man wenig davon weiß. Scrollen Sie bis zum Ende des Newsletters.


nmz 2024/05


unüberhörbar 2024/05
Mozart Symphonies III / Johannes Brahms: Deutsche Volkslieder

Sinfonische Massaker
Neue CDs neuer Musik, vorgestellt von Dirk Wieschollek

Paradoxer Pedalnebel
Repertoire-Raritäten für Klavier, vorgestellt von Juan Martin Koch

Cannonball Adderley, der Unerreichte
Jazzneuheiten, vorgestellt von Marcus A. Woelfle

Die „Hanke Brothers“
Video-Tipp 2024/05

Hypothesen über Musikjournalismus und Musik
Link-Tipps 2024/05


BERICHTE


Platzt aus allen Nähten: 280 Hersteller elektronischer Musikinstrumente auf der Superbooth 2024 in Berlin

Sebastian Berweck – Vom 16. bis 18. Mai 2024 fand im FEZ Berlin in der Wuhlheide die diesjährige Superbooth stand. 280 Hersteller elektronischer Musikinstrumente stellten ihre Produkte aus, von denen der weitaus größte Teil tatsächlich haptisch bedienbare Hardwaregeräte waren. Die Branche ist schon immer eine Branche vieler kleiner Tüftlerfirmen gewesen, die dann …

Neo-antikes Frauensportstück: Richard Strauss’ „Elektra“ in Brandenburg

Roland H. Dippel – Die zweite Vorstellung war nicht voll besetzt, klang beim Schlussjubel aber wie ausverkauft. Das Stammpublikum des Brandenburger Theaters und gar nicht so wenige Berliner Fans zeigten sich am Sonntagnachmittag begeistert. Intendant Alexander Busche kleckert nicht, sondern klotzt. Richard Strauss’ und Hugo von Hofmannsthals Musikdrama-Chimborazo ist …

Sibirien ist kein Ort, sondern ein Zustand – Oper Leipzig zeigt Schostakowitschs „Lady Macbeth von Mzensk“

Michael Ernst – 2025 steht ein Schostakowitsch-Jahr bevor, in Leipzig wirft es seine Schatten schon voraus: Am Opernhaus kam eine neue „Lady Macbeth von Mzensk“ heraus, inszeniert von Francisco Negrin, die musikalische Leitung lag bei Fabrizio Ventura.…

Unter Dauerdruck: Stefan Heuckes „Michael Kohlhaas“ in Regensburg uraufgeführt

Juan Martin Koch – Am Theater Regensburg wurde Stefan Heuckes „Michael Kohlhaas“ als drastisches Körpertheater in Szene gesetzt. Der sprachlichen Wucht der Vorlage wurde die neue Oper dabei nur teilweise gerecht.

Im digitalen Albtraumland – Mit einer Neuinszenierung von Händels „Amadigi in Gaula“ werden die aktuellen Händelfestspiele in Halle eröffnet

Joachim Lange – Georg Friedrich Händels „Amadigi di Gaula“ führt zwar nicht die Hitliste der heute aufgeführten Opern des Hallensers an. Aber ab und zu ist auch das 1715 in London uraufgeführte Werk auf der Bühne zu erleben. In Meiningen war diese Zauberinnenoper 2021 der Auftakt für die neue Spielzeit und Intendanz. Natürlich haben die deutschen Händelfestspiele … 

In szenischem Pauschalarrangement: Bellinis „I Capuleti e i Montecchi“ in Liège

Roland H. Dippel – Vincenzo Bellinis „I Capuleti e i Montecchi“ hat sich in den vergangenen Jahrzehnten vom belächelten Belcanto-Vehikel zum Fast-Repertoirestück für Mitteleuropa gemausert. Etwas besser sah es bereits seit Mitte des 20. Jahrhunderts international aus. Da gehörte die 1830 am Teatro La Fenice in Venedig uraufgeführte und lange Zeit mit dem Finale aus …


Neuerscheinung bei ConBrio


Isolde Schmid-Reiter & Aviel Cahn (Eds.): Belcanto – Tradition and Fascination Today

Schriften der Europäischen Musiktheater-Akademie, Bd. 15. 224 Seiten, Paperback, zahlreiche Fotos, CB 1305. ISBN: 978-3-949425-05 – € 29,00


MELDUNGEN


MUSIK, MARKT, MEDIEN

FORTBILDUNG / VERANSTALTUNGEN 

PERSONALIA


Michael Kubes HörBar 119 - La femme


ALMA – Meine Seele / Elise Caluwaerts

Es ist nur wenige Jahrzehnte her, da reichte auf dem Cover eine nüchterne Inhaltsangabe: Alma Mahler-Werfel, Sämtliche Lieder (cpo, 1987), oder sprachlich etwas internationaler: Alma Mahler-Werfel, Complete Songs (abermals eine Einspielung bei cpo, 2000). Seither sind mindestens drei weitere Lieder im Druck erschienen, so dass heute 17 Gesänge vorliegen – anderes aus der Feder der berühmten «femme fatale» ist verloren oder verschollen. 2023 mag es nicht mehr gelingen, einfach «complete songs» anzukündigen, und so erlaubt sich dieses Album mit dem Motto ALMA – Meine Seele nicht nur eine dutzende Nähe, …     

Ombres / Laetitia Grimaldi

Um es gleich zu sagen: So charmant die einzelnen Lieder gesungen werden, so inkonsequent wirkt das Album in der Konzeption auf mich – und fast stellt es sich damit sogar selbst ein Bein. Das beginnt mit dem reichlich indifferenten Motto «Ombres» (Schatten). Gemeint sind jene Schatten, aus denen nun einige Werke von Komponistinnen der französischen Belle Époque herausgeholt werden sollen. Ob aber alle gleichermaßen in der Vergangenheit dem Vergessen anheim gefallen sind, bleibt fraglich. Ob es sich sogar um eine «Zeugenaussage» handelt (so im Booklet zu lesen), darf bezweifelt werden.


nmz-Stellenmarkt (aktuell)



JazzZeitung


Die erweiterte Jazz-Radiowoche vom 27.05.2024 bis 02.06.2024

Martin Hufner Jeden Sonntag gibt es um 12 Uhr unsere Übersicht für die jeweils nachfolgende Woche. Die #Jazz-Radiowoche vom 27. Mai bis zum 02. Juni 2024. Auch als PDF zum Download – #Jazz #JazzZeitung #Radio #Radiowoche – Ein Service unserer Online-Redaktion.

Susi Lotter, Moritz Renner und Marina Schlagintweit erhalten den BMW Young Artist Jazz Award 2024

Die BMW Group bleibt dem Jazz treu: Zusammen mit der Landeshauptstadt München verleiht die BMW Group den BMW Young Artist Jazz Award auch in diesem Jahr an drei junge Musikerinnen und Musiker …


Radio-Tipps für das Woche


Heute:

23:03 bis 24:00 Uhr +++ Ö1
Das Ensemble Phace im Wiener Konzerthaus – Werke von Sarah Nemtsov, Mikel Urquiza, Katharina Rosenberger, Victor Ibarra und Jorge Sánchez-Chiong. 


Pssssssssssssssssst …
Veranstaltungstipps


1

Konferenz »Klima | Klang | Transformation. Neue Diskurs- und Erfahrungsräume zwischen Musik und Wissenschaft« – Eine Konferenz und ein Festivaltag, kuratiert vom Kulturlabor Klanglandschaften, der Universität Potsdam und dem RIFS/Potsdam Donnerstag, 13. Juni - Sonntag, 16. Juni 2024

Die Potsdamer Konferenz steht im Zeichen der Klimakommunikation. Sie initiert den Austausch zwischen künstlerischer Kreativität und naturwissenschaftlicher, sozial- und geisteswissenschaftlicher Forschung entsprechend der Überzeugung, dass die Nachhaltigkeitstransformation gerade durch künstlerische, sinnlich erfahrbare  Formate den notwendigen Bewusstseinswandel in der Gesellschaft unterstützen kann. Die Konferenz ermöglicht den viel zu wenig praktizierten Austausch zwischen natur-, sozial- und geisteswissenschaftlicher Forschung und künstlerischer Kreativität, kuratiert und moderiert aus der Perspektive von Musik, Klangkunst und Musikforschung. Fachrichtungen wie Umweltpsychologie, Nachhaltigkeitssoziologie oder Akustische Ökologie treffen auf Klangkunst, Öko-Musikologie oder das Instrument Moor. Der Vielseitigkeit der Referent*innen entsprechen die genutzten Formate wie Lecture- und Konzert-Performance, Vortrag, Poster-Session, konzertante Aktion oder Panel-Diskussion.

2

Und schon am 7. Juni geht die Reihe JaAberUnd des Deutschen Kulturrates in die nächste Runde. Thema: KI in der Kultur: Heilsbringer oder Dystopie?Anmelden kann man sich hier. Leider ist dazu noch nicht mehr zu erfahren. Wann und wer was macht. Ist also ein wirklich echtes Psssssst!

3

Das Musikfestival crescendo der UdK Berlin geht noch bis zum 8. Juni 2024.
unERHÖRT – unter diesem Motto erklingen stilbildende Werke nicht nur des aufbrechenden 20. Jahrhunderts. Wir feiern Arnold Schönberg und bringen bedeutende Musik weiterer großer Namen auf die Bühnen – stets in einer Balance aus Exzellenz und Progressivität.
UnERHÖRT vielseitig zeigt sich das Festivalprogramm, präsentiert von den Jüngsten aus den Chorgruppen, Studierenden diverser künstlerischer Bereiche und etablierten Lehrenden aller Instrumente. Den Auftakt bildet Beethovens 9. Sinfonie und den Abschluss feiert das Festival mit Werken von Schostakowitsch, Schnittke und Schreker, ebenfalls mit dem Symphonieorchester der UdK Berlin. Zum 150. Geburtstag Arnold Schönbergs zieht sich sein Oeuvre als roter Faden durch das Festival: u. a. am 29.5. mit Kammermusik von Mahler, Zemlinsky und Schönberg, am Schönberg-Wochenende 1. und 2. Juni mit Kammermusik, Vorträgen und Solowerken oder am 5.6. mit Pierrot Lunaire. Auch seine Schüler*innen, u. a. Ullmann, Weber oder Newlin, werden zu Gehör kommen. Die diesjährige Festivalbroschüre finden Sie
hier. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.

 

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