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Im Fokus: | Nachschlag: WDR Jazz & World | KLANGRADAR in München | “Dalibor” in Prag | Neuer Podcast von Irene Kurka | Nachrichten 

Aus dem Wort zum Donnerstag

Im kulturpolitischen Wochenreport des Deutschen Kulturrat widmet sich deren Geschäftsführer Olaf Zimmermann dem Thema „Meinungsfreiheit trotz zügellosem Hass und Lügen?Zitat: „Doch die Grundfrage bleibt, wie kann das Internet zivilisiert werden? Es ist unklar, ob das Netzwerkdurchsetzungsgesetz tatsächlich das richtige Instrument ist, damit Unternehmen wie Facebook und Twitter Verantwortung für Inhalte übernehmen, die über sie verbreitet werden. Klar ist meines Erachtens, dass Hass und Hassrede im Netz Einhalt geboten werden muss, um nicht den gesellschaftlichen Zusammenhalt aufs Spiel zu setzen. Hier sind allerdings alle gefragt. Rechtliche Instrumente können letztlich nur unterstützen. Es muss darum gehen, Beleidigungen und Hass im Netz auch mit anderen Instrumenten zu begegnen und vor allem sozial zu ächten. Das Internet ist ein Freiraum für Hetzer und Lügner, aber es ist kein freies Netz. …“

Das ist gut geredet, aber auch zu wenig konkret: Wie sehen diese anderen Instrumente aus? Was soll man sich unter sozialer Ächtung vorstellen? Wer entscheidet das und welcher Legitimation? Am deprimierenden Zustand dieses sogenannten Internets besteht kein Zweifel. Wie Zimmermann sagt: Es ist kein freies Netz. Wie kann es diese Freiheit zurückerlangen? Sicher eben nicht aus eigener Kraft, nicht innerhalb des Systems selbst. 

Letztes Jahr im April meldete die HNA: “Forscher sicher: Menschheit wird untergehen. Darin kam ein englischer Soziologe zur These: “Die Menschen sollten sich auf Musik, Liebe, Bildung und Heiterkeit konzentrieren. (…) Wieso? Diese Dinge verbrennen keine fossilen Brennstoffe!” Diese Therapie finden wir eigentlich gut. 

Musikwissenschaftsdämmerung

Die Runde macht gerade auch ein streitbarer Essay von Reiner Nägele im “Merkur, der  Zeitschrift für europäisches Denken”: “Musikwissenschaftsdämmerung. Anmerkungen zu einem unzeitgemäßen Fach. Zitat: “Es wäre Zeit für eine neue Musikwissenschaft, die sich insbesondere methodologisch auf ihre Kernkompetenz besinnt, Tönendes, Erklingendes in seiner Vielfalt verstehen zu wollen, und sich nicht in penibles Notenlesen als Ausweis von Wissenschaftlichkeit flüchtet; die sich von einer idealistisch begründeten Stilgeschichte unter dem Deckmantel des Historischen verabschiedet zugunsten eines Begreifens und Erklärens dessen, was Musik phänomenal in ihrer Ganzheit und Komplexität auszeichnet, und zwar nicht singulär als Kunstmusik europäischer Provenienz; und die endlich und grundsätzlich begreifen sollte, dass Musik als behaupteter und sogar wesentlicher Teil der gesellschaftlichen Realität eben auch eine wissenschaftliche Erklärung ihrer Phänomenalität jenseits des historisch verbürgten musikalischen Kunstwerks als Notat erforderlich macht.” Jedenfalls dämmert hier die Sprachkunst in nur einem Satz, so viel ist sicher - 105 Wörter und 847 Zeichen zählt mein Wordprozessor. Zurück ins Fach?

Ausgezeichnete Musikpädagogik

Zurück zur Praxis: Sophia Waldvogel gewinnt einen zweiten Preis beim Deutschen Hochschulwettbewerb Musikpädagogik 2019 mit dem Projekt Jederzeitlos”. Das finden wir gut. Es geht dabei um Folgendes: “Seit zehn Jahren treffen sich acht Frauen, die an Multipler Sklerose erkrankt sind, zum gemeinsamen Tanzen in Potsdam. Um auf ihre körperlichen Einschränkungen zu reagieren und das Spektrum an künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten zu erweitern, entwickelte Sophia Waldvogel die Idee eines Performance-Projektes mit den Medien Musik, Tanz und Sprache. Ein Jahr lang näherten sich die Frauen explorativ und partizipativ, durch Bewegung, Rhythmusarbeit, improvisierte und Neue Musik, kreatives Schreiben und Sprechkunst dem Thema Zeit an. Sie entwickelten eine Inszenierung, die in der fabrik Potsdam, einem international bekannten Zentrum für Tanz- und Bewegungskunst, aufgeführt wurde. Ziel war zum einen die Vermittlung künstlerischer Techniken, die Förderung von kultureller Teilhabe, Lebensfreude, Selbstwirksamkeit, Wahrnehmung und Resilienz. Zum anderen bot die öffentliche Aufführung Menschen aus der Mitte des gesellschaftlichen Normalitätsspektrums künstlerische Perspektiven, die sie sonst nicht erleben." So steht es in den News der Musikhochschule Trossingen, wo Sophia Waldvogel ihren Masterstudiengang Music&Movement mit dem Profil Rhythmik Performance gemacht hat.

Jetzt zu den harten Fakten in unserem Musikleben. 

Nachschlag von Michael Rüsenberg

Antwort auf Karl Karst: WDR 3 Jazz & World: Zum Interview in nmz 6/2019, S. 21. „(…) es geht darum, den Jazz zukunftsfähig aufzustellen und ihn nicht immer mehr in die Nische wandern zu lassen.“ (Karl Karst, Programmchef WDR 3) Ein solcher Satz ginge in Management-Seminaren durch wie Butter – der Adressat aber bedarf solcher Fürsorge nicht. Der Adressat ist der Jazz (als Musik), und nicht mal Jazzkritiker wüssten seine Zukunft zu prophezeien. Sie sind vollauf damit beschäftigt, die Gegenwart der Musik in den Griff zu kriegen. Und nur denjenigen unter ihnen, die einer vulgär-marxistischen Widerspiegelungstheorie anhängen, fielen Gründe ein, warum die Jazzmusik anno ’19 einen derart tropischen Baum darstellt. … (alles lesen)

Was sich rächt, das liebt sich – Smetanas „Dalibor“ am Nationaltheater Prag

Smetana ist „Moldau“, ist „Vaterland“ und „Verkaufte Braut“. Aber dann hört der Spaß meistens schon auf. „Libusa“? „Dalibor“? Oder gar „Der Kuss“, „Das Geheimnis“, „Die Teufelswand“? Kaum gespielte, kaum bekannte Werke. Eine der genannten Opern hat es nun immerhin mal wieder auf die Bühne des Prager Nationaltheaters geschafft. Ein Bericht von Michael Ernst

Experimentelle Klänge beim Abschlusskonzert von KLANGRADAR in München

KLANGRADAR ist 2014 als Musikvermittlungsprojekt des Netzwerks Junge Ohren unter der künstlerischen Leitung von Burkhard Friedrich an Berliner Grundschulen gestartet und ermöglichte dort seither vielen Schulklassen die kreative Arbeit mit professionellen Komponistinnen und Komponisten. Die Kinder und Jugendlichen sollen dabei Klänge erforschen, selbst entwickeln und gemeinsam zeitgenössische Musik komponieren. Luisa Mergel berichtet vom und reflektiert über das Abschlusskonzert in der WhiteBOX im Münchener Werksviertel.

nmz-Podcast-Partnerin Irene Kurka ::: neue musik leben

42 – Selbstständigkeit bei Musikern: Vorteile der Selbstständigkeit. Irene Kurka berichtet Ihnen von Vorteilen als selbstständige Musikerin. Jedem Freigeist empfiehlt sie die Selbstständigkeit. Ab und an berät Irene Kurka Kollegen bei Projekten, Anträgen, Aquise u.ä. Alle weiteren Folgen des Podcasts finden Sie unter: https://www.irenekurka.de/podcast.html

Was sonst noch wichtig war oder wird …

Radio-Tipp

20:05 bis 21:30 | BR-KLASSIK
Thema Musik Live aus der Versicherungskammer München-Giesing: Musik und Film

Seit vor 100 Jahren der erste Tonfilm geschaffen wurde, sind Filme ohne Filmmusik im Grunde nicht mehr vorstellbar. Soundtracks sind ein massentaugliches Phänomen, das auch Menschen, die sich sonst weniger für symphonische Musik interessieren, in die Konzertsäle lockt. Manche Scores sind im kollektiven Gedächtnis mit Landschaften und Ereignissen verbunden – man denke nur an Westernmusik oder Soundtracks zu Liebesgeschichten und Thrillern. „Der Film sagt, was ist und die Musik, wie es ist“, lautet eine cineastische Faustregel. Aber stimmt das? Sind Film und Musik wirklich ein untrennbares Gesamtkunstwerk? Und wenn dem so ist, sind Filmkomponistinnen und -komponisten dann nur Dienstleister? Was heißt das für ihr künstlerisches Selbstverständnis? Kann man gleichzeitig künstlerisch frei sein, sogenannte E-Musik schreiben und vermarktbare Soundtracks? Darüber diskutieren der „Tatort“-Regisseur und Blogger Dietrich Brüggemann, die Musikerin und Komponistin Ulrike Haage und der Komponist und emeritierte Filmmusikprofessor Enjott Schneider. Mitglieder der Münchner Symphoniker spielen Musik von Nino Rota, Henry Mancini, Enjott Schneider und Ulrike Haage.

Die Radiowoche bis zum 7.7.2019

Rückblick 4.7.2019

325. Geburtstag von Louis-Claude Daquin · Komponist, Organist, Cembalist, Musiker. (* 4. Juli 1694 in Paris – † 15. Juni 1772 in Paris)(Der Kuckuck auf Youtube)

Wir wünschen Ihnen einen schönen Donnerstag aber sowieso, siehe oben, konzentrieren Sie sich auf “Musik, Liebe, Bildung und Heiterkeit”. 


Viele Grüße aus Ihrer Newsletter-Redaktion, Martin Hufner
Der Newsletter gibt die Meinung des Redakteurs wider.


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