Sehr geehrte Newsletterabonnentinnen und -abonnenten, Vor vierzig Jahren starb der Philosoph Herbert Marcuse. Soweit ich das sehe, sind ästhetische Fragen und gesellschaftliche kulturelle immer ein Thema gewesen. Seine Rezeption im Bereich der Musik ist jedoch kaum erfolgt. Daran wird auch dieser Newsletter nichts ändern können. Ich habe dennoch ein paar Ausschnitte aus seinen Texten in den Newsletter integriert. Nicht nur, weil sie gut klingen, sondern weil sie einen doch daran erinnern, dass unser musikalisches und kulturelles Leben nicht abzusondern ist, vom Gesamtbetrieb der Gesellschaft. Aktuell gibt es eine Art Detailproblemversessenheit, die Probleme der Gesellschaft fachlich zu isolieren trachtet oder allein ihre geschichtlichen Entwicklungen und Bedingungen thematisiert. Diese Arbeit ist ohne Zweifel wichtig! Sie führt häufig genug jedoch zu einer Blindheit im Allgemeinen. Das Ganze lässt und will sich offenbar nicht mehr denken lassen. Herbert Marcuse erinnert daran, dass man die Dinge nicht so abtrennen kann. Herbert Marcuse I„Permanenter ästhetischer Umsturz - das ist die Aufgabe der Kunst.“ Warum Wagner wieder-holen?Unser Kritiker Peter P. Pachl ist im Dauereinsatz bei den Bayreuther Festspielen. Er hat die Premiere von Tobias Kratzers Inszenierung des Tannhäuser besucht (unser Rezensent sah eine unterhaltsame Aufführung, bei der die verschiedenen Erzählebenen nicht immer zueinander finden wollten, hörte gute Sängerleistungen und ein wenig überzeugendes Dirigat Valery Gergievs), sowie die manchmal wenig ertragreichen Wiederaufnahmen von Lohengrin (Yuval Sharon) und den Meistersingern von Nürnberg (Barrie Kosky). Wolf-Dieter Peter dagegen glosssiert das Festivaltreiben: Es festi-wallt allenthalben! Festi-wallitis Bayreuthiana. Herbert Marcuse II„Diese Gesellschaft ist insofern obszön, als sie einen erstickenden Überfluss an Waren produziert und schamlos zur Schau stellt, während sie draußen ihre Opfer der Lebenschancen beraubt; obszön, weil sie sich und ihre Mülleimer vollstopft, während sie die kärglichen Lebensmittel in den Gebieten ihrer Aggression vergiftet und niederbrennt; obszön in den Worten und dem Lächeln der Politiker und Unterhalter; in ihren Gebeten, ihrer Ignoranz und in der Weisheit ihrer gehüteten Intellektuellen.“ Die Trompeterin Heidi Bayer – ein PorträtDietrich Schlegel widmet der Trompeterin Heidi Bayer in der JazzZeitung ein ausführliches und bereits weit verbreitetes Portrait. „Es macht mir einfach keinen Spaß, andere nachzuspielen“ – Sie hat sich als feste Größe in der Kölner Jazzszene und vielerorts in Deutschland etabliert. Sie spielt gleichermaßen gern in Bigbands wie in kleinen Formationen, seien es die von Kollegen oder in ihrer eigenen Band. Sie beherrscht ihre Instrumente Trompete und Flügelhorn meisterhaft. Sie liebt Jazz und interpretiert ihn auf ihre ganz eigene Art. Sie hat in beeindruckender Weise ihren Weg aus dem fränkischen Kulmbach, wo sie 1987 geboren wurde, über Studien in Marburg, Mainz und Miami bis in die vitale rheinische Szene zurückgelegt – die Jazzmusikerin Heidi Bayer. Herbert Marcuse III„Von Anbeginn an war die Freiheit des Unternehmens keineswegs ein Segen. Als die Freiheit zu arbeiten oder zu verhungern bedeutete sie für die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung Plackerei, Unsicherheit und Angst. Wäre das Individuum nicht mehr gezwungen, sich auf dem Markt als freies ökonomisches Subjekt zu bewähren, so wäre das Verschwinden dieser Art von Freiheit eine der größten Errungenschaften der Zivilisation.“ Was sonst noch wichtig war oder wird …
Herbert Marcuse IV„Kultur (…) lebt von Unerfülltem, Sehnsucht, Glauben, Schmerz, Hoffnung, kurz, von dem, was nicht ist, sich aber in der Wirklichkeit anmeldet. Das bedeutet aber, Kultur lebt vom Unglück.“ Radio-Tipp23:30 bis 00:00 | hr2-kultur | rbbKultur | MDR KULTUR | NDR Kultur | Bremen Zwei | SR 2 KulturRadio | SWR2 | WDR 3 Wie die NDR Bigband zu einem Jazzorchester wurde: Das Konzert am 18. Mai 1974 mit zwei US-amerikanischen Jazzlegenden war ein Markstein in der Geschichte des Jazz – nicht nur in Hamburg. Es war ein besonderes Konzert für die NDR Bigband an jenem Abend des 18. Mai 1974 in der Altonaer Fabrik in Hamburg, der erste Jazzauftritt überhaupt! Nach Jahrzehnten der Unterhaltungsarbeit im öffentlich-rechtlichen Rundfunk verließ man als Studio-Unterhaltungsband die NDR-Anlage und kam als Jazz-Bigband von der Bühne. Nur: Außer Vibrafonist Wolfgang Schlüter und Altsaxofonist Herb Geller hatte kaum jemand die „Bühnenreife“ des Live-vor-Publikum-Jazz-Spielens. Sicherheitshalber musste also erfahrene Prominenz her. Sax sells, auch 1974. Praktischerweise lebte mit Dexter Gordon der Vater des Bebop-Tenorsaxofons im benachbarten Kopenhagen, wie auch Posaunist und Arrangeur Slide Hampton einer jener vielen US-Jazz-Expatriates, die in Europa nach einem besseren Leben suchten. Umgekehrt war der Serbe Dusko Goykovic im Jazz-Mutterland USA zu Ruhm gekommen und vervollständigte als Dirigent und Trompeter das Gästetrio. Für die Profi-Promis war es vermutlich nur einer von vielen (gut bezahlten) Gigs, für die NDRler der aufregende Startschuss zum modernen Jazzorchester, wie es die NDR Bigband heute darstellt. Henry Altmann über einen historischen Abend. Am Mikrofon: Henry Altmann Die Radiowoche bis zum 4.8.2019Rückblick300. Todestag von Arp Schnitger · Orgelbauer, Instrumentenbauer (* 2. Juli 1648 in Schmalenfleth – † 28. Juli 1719 in Neuenfelde) 40. Todestag von Herbert Marcuse · Soziologe, Philosoph (* 19. Juli 1898 in Berlin - † 29. Juli 1979 in Starnberg/Oberbayern) Herbert Marcuse V„Komfort, Geschäft und berufliche Sicherheit können in einer Gesellschaft, die sich auf und gegen nukleare Zerstörung vorbereitet, als allgemeines Beispiel versklavender Zufriedenheit dienen.“ Viele Grüße aus Ihrer Newsletter-Redaktion, Martin Hufner neue musikzeitung
www.nmz.de © neue musikzeitung 2019 ff.
Newesletterabo ändern, modifizieren oder Newsletter abbestellen, hier klicken.
|