Sehr geehrte Newsletterabonnentinnen und -abonnenten, Vor einem Jahr starb der französische Philosoph Paul Virilio. Bekannt geworden ist er mit Titeln und Texten wie „Rasender Stillstand“ oder „Ästhetik des Verschwindens“. Thema war dabei immer auch die Entwicklung der kriegerischen Technologien. Gerade scheint es mal wieder so, als überschlagen sich die Zeiten nicht nur aus der Perspektive der Gegenwart, wo Politik und Kritik sich selbst und gegenseitig überrollen, sondern selbst die Zukunft, deren Aktualität schon längst von der Vergangenheit Besitz ergriffen hat, schlägt zurück. Wie kann da ästhetische Praxis noch ihren Raum einnehmen, will sich nicht schon vergangen sein, bevor sie Zukunft werden konnte? Oder ist sie verdammt dazu, gefangen zu sein im puren Spiel mit sich selbst? So viele Erscheinungen der Kunst müssen da hilflos wirken, sie sind es aber durchaus ja nicht. Ihnen eignet so etwas wie eine Gleichzeitigkeit von Ent- und Belastung einer Lebenswelt, die ihre geringen Spielräume auszuweiten trachtet. Und in dieser Zange, die apfelmännchengleich aus lauter weiteren Zangen besteht, geht man in die Tiefe der Gegenwart, könnte man sich sehen: Da steht dann, musikpolitisch gesprochen die chor.com diametral gegenüber einer kulturindustriellen Veranstaltung wie dem Opus Klassik. Man hätte ja die Wahl, wenn man sie nutzen würde. Also auf zur chor.com, die vom 12. bis zum 15. September in Hannover stattfindet. Musikalisches Niemandsland: „Spieltriebe 8“ am Theater Osnabrück – Drei musikalische Uraufführungen auf Route RotDas Osnabrücker Symphonieorchester feiert in der Spielzeit 2019/20 sein hundertjähriges Bestehen und war auch deshalb in der Route „Gottes Konkurrenz“ des achten Festivals „Spieltriebe“ in einem eigenen Block mit drei Uraufführungen zu erleben: Insgesamt zwölf neue Theaterarbeiten gab es vom 6. bis zum 8. September unter dem Motto MENSCH®. Eine theatrale Rundreise vor Ort von Roland H. Dippel. Publikumverschreckend? „Hoffmanns Erzählungen“ von Jacques Offenbach am DNT WeimarWeimar feiert 2019 nicht nur 100 Jahre Bauhaus. Das Deutsche Nationaltheater widmet sich zur Spielzeiteröffnung einem ganz anderen Jubilar dieses Jahres, dem vor 200 Jahren in Köln geborenen Jakob Offenbach, der als Jacques mit seinen Offenbachiaden weltberühmt werden sollte. Doch auch seine als „seriös“ bezeichnete Oper „Hoffmanns Erzählungen“ sorgt nachhaltig für Ruhm. Auch in Christian Weises Neuinszenierung am Deutschen Nationaltheater der Klassikerstadt? Fragt sich Michael Ernst. Was sonst noch wichtig war oder wird …Apropos: War nie so, wie manche es gerne gehabt hättenEin kleiner Blick zu den Kolleginnen von niusic. “Nachdem gegen den Opernsänger Plácido Domingo Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs und Machtmissbrauchs laut geworden sind, hat er Stellung bezogen. Er erkennt darin an, dass sich ‘die Regeln und Standards’ geändert hätten – wie bitte?” fragt sich da Hannah Schmidt. Das fragen wir uns auch. Radio-Tipp23:03 bis 00:00 | Ö1 Die Klangspuren Schwaz stehen dieses Jahr unter einer neuen Leitung. Der Musikjournalist Reinhard Kager ist Matthias Osterwold gefolgt. Kagers Programm für die Klangspuren trägt den Titel „Risse“ und will den sozialen Erosionsprozessen der westlichen Gesellschaft nachspüren. Als Composer in Residence ist der 1964 in Paris geborene Marc Andre in vielen der Konzerte vertreten. Seine Komposition „woher…wohin“ für Orchester steht als österreichische Erstaufführungen im Eröffnungskonzert am Programm. Traditionell wird dieses Konzert vom Tiroler Symphonieorchester Innsbruck gespielt – die Leitung hat der für seine Arbeit für die zeitgenössische Musik besonders renommierte Lothar Zagrosek übernommen. Das Eröffnungskonzert, das traditionell einen musikalischen Ausblick auf die Schwerpunkte des Festivals gibt, präsentiert außerdem eine österreichische Erstaufführung eines Werkes von Olga Neuwirth, Luigi Nonos „Canti di vita e d’amore“ und Claus Steffen Mahnkopfs „Void“ – letzteres ist ebenfalls eine Österreichpremiere. (Aufgenommen am 6. September 2019 im Silbersaal Schwaz) Gestaltung: Patrizia Jilg Die Radiowoche bis zum 15.9.2019Erinnerung
Bleiben Sie uns treu. Wenn Sie wünschen, empfehlen Sie uns per Mail weiter. Viele Grüße aus Ihrer Newsletter-Redaktion, Martin Hufner neue musikzeitung
www.nmz.de © neue musikzeitung 2019 ff.
Newesletterabo ändern, modifizieren oder Newsletter abbestellen, hier klicken.
|