Sehr geehrte Newsletterabonnentinnen und -abonnenten, Heute verhandelt, während Sie diesen Newsletter erhalten, der Bundesgerichtshof in Karlsruhe zwei Revisionsanträge zu Verfahren, die uns in den letzten drei Jahren beschäftigten (siehe unser Dossier zum Thema). Es geht um sexuelle Übergriffe an einer deutschen Musikhochschule. Das liest sich im Wortlaut so: "Hauptverhandlung im Verfahren 1 StR 39/19 (Verurteilung des ehemaligen Präsidenten einer Musikhochschule wegen sexueller Nötigung in drei Fällen; Freispruch in einem weiteren Fall) am 17. September 2019 um 10.30 Uhr Das Landgericht München I hat den Angeklagten wegen sexueller Nötigung in drei Fällen zum Nachteil der Nebenklägerin A. zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von zwei Jahren und neun Monaten verurteilt. Hinsichtlich eines weiteren Falles zum Nachteil der Nebenklägerin S. hat es ihn freigesprochen. Nach den Feststellungen des Landgerichts hatte der Angeklagte in den Jahren 2007, 2009 und 2013 die sich um eine Stelle an der Hochschule bewerbende Sängerin A. in drei Fällen – jeweils nach Vereinbarung eines Termins in seinem Büro in der Musikhochschule auf das Sofa gestoßen und sich auf sie gelegt bzw. sie mit seinem Griff festgehalten und jeweils trotz verbalen Protests und Gegenwehr verschiedene sexuelle Handlungen an ihr vorgenommen. Zu dem Freispruchsfall hat das Landgericht festgestellt: Die Nebenklägerin S. hatte sich auf eine vakante Stelle als Assistentin der Referentin des Angeklagten beworben. Im Juli 2004 begab sie sich nach Vereinbarung eines Termins in dessen Büro, um mit ihm darüber zu sprechen. Der Angeklagte stellte zunächst die Assistententätigkeit dar, gab ihr dann einen Zungenkuss, drückte sie bäuchlings auf das Sofa, zog ihr unter dem Kleid die Unterhose herunter und führte den Analverkehr bis zum Samenerguss durch. Das Landgericht konnte sich jedoch nicht davon überzeugen, dass der Angeklagte die Gewalt angewendet hat, um einen aus seiner Sicht zu erwartenden Widerstand auszuschließen. Der Angeklagte wendet sich mit seiner Revision gegen seine Verurteilung. Die Revisionen der Staatsanwaltschaft und der Nebenklägerin S. richten sich gegen den Freispruch des Angeklagten." Quelle: Pressemitteilung des Bundesgerichtshofs vom 12.9.2019 Das Ergebnis der Verhandlung könnte heute schon vorliegen, vielleicht erfolgt die Entscheidung aber auch später. Wir versuchen so zeitnah wie möglich Sie zu informieren. Karl Popper, vor 25 Jahren gestorben, Komponist?“Im Namen der Toleranz sollten wir uns das Recht vorbehalten, die Intoleranz nicht zu tolerieren.” Ein geflügeltes Wort aus seiner Schrift “Die offene Gesellschaft und ihre Feinde”. Daran will ich aber nicht erinnern. Weniger bekannt dürfte sein, dass Karl Popper einmal dem Schönberg-Kreis sehr nahestand. Er war zum Beispiel tätig im “Verein für musikalische Privataufführungen” und wohl auch zeitweise Kompositionsschüler des Schönberg-Schülers Erwin Stein. Allerdings sind mir keine Werke aus der Feder Poppers je bekannt geworden. Popper beschrieb sich selbst als auf dem Gebiet der Musik “konservativ”. Seinen Ausflug in die Schönberg-Welt beschließt es in seinen autobiographischen Notizen: “Nach ungefähr zwei Jahren wusste ich, daß ich etwas gelernt hatte - über eine Musik, die ich jetzt noch weniger mochte als vorher.” (Zitiert nach Heinz Steinert: Adorno in Wien 1989, Seite 31). Weitere Informationen listet übrigens das Österreichische Musiklexikon auf. Kleiner Mann ganz groß – Der neue Nibelungen-Ring in Kassel bleibt mit „Siegfried“ auf ErfolgskursIn Kassel inszeniert Markus Dietz den „Ring“. Jetzt feierte „Siegfried“ am Staatstheater Kassel Premiere. Dietzens Idee dabei ist, den Reichtum nicht als Gold zu zeigen, sondern in der lebendigen Form als potenzielle Arbeitskraft. Für die Neidhöhle geht Dietz zuweilen an die Grenze des Erträglichen. Joachim Lange sah eine professionelle Glanzleistung des verletzten Daniel Brenna in der Rolle des Siegfried und eine deutlich gute Ensembleleistung. Eine andere, goethische „Zauberflöte“ im Goethe-Theater Bad LauchstädtEs ist eine späte aber innige Liebe. Edda Moser gehörte bis Mitte der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts aktiv zur Spitzenriege ihrer Zunft. Als König der Nacht etwa war sie legendär. Auch wenn sie naturgemäß viel in Italienisch gesungen hat, hinderte sie das nicht daran, ihre Liebe zur eigenen Muttersprache wachsen zu lassen. Sie beließ es aber nicht dabei, sondern rief ein Festspiel der Deutschen Sprache ins Leben. Als sie einen passenden Ort dafür suchte, riet ihr ihr Freund, der Hallenser Hans-Dietrich Genscher, zum Goethe-Theater Bad Lauchstädt vor den Toren seiner Heimatstadt. Joachim Lange war dabei. Was sonst noch wichtig war oder wird …
Radio-Tipp21:00 bis 22:00 | NDR Kultur Enno Poppe: Feld (Deutsche Erstaufführung) | Bernd Alois Zimmermann: Monologe | Einohuhani Rautavaara: Angel of Dusk. Aufzeichnung vom 14. Juni 2019 in der Elbphilharmonie Hamburg. Das „Spontane, Assoziative, Traum-, ja Trancehafte“ nutzte Bernd Alois Zimmermann in seinen „Monologen“. Und nicht nur hier stockte dem Publikum im Konzert manches Mal der Atem: sensationell, wie der Solo-Kontrabassist des NDR Elbphilharmonie Orchesters Michael Rieber mit virtuoser Leichtigkeit den Kontrabass zum Tanzen und Fliegen brachte. Die Radiowoche bis zum 22.9.2019Erinnerung25. Todestag von Karl Popper · Philosoph (* 28. Juli 1902 in Wien bis † 17. September 1994 in Croydon bei London)
Viele Grüße aus Ihrer Newsletter-Redaktion, Martin Hufner neue musikzeitung
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