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Sigmund Freud: “Wenn es eine Blume gibt, welche nur eine einzige Nacht blüht, so erscheint uns ihre Blüte darum nicht minder prächtig. … Mag eine Zeit kommen, wenn die Bilder und Statuen, die wir heute bewundern, zerfallen sind, oder ein Menschengeschlecht nach uns, welches die Werke unserer Dichter und Denker nicht mehr versteht, oder selbst eine geologische Epoche, in der alles Lebende auf der Erde verstummt ist, der Wert all dieses Schönen und Vollkommenen wird nur durch seine Bedeutung für unser Empfindungsleben bestimmt, braucht dieses selbst nicht zu überdauern und ist darum von der absoluten Zeitdauer unabhängig.” (Vergänglichkeit, 1916)

Das kann Trost sein, es kann Trauer sein in diese Zeit, die sich selbst zu überschlagen scheint und doch immer auf der Stelle tritt. Sie sehen es an unserem Nachrichtenfluss, der offenbar nicht endet.Dennoch scheint es möglich, immer wieder aus dem Fluss für Momente auszusteigen. Wenn man beispielsweise in eine dieser hier besprochenen Veranstaltungen geht, die, wenn sie glücken, so viel mehr einen bereichern können als all das, was man konsumieren kann. Die Freud’sche Blume oben ist beispielsweise gerade kein Konsumgegenstand, sondern ein Widerstand gegen diesen. Bleiben Sie empfindsam und empfindlich. 

Aufrüttelnde Einfachheit: Philip Glass' „In der Strafkolonie“ am Theater Hof

Philip Glass‘ Oper „In The Penal Colony“, uraufgeführt 2000 in Seattle und in Deutschland erstaufgeführt an der Berliner Kammeroper 2002, kommt in der Spielzeit 2019/20 an fünf deutschen Bühnen heraus. Den Anfang macht das Theater Hof in der Übersetzung von Rudolph Wurlitzers Textbuch nach Franz Kafkas Novelle durch Cordula Engelbrecht und Bettina Rohrbeck. Es folgen Ulm, Gera, Erfurt, Augsburg. Roland Dippel sah in einer moderaten Aufführung reichlich Zündstoff.

Massenentlassung in Wien – Frank Hilbrichs analytisch kalter „Rosenkavalier“ am Theater Bremen

Von „Elektra“ zum „Rosenkavalier“ ist der Weg weniger weit als man gewöhnlich denkt. Das zeigt die Inszenierung von Frank Hilbrich, die er mit hervorragenden Darstellerinnen und Darstellern am Theater Bremen bis auf den Kern entschlackt auf die Bühne bringt. Joachim Lange hat sehr genau hingehört und hingesehen.

Zeitsprung-Experten: Leipziger Improvisationsfestival für Alte Musik Ex Tempore

Zum sechsten Mal findet das von Experten aus ganz Europa besuchte und gestaltete Improvisationsfestival für Alte Musik Ex Tempore in Leipzig statt. Im Zweijahresabstand kombiniert Leiter Martin Erhardt in der vom Deutschen Institut für Improvisation, Leipzig, veranstalteten Reihe mehrere Konzerte, Vorträge, Workshops und interaktive Formate. Dabei fallen nicht nur die Mauern zwischen den musikalischen Gattungen, sondern auch zwischen den Künsten. Ein Bericht von Roland H. Dippel.

Was sonst noch wichtig war oder wird …

Radio-Tipp

23:03 bis 00:00 | Ö1
Das ensemble recherche in Schwaz – Klangspuren 2019. Eine Hommage an die Schutzheilige Roms

Zwei neue Werke umrahmen ältere, aber gewichtige Kompositionen in einem Konzert der Klangspuren Schwaz mit dem ensemble recherche. Erstmals sind in Österreich Mark Andres „3 Stücke für Ensemble“ zu hören. Lisa Streichs „Francesca“ ist eine Uraufführung, im Auftrag gegeben durch das ensemble recherche und das Swedish Art Grants Committee. Streichs „Francesca“ ist eine Hommage an die Schutzheilige Roms und der Frauen ist – und Marc Andre verfolgt in seiner Musik immer tiefreligiöse Aspekte.

Zu diesen neuen Kompositionen gesellen sich Klaus Hubers 1989 entstandenes Streichtrio – eine Reverenz an den politisch verfolgten russischen Dichter Ossip Mandelstam und zwei exemplarische Kompositionen von Roman Haubenstock-Ramati. Der Geburtstag des aus Rumänien stammenden Komponisten jährte sich im Februar zum hundertsten Mal. Das ensemble recherche ist ein achtköpfiges Solistenensemble aus Baden-Württemberg, das vor allem Werke der zeitgenössischen Musik interpretiert. (Aufgenommen am 13. September 2019 im Haus der Musik, Innsbruck). Gestaltung: Patrizia Jilg

Die Radiowoche bis zum 29.9.2019

Erinnerung

200. Geburtstag von Johann Rudolf Weber (* 23. September 1819 in Wetzikon; † 22. September 1875 in Beatenberg). Weber war ein Schweizer Musikpädagoge und Komponist. Er gilt als «Sängerväter» des Kantons Bern.

120. Geburtstag von Odd Ragnar Grüner-Hegge (* 23. September 1899 in Kristiania; † 11. Mai 1973 in Oslo). Er war ein norwegischer Komponist, Pianist und Dirigent. 

100. Geburtstag von Bogdan Paprocki (* 23. September 1919 in Toruń; † 3. September 2010 in Warschau). Er war ein polnischer Opernsänger (Tenor). 

80. Todestag von Sigmund Freud (geboren am 6. Mai 1856 in Freiberg, Mähren als Sigismund Schlomo Freud; gestorben am 23. September 1939 in London). Freud war ein österreichischer Neurologe, Tiefenpsychologe, Kulturtheoretiker und Religionskritiker.


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