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Ein Stück Musikgeschichte spielte sich erneut in Weimar ab. Paul Dessaus und Heiner Müllers “Lanzelot”-Oper aus dem Jahr 1969 in der Inszenierung von Peter Konwitschny überzeugt in allen Belangen, meint unser Rezensent Joachim Lange. Da ist wirklich was gelungen. „Dass Peter Konwitschny diese überfällige Ausgrabung in Weimar jetzt inszeniert, ist nicht nur gleichsam historisch legitimiert. Sie ist in der künstlerischen Umsetzung ein Glücksfall, zu der man den beiden Intendanten Hasko Weber (und vor allem seinem Operndirektor Hans-Georg Wegner) und Guy Montavon nur gratulieren kann!“

Doch zwischendrin noch der Verweis auf einen Brief von Gordon Kampe, den er als Glosse für den SWR verfasst hat: Wie man Komponist und glücklich dabei wird.” Wahrscheinlich leider richtig.

Befreit Euch schon mal von allerlei erlernten Klischees, was eine Komponistin oder ein Komponist tagsüber so treibt: Kennt Ihr dieses süße Katzenemoji, das mit dem Kopf immer auf den Tisch haut? Ich glaube, das ist ein Komponist. Denn während Ihr eigentlich an einem neuen Notationssystem für die transmediale Luft-Balalaika-Performance arbeiten wollt, müsst Ihr Anträge schreiben. Und danach müsst Ihr noch einen Antrag schreiben, bevor Ihr ein Meeting habt, in dem Ihr einen neuen Antrag besprecht. Zwischendurch E-Mails, dann ein Update der Website. Dann schnell noch eine Insta-Story von den Meetings machen. Dann noch acht Bewerbungen für Wettbewerbe und Stipendien. Und wenn der Rücken schon ganz durch ist vom vielen Sitzen – kommt der Tag des Klassenkonzerts mit dem neuen Schlagzeug-Solo. Und verdammt, sagt Ihr da, während Ihr drei Vibraphonständer vom Schlagzeugkeller in die Aula schleppt, hätte ich mal auf meine Professorin gehört, die mir etwas von der Ökonomie der Mittel erzählte.”

So und nun zurück zu unseren Berichten und Nachrichten. Da geht es übrigens auch um einen, der klicken muss. Ein Bericht über das Antrittskonzert des Komponisten Fabien Lévy an der HMT Leipzig, das Roland H. Dippel für uns und Sie besuchte

Der Drache ist tot, es lebe der Drache – „Lanzelot“ von Paul Dessau und Heiner Müller in Weimar überwältigt

Es hat Vorteile, dass man die Bühnenmaße der neue Oper Erfurt so gewählt hat, dass sie mit denen des Deutschen Nationaltheaters in Weimar kompatibel sind. Gegen die Allergie der Bürgerschaften, was diverse Fusionsabsichten betrifft, hat das zwar nichts genützt. Aber sinnvoll und technisch problemlos bei Großprojekten kooperieren kann man dadurch allemal. Das war bei den „Meistersingern“, vor drei Jahren so. Und es ist so bei der jüngsten Neuproduktion von Paul Dessaus Oper „Lanzelot“ nach einem Libretto von Heiner Müller, die jetzt in Weimar Premiere hatte. (In Erfurt dann ab 16. Mai 2020). Joachim Lange ist beeindruckt

Dürftig und reizvoll: Samuel Penderbaynes „Die Schneekönigin“ in Berlin

Elektronik contra analoge Musikerzeugung – das scheint der zentrale musikalische Kampfplatz für diese Produktion in der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin gewesen zu sein. Für unseren Rezensenten Peter P. Pachl ist das ein bisschen wenig. Als Theaterstück ist es gleichwohl gelungen und reizvoll. 

Musik und Gegenwart 88“, Fabien Lévys Antrittskonzert in der HMT Leipzig

Fabien Lévy (geb. 1968) wurde im Oktober 2017 als Professor für Komposition von der Hochschule für Musik Detmold an die Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig berufen. Nächstes Jahr übernimmt er mit Constanze Rora die Leitung des 2016 gegründeten Zentrums für Gegenwartsmusik (ZfGM) von Claus-Steffen Mahnkopf. Am Vorabend des zweitägigen Symposiums „Was ist Musikphilosophie?“, veranstaltet vom ZfGM der Hochschule und des Musikwissenschaftlichen Seminars der Universität Leipzig in Kooperation mit der Gesellschaft für Musik & Ästhetik am 23. und 24. November, fand Lévys Antrittskonzert statt. Roland H. Dippel zum Antrittskonzert.

Neue Opernmitschnitte: Wiederentdeckungen, Standardrepertoire und ein Korngold-Wunder

Juan Martin Koch hat einige neue DVDs durchgesehen: Korngolds "Das Wunder der Heliane" (Deutsche Oper Berlin), Richard Strauss’ "Salome" (Romeo Castellucci), "La Nonne Sanglante", eine lange Zeit vergessene Oper Charles Gounods von 1854, Berthold Goldschmidts "Beatrice Cenci", Alfredo Casellas "La Donna Serpente" von 1932, Verdis "Rigoletto" (Stölzl, Bregenz) und Rossinis "L‘Italiana in Algeri" (Moshe Leiser und Patrice Caurie). Orchester flirren, Soprane leuchten

Was sonst noch wichtig war oder wird …

Radio-Tipp

21:04 bis 22:00 | rbbKultur
Die Donaueschinger Musiktage 2019

Mit Andreas Göbel. Im Zentrum der diesjährigen Donaueschinger Musiktage standen diesmal Werke, die außerhalb des traditionellen Konzertsaals stattfanden, darunter in Computerspielformat, als virtuelles Festival oder sogar unter Wasser im Schwimmbad.

Die Radiowoche bis zum 01.12.2019

Herbst

Um die Großstadt sinkt die Welt in Schlaf.
Felder gilben, Wälder ächzen überall.
Wie Blätter fallen draußen alle Tage,
Vom Zeitwind weggeweht.

Ob Ebene und Wald in welkes Sterben fallen,
Ob draußen tost Vergänglichkeit,
Im Stadtberg brüllen Straßen, Hämmer hallen:
Die Stadt dampft heiß in Unrast ohne Zeit.

[Gerrit Engelke: Rhythmus des neuen Europa. (vgl. Engelke-G, S. 43)]

 

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