Unsere Themen: „Eckpunkte für Öffnungsstrategien“ der Kulturminister | Münchener Biennale | Streaming-Empfehlungen | PS

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Seit Anfang März kann man fast die Uhr im Wochentakt stellen: Welches Fass wird jetzt wohl aufgemacht. Waren ganz zu Beginn hier vor allem Fragen des täglichen Bedarfs an Toilettenpapier und Desinfektionsmitteln Thema, standen bald Fragen nach der Größe von Veranstaltungen zur Debatte. Maximal 1000? Warum.

Messen wurden abgesagt wie die Leipziger Buchmesse, da gab es noch Hoffnung auf die Musikmesse. Plötzlich gingen viele Menschen daran, ihre Keller aufzuräumen. Es schien irgendwie Zeit übrig zu sein. In Wirklichkeit war es aber anders. Die Zeit war leer und weg, wenn sie nicht durch Geschäftigkeit (auch notwendige) ersetzt werden musste. Dabei ging es zu dem Zeitpunkt gerade mal um weniger Wochen!

Bald ging es um Hilfsprogrammen für alle Bereiche des Wirtschaftslebens, irgendwann dann eben auch um Lockerungen, Grundgesetze, Verschwörungsgerumpel. Und jetzt die Öffnung von Bildungs- und Kultureinrichtungen. Wer darf was wie lange unter welchen Bedingungen. Es wird geregelt was das Zeug hält. Aber: Das ist unvermeidlich! Das ist Kennzeichen einer offenen Gesellschaft, dass sie debattiert. „Wer Kultur sagt, sagt auch Verwaltung, ob er will oder nicht“, musste bereits Adorno feststellen.

Was man dabei nicht aus den Augen verlieren sollte, ist, dabei den Blick für die anderen nicht zu verlieren. Und nicht auf sich selbst. Man ist es ja gewohnt, das Beste aus etwas herauszuholen, den Wettbewerb zu forcieren und die Zitrone bis zum letzten Tropfen auszuquetschen. Nach wie vor heißt die Devise zur Eindämmung der Virusausbreitung: “Abstand halten”. Das mit dem zu anderen, konnten wir wahrscheinlich in den letzten Wochen schon mal besser, es wäre aber auch nötig, diesen Abstand auch zu sich selbst zu finden. Jetzt rein persönlich, aber auch im Zusammenhang des gesellschaftlichen Ganzen.

Jetzt aber ab in den reißenden Fluss der Nachrichten und Informationen aus dem Leben der Kultur und der Gesellschaft. 


Kulturszene: Die „Eckpunkte für Öffnungsstrategien“ der Kulturminister

Die Kulturminister von Bund und Ländern haben sich auf gemeinsame Eckpunkte für mehr kulturelles Leben in der Corona-Krise verständigt. In einem sechsseitigen Konzept für Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Regierungschefs der Länder spricht sich die Ministerrunde für „eine planvolle Öffnung weiterer kultureller Einrichtungen und Aktivitäten“ aus. „Eine dauerhafte Schädigung der reichhaltigen Kulturlandschaft hierzulande muss verhindert werden“, heißt es in dem der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegenden Papier. Weiterlesen

Unübersehbar #3Streaming-Empfehlungen
15.5. bis zum 21.5.2020

Mit unsere Autoren-Tipps in der Ausgabe Nummer 3 empfehlen wir Ihnen Online-Angebote der Münchener Biennale, der Oper Graz, der Dresdner Musikfestspiele, des BKA Theaters, der Komischen Oper Berlin und des Theaters Freiburg. Geht gleich heute los!! Nicht verpassen. Die Empfehlungen im Einzelnen.

Deutsche Jazzunion und Allianz der Freien Künste warnen vor ersatzlosem Ende der Coronahilfen des Bundes

Die 18 in der Allianz der Freien Künste (AFK) zusammengeschlossenen Bundesverbände, darunter die Deutsche Jazzunion, warnen eindringlich vor drastischen Konsequenzen für die berufliche Existenz tausender Kunst- und Kulturschaffender in ganz Deutschland, sollten die Corona-Soforthilfen des Bundes nach dem 31. Mai ersatzlos enden. Weiterlesen


Ästhetische Maßnahmen für einen „New Return“ - Trotz(t) Corona: die „dynamische“ Münchener Biennale 2020

Welche musikdramatischen Ausdrucksformen müssten erschaffen werden, damit es gelingt, neue Kräfte freizusetzen?“ Ein hochaktueller Kommentar – den Manos Tsangaris und Daniel Ott allerdings bereits Ende November 2019 bei ihrer Pressekonferenz äußerten: einer Zeit also, als ‚Corona‘ noch nichts weiter als mäßiges Bier oder für feinere Geister ein antiker Blumenkranz war. Weiterlesen


(Corona-)Nachrichten


Corona-Krise – Info-Hilfspaket der nmz

Aktualisiert mit neuen Hinweisen zum Maßnahmenpaket der Bundesregierung. Coronavirus-Krise (Info-Hilfspaket). Die aktuellen Nachrichten zum Thema Corona-Krise finden Sie ja auf unserer Überblicksseite.


nmz 2020/05 - online

Die aktuelle nmz ist in weiten Teilen jetzt auch online. (Zum Inhaltsverzeichnis)

CDs

unüberhörbar 2020/05
Musik von Haydn bis Penderecki

Aneignen und Verstärken
Neue CDs und LPs neuer Musik, vorgestellt von Dirk Wieschollek

Sieben Jahre sind genug
Neuveröffentlichungen der Popindustrie, vorgestellt von Sven Ferchow

Die Gegenwart ist voller Trio-Überraschungen
Jazz-Neuheiten, vorgestellt von Hans-Dieter Grünefeld

Diese und weitere Artikel sind frei zugänglich in unserer Online-Ausgabe nachzulesen.


Radio-Tipp

21:04 bis 22:00 | rbbKultur
Der Organist Dominik Susteck

Mit Andreas Göbel. Längst hat auch die Avantgarde die Orgel als Instrument für unerhörte Klänge für sich entdeckt. Einer der derzeit wichtigsten Vertreter ist der Organist und Komponist Dominik Susteck. Seit dreizehn Jahren arbeitet er an der Orgelanlage der Kölner Kunst-Station Sankt Peter und hat mit den dortigen beiden Instrumenten ideale Bedingungen für die zeitgenössische Orgelmusik.

Die Radiowoche bis zum 24.05.2020


PS:
Aussichten vom Elfenbeinturm auf das Bernsteinzimmer des Kulturmanagers.

Auf Twitter schreibt der Nutzer Hundert11 zum Eckpunktepapier der Kulturminister:

Wenn der Saal eh nur zu einem Drittel gefüllt werden darf, könnten Orchester und Opern jetzt endlich die anspruchsvollen Rar- und Novitäten bringen, die sie immer gern gespielt hätten, aber sich aus Sorge vor leerbleibenden Plätzen nie getraut haben.”

Antwort kommt von einem ehemaligen geschäftsführenden Direktors des Deutschen Bühnenvereins:

So sehr ich an zeitgenössischer Musik und der des 20. Jhdts. interessiert bin, dem muss ich deutlich widersprechen. Wir können jetzt alles mögliche versuchen, aber in den Elfenbeinturm sollten sich Opernhäuser und Orchester wohl besser nicht begeben.“

Das finde ich komisch. Novitäten und Raritäten gelten ihm als Werke, die eine Elfenbeinturm repräsentieren. Was aber hat das mit dem 20. Jahrhundert zu tun. Für Novitäten wären wir bereits im 21. Jahrhundert, Raritäten gibt es zu jeder Zeit. Den Vorwurf kann sich auch nur jemand erlauben, der sein Zuhause im Bernsteinzimmer aufgeschlagen hat.

Die Frage ist vielleicht auch anders zu stellen: welche Flexibilität können Theater in dieser Zeit der langen Planungen und der durchtakteten Zeit überhaupt haben? Wie weit können die Verwaltungen der Theater überhaupt schalten?

Sicher ist nur: die digitalen Spielpläne haben nur eine beschränkte Funktion für das Publikum. Der kulturpolitische Reporter Peter Grabowski stellte neulich noch ernüchtert in einem Facebook-Kommentar fest:

Ja, es gibt Theaterstreams der letzten Wochen mit Zehntausendfachen Abrufen. Die Urheber*innen sollten ihren künstlerischen Gottheiten sowie den verschwiegenen Öffentlichkeitsarbeiter*innen ihrer Häuser auf Knien dafür danken, dass niemand von draußen transparent überprüfen kann, wie viele Nutzer*innen auch nur die zweite Hälfte dieser Übertragungen im Netz miterleben. Wer die Zahlen kennt, sitzt im Schein des offenen Kühlschranks nachts alleine weinend in ihrer oder seiner dunklen Küche und trinkt Dosenbier bis zum Pupillenstillstand. Nur so viel: Die meistgestreamten deutschen Inszenierungen der letzten Woche starteten zum Teil mit fünfstelligen Zuschauerzahlen - und endeten manchmal mit weniger als 20!“

PPS

Wieder im Trubel verpasst. Das Bad Blog Of Musick hätte am 2. Mai 2020 seinen elften Geburtstag feiern können.

Ihr Martin Hufner


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