Sehr geehrte Newsletterabonnentinnen und -abonnenten, In den Schlagseilen (sic!) Das ist so eine Sache mit den Schlagzeilen. Wir bringen hier die dpa-Meldung mit der Zeile “Berliner Chöre dürfen wieder singen”, dabei war es denen ja nie verboten aktuell. Sondern Singen allgemein, selbst in der Familie, zumindest in geschlossenen Räumen. Die damalige Regelung sorgte für viel Ärger. Man kann jetzt nur froh sein, dass es keine Klagen vor Verwaltungsgerichten gegeben hat, die die alte Regelung zu Fall gebracht hätten. Denn dann wäre auch ohne gescheite Regelung viel Unsinn möglich geworden. Glück gehabt! Jetzt gibt es eine Regelung in Berlin - und die hat es in sich. Es ist viel die Rede von Dauern für Proben und der Kunst der Querlüftens. Chorsingen ist jetzt also wieder in geschlossenen Räumen möglich, wird aber eher nicht empfohlen. Singen zum Zweiten: Der Deutsche Musikrat wünscht sich mehr Kreativität bei der Gestaltung des Musikunterrichts und nennt es Stärkung. Ich kann ihm da nur zustimmen, vor allem aber in dem Punkt: Musikunterricht ist eben nicht nur “Singen”, worauf aktuell viel Fokus gelegt wird. Christian Höppner, der Generalsekretär des Deutschen Musikrates: „Die aktuelle Diskussion offenbart auch eine veraltete Vorstellung von Musikunterricht, denn dieser ist bei weitem nicht auf gemeinsames Singen beschränkt.“ Und dann gibt es da auch noch die „zweite Welle“. Kommt die, ist die schon da? Bestimmt man sie durch das Auftreten exponentiellen Wachstums in Sachen Infektionsgeschehen, dann ist es jetzt noch nicht so weit. Aber Sie und wir alle wissen, die Lage ist dynamisch. Gerade beginnt so etwas Ähnliches wie eine Art Regelbetrieb im Bildungsbereich. Viele Dinge, die bisher getan bzw. unterlassen wurden, um Ansteckungen unwahrscheinlicher zu machen, fallen. Aber wie, wo und in welchem Umfang? Das wissen wir alle noch nicht. Deswegen ist es sicher die bessere Strategie, sich in der Unsicherheit einzurichten und aufzupassen, was vor sich geht. Ganz mit aller nötigen Ruhe und mit gegenseitigem Respekt. Zur Förderung. Dazu gehört auch der Hinweis auf eine aktuelle Initiative in Nordrhein/Westfalen, die ich gestern noch über Twitter vom kulturpolitischen Reporter Peter Grabowski aufgeschnappt habe: Landesregierung schreibt 15.000 Stipendien für Künstlerinnen und Künstler i.H. v. 7.000 € aus – Ministerin Pfeiffer-Poensgen: Finanzielle Absicherung ermöglicht künstlerische Arbeit auch in der Krise Zur Erinnerung, siehe auch unten unseren Radio-Tipp, gestern vor 50 Jahren starb Bernd Alois Zimmermann. Lesen sie dazu das Feature von Jörn Peter Hiekel zu seinem 100. Geburtstag aus dem Jahr 2018: Pluralistische Horizonterweiterungen – Bernd Alois Zimmermann (1918–1970) als Exponent der Neuen Musik. Unsere Themen:
Unübersehbar #15 – nmz-Streaming-Empfehlungen vom 7.8. bis zum 20.8.2020Urlaubsbedingt wechseln wir mit unseren Stream-Hinweisen vorübergehend in einen zweiwöchigen Rhythmus. Genügend Zeit, das nun ausgeweitete Bayreuther Wagner-Programm, Berliner Jazz- und Radiokunst, Mainzer Beethoven-Reflexionen, Salzburger Mozarteum-Produktionen und das öffentlich-rechtliche Wim-Wenders-Füllhorn zu goutieren. Wohl bekomm‘s! Weiterlesen Viel Abstand und frische Luft: Berliner Chöre dürfen wieder singenBerliner Chöre können ab sofort unter besonderen Bedingungen wieder proben und bei Konzerten auftreten. Nach der am Montag veröffentlichten Aktualisierung der Corona-Bestimmungen für die Kultur ist das gemeinsame Singen in geschlossenen Räumen wieder erlaubt, wenn bestimmte Hygiene- und Infektionsschutzstandards eingehalten werden. Dabei müssen die Sänger untereinander einen Mindestabstand von zwei Metern in alle Richtungen einhalten, zum Publikum sollten mindestens vier Meter Distanz bestehen, teilte die Kulturverwaltung weiter mit. Weiterlesen Söder kritisiert Konzertveranstalter: «Katastrophale Signalwirkung»Nürnberg/Düsseldorf - Nach Ansicht von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) haben geplante Großkonzerte wie das mit Bryan Adams und Sarah Connor in Düsseldorf eine «katastrophale Signalwirkung» im Corona-Kampf. Weiterlesen Rheinland-Pfalz: Land nimmt digitale Bildungsplattformen in die HandIm neuen Schuljahr treibt Rheinland-Pfalz den „Schulcampus“ als einheitliche digitale Lernplattform voran. Für Videokonferenzen wird eine Open-Source-Lösung auf landeseigenen Rechnern ausgerollt. Weiterlesen Schulstart ins Ungewisse: Deutscher Musikrat fordert die Stärkung des Musikunterrichts in Corona-ZeitenSeit der Einleitung der Corona-Maßnahmen im März ist der Musikunterricht an den Schulen zugunsten der Kernfächer oft komplett ausgefallen oder massiv eingeschränkt worden. Heute beginnt das neue Schuljahr in Berlin, Brandenburg und Schleswig-Holstein. Die Vorgaben variieren dabei beträchtlich: Während beispielsweise in Berlin bei Einhaltung der Infektionsschutzstandards in geschlossenen Räumen wieder gemeinsam gesungen werden darf, sind in Schleswig-Holstein das gemeinsame Singen und die Nutzung von Blasinstrumenten in den Räumen der Schule zunächst untersagt. Weiterlesen Deutscher Kulturrat fordert GeschlechtergerechtigkeitBerlin - Der Deutsche Kulturrat sieht auf dem Weg zur Gleichberechtigung noch Baustellen in der Branche. «Noch immer werden Frauen im Kulturarbeitsmarkt strukturell benachteiligt», teilte Geschäftsführer Olaf Zimmermann am Montag in Berlin mit. Der Kulturrat veröffentlichte Forderungen zur Geschlechtergerechtigkeit in Kultur und Medien. Weiterlesen Berliner Theaterleiter: Zweite Welle würde Kultur hart treffenBerlin - Nach der monatelangen Zwangspause legen die Berliner Theater langsam wieder los. Die Kudammbühnen beispielsweise wollen ab Mittwoch wieder spielen - allerdings mit deutlich weniger Plätzen. «Auf der einen Seite sind wir natürlich froh, dass wieder was in Bewegung kommt», sagte Intendant Martin Woelffer der Deutschen Presse-Agentur. Rechnen werde sich das allerdings nicht. Weiterlesen Nachrichten
nmz 2020/07-08 - onlineDie aktuelle nmz ist in großen Teilen jetzt auch online. (Zum Inhaltsverzeichnis) Mit Platz für Ideen – das Lehramtsstudium an der Dresdner Musikhochschule Diesen und weitere Artikel sind frei zugänglich in unserer Online-Ausgabe nachzulesen. Radio-Tipp22:05 bis 23:00 | BR-KLASSIK Von Roland Kluttig und Thorsten Preuß. Es war sein letztes Werk, sein Testament: Am 5. August 1970 vollendete Bernd Alois Zimmermann seine „Ekklesiastische Aktion“ „Ich wandte mich und sah an alles Unrecht, das geschah unter der Sonne“; fünf Tage später nahm er sich, gequält von Depressionen und einem Augenleiden, zermürbt auch von den Grabenkämpfen in der Neue-Musik-Szene, das Leben. Die Stadt Kiel hatte bei Zimmermann eigentlich einen festlichen Beitrag zu einem Konzert bei den olympischen Segelwettkämpfen bestellt; aber was Zimmermann schließlich schrieb, ist von tiefster Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit geprägt. Texte aus dem biblischen Buch Kohelet und aus Dostojewskis Roman „Die Brüder Karamasow“ verbinden sich zu einer Anklage gegen Macht und Unrecht, aber auch zu einer Klage über Einsamkeit und Sinnleere. Ein Stück, das noch heute unter die Haut geht, findet Roland Kluttig. Der international gefeierte Dirigent, langjährige Generalmusikdirektor von Coburg und ab Herbst Chef der Oper Graz war schon während seiner Jugend in der DDR von Zimmermanns (damals schwer zugänglicher) Musik elektrisiert. In der Reihe „Faszination Neue Musik“ aus dem Studio Franken stellt er seine Sicht auf das Werk vor – ein Beitrag zum 50. Todestag des Komponisten Die Radiowoche bis zum 16.8.2020Also. Nix los ist gerade nicht. Ja, eigentlich nie. Martin Hufner
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