Sehr geehrte Newsletterabonnentinnen und -abonnenten,

vielen Dank, liebe Leserinnen und Leser des nmz-Newsletter. Mein Aufruf, an der Umfrage zur digitalen Zukunft der nmz teilzunehmen, wurde vielfach beherzigt. Dafür danke ich Ihnen allen von Herzen. Die vielen Antworten, die eingegangen sind, machen deutlich, wie vielfältig und vielschichtig unser lesendes Publikum doch ist. Das ist schön zu sehen und es macht für uns die Arbeit zweifellos nicht leichter - aber das ist gar nicht schlecht. Das ist eben unser Musikleben.

Wer noch nicht an der Umfrage teilgenommen hat, kann dies immer noch tun. Bis zum 31.12.2020 ist die Teilnahme möglich. Und hier geht es zur Umfrage.

Rundfunkbeitrag

Ansonsten rappelt es im Karton. Die Erhöhung des Rundfunkbeitrags steht zur Disposition, jedenfalls in Sachsen-Anhalt, wo die CDU zusammen mit der AfD gegen eine Erhöhung stimmen möchte. Das ist politisch sicher eine Unmöglichkeit sondergleichen. Aber es ist vor allem eine auch medienpolitische Dummheit. Wenn man die Staatsferne des öffentlich-rechtlichen Rundfunks bejahen will und sogar verfassungsrechtlich muss, so sollte man den Ergebnissen der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (kurz: KEF) schlicht folgen, denn zur unabhängigen Untersuchung der Gebührenhöhe ist sie ja da. Bislang gibt es aber keinen einzigen triftigen Einwand, der von der CDU in Sachsen-Anhalt vorgebracht worden ist, diese Erhöhung in Zweifel zu ziehen. Es ist nur noch absurd und politisch wäre das Verhalten schädlich. 

Theater und Infektionsschutz

Oder es rappelt in München. Eine Pilot-Studie der Bayerischen Staatsoper verspricht Aufklärung über die Sicherheit ihres Theaters in Zeiten der Pandemie. Die Ergebnisse liegen vor und sie sind zwiespältig zu interpretieren. Bei empirischen Untersuchungen steht zuerst und zuletzt ja immer die Frage im Raum, was wurde überhaupt gemessen? Wie steht es mit der Validität, der Reliabilität und der Objektivität der Erhebung. Leider macht ein erster Blick wenig Hoffnung, die Kenntnisse über die Sicherheit von Theatern in Sachen Infektionsschutz zu vermehren. Das beginnt schon bei dem Wissen über Struktur der Teilnehmer an dieser Pilotstudie - bei einem Rücklauf von ca. 28 Prozent der Teilnehmenden, was allgemein hoch wäre, aber erstaunlich niedrig bleibt, wo man doch eine extrem hohe Motivation für eine solche Umfrage aus Eigeninteresse erwarten dürfte. Und damit hat man eben das nächste Problem, den Teilnehmenden darf man ein Interesse an bestimmten Bewertungen unterstellen, sind sie schließlich doch die Betroffenen. Dazu bedürfte es weitere Analysen. 

Diese Studie genügt natürlich hinten und vorne nicht wissenschaftlichen Standards, das sollte man nicht vergessen, es ist eine Pilotstudie. Ich erwähne das alles deshalb, weil die “Ergebnisse” dieser Pilotstudie schon gehandelt werden als Grundlage für Entscheidungen. Dazu sollte man sich klar sein, es ist eben nur eine “Pilotstudie”. Was ist denn eine “Pilotstudie” überhaupt? “Als Pilotstudien werden Studien bezeichnet, für deren Planung zu wenig Information vorliegt, so dass u. a. keine Fallzahlschätzung vorgenommen werden kann. Sie dienen in der Regel dazu, Daten als Planungsgrundlage für eine folgende geplante Studie zu generieren.” So formuliert es beispielsweise das FORUM ÖSTERREICHISCHER ETHIKKOMMISSIONEN.

Einzelne Beobachtungen der Studie sind dennoch interessant. Lesen Sie den Abschlussbericht als PDF auf den Seiten der Bayerischen Staatsoper. 

Unbestritten bleibt dabei, dass dieses Theater alles unternimmt, um die Gefährdung seines Publikums so gering wie möglich zu halten. Und dass die Lüftungstechnik im Saal großartig ist. Die Schwierigkeiten der Studie werden evident, wenn man sie mit der Studie aus Halle (Bendzko-Konzert - restart) vergleicht, die bei einem Popkonzert stattgefunden hat unter deutliche kontrollierteren Bedingungen, bei der beispielsweise die Anzahl der möglichen Besucher*innen auch im Zusammenhang mit der Inzidenzgröße der Umgebung gesehen wird; aber leider in der Hinsicht über die Hypothese, dass man das berücksichtigen müsse, auch noch nichts bekannt ist. 

Alles Gute fürs Wochenende. Passen Sie gut auf sich und andere auf.

Unsere Themen im Schnelldurchlauf:

  • Unübersehbar #30 – nmz-Streaming-Empfehlungen vom 4.12. bis zum 10.12.2020

  • Kritik: „Falstaff“-Neuproduktion der Bayerischen Staatsoper München in der Stream-Premiere

  • Michael Kubes HörBar in der nmz: #22 Oper, zeitgenössisch – Hans Werner Henze: Der Prinz von Homburg

  • Schweizer Julien Chavaz wird Generalintendant am Theater Magdeburg

  • Nachrichten, Berichte und Kritiken.


Unübersehbar #30 – nmz-Streaming-Empfehlungen vom 4.12. bis zum 10.12.2020

Opernopulenz und musiktheatrale Transformationen, Verbeugungen vor Helmut Lachenmann und Matthias Kaul, 40 Gratulationen für das Ensemble Modern und eine Dresdner Schattensuche. Mit dieser Auswahl machen wir unübersehbar die 30 voll. Wir hoffen, Sie fühlen sich beschenkt. Weiterlesen

Liebestaumel kalt gestoppt – „Falstaff“-Neuproduktion der Bayerischen Staatsoper München in der Stream-Premiere

Endlich einmal neo-feudale Verhältnisse: vor sich nicht werkgerechten Xeres, sondern eine gute Flasche spanischen Wein; ein Teller mit vielerlei Häppchen; legere Kleidung; ein Stuhl mit Armlehnen und entspannendem Kippeffekt – und zu all dem Verdis „Falstaff“ schön laut und oft visuell ganz nah gerückt, so erlebte unser Kritiker Wolf-Dieter Peter den heruntergekommenen „Ritter von Einst“ feucht-frugal am mittelgroßen Bildschirm und mit gutem Ton aus der Stereoanlage. Weiterlesen

Michael Kubes HörBar in der nmz: #22 Oper, zeitgenössisch

Hans Werner Henze: Der Prinz von Homburg – „… Dass die Gesangspartien durchwegs herausragend, mehr aber noch: ausgewogen besetzt sind, macht diese Einspielung fast schon zu einem Markstein …“

Schweizer Julien Chavaz wird Generalintendant am Theater Magdeburg

Magdeburg - Der Schweizer Julien Chavaz wird neuer Generalintendant des Theaters Magdeburg und Nachfolger von Karen Stone. Über seine Ernennung entschied der Stadtrat am gestrigen Donnerstag in geheimer Abstimmung, wie das Theater mitteilte. Chavaz übernimmt ab August 2022 die Nachfolge von Karen Stone. Die 68 Jahre alte gebürtige Engländerin und eingebürgerte Deutsche leitet das Haus seit 2009. Weiterlesen

Die Theater-Coronanachrichten vom 3. Dezember

Bayerische Staatstheater streichen Aufführungen bis Ende Januar +++ Nürnberger Staatstheater nutzt Corona-Pause für Umbau +++ «Helden und Erlöser»: Händel-Festspiele Halle mit 100 Veranstaltungen im Juni 2021 +++ Münchner Verdi-Premiere als Hommage ans verschwundene Publikum +++ Kurzarbeit an hessischen Staatstheatern - Land und Verdi einigen sich +++ Publikumsränge in Thüringer Theatern bleiben bis Ende Januar leer. Weiterlesen


Nachrichten | Berichte | Rezensionen


nmz 2020/12-2021/01 - online

Die aktuelle nmz ist in großen Teilen jetzt auch online. (Zum Inhaltsverzeichnis)

Der Antwortfähigkeit des Publikums auf der Spur
Beim Karlsruher Festival „ZeitGenuss“ standen Wolfgang Rihm und seine Schüler im Mittelpunkt

Weitere Artikel sind frei zugänglich in unserer Online-Ausgabe.


Radio-Tipp

21:05 bis 22:30 | Bayern 2
Hörspiel: hör!spiel!art.mix: „Alles kann passieren.“ von Rabinovici/Klenk

Alles kann passieren. Ein Polittheater. Von Doron Rabinovici/Florian Klenk. Mit Edda Fischer, Susanne Schäfer, Anke Sevenich, Patrycia Ziólkowska und Matthias Leja. Regie: Leonhard Koppelmann. HR 2020. „Das Unsagbare ist wieder ausgesprochen beredt.“ Was die hier versammelten Politiker rechtsnationaler bis rechtsradikaler Gesinnung in ihren Originalzitaten von sich geben, wurde genauso zu Protokoll gegeben. Von Matteo Salvini, Viktor Orbán, JarosIaw Kaczynski, Heinz-Christian Strache: „Das, was gesagt wird, kann doch nicht wahr sein, denken wir, doch wen kümmert’s schon, denn es wird wahr, indem es gesagt wird. Was nicht stimmt, stimmt ein, um die anderen niederzustimmen.“ Ernüchtert machen vier Schauspielerinnen das Unsägliche hinter den Worten in seiner ganzen hässlichen Gewalt begreifbar.

Doron Rabinovici, geb. 1961, österreichischer Schriftsteller und Historiker. Theaterprojekt Die letzten Zeugen (2013, mit Matthias Hartmann) am Wiener Burgtheater. Weiteres Hörspiel Abrahams Stunde (HR/ORF 2014). Florian Klenk, geb. 1973, Jurist und investigativer Journalist. Seit 2012 Chefredakteur der Wiener Wochenzeitung „Falter“.

Die Radiowoche bis zum 06.12.2020


Martin Hufner

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