Sehr geehrte Newsletterabonnentinnen und -abonnenten,

Wo ein Vertrauen sich ausdehnt, können Menschen zaubern“ (Alexander Kluge)

Ich habe den ganzen frühen Tag damit verbracht, nachzudenken. Zu studieren, wie uns der Geist der Zeit mitspielt. Welche Lehren aus dem letzten Jahr zu ziehen wären. Das lässt sich natürlich nicht in wenigen Stunden erledigen, das ist klar. Doch musste ich an den Anfang März zurückdenken. Es war die Zeit, wo man sich noch in weiten Teilen hier in Sicherheit wähnte, wo man noch in blindem Unwissen Gedanken über Tod, Zukunft und Beherrschung machte. Dann brach schnell alles zusammen. Wer nicht ganz auf die Nase gefallen ist, hat schnell bemerkt, dass medizinisch-statistisches Amateurdenken eine Quasselblase erzeugte, die selten hilfreich zu sein schien. Aber viel Wut und Gegenwut erzeugte. Und man konnte schnell sehen, dass ein Fachmann oder eine Fachfrau für Bruckner-Symphonien und der eine oder andere Popularphilosoph oder die Zeitgeist-Philosophin schneller vor die Wand ihrer oder seiner fachlichen Irrelevanz knallte als er oder sie es bemerken konnte. Vor der Gewalt der Natur hat das wenig Bestand. Man sollte sie nicht auch noch reizen. Aber die Menschen und andere Lebewesen sind nicht ganz machtlos. Jedenfalls nicht in ihrem kleinen Rahmen des Machbaren. 

Der Mensch neigt dazu, Vertrauen zu produzieren. Das ist eine Mitgift, eine Fähigkeit. Lieber irren wir uns, als nicht zu vertrauen. Das ist als Gravitationskraft unter Menschen meßbar. Wo ein Vertrauen sich ausdehnt, können Menschen zaubern,” schrieb Alexander Kluge in seinem Text “Die Kunst, Unterschiede zu machen”.

Unsere Themen im Schnelldurchlauf:

  • Kritik: Stimmen mit Menschlichkeit – „Bastien und Bastienne“ in Brandenburg

  • Kritik: „Lohengrin“ an der Berliner Staatsoper Unter den Linden

  • Über Igor Levit, Siegfried Mauser und die Rolle von Helmut Mauró: Die unanständige Agenda des Kritikers

  • Kubes HörBar in der nmz - Ausgabe 23: Geschenkboxen

  • Unübersehbar #31 – nmz-Streaming-Empfehlungen vom 11.12. bis zum 17.12.2020

  • Nachrichten, Berichte und Kritiken.


Stimmen mit Menschlichkeit – „Bastien und Bastienne“ vom Theater Brandenburg im Stream

Wegen der Pandemie sagte man Humperdincks „Händel und Gretel“ am Brandenburger Theater ab. Stattdessen wurden Telemanns „Pimpinone“ und Mozarts „Bastien und Bastienne“ angesetzt. Die öffentliche Premiere von „Pimpinone“ zerschlug sich, die von „Bastien“ konnte noch am 16. Oktober stattfinden. Dank vorbildlicher Koordination zeichnete der Lokalsender SKB*Brandenburg beide Produktionen auf und sendet sie mehrfach im Rahmen eines theatral-konzertanten Weihnachtspaketes. Roland H. Dippel war am 10. Dezember bei den Filmaufnahmen im Brandenburger Theater dabei und vergleicht das Stream-Resultat mit dem Dreh. Weiterlesen

Separatvorstellung – „Lohengrin“ an der Berliner Staatsoper Unter den Linden

Einsam in trüben Tagen“, so erzählt Elsa vor Gericht, habe sie im Gebet die Eingabe gehabt, dass ihr ein glänzender, reiner Ritter erscheine; diesen wolle sie zum Streiter für sich wählen – heute würde man sagen: als Anwalt für ihren Prozess. Die Geschichte vom angeblichen Mord Elsas an ihrem Bruder Gottfried, Wagners erste, noch verhalten hintergründige, musikdramatische Auseinandersetzung mit dem Thema Inzest zwischen Geschwistern, Tabu und Trauma, schien der richtige Stoff zu sein für den Regisseur Calixto Bieto, der in seinen früheren szenischen Arbeiten gern eigene kindliche Erfahrungen und Traumata zu verarbeiten pflegte. Doch wenig Vergleichbares bot sein Regiedebüt an der Staatsoper Unter den Linden – als eine einsame Premiere in trüben Tagen. Weiterlesen

Unübersehbar #31 – nmz-Streaming-Empfehlungen vom 11.12. bis zum 17.12.2020

Zwei Mal Bieito plus drei Mal Oper plus drei Mal neue Musik ist gleich einundreißig Mal „unübersehbar“ – wenn wir uns da mal nicht verrechnet haben… Purcell, Telemann, Mozart, Wagner und Cage helfen beim Zählen, ansonsten hilft nur schauen und lauschen, bis einem hören und sehen vergeht. Wann, bitt’schön, geht der nächste Schwan? Weiterlesen

Über Igor Levit, Siegfried Mauser und die Rolle von Helmut Mauró: Die unanständige Agenda des Kritikers

Beschäftigt man sich eingehender mit dem Autor des Levit-Textes, dann wird offenkundig, dass Helmut Mauró in seiner Arbeit immer mal wieder sehr persönliche Motive in einem Ausmaß in die Quere kommen, wie es das journalistische Selbstverständnis überhaupt nicht hergibt. Schon gar nicht das Selbstverständnis der international renommierten Recherche- und Investigativzeitung Süddeutsche Zeitung. Es geht um einen Vorfall, der viereinhalb Jahre zurückliegt, der nichts mit Igor Levit zu tun hat, sondern mit dem Missbrauchskomplex Siegfried Mauser. Ein Beitrag von Thilo Komma-Pöllath.

Kubes HörBar in der nmz - Ausgabe 23: Geschenkboxen

Serge Taneyev: Complete Chamber MusicFazit: “Das hervorragend aufgenomme alte unbearbeitete Master (AAD) klingt deutlich wärmer und tiefenschärfer. Die aktuelle Aufarbeitung zieht somit nicht allein akustische, sondern auch hörästhetische Konsequenzen nach sich.”


Nachrichten | Berichte | Rezensionen


 

nmz 2020/12-2021/01 - online

Die aktuelle nmz ist in großen Teilen jetzt auch online. (Zum Inhaltsverzeichnis)

Sehr viel mehr als Untermalung
Reinke Schwinning forscht zur ideologischen Wirkung von Computerspielmusik

Weitere Artikel sind frei zugänglich in unserer Online-Ausgabe.


nmz-Umfrage zur digitalen Zukunft der neuen musikzeitung

Wer noch nicht an der Umfrage teilgenommen hat, kann dies immer noch tun. Bis zum 31.12.2020 ist die Teilnahme möglich. Und hier geht es zur Umfrage


Radio-Tipp

23:03 – 24:00 | Ö1
Komponieren (nicht nur) für die Jugend – Spurensuche. Horst Ebenhöh und Heinrich Gattermeyer.

Horst Ebenhöh vermochte als Musikerzieher und Komponist Generationen von jungen Menschen mit „Neuer Musik“ in Verbindung zu bringen, sie für die Beschäftigung mit neuen Klängen zu begeistern. Daneben war er als Pianist und Konzert-Organisator tätig, setzte sich in den einschlägigen Verbänden aber auch beständig für die Anliegen der Komponierenden ein. Im Mai 2020 konnte er seinen 90. Geburtstag feiern. Wir werden in „Zeit-Ton“ einen Blick auf das umfangreiche Lebenswerk des Jubilars. Im zweiten Teil der Sendung wird Heinrich Gattermayer im Zentrum stehen, auch er war als Komponist, Dirigent, Pianist, Organisator, Funktionär und Hochschullehrer vielseitig tätig. Vor zwei Jahren wenige Tage vor seinem 95. Geburtstag verstorben, wollen wir nun wieder an ihn und seine mitreißende Musik erinnern. Gestaltung: Hannes Heher

Die Radiowoche bis zum 13.12.2020


Martin Hufner

 

Bleiben Sie uns treu. Wenn Sie wünschen, empfehlen Sie uns per Mail weiter.


Viele Grüße aus Ihrer Newsletter-Redaktion, Martin Hufner
Der Newsletter gibt die Meinung des Redakteurs wieder.


neue musikzeitung
www.nmz.de
ConBrio Verlagsgesellschaft mbH
Brunnstr. 23, 93053 Regensburg
Impressum | Datenschutzerklärung
Facebook
© neue musikzeitung 2019 ff.
Newesletterabo ändern, modifizieren oder Newsletter abbestellen, hier klicken.