Sehr geehrte Newsletterabonnentinnen und -abonnenten,

Auch heute muss ich auf einen Kommentar vorweg verzichten. Dabei liegt so vieles im Argen. Ganz vorne ein unsäglicher Brandbrief der “Musikindustrie” in Sachen Urheberrechtsreform, bei dem man recht unsanft mit den Verwertungsgesellschaften umgeht. Reaktionen seitens der GEMA sind mir mittlerweile bekannt. Man ist nicht besonders erfreut. Die Initiative Urheberrecht ist auch sauer

Dann war gestern eine Veranstaltung des Landesmusikrates Berlin in Sachen Corona-Pandemie und Musikszene (Schwerpunkt Berlin). Dabei zeigte sich, dass man nicht besonders glücklich darüber ist, wie die Bundespolitik ihre Hilfsangebote gestaltet. Und man merkt in den letzten Verlautbarungen von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), dass wir gerade eher schnell als langsam in den Modus “Wahlkampf” übergehen. Das ist angesichts der medizinischen und kulturpolitischen Lage wirklich nicht besonders hilfreich. Ich fürchte, die taktischen Erwägungen werden in Zukunft an Fahrt gewinnen. Das, ich nehme an, Ihnen geht es da nicht viel anders, zermürbt. Das zeigen auch erste Ergebnisse einer Umfrage des Landesmusikrates Berlin, die es hier als PDF gibt.

Da kann man lesen, dass viele Hilfen schon deshalb nicht beantragt werden, weil man nicht weiß, ob man überhaupt antragsberechtigt ist, weil einem die Regularien unklar sind (37,5%) oder weil man befürchtet, die Zuwendungen zurückzahlen zu müssen (27%) (Mehrfachantworten waren möglich, da kann es Überschneidungen geben). Immerhin 22,1% sagen von sich mit Blick auf ihre Perspektive: „Ich sehe positiv in die Zukunft und erwarte im kommenden Jahr neue Engagements und Aufträge. Ich benötige keine finanzielle Unterstützung.“ Aber 46,6% sagen von sich: „Ich benötige jetzt finanzielle Unterstützung und hoffe, meine künstlerische Existenz im kommenden Jahr wiederaufzubauen.“

Ich hoffe, ich finde irgendwann die Zeit, die Sachen aufzuarbeiten. Aktuell muss aber die nmz 2/2021 ins Netz und weitere viele Kleinarbeiten kommen dazu. Ab nächster Woche dürfte auch unsere Leipziger Mitarbeiterin sich wieder um die Nachrichtenlage kümmern. 

Unsere Themen im Schnelldurchlauf: 

  • Theos Kurz-Schluss

  • Erneute Verschiebung der Urheberrechtsreform schadet den Urhebern

  • GEMA koordiniert Vergabe weiterer 19 Millionen Euro an Musikaufführungsstätten, Clubs und Festivals

  • Kubes HörBar in der nmz: Ausgabe 26 – Streichquartette

  • nmz-Podcast-Partnerin Irene Kurka

  • Nachrichten, Berichte und Kritiken.


Theos Kurz-Schluss – Wie ich einmal versuchte, mich IT-technisch nützlich zu machen, und der erste Anlauf leider etwas enttäuschend verlief

Offengestanden ist so ein staatlich heruntergefahrenes öffentliches Leben auch für einen eigentlich abgehalfterten ollen Kulturjournalisten nicht nur materiell sehr unangenehm, sondern auch gewissermaßen ideell recht langweilig und inhaltsarm. Statt Festival-Infos, kleinen finanziell interessanten Denunziationen oder opportunistischen und deshalb auch rentablen Interviewanfragen füllen mein Postfach fette Mails von Lieferdiensten für Pizzas oder günstige Treppenliftangebote. Das Nachrichtenstudium gerade im Netz gerät schmalspurig unangenehm. Da fand ich in mehreren recht glaubwürdigen Infoangeboten – völlig unerwartet – eine nahezu märchenhafte Story. Übereinstimmend und scheint’s authentisch – ausgerechnet über unseren Holpermaut-Produzenten und Daten-Highway-Schläfer, den Bundesminister für digitale Infrastruktur – ja, den gibt es und er heißt Andreas Scheuer, CSU. Weiterlesen

Unübersehbar #36 – nmz-Streaming-Empfehlungen vom 22.1. bis zum 28.1.2021

Gegenwartsmusik, Oper und Jazz: Das hat sich über die Monate hinweg, die wir diese Streaming-Empfehlungen veröffentlichen, zu einem beinahe ostinat durchgehaltenen Dominantdreiklang entwickelt. Diesmal mit Ensemblemusik aus Hamburg und Straßburg, Nachwuchsjazz aus München sowie Mozart und Ponchielli aus Mailand. Finale Kadenz? Geduld! Weiterlesen

Initiative Urheberrecht: Erneute Verschiebung der Urheberrechtsreform schadet den Urhebern

Die Initiative Urheberrecht, die über ihre 39 Organisationen rund 140.000 Urheber:innen und ausübende Künstler:innen vertritt, hat kein Verständnis für die erneute Verschiebung der Beschlussfassung des Gesetzentwurfs im Kabinett. Weiterlesen

GEMA koordiniert Vergabe weiterer 19 Millionen Euro an Musikaufführungsstätten, Clubs und Festivals

Die Bundesregierung stellt im Rahmen des Programms NEUSTART KULTUR weitere Fördermittel in Höhe von 19 Millionen Euro für Musikaufführungsstätten, Clubs und Festivals zur Verfügung. Die GEMA wurde bereits im Sommer 2020 mit der Koordination der Anträge und Verteilung der ersten 30 Millionen beauftragt. Bei Kulturstaatsministerin Monika Grütters hatte sich die GEMA für eine Aufstockung der Fördersumme eingesetzt, um 280 offene Anträge bewilligen zu können. Weiterlesen

Kubes HörBar in der nmz: Ausgabe 26 – Streichquartette

XIII – Quatuor Ardeo – „… Zum Ende dieser höchst aufregenden Reise durch die Grautöne der Gefühle sollte man die Verse der „Götter Griechenlands“ (Schiller/Schubert) parat haben: ‘Schöne Welt, wo bist du?’“

nmz-Podcastpartnerin Irene Kurka 

123 - Interview mit Melina PaetzoldMelina Paetzold spricht über ihre vielseitigen Tätigkeiten und Themen, von denen im Mittelpunkt dieses Podcasts das Üben steht. Auf ihrem sehr erfolgreich Blog „beingdoingmusic“ und ihrem wöchentlichen Vlog „Music on!“ gibt sie viele praktische Übe-Tipps und Erkenntnisse für Profis und ambitionierte Laien. 

Nachrichten | Berichte | Rezensionen


nmz 2020/12-2021/01 - online

Die aktuelle nmz ist in großen Teilen jetzt auch online. (Zum Inhaltsverzeichnis)

#ChallengeAccepted
Das Institut für Kulturmanagement und Medien im digitalen Wandel

Weitere Artikel sind frei zugänglich in unserer Online-Ausgabe.


Radio-Tipp

23:03 – 24:00 | Ö1
Eisbrechende Sounds von der Cellistin Christina Ruf

Die 1991 in Linz geborene zwischen Dänemark und Wien pendelnde (E-) Cellistin und Komponistin Christina Ruf arbeitet in vielen musikalischen Bereichen; sie will sich keine musikalischen Grenzen setzen und so geht es ihr darum „nicht einfach Cello zu spielen, sondern Musik zu machen“. Dafür lässt Ruf sich von den unterschiedlichsten Klängen und der Ästhetik von Wörtern inspirieren, integriert das Cello in diesen Kosmos.

Mit dem E-Cello arbeitet Ruf an einer Neuinterpretation ihres Instruments und möchte dessen Möglichkeiten in der elektro-akustischen Musik in Verbindung mit anderen Kunstsparten ausschöpfen, das zeigt etwa ihr Celloperformance-Projekte namens „Moiré“, mit der im Bereich der Bildenden Kunst tätigen Ahoo Maher, angesiedelt zwischen Abstrakter Malerei und Neuer Musik, Performativer Kunst und Freier Improvisation.

Wir tauchen noch tiefer in Christina Rufs musikalische Ideen ein: Gerade beschäftigt sie sich mit dem Bau eines akustisch-elektronischen „Hybrid-Cellos“ namens „MelloDome“ und einer eigens dafür geschriebenen Cello-Suite in vier Sätzen.

Vergangenes Jahr hat sie ihr drittes Solo-Album „TØ“ veröffentlicht. „TØ“ ist das dänische Wort für Auftauen, – es geht um tiefe Klänge, kristallartige, eisbrechende Sounds aufgenommen mit u.a. Cello, E-Cello, E-Mandoline und Effektgeräten. Ruf hat das Album innerhalb von zwei Monaten eingespielt, Ende März 2020 zu Beginn der Covid-19 bedingten veränderten Lebensumstände. Was sie noch aus 2020 nach 2021 mitnimmt, etwa ein neues dänisch-österreichisches Trio mit Erik Emil Eskildsen (Touch Guitar U8, Electronics) und Tobias Leibetseder (Voice, Electronics), erzählt sie in diesem Zeit-Ton Portrait. Gestaltung: Marlene Schnedl

Der Radiowoche bis zum 31.01.2021


Martin Hufner

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