Newsletter der nmz 70 Jahre

Sehr geehrte Newsletterabonnentinnen und -abonnenten,

Guten Tag! Gestern abend noch lag mir so viel auf der Zunge, was ich unbedingt einmal gesagt haben wollte. Ein Stück über das Glockenspiel am Rathaus Wolfsburg und die dort erklingende 11 Uhr-Melodie. Aber dann kam der Schlaf. 

Unser nm-Netz ist aber dennoch einigermaßen gefüllt. Wenn Sie sich erinnern, in der letzten Woche fragte ich noch, wie halten es die großen musikalischen Institutionen mit dem Impfen. Gestern dann die Pressemeldung des Deutschen Musikrates: „Impfen ist Hoffnung für das Musikleben“ – und nicht nur für das. Leider eben nicht für die Kinder unter 12 Jahren. Bisher jedenfalls. Das scheint den Kultusministerien quer durch Deutschland leider eher ziemlich schnuppe zu sein. Auch das ist leider keine Neuigkeit, die überrascht - und das ist dann noch bitterer. Weil das so ist, ist doch wohl klar, was man selbst dafür machen kann, damit jetzt nicht passend zur Wahl des Deutschen Bundestags ganz Deutschland in Quarantäne sitzt wie der Autor Albrecht Selge auf Facebook mutmaßt: „Alle unter euch mit Kindern: Bitte denkt daran, möglichst bald Briefwahl zu beantragen! Die Chance ist verdammt hoch, zur Bundestagswahl am 26.9. mit den Kindern in Quarantäne zu sitzen. Ausgerechnet Eltern könnten dann nicht wählen.“ 

Die nmz-Themen im schnellen Schnelldurchlauf: 

  • Deutscher Musikrat: Impfen ist Hoffnung für das Musikleben

  • SHMF und zweimal a-Moll, Claras und Robert Schumanns Klavierkonzert

  • La damnation de Faust“ von Hector Berlioz bei den Salzburger Festspielen

  • Siegfried Wagners „Der Friedensengel“ in Bayreuth

  • Galanterien in der HörBar: Steierische Cembalokonzert und Klaviermusik von Fasch

  • Nachrichten, Berichte und Kritiken


Einmal noch SHMF und zweimal a-Moll, Claras und Robert Schumanns Klavierkonzert in dieser Tonart

194.000 Zuhörer hatte das SHMF 2019 gezählt, eine Ergebnis, das sich toppen lässt, – nur nicht jetzt. Denn eine Intendanz steht immer unter Erfolgsdruck, um Sponsoren und die große Zahl freiwilliger Helfer in den örtlichen Beiräten bei Laune zu halten. Sie verpflegen die Künstler, sorgen für Blumen und sichern das VIP-Areal. Das SHMF wurde deshalb auch schon als flächendeckende Bürgerinitiative bezeichnet. Aber Corona bremste für 2020 alles aus und erlaubte 2021 auch nicht viel. Weiterlesen

Eine Höllenfahrt auf dem Podium – „La damnation de Faust“ von Hector Berlioz bei den Salzburger Festspielen

Konzertante Aufführungen gehören bei den Salzburger Festspielen dazu. Sie komplettieren das Programm und sind eine schöne Umrahmung, für die Großen der Szene, die auch mal Partien erkunden wollen, die nicht im Repertoire der Häuser verankert sind. Anna Netrebko hat die Chance schon des öfteren genutzt. Jetzt hat es auch Ihre lettische Mezzokollegin aus der Spitzenriege, Elīna Garanča, mit der Marguerite so gemacht. Weiterlesen

Over18-Opera made in Wahnfried: Siegfried Wagners „Der Friedensengel“ in Bayreuth

In nur drei Wochen Probenzeit hat das pianopianissimo-musiktheater auf der Bayreuther Kulturbühne Reichshof mit Siegfried Wagners „Der Friedenengel“ zu digitalem Orchester ganze Arbeit geleistet. Der Sohn Richard Wagners ist als Komponist nicht nur besser als sein Ruf, sondern stellt zudem sittengeschichtliche, biographische und ästhetische Rätsel. Zwischen Schrekerschen Klangeruptionen und bösartigen Volksszenen ging es am 21. und 22. August um Lebensentwürfe homophiler Männer und eine Klosterflüchtige mit Bravourmonolog für Antiheldinnen-Sopran. Ganz schön gewagt für Karlsruhe 1926. Weiterlesen

Kubes HörBar: Galanterien

Steirische Cembalokonzerte: «… Michael Hell und die Neue Hofkapelle Graz sind bei dieser Produktion Überzeu­gungstäter im doppelten Sinne. Denn nicht nur ist ihnen diese Musik hörbar ans Herz gewachsen, es gelingt ihnen auch, dies in jedem Takt zu vermitteln. Witz und Kantabilität, Ton und Ausdruck fügen sich zusammen und verbreiten ein Gefühl selbstverständlicher Entspanntheit. Da wird nicht aufgesetzt oder gewollt, wo die Musik bisweilen nicht viel mehr als sich selbst in ihrer Gefälligkeit zu bieten hat.   … »

Fasch / Claviermusik: «… Dass Fasch allerdings etwas zu sagen hatte, macht Philippe Grisvard mit diesem Album deutlich. Drei Sonaten (darunter eine im Ausdruck dunkel timbrierte in b-Moll) sowie einige frühere Einzelstücke lassen viel von der kompositorischen Potenz erahnen, die Brücken zwischen Epochen baute.  … »

Deutscher Musikrat: Impfen ist Hoffnung für das Musikleben

Berlin - Öffentliches Leben, Kultur und Musik bedürfen der direkten Begegnung, denn Kreativität entsteht im persönlichen Miteinander, sei es bei den Proben eines Amateurorchesters oder in der Interaktion einer Band oder eines Kammermusikensembles mit dem Publikum beim Live-Konzert. Über viele Monate hinweg hat die Corona-Pandemie Distanz notwendig gemacht, gab es doch lange keine wirksamen Mittel, der Krise zu begegnen. Weiterlesen 


Nachrichten | Berichte | Rezensionen

Musikleben


nmz 2021/07 - online

Die aktuelle nmz ist in großen Teilen jetzt auch online. (Zum Inhaltsverzeichnis)


Was gibts im Radio?

23:30 – 24:00 Uhr | SWR2
Zeit wird knapp“ – Vor 40 Jahren: Goebbels & Harth vertonen Brecht

Von Michael Rüsenberg. Kirchenorgel, Cembalo, Synthesizer, Jazz-Instrumente, aber auch Dampframme, Pistolenschüsse, kreiselnde Bierflaschen, mittendrin die Stimme des Schauspielers Ernst Stötzner – ein solches Eintauchen von Lyrik in ein vibrierendes akustisches Dickicht war bis dahin unerhört. Mit Brecht & Eisler hatten Heiner Goebbels und Alfred Harth sich schon vorher befasst, mit ihren nunmehr eigenen musikalischen Ideen haben sie in puncto Lyrik & Sound Standards gesetzt, die auch 40 Jahre später noch von manchen verfehlt werden. Die Textauswahl damals besorgte Joachim-Ernst Berendt.

Und morgen:

19:05 Uhr | Deutschlandfunk Kultur
Zeitfragen. Forschung und Gesellschaft – Narzissmus – Das krankhafte Kreisen ums Ich

Von Johannes Nichelmann. Die Zahl der Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung steigt, heißt es. Aber ob das stimmt und ob es überhaupt ein Problem ist – das ist umstritten. Denn viele Eigenschaften von Narzissten passen sehr gut in die heutige Gesellschaft.

Narzissmus – war spätestens in aller Munde, als Donald Trump US-Präsident wurde und sich Psychologinnen und Psychologen weltweit darin überboten, ihm per Ferndiagnose eine narzisstische Persönlichkeitsstörung zu diagnostizieren. Zwar ist Narzissmus als Störung ausführlich in diagnostischen Klassifikationskatalogen beschrieben, die Grenzen zu anderen psychischen Erkrankungen allerdings – zu ADHS, bipolarer oder Borderline-Störung etwa – sind oft fließend. Zudem – und noch komplizierter vielleicht: Es ist oft gar nicht so leicht zu unterscheiden, ob jemand eine narzisstische Persönlichkeitsstörung hat – oder eben einfach ein besonders ausgeprägtes Selbstbewusstsein, das ja durchaus förderlich ist, um „im Leben voranzukommen“. Nicht umsonst sind es häufig beruflich sehr erfolgreiche Menschen, denen Narzissmus attestiert wird. Und wenn es stimmt, wie es heißt, dass der Anteil der Narzissten in der Bevölkerung seit Jahren zunimmt – ist es dann nicht ohnehin angebracht zu fragen, welche Strukturen und Anforderungen in den Gesellschaften der Gegenwart ein Nährboden für narzisstische Verhaltensweisen sind?

Ist Narzissmus tatsächlich die dunkle Seite des Selbstbewusstseins, wie Psychologen lange angenommen haben? Oder eher, wie andere Forschungsbefunde nahelegen, eine Verhaltensweise, die besonders verletzliche und labile Menschen an den Tag legen? Denen es mitunter sogar gelingt, sich mit Unsicherheit, Scheu und Übersensibilität in den Mittelpunkt des Interesses zu rücken? Und: Was macht die eigene Bedeutung eigentlich so bedeutsam? Ein Feature über das Kreisen ums Ich.


Martin Hufner

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