Newsletter der nmz 70 Jahre

Sehr geehrte Newsletterabonnentinnen und -abonnenten,

wir haben Pandemie, wie haben Koalitionsvertrag. Wie geht es weiter? In der Pandemie geht es weiter so wie befürchtet. Zunahme der Infektionen, Abnahme der Veranstaltungen. Die Kulturbeteiligten sind sauer. Und das ist verständlich, denn eine vermeidbare Entwicklung ist nicht in ihrem Entstehen bereits gestoppt worden. Leider war der Wunsch weiter Teile der Veranstaltungswirtschaft in dem Zusammenhang nicht hilfreich, ihr feuchter Traum von einem Freedom-Day bis zum 1. Dezember kontraproduktiv. Das Zurückrudern nun halbherzig und unglaubwürdig. Jetzt schließen die einen, die anderen öffnen schon wieder, aber mit geringerer Auslastung. Niemand ist darüber amüsiert. 

Und dann jetzt der Koalitionsvertrag der Ampelkoalition, gestern vorgestellt. Wir warten noch ab, was unsere Kulturrätinnen dazu zu sagen haben. Bekannt ist jedenfalls: Es wird kein Bundeskulturministerium geben. Bekannt ist auch, dass die paar Seiten, die explizit zur Kultur formuliert wurden, relativ dürftiges Modegefasel sind. Offenbar stecken die wirklich wichtigen Informationen auf den anderen Seiten - dort wo es um Arbeitsbedingungen geht, dort, wo es um Finanzierung und Alterssicherung geht. Nicht alles sei erfreulich, schreibt bereits Olaf Zimmermann auf Twitter. Eigentlich also dort, wo es um die selbst Menschen geht. Und das ist gut so, nach meinem Empfinden. In Kunst und Kultur hat sich der Staat so wenig einzumischen wie in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Er muss aber für beides die entsprechenden sichernden Rahmenbedingungen schaffen, um in Freiheit und ungegängelt agieren zu können.

In unserem Ticker haben wir bisher nur eine dpa-Meldung: Ampel-Koalition will Kultur zum Staatsziel machen

Berlin - Die Koalition aus SPD, Grünen und FDP will Kultur in Deutschland zum staatlichen Auftrag machen. «Wir wollen Kultur in ihrer Vielfalt als Staatsziel verankern und treten für Barrierefreiheit, Diversität, Geschlechtergerechtigkeit und Nachhaltigkeit ein», heißt es im am Mittwoch in Berlin vorgelegten Koalitionsvertrag. Weiterlesen

Thema Urheberrechtsnovelle: In Österreich gehen die Autor*innen auf die Barrikaden. In einem offenen Brief fordern sie eine faire und angemessene Vergütung bei allen Verwertungen ihrer Leistungen im Internet. Wörtlich:

Während unsere Rechte bei Rundfunksendungen seit mehr als fünfzig Jahren von unseren Verwertungsgesellschaften sehr gut wahrgenommen werden, erhalten Musikschaffende von den Vermarktern im Online-Bereich nur eine bescheidene Remuneration; die Einnahmen der meisten Vertragskünstler betragen Bruchteile eines Cents pro Stream, Studiomusiker erhalten überhaupt nichts. 

Es ist hoch an der Zeit, die Abgeltung unserer künstlerischen Leistungen insbesondere für Nutzungen im Internet gesetzlich zu regeln. Dazu bietet die anstehende Novelle des Urheberrechts mit der Einführung eines fairen Urhebervertragsrechts und fairer Vergütungsansprüche eine ausgezeichnete Gelegenheit.“

Über die Situation in Deutschland berichten wir in der kommenden Ausgabe der nmz. 

Kommen Sie gut über die Runden bis nächste Woche. Und darüber hinaus. 


THEMA: musica femina

Und sie komponieren, dirigieren doch! – Zur Konferenz von musica femina München und Archiv Frau und Musik im Orff-Zentrum München

Komponistinnen zu entdecken und zu fördern, ihre Werke zu archivieren und für Auf­führungen zugänglich zu machen, ist das erklärte Ziel von musica femina in München und dem Archiv Frau und Musik in Frankfurt/Main. Eine Kooperation beider Organisationen mit dem Orff-Zentrum München ermög­lichte die Ausrichtung der 2. Konferenz „Diversity in Music – Komponistinnen und Dirigentinnen im Musikleben heute“. Ein vielfältiges Tagungsprogramm mit Vorträgen, Podiumsdiskussionen, Workshops und Konzerten gab Einblick in professionelles Musizieren von Frauen. Weiterlesen

FRAU MUSICA NOVA 2021– Festivalbilanz

Gestern endete das diesjährige FMN-Festival in Köln und auf unseren digitalen Plattformen. Die Festivalleiterinnen Brigitta Muntendorf und Beate Schüler ziehen gut gelaunt Bilanz: »Eine erfolgreiche und faszinierende Festivalausgabe 2021 geht zu Ende. Weiterlesen

Kebekus plant Musikfestival nur mit Auftritten von Frauen

Köln - Carolin Kebekus (41) organisiert im kommenden Jahr ein Open-Air-Musikfestival, bei dem nur Frauen auftreten. Es soll am 6. Juni am Kölner Tanzbrunnen stattfinden. «Weibliche Acts sind im Musikbusiness völlig unterrepräsentiert», sagte die Komikerin der Deutschen Presse-Agentur. Weiterlesen


Abschied von Peter P. Pachl

Ein Leben für Siegfried Wagner –
Zum Tod unseres Autoren Peter P. Pachl

Peter P. Pachl hatte eine Zielstrebigkeit in der Umsetzung seiner Visionen wie wenige. Sein Brennen für die Kunst war bewundernswert frei von Ehrgeiz und Eitelkeit. Das habe ich in den vielen Jahren unserer Bekanntschaft und der unter Corona erschwerten Umsetzung des Bayreuther Siegfried-Wagner-Zyklus an ihm bewundert.“ Weiterlesen

Peter P. Pachls Abschied:
Römischer Karneval um „Die heilige Cäcilia“ in Hattingen

Am 15. November verstarb der Regisseur, Dramaturg, Musikwissenschaftler und Theaterleiter Peter P. Pachl nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 68 Jahren. Pachl wurde aus dem Proben zu seiner Inszenierung der Uraufführung von Anton Urspruchs Oper „Die heilige Cäcilia“ gerissen, die er in der Henrichshütte Hattingen vorbereitete. Die durch die Pandemie außerordentlich erschwerte Premiere am 21. November wurde zu einer Hommage für den leidenschaftlichen Opernentdecker und Autor der nmz. Weiterlesen


KRITIK

Zur Kenntlichkeit entstellt – Ein neues Stuttgarter Ringprojekt hat mit dem „Rheingold“ begonnen

Auch diesmal soll es ein Ring von verschiedenen Regie-Kollektiven werden. In Stuttgart haben sie das unter Klaus Zeheleins künstlerischer Obhut quasi erfunden. Was Joachim Schlömer, Christoph Nel, das Gespann Jossi Wieler/Sergio Morabito und Peter Konwitschny nebeneinander gestellt haben, profilierte vor über zwanzig Jahren die Teile des Ganzen. Ob ein solches Vorgehen mehr Vor- oder Nachteile hat, kommt auf das Ergebnis an. Weiterlesen


HÖRBAR: Jazz / Elektroakustische Musik


NACHRICHTEN / Rezensionen

PERSONALIA


Was gibts im Radio?

Die Radiowoche vom 22.11.21–28.11.2021
Übersicht zum Download als PDF


NACHGELESEN

Kompliziertheit an sich ist weder schlecht noch gut: ihr Recht oder Unrecht hängt von der künstlerisch zu realisierenden Sache ab.“ [Band 14: Dissonanzen. Einleitung in die Musiksoziologie: Die gegängelte Musik. Theodor W. Adorno: Gesammelte Schriften, S. 11280 (vgl. GS 14, S. 59)]

Martin Hufner


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