Sehr geehrte Newsletterabonnentinnen und -abonnenten, aktuell werden wir eher die Frequenz des nmz-Newsletters wieder von zwei auf drei in der Woche erhöhen. Soweit es die Arbeitsbelastung zulässt. Heute für gestern: Olga Neuwirth erhält den Ernst von Siemens Musikpreis 2022. Moritz Eggert macht sich Gedanken über die Situation der Künste. Und ich mache mir Sorgen, dass es aktuell immer weniger einfach ist, Phänomene da auseinanderzuhalten, wo deren Balance nicht gegeben ist. Da bemerken manche tatsächlich, dass es an Empathie gegenüber dem ehemaligen Chefdirigenten der Münchner Philharmoniker mangle, man über Gesinnungsprüfungen sich sorge etc. Ein Krieg ist keine Gesinnungsfrage. Schon gleich gar nicht, wenn man sich erinnert, wie man selbst, als man einen Studentenjob in der Institutsbibliothek annehmen wollte, auf die freiheitlich-demokratische Grundordung schwören musste. Ohne Unterschrift, kein Job. Armer Dirigent! Aber immerhin stünde ihm der Rechtsweg über ein Arbeitsgericht hier in Deutschland wenigstens offen. Deswegen begrüße ich es außerordentlich, wenn Moritz Eggert schließlich die Dinge gerade rückt und schreibt: „Anders liegt der Fall, wenn es um Künstlerinnen und Künstler geht, die nicht im Rampenlicht stehen, die keine öffentliche Rolle einnehmen. Es ist völlig absurd, von jedem Russen und jeder Russin eine öffentliche Positionierung zu verlangen, wenn sie keinerlei öffentliche Rolle einnehmen und dem System auch nicht öffentlich dienen. Wenn Menschen ihre politische Gesinnung zur Privatsache machen und sie nicht hinausposaunen, gebührt es der grundsätzliche Respekt, diese nicht zu erzwingen.“ Ganz ähnlich übrigens Axel Brüggemann in seinem Crescendo-Newsletter. „Noch einmal: Es geht nirgendwo gegen irgendeinen russischen Künstler, der sich seit Jahren aus Angst aus der Politik heraushält, es geht um die großen Kultur-Protagonisten im Putin-Netzwerk, deren Aktivitäten kaum unterschätzt werden dürfen …“ Vielleicht sind diese jetzt Opfer ihres Machtstrebens und ihrer Karrierepläne? Taschentuch! Ernst von Siemens Musikpreis geht an Komponistin Olga NeuwirthMünchen - Von Schubladendenken hält die Komponistin Olga Neuwirth wenig. In ihren Werken bedient sie sich verschiedenster Kunstformen und Genres von Literatur und Film über bildende Kunst bis hin zur Popmusik. Nun erhält die Österreicherin einen der renommiertesten Musikpreise. Weiterlesen
Der Preis der Macht – Gedanken zur Situation der Künste während des UkrainekriegesWährend das ukrainische Volk einem Angriffskrieg ausgesetzt ist, der jeden Tag schrecklichste Opfer fordert, tobt in unseren sozialen Medien und Feuilletons ein Luxuskrieg darüber, wie am besten mit der Situation umgegangen werden soll. Es ist eine typische Zeithysterie, dass hier in allen Richtungen übertrieben wird.... Weiterlesen Katastrophe – Leoš Janačeks „Katja Kabanova“ in DuisburgDie Konstellation ist eigentlich altbekannt: ein willensschwacher Ehemann, der unter der Fuchtel eines „Schwiegermonsters“ steht. Eine Schwiegertochter, die nie gut genug ist. Und eine Liebesgeschichte, die tragisch endet. Gespielt wird das auf einer konventionellen Guckkastenbühne, die sich den ganzen Abend nur in Details verändert. Die allerdings sind entscheidend und unter anderem ein Grund dafür, dass Leoš Janačeks Oper Katja Kabanova im Theater Duisburg zu einem packenden Drama wird. Weiterlesen Wozzeck am Meer –Stefan Herheim mit Benjamin Brittens „Peter Grimes“ an der Bayerischen StaatsoperSchon unter den Intendanten Peter Jonas und Klaus Bachler wäre ein Engagement Stefan Herheims zu erwarten gewesen. Jetzt wurde es ein etwas anderer Abend: Herheim und sein engstes Team nach der Generalprobe in Corona-Quarantäne; dann die Nationaltheaterfront in Blau-Gelb angestrahlt, ganz oben auch die ukrainische Flagge im Abendwind; Intendant Serge Dorny mit einer Solidaritätsadresse und einem Bekenntnis zu „Freiheit, Demokratie, Brüderlichkeit“ vor Vorstellungsbeginn auf der Bühne und in der TV-Live-Übertragung; dann die düster orchestrierte Europa-Hymne aus dem Orchestergraben, vom Premierenpublikum im fast voll besetzten Haus stehend rezipiert. Weiterlesen Bilanz im Theater Plauen Zwickau: Musiktheater-Tod und Bauch-AufschlitzenKammeropern mit der Schicksalswucht eines apollinischen Orakels. Peter Eötvös' „Radames“ (1976/97) und „Harakiri“ (1973) haben es auf der Kleinen Bühne Plauen in sich. Der erste Einakter ist ein Abgesang auf die Kunstform Oper, der zweite ein Kommentar zum Tod Yukio Mishimas. Der scheidende Generalintendant Roland May, Operndirektor Jürgen Pöckel und GMD Leo Siberski konnten nicht ahnen, mit welcher Schärfe der tatsächlich zum geplanten Zeitpunkt stattgefundene Premierenabend mit der Kulturkrise durch die Pandemie und den Angriff Russlands auf die Ukraine koinzidiert. Gnadenlos und freudlos. Weiterlesen Mit Selbstvertrauen pro Natur - Eine neue Oper für Kinder an der Bayerischen StaatsoperDeutschland ist Spitze – zumindest, was Maschinenbau betrifft oder auch Edelkarossen. Leider gibt es auch Spitzenwerte, was den Unterrichtsausfall in Musik und Kunst betrifft. Da fühlen sich die Ministerien entlastet, weil ja andere Institutionen viel für die musische Bildung von Kindern und Jugendlichen tun. So hatte die Bayerische Staatsoper ein schon bewährtes Team mit einer Neuproduktion beauftragt, im Rennert-Saal eine Aufführungsreihe angesetzt und der Premierenjubel müsste nach außen gedrungen sein. Weiterlesen Michael Kubes
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