Newsletter der nmz 70 Jahre

Sehr geehrte Newsletterabonnentinnen und -abonnenten,

seit ein paar Wochen haben wir hier einen neuen Fernseher der Marke Singsang, Sie wissen, wen ich meine. Auf dem laufen bedingt durch die Privatisierung der privaten Sender nur noch die öffentlich-rechtlichen Programme. Und am Ende der Skala ca. 100 bis 1000 Programme von Singsang TV. 

Aus Langeweile habe ich die gestern nach der Tatort-Wiederholung durchgezappt. Hängengeblieben bin ich zuerst bei den Teletubbies, weil so schön bunt. Dann aber lief das plötzlich Beethovens Neunte Sinfonie, sie kennen Sie vermutlich alle. Ja, aber doch landete ich direkt im Scherzo und war von der Komposition sofort begeistert. Gespielt hatte ein Jugendorchester. Einstellungen der Bildregie mit Kamera auf den Dirigenten waren selten - kein Maestrogehabe, wie schön. Ein junger Mann war es, der am Pult stand, den ich nicht kannte. Ein Blick auf die erweiterten Funktionen des Fernsehers klärte darüber auf: Es war ein Mitschnitt von Young Euro Classic aus dem Berliner Konzerthaus am Gendarmenmarkt. Die 20. Ausgabe des Festivals, mit Übertragung Open-Air auf den Gendarmenmarkt. Sowas findet man nicht zu schnell in den Programmen der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Und dann eben diese Musik. Mittlerweile im langsamen Satz angekommen. Diese überaus freundliche Musik mit dieser nicht einlullenden Wärme. / ZACK / Mitten in der Phrase Eigenwerbung in einer Lautstärke, die sogar meinen mithörenden Hund vom Sofa und aus seinen musikalischen Träumen riss. 

Wie kann man so etwas machen? Wem fällt so eine ästhetisch tödliche Tat ein? 

Sofort weitergeschaltet, nachdem ich die auf dem Boden verstreut liegenden abgefallenen Ohren vor meinem Hund gefunden und an ihren korrekten Ort verbracht hatte. Das Nähset, das einmal als Werbegeschenk einem Paket zum Selbstbauset für einen Konzertsaal beilag, erwies sich jetzt als hilfreich.

Nächstes Programm mit modernem Tanztheater … wo bekommt man das im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu sehen? Wie krass ist das denn bitte sehr. Aber: Das Vertrauen ist dahin, die Furcht, herausgerissen zu werden aus ästhetischer Versenkung zu groß. Man kann Kunst im öffentlichen Raum auf verschiedene Weise kaputt machen. Durch Nichtbeachtung und durch ästhetische Ignoranz. 

Kommen Sie gut in die neue Woche. Auf Klangwolke 7 mit einem Text zum 100. Geburtstag von Iannis Xenakis oder mit einem Text zu 200. Geburtstag des Weltstars Joachim Raff. Und mit Premieren neuen Musiktheaters aus Berlin, Mainz oder Wien. Steigen Sie ein in eine neue HörBar von Michael Kube in der es um Klavierkammermusik geht. Oder folgen Sie dem Tratsch und Trash, wenn der Ministerpräsident Baden-Württembergs sich als Opern-Liebhaber outet, dem YouTube schon mal auch Pornos vorschlägt. Warum nur?


JAHRESTAGE

Die Mathematik der Klangwolken – Zum 100. Geburtstag von Iannis Xenakis · Von Hans-Jürgen Schaal

Als Architekt und Ingenieur entwarf er Pavillons, futuristisch geschwungene Kuppeln, Raum-Installationen, Polytope. Ein Architekt und Ingenieur war er aber auch in der Musik. Iannis Xenakis (1922–2001) schuf rund 150 Kompositionen auf der Basis mathematischer Entwürfe. Weiterlesen

Ein Weltstar eigener Ordnung - Zum 200. Geburtstag des Komponisten Joachim Raff · Von Simon Kannenberg

Joachim Raff zählt zu den erfolgreichsten und geachtetsten Komponisten des 19. Jahrhunderts. Von 1871 bis 1874 war er der meistgespielte Symphoniker im deutschsprachigen Raum. Mit seinen Sinfonien Nr. 3 „Im Walde“ und Nr. 5 „Lenore“ eroberte er sich die internationalen Konzertsäle von New York bis St. Petersburg. Im Jahr 2022 jährt sich sein Geburtstag zum 200. Mal. Weiterlesen


DISKUSSION

Arno Lücker fragt: Was ist Musikvermittlung? – Teil 1

Ich mag vorgestellte Situationen, in denen man sagt: „Wann war eigentlich dies oder jenes zum ersten Mal da?“ Florentin Will und Stefan Titze haben in ihrem Podcast „Das Podcast Ufo“ immer wieder – mit dem Mittel der Comedy – eben diese Frage gestellt. Fragen wie: „Wann hat sich jemand zum …“ Weiterlesen


KRITIK

Bis zur Schrottreife verfremdet – „Fidelio“-Skelettierung von Novoflot in Berlin

Zu Beginn des ersten Lockdowns 2020 kam es im Anhalter Bahnhof Berlin zur Geisteraufführung ohne Publikumspremiere. Diese wurde jetzt nach zweijähriger Verzögerung zum Performing Arts Festival Berlin in der Villa Elisabeth Berlin-Mitte nachgeholt. „Wir sind so frei #1“, die „Fidelio Musiktheater-Installation des Musikperformance-Kollektivs Novoflot“ als Beitrag zum Beethoven -Jahr, gehört zur Trias „Wir sind so frei #1 – #3“. Weiterlesen

Schule des Hörens: „Werckmeister Harmonien“ von Thom Luz an der Lindenoper

Ein Tonlabor mit Hörschule der besonderen Art: Thom Luz nimmt sein Publikum im Apollosaal der Berliner Lindenoper mit auf eine physiophilosophische Erkundung, deren Ausgangspunkt das Stimmen von Klavieren ist. Weiterlesen

Schuld und Sühne – Haukur Tómassons Kammeroper „Gudruns Lied“ in Mainz

Wenn Nadja Stefanoff als Gudrun auf der Anlagebank sitzt – im Hintergrund eine vergitterte Arrestzelle – denkt man als Zeitzeuge der 1970er Jahre unweigerlich an Gudrun Ensslin. Doch das Musiktheater-Stück, das im Großen Haus des Mainzer Staatstheaters gespielt wird, thematisiert nicht den Prozess gegen die Terroristen-Gruppe der Roten Armee Fraktion in Stuttgart-Stammheim, sondern das Schicksal der Gudrun Gjúkadóttir in der isländischen Version des Nibelungen-Liedes. Wir erleben die deutsche Erstaufführung von „Gudruns Lied“ – einer Kammeroper des isländischen Komponisten Haukur Tómasson. Weiterlesen

Ottmar Gersters Volksoper „Enoch Arden“ in der Wiener Kammeroper als Psychodrama

Zum Ende von Roland Geyers Tätigkeit als Intendant des Theater an der Wien wurde an der zweiten Spielstätte des Hauses, der Wiener Kammeroper, Ottmar Gersters einst viel gespieltes Werk „Enoch Arden“ von 1936 auf die Bühne gebracht. Wolfgang Molkow berichtet. Weiterlesen

Aus der JazzZeitung


Michael Kubes HörBar - Klavierkammermusik

Michael G. Fischer. Klavierquartett op. 6; Ludwig van Beethoven. Sinfonie F-Dur op. 68 «Pastorale», arr. für Streichsextett von Michael G. Fischer — „… Dass Fischer ein sicheres Gespür für die jeweilige Besetzung und den damit verbundenen Tonsatz hatte, zeigt auch sein Arrangement von Beethovens «Pastorale» für Streichsextett. Vieles erscheint hier intimer und durchsichtiger als in der sinfonischen Partitur, anderes wird mit Witz und Verstand umgesetzt (etwa die Szene mit Donner und Blitz). Und nein: Warum sollte man hier etwa die Bläser vermissen? Viele Musikliebhaber im Jahre 1810 hatten davon gar keine Vorstellung, weil sie das Werk überhaupt nur in Arrangements kennenlernen konnten.…“ Alles lesen.


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