Newsletter der nmz 70 Jahre

Sehr geehrte Newsletterabonnentinnen und -abonnenten,

da ist er zurück, der Newsletter der nmz. In meiner Abwesenheit ist ja so viel geschehen, dass ein vollständiges Update unmöglich sein dürfte. Die Kolleg:innen in Regensburg und Leipzig haben die Stellung gehalten, unsere Autor:innen sind am Ball geblieben. Es ist auch für mich immer wieder faszinierend, dass insbesondere in Zeiten meiner Abwesenheit die Zugriffszahlen auf unser nmz-Netz deutlich anziehen. 

Ein paar erste Hinweise soll es zu den vergangenen Tagen und Wochen aber schon noch geben. Aus DOV wurde unisono. Und die Hochschule für Musik und Theater München hat nicht nur definitiv eine neue Präsidentin, sondern ein neues seltsames Logo, viel Glück damit!

Die neue Ausgabe der nmz für den Oktober ist natürlich im Netz. Allerdings sind einige Artikel noch nicht freigegeben. Die Übersicht über den Inhalt finden Sie hier.

Eine Hörbar von Michael Kube handelt von John Adams zu seinem 75. Geburtstag (siehe auch unten). Eine weitere schickt uns auf Reisen

Ansonsten alles wie immer? Ich hoffe, Sie haben unseren Newsletter nicht all zu sehr vermisst. Wenn doch, umso schöner – zumindest für uns. 


nmz 2022/10 – Dies und das

Das wichtigste Talent – Absolute Beginners 2022/10

Man kann davon ausgehen, dass alle, die irgendwann nach einer Prüfung an einer Hochschule oder Akademie landen, grundsätzlich talentiert sind. Aber das wichtigste Talent kann man nicht prüfen, man kann es nur erahnen. Ich halte es für das wichtigste aller Talente, denn ohne dieses Talent sind alle anderen Talente nutzlos. Was mag das für ein Talent sein, das die Grundvoraussetzung für eine beständige Karriere ist (als Lehrende wünschen wir uns nichts sehnlicher, als dass die Karrieren unserer Studierenden beständig sind, dass sie ihre Träume erfüllen und am Ziel ihrer Ambitionen ankommen)? Die Antwort ist leider sehr langweilig: Selbstdisziplin. Weiterlesen

State Of The Unart – oder: In der Presse

Künstler*innen und Kritiker*innen sind schon ziemliche Labertaschen. Die einen haben gerne das Ei des Kolumbus gefunden, die anderen wissen dafür immer alles besser. Das eine ist eben Kunst, das andere die Kritik. Besagte Berufsgruppen pflegen dabei für gewöhnlich eine Distanz, die selten gegenseitiger Hochachtung geschuldet ist, als vielmehr dem System von Unabhängigkeiten aller Art, die beide Seiten, Kunst und Kritik, natürlich für sich reklamieren müssen. Weiterlesen

Verlorene Paradiese? Die Musik beim Kunstfest Weimar im Dunstkreis globaler Krisen

Der künstlerische Zugriff auf virulente Problemfelder der Gegenwart gehört, nach der eher „entzeitlichten“ Kunstauffassung der Ära Nike Wagner, seit Christian Holtzhauer zum Markenkern des Kunstfestes Weimar. Gegenwärtig heißen die Baustellen bekanntlich Klimawandel, Krieg, (Post)Pandemie und Demokratieverachtung, eine selten brisante Mischung, die der diesjährigen Festivalausgabe unter dem Motto „Sehnsucht nach Morgen“ ihren Stempel aufdrückte. Der Hoffnung auf das utopische Potential der Künste wurde also noch nicht entsagt. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger hat der jetzige Intendant Rolf C. Hemke dabei auch wieder verstärkt die Musik im Blick und bezieht bei allem internationalen Anspruch verstärkt auch die progressive Musikszene Thüringens mit ein. Das ist gut so! Weiterlesen

Komponist meuchelt Kritiker – „Number Nine“ und „Sinfonie 999“ von Moritz Eggert beim Beethovenfest Bonn

Mittendrin wird’s blutig, spaßeshalber, versteht sich. Der Komponist (Moritz Eggert) ist der ewigen Nörgeleien des Kritikers (Axel Brüggemann) überdrüssig. Wutentbrannt zerrt er ihn von der Bühne des Bonner Opernhauses und schleift ihn hinaus ins Treppenhaus. Die makabre Fortsetzung erlebt das Publikum drinnen im Saal als Video. Der Komponist trägt jetzt Metzgerschürze, greift mit lustvollem Blick zu einem riesigen Messer und meuchelt den Kritiker. Damit nicht genug. Dessen Gehirn, das immer wieder Forderungen nach gesellschaftlicher Relevanz und künstlerischer Qualität ausbrütet, ist schließlich das Problem. Eggert setzt das Messer an, holt mit satanischem Grinsen des Kritikers Denkorgan heraus und stopft eigene Skizzen in den entstandenen Leerraum. Nun kehrt wieder Leben in den Kritikerkörper, mit dem Unterschied, dass er nun Eggerts Musik mag. Weiterlesen


KRITIK 

Androide retten Ritter: Wagner „Tannhäuser“ an der Opéra National de Lyon

David Herrmann verlegt das Mittelalter von Wagners „Tannhäuser“ auf einen Wüstenplaneten wie im Fantasy-Film. Daniele Rustioni – gefeierter junger Dirigent in Lyon (dort als Chefdirigent) und München mit italienischem und französischem Repertoire – agiert bei seinem ersten Wagner mit jedem Akt erfüllter und spannungsgeladener. Weiterlesen

Spektakuläre Wiederentdeckung: „Asrael“ von Alberto Franchetti an der Oper Bonn

Im Theater Bonn, das sich ja einen Ruf als Ausgrabungsort vergessener Oper gemacht hat, ist ein Werk reanimiert worden, das seit 1945 nicht mehr auf die Bühnen kam: Die 1888 in Regio Emilia uraufgeführte Oper „Asrael“, eine „Legende“ in vier Akten des italienischen Komponisten Alberto Franchetti. Weiterlesen

Alcina - Eine wertvolle italienische Opernausgrabung von Giuseppe Gazzaniga in Oldenburg

Georg Friedrich Händels 1735 entstandenem „dramma per musica“ „Alcina“ geht die heidnische Zauberin Alcina unter: ihre abgelegten Liebhaber hat sie auf einer verlassenen Insel in Tiere, Pflanzen oder Steine verwandelt und nun hat sie sich in ihr neuestes Opfer Ruggiero wirklich verliebt. Alcina, die über 800 Jahre alte Figur aus Ariosts „Orlando furioso“ aus dem 16. Jahrhundert, ist in dieser Vertonung inzwischen häufig auf den Opernspielplänen anzutreffen, behandelt sie doch ein zeitlos aktuelles Thema: die Welt der Vernunft steht gegen die Welt des Gefühls, der Sehnsucht nach ihm, die wir immer behalten werden. Aber Händel war nicht der einzige, der sich mit den parodistischen Elementen, den fantastischen Übertreibungen in einer überbordenden Erzähllust von Ariost beschäftigt hat. Weiterlesen

Devotes Tenor-Duo: Leo Falls „Die Dollarprinzessin“ an der Musikalischen Komödie Leipzig

Leipzigs neuer Musiktheater-Intendant Tobias Wolff holt nach dem Lortzing-Zyklus seiner Vorgänger in der MuKo dessen „Undine“ ab 29. Oktober ins Opernhaus am Augustusplatz. MuKo-Direktor Torsten Rose setzt im sanierten Haus Dreilinden die Reihe selten gespielter Operetten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts fort. Weiterlesen


RÜCKBLICK: DONAUESCHINGEN 

Hologramm und Tinnitus: Die Donaueschinger Musiktage 2022 sind zu Ende gegangen 

(Andreas Kolb) Mit einem Violinkonzert von Peter Ruzicka sind die Donaueschinger Musiktage 2022 zu Ende gegangen. Mit ihrem vom Komponisten als vox humana begriffenen Geigenspiel packte Carolin Widmann ihre Zuhörerschaft vom ersten bis zum letzten Ton, berührte sie. Der Preis des SWR-Symphonieorchesters 2022 ging aber an jemand anderen: Die polnische Sängerin und Komponistin Agata Zubel überzeugte Orchester und Publikum als Hologramm-Solistin in ihrem Orchesterstück „Outside the Realm of Time“. Weiterlesen

Cooles, zu Vieles, Dekolonisiertes – Donaueschinger Musiktage 2022

(Alexander Strauch) Donaueschingen 2022. War diese Stadt 2000 für alle und für mich 2021 krankheitsbedingt nur ein Traumbild seit 2019, so wurde es dieses Jahr Realität. Am gewöhnungsbedürftigsten die Momente, wo man tatsächlich Personen nicht nur mehr via Zoom, Instagram oder Facebook vor sich hat, sondern in echter Gestalt und Größe. Manchmal… Weiterlesen

nmzMedia: „Ein Kinderlied“ von Arnulf Herrmann

Seine ganz eigene Beziehung zu dem Schlaflied "Die Blümelein sie schlafen" hat Komponist Arnulf Herrmann. Welche Dämonen es ihm weckt und was das ganze mit einem Plattenspieler im Orchester und rotierenden Lautsprechern zu tun hat, erfahren Sie in unserm Video von den Donaueschinger Musiktagen 2022. Weiterlesen

nmzMedia: „Forever Turnaround“ von T. Meadowcroft

Auch in diesem Jahr war nmzMedia wieder für die nmz und den SWR mit Kamera und Mikrofon auf den Donaueschinger Musiktagen unterwegs und hat sich ausgewählte Stücke und Installationen näher angeschaut und angehört. Eines davon: „Forever Turnarounds“ für Studio-Orchester vom australischen Komponisten Thomas Meadowcroft. Mitglieder des SWR Symphonieorchesters und der SWR Big Band haben diesen Kompositionsauftrag des SWR gemeinsam auf die Bühne der Donaueschinger Baarsporthalle gebracht. Das 15-minütige Werk war eine der vier Uraufführungen des Eröffnungskonzerts, und der Komponist selbst bezeichnet sein Stück als „Experiment in Sachen ‚Deep Easy Listening‘ … Die Tanzband der Avantgarde-Society spielt spät in der Nacht das ewig Gleiche für Verliebte“. Weiterlesen


Kubes HÖRBAR - John Adams 75 

John Adams Collected Works    : Oft genug fragt man sich ja, wie weit der anhaltende Ausverkauf der Archive noch gehen soll. Da werden halb vergessene oder inzwischen aus der Aufführungspraxis gefallene Interpret:innen in quadratischen Boxen wiedererweckt – ganz so, als gäbe es keine Gegenwart oder Zukunft mehr und als müsste man rasch noch einmal alles als Vermächtnis zusammenstellen. Dabei würde in diesen Fällen meist eine verlässlich kuratierte Auswahl reichen, um einen guten Eindruck zu bekommen und um Ressourcen zu schonen: materiell bei der Herstellung, aber auch im heimischen Regal. Doch diese Box zum 75. Geburtstag von … 

Los Angeles Philharmonic Orchestra: Man fühlt sich in die alten Zeiten zurückversetzt, als noch der Wechsel der Schallplattenseite zu Kult und Alltag gehörte. Viel zu rasch waren da oft die ersten beiden Sätze einer Sinfonie abgelaufen, bevor man aufspringen musste. Später kamen die mittels DMM enger geschnittenen Seiten mit ausgedehnter Laufzeit und besserer Tonqualität. Und heute? Irgendwie mutet das vorliegende Album anachronistisch an. Erstens: das Album ist nur auf LP oder im Streaming zu haben, nicht jedoch auf CD. Zweitens: greift man auf die LP zurück, verblüfft die Notwendigkeit, bereits nach weniger als 20 …

Tonhalle-Orchester Zürich: Ein Album, das aus einem Gast-Aufenthalt heraus entstand: In der Saison 2021/22 probte und konzertierte John Adams als «Artist in Residence» mit dem Tonhalle-Orchester Zürich. Die daraus geborene Einspielung dirigierte dann aber doch Chefdirigent Paavo Järvi, während sich Adams mit seinen Partituren in der Hand hörend und beratend ins Parkett zurückzog (die offenbar inspirierende Atmosphäre ist durch die im Booklet beigegebenen Fotos dokumentiert). Die Auswahl der vier Werke gibt einen guten Überblick über 20 Jahre Schaffen – und auch aus einem anderen Grund scheint mir die CD außergewöhnlich: Sie portraitiert … 

The John Adams Edition: Zu Beginn ein Blick zurück. Als vor fünf Jahren (2017) John Adams seinen 70. Geburtstag feierte, erschien auf dem Eigenlabel der Berliner Philharmoniker eine jener opulent ausgestatteten querformatigen Boxen, über die man in der eigenen Sammlung unweigerlich immer wieder stolpert: wegen des inkompatiblen Formats, wegen der herausragenden Ausstattung und wegen des sich darin verkörpernden künstlerischen Anspruchs. In diesem Fall wurden Aufführungen all jener Werke dokumentiert, die in der Saison 2016/17 in der Philharmonie erklangen, als John Adams als erster offizieller «Composer in Residence» zwar kein neues Werk präsentierte, wohl aber … 


Aus der JazzZeitung


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Martin Hufner

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