Newsletter der nmz 70 Jahre

Sehr geehrte Newsletterabonnentinnen und -abonnenten,

was liegt an? Was geht? Uns erhalten bleibt die Auslegung einer „Privatmensch“-Rede eines Intendanten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR), deren genauen Inhalt allerdings im Moment nur diejenigen kennen, die dem Thomas Buhrow, so heißt der Privatmensch mit Privatnamen, im Überseeclub in Hamburg ihren Ohren haben leihen können. Mit anderen Worten, es handelt sich um ein saubeklopptes Spiel mit den Befindlichkeiten der Öffentlichkeit, deren Inhalt bislang aber nicht in die Öffentlichkeit gelangt ist, weil diese nur in Form von Texten hinter einer Bezahlschranke darüber in Kenntnis gesetzt werden soll. Zwinker!

Das ist natürlich eben kein Zufall. Und es ist im Übrigen auch nicht angemessen für jemanden wie den Intendanten des WDR, dessen Stelle quasi von allen Beitragszahlenden zu einem gewissen Maße finanziert wird. Ach, was heißt “quasi”? Und wenn der „Privatmensch“ über seinen Job redet, was ist das dann?

Wenn es der ÖRR nicht einmal hier schafft, seiner Aufgabe der Grundversorgung mit Information, Bildung (Kultur) und Unterhaltung nachzukommen, fällt das sofort auf ihn, den ÖRR selbst zurück. Gedeckt wird das nur durch den Hinweis: es seien ja nur private Gedanken. Da könnte man auch sagen: Danke, nett. Aber egal. Es gibt hier nichts zu sehen, gehen Sie weiter.

Für Wirbel sorgt die Rede deshalb trotzdem nicht weniger, was die halbunbekannte Rede nur dummerweise aufwertet. Auch der Kultursenator der freien und Hansestadt Hamburg, Carsten Brosda, hat sich in der Süddeutschen Zeitung zu Wort gemeldet – natürlich auch hinter der Bezahlschranke. Wäre interessant gewesen, vielleicht.

Das Ende vom Lied kennen wir aus der Empirie – der Wirklichkeit, wie sie war und die man im Fall des ÖRR mit gewisser Sicherheit in die Zukunft interpolieren kann. Der eine geht in den bequem und von den Beitragszahlenden durchfinanzierten Ruhestand. Über die Klinge springt, was am wenigsten wichtig erachtet wird. Irgendein Festival, irgendein Klang- oder Sangkörper.

Applaus von den Balkonen dafür gilt als sicher!

Dann wäre da noch die Zukunft von Twitter. Kennen Sie nicht? Weder das “soziale Medium” noch dessen Zukunft? Sozialpsychologisch gesehen wäre es schade um Twitter, den Krawallkanal.

Dann wäre noch der Kulturpass für 18-Jährige zu erwähnen. Wird was draus? Und wenn ja, wie? Was gilt dann noch als passwürdig. Das Spotify/Netflix/Tidal/Idagio-Abo ebenso wie die Kinokarte oder das Streichquartett im Bürgerhaus, das Galakonzert mit Florian Silbereisen (ja, natürlich gibt es auch 18-Jährige, die sich das geben) … Fragen, über Fragen. Wer kontrolliert da dann wen? Und warum? Viele Fragen, findet der Deutsche Kulturrat.

Aber was … jetzt zu unserem Newsletter für Montag, den 14. November. Es wird kälter.


Geburtstag: Lothar Zagrosek 80

Peter Gülke und Lothar Zagrosek im Gespräch über den Deutschen Dirigentenpreis · Von Rainer Nonnenmann

Lothar Zagrosek zum 80. Geburtstag am gestrigen 13. November: „Wir Dirigenten stehen alle im Wind.“ Die Dirigenten Peter Gülke und Lothar Zagrosek im Gespräch · Von Rainer Nonnenmann. [Gespräch aus dem Jahr 2019] Weiterlesen


DISKUSSION

Ich und du, Müllers Kuh

Moritz Eggert über die nötige Überwindung von narzisstischen Kränkungen und verletzten Eitelkeiten. Es geht beim Erhalt von Kultur immer eher ums Ganze als ums Ego:«Ich widme daher diesen Artikel den Donaueschinger Musiktagen und dem Münchener Kammerorchester. Sie werden genau wissen, warum, haben sie mich doch bisher aus mir vollkommen unerfindlichen Gründen und vollkommen ungerecht …» Weiterlesen


KRITIK

Im Club Plutonium ist die Hölle los – Oper Magdeburg begeistert mit Jacques Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“

Würde man beim Operetten-Klassiker von Jacques Offenbach ganz zeitgeistig den Namen Orpheus durch Eurydike im Titel ersetzen, könnte man sich kaum darüber mokieren. In der Inszenierung an der Oper in Magdeburg spielt sie in diesen ‚Szenen einer zerrütteten Ehe‘ in Gestalt des Ensemble-Neumitgliedes Rosha Fitzhowle die erste Geige. Vokal und darstellerisch. Auch wenn ihr Noch-Ehemann Orpheus mit der Musik (beziehungsweise seinen Schülerinnen) das Geld verdient. Die beiden sind einander längst in herzlicher Abneigung verbunden. Weiterlesen

Spielt fort, unbedingt! – Im Münchner Prinzregententheater wird „25 Jahre Studiengang Musical“ gefeiert

Ganz klar: am 11.11. eine Verkleidungskomödie anzubieten, ist ein Treffer ins Zentrum künstlerischen Gauditums. Vor rund vierhundert Jahren hat Shakespeare mit „Twelfth Night - Was ihr wollt“ in der zwölften Raunacht den damaligen Faschingsbeginn gefeiert. Das griffen nun die Theaterakademie August Everding sowie die Hochschule für Musik und Theater in einer großen Produktion auf – und was da in 25 Jahren aufgebaut worden ist, wurde mit standing ovations gefeiert. Weiterlesen

Schwerin: Die höchst sinnlichen Abenteuer einer Duchess in Thomas Adès’ „Powder Her Face“

Nach einer Inszenierung von Wagners „Tannhäuser“ vor nur wenigen Wochen war die von Thomas Adès’ „Powder Her Face“ das zweite Schweriner Opernprojekt in dieser Saison, und sie war wieder eine Regiearbeit von Martin G. Berger (Premiere: 5. November 2022). Seit der letzten Spielzeit ist er Operndirektor am Mecklenburgischen Staatstheater und hatte bereits mit seiner Version von Ligetis „Le Grand Macabre“ vor fast genau einem Jahr eine Neigung zu eigenwilliger Szenenarbeit durchblicken lassen. Weiterlesen

Gordon Kampes „Gefährliche Operette“ – Szenische Uraufführung in Gießen

Mit vier Uraufführungen in der Spielzeit 2023/24 setzt das Stadttheater Gießen unter seiner neuen Intendantin Simone Sterr einen ungewöhnlich starken Akzent beim zeitgenössischen Musiktheater. Die zweite dieser Premieren überrascht schon durch ihren Titel: Der Komponist Gordon Kampe (Jg. 1976) hat zusammen mit Ann-Christine Mecke einen Liedzyklus zur szenischen „Gefährliche Operette“ erweitert. Als „mutig, neu und zeitgemäß“ hat die Redaktion Operette des Bayerischen Rundfunks die Produktion mit dem BR-Klassik-„Frosch“ ausgezeichnet. Weiterlesen


HÖRBAR - Jazz und anderes

  • Sebastian Gahler – Two Moons: «Dass der japanische Weltschriftsteller Haruki Murakami Jazz liebt, ist bekannt. Sebastian Gahlers neues Album beweist, dass auch das Gegenteil gilt: Jazz liebt Murakami.» So liest man es im Waschzettel zur Platte. Da kann man wenig gegen sagen. Aber auch nur wenig dafür. Ob es hier der Fall, da sind bescheidene Zweifel doch gestattet.


Aus der JazzZeitung


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Martin Hufner

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