Newsletter der nmz - Mathis Ubben

Sehr geehrte Newsletterabonnentinnen und -abonnenten,

das Deutsche Sinfonie Orchester Berlin (DSO) will ab diesem Sommer kein Programm mit ausschließlich männlichen Komponisten mehr spielen. Die nächste Spielzeit kann also mit Neugier und Spannung verfolgt werden! Im gestrigen Interview mit dem RBB musste der mitverantwortliche Orchesterdirektor Thomas Schmidt-Ott aber als erstes die Frage beantworten, ob er mit so viel Kritik gerechnet hatte.

Die gab es auf Facebook. Zwischen lauten und schmerzhaften DDR-Vergleichen hat sich unter der Mitteilung des RBB vor allem eine Mehrheitsmeinung gefunden: Qualität bräuchte keine Quote.

Dabei leben wir in einer Quotenwelt – einer Welt der Männerquote: Forschungen (wie zum Beispiel Harvardprofessorin Iris Bohnet zusammengetragen hat) zeigen immer wieder, dass das Geschlecht in Kontexten von „Qualität“ und „Leistung“ eben doch eine Rolle spielt. Männer werden verzerrend bevorzugt. Dass oft ausschließlich Komponisten gespielt werden (wie zuletzt auch auf dem Musikschulkongress des VdM), hängt mit der durch Generationen unbewusst gelernten Förderung männlicher Kompositionen und Komponisten zusammen. Da hat im Hinterkopf, so leid es tut, neben der Qualität eben ein Geschlecht das sagen.

In diesem Zusammenhang aktiv weibliche Kompositionen, die den Ansprüchen der Programmgestalter*innen genügen, auf den Spielplan zu rufen, ist nur recht und billig. Dann bitte nicht verunsichern lassen, wenn ein langweiliges Wieniawski-Violinkonzert geschluckt wird und eine müde La Beau-Aufführung als Argument zur Verdammung aller weiblichen Komponistinnen genutzt wird.

Heute ist der 100. Todestag von Dora Pejačević. Nie gehört? Das wird sich ändern.

Ein schönes Wochenende wünscht,
Mathis Ubben


Desaströs in vielerlei Hinsicht: Der Deutsche Jazzpreis 2023

Im vergangenen Jahr, bei der zweiten, erstmals in Bremen an die jazzahead! gekoppelten Verleihung des Deutschen Jazzpreises, war man im Vergleich zur zähen Halb-Corona-Premiere in vier Clubs auf einem guten Weg. Umso unbegreiflicher, wie man jetzt von der Straße gerutscht ist. Als erschütterter Beobachter weiß man gar nicht, wo anfangen mit der Mängelliste dieser Veranstaltung. Ein Kommentar von Oliver Hochkeppel


nmz 2023/Mai – Björn Gottstein im Gespräch

Fünfzig Jahre Förderung neuer Musik – Björn Gottstein im Gespräch mit Rainer Nonnenmann über die Ernst von Siemens Musikstiftung

Diese weltweit wohl potenteste Stiftung für neue Musik wurde 1972 durch Ernst von Siemens gegründet, dem Enkel des Gründers des heutigen Technologiekonzerns. Seit 1973 vergibt sie jährlich den mit 250.000 Euro dotierten Musikpreis sowie seit 1990 drei mit jeweils 35.000 Euro ausgestattete Förderpreise. Hinzu kommen jährlich zwei Ensemble-Förderungen und zwei Residenzen in der Casa Orfeo der Wilhelm-Kempff-Kulturstiftung in Positano. Ferner unterstützt die Stiftung Studierende, Musikschaffende aus der Ukraine sowie vor allem zahlreiche Einzelprojekte, Konzerte, Kompositionsaufträge, Symposien, Vermittlungsinitiativen und Publikationen. Für das Musikleben ist die Ernst von Siemens Musikstiftung längst unentbehrlich geworden. Seit Anfang 2022 ist Björn Gottstein Sekretär des Kuratoriums der Stiftung. Zuvor hat er als Redakteur für neue Musik des SWR und künstlerischer Leiter der Donau­eschinger Musiktage Sendungen und Konzertprogramme gestaltet. Nun ist er für die Vorbereitung, Durchführung und Umsetzung der Beschlüsse des Kuratoriums der Schweizer Privatstiftung mit Geschäftssitz in Zug zuständig. Die zehn Persönlichkeiten des Kuratoriums stammen aus den Bereichen Komposition, Interpretation, Veranstaltung und Musikwissenschaft. Sie schlagen die Haupt- und Förderpreisträger vor und entscheiden nebst Vergabe der Preise auch über alle anderen Förderprojekte. Weiterlesen

Vor 100 Jahren – Moderne Opernregie - Neue Musik Zeitung 1923/05

Nichts spricht deutlicher für den überraschenden Aufschwung, den das deutsche Theater im Lauf der letzten 20–30 Jahre genommen hat, als die wachsende Erkenntnis von der Bedeutung einer zielbewußt tätigen Opernregie. War es in dieser Hinsicht früher auf den Bühnen recht schlecht bestellt, so ist hier, teilweise unter den Einflüssen Bayreuths, gehörig Wandel geschaffen worden. Vor allem die mit Unrecht vielgeschmähte „Provinz“ hat hier bahnbrechend gewirkt. […] Weiterlesen


FEATURE / BERICHTE

Wenn Daten singen könnten – Esmeralda Conde Ruiz untersuchte KI und Stimmen

Bei den Dresdner Tagen der zeitgenössischen Musik (19.4.-7.5.) kooperiert HELLERAU mit dem SchauflerLAB an der TU Dresden. Die dortige Künstler:innen-Residenz hatte 2022 die Soundkünstlerin und Komponistin Esmeralda Conde Ruiz inne, die nun ihre Abschlussarbeit mit einer audivisuellen Installation und einer Vokal-Performance in Hellerau vorstellt. Weiterlesen

Bechers Bilanz – April 2023 – Musik oder Nichts

Die Symphonien von Dmitrij Schostakowitsch scheinen gegen den russischen Angriffskrieg gefeit. Dies gilt zwar für nahezu alle russischen und sowjetischen Komponisten, wie selbst „Krieg und Frieden“ an der Bayerischen Staatsoper gezeigt hat, aber Schostakowitsch behauptet sich mit seiner Ambiguität von Anpassung und beißender Kritik besser als andere gegen jede Vereinnahmung. Im April habe ich in wenigen Tagen gleich drei seiner Symphonien im Konzertsaal hören können – und am Ende des Monats den Beginn des Festivals ACHT BRÜCKEN. Musik für Köln. Weiterlesen

Interkultureller Dialog auf Augenhöhe – Das Zafraan Ensemble stellte in Berlin sein Projekt „Vistaar“ vor

Mit dem Projekt „Vistaar“ widmet sich das Zafraan Ensemble aus verschiedenen Blickwinkeln der nordindischen Hindustani-Musik. Im musikalischen Austausch mit den indischen Musikern Mohi Bahauddin Dagar und Aneesh Pradhan gestalteten die Musiker:innen am vergangenen Mittwoch einen außergewöhnlichen Abend im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie, bei dem Performances mit indischer klassischer Musik dem von indischer Musik beeinflussten Schaffen zeitgenössischer Komponisten gegenübergestellt wurde. Weiterlesen


Michael Kubes HörBar 83 – Concerti


Aus der JazzZeitung


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Mathis Ubben

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