Newsletter der nmz - Martin Hufner

Liebe Newsletter-Abonnentinnen und -Abonnenten,

es war das Wochenende, in dem die Operetten-Kultur den szenisch-musikalischen Sieg davontrug. In Annaberg-Buchholz (Der Fürst von Pappenheim), in Meiningen (Fledermaus) und in Köln (Lustige Witwe) wurde rasant musiziert, gesungen, gekostüm-, gebühnenbildert und inszeniert. (Aber klar, natürlich hat das nichts mit Kultur zu tun, die ist ja Bildung, Lernstoff und darf nie und nimmer etwas mit Unterhaltung zu tun haben, denn sonst verliert sie noch ihren Status als absolut unentbehrlich und als Bestandteil einer kritischen Infrastruktur … – Vergnügen, poooch, geht ja gaaaar nicht).

Roland Dippel war bei einer Ballett-Uraufführung in Lviv in der Ukraine und berichtet von dort, während Michael Ernst uns auch dieses Jahr nicht im Stich ließ und die italienische Operetten-Saison an der Scala in Mailand journalistisch begleitete. Mit Anna Netrebko dabei und inklusive. 

Ernster ging es zu in einer beachtenswerten szenischen Erstaufführung von Laura Kaminskys „As One“ am Theater Regensburg über die Juan Martin Koch berichtet und dem Opernmonolithen Schönbergs „Moses und Aron“ an der Oper Bonn, den Joachim Lange besucht hat. Weitere Aufführungen wären in Bremen und Hannover zu berichten gewesen. Aber … Corona und Bahn-Streik … 

Michael Kube setzt sich wieder mal in Reihe 9 – und legt dieses Phänomen weiträumig aus. Sordinierte Glockenklänge vom Stephansdom in Wien stehen auf seinem Programm. Nachhörbar mit einem O-Ton - inklusive Mistkübelleerung. 

1923

Außerdem geht es in dieser Woche in seiner HörBar um das Jahr 1923. Das wird interessant und ist es auch schon. Heute beispielsweise: André Caplet: Le Miroir de JesusAnke Vondung (Mezzo), Chor des Bayerischen Rundfunks, Münchner Rundfunkorchester, Howard Arman … Bereits vor vier Jahren live mitgeschnitten, zeigen Aufnahme und Veröffentlichung geradezu beispielhaft die Dringlichkeit der Bewahrung der bestehenden Ensemblevielfalt im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und des damit verbundenen kulturellen Auftrags. Dieses Album surft wahrlich nicht auf einer Mainstream-Welle. «1923» kann auch anders klingen. (Ich höre es mir gerade an …).

Womit wir auch beim Rundfunk sind, der nicht erst 1923, sondern 1922 bei der BBC startete (auch darüber informiert uns Michael Kube in seiner HörBar). Denn so schön der Chor des Bayerischen Rundfunk das Werk von Caplet singt, so sehr versagt der Bayerische Rundfunk in Sachen Erhaltung von Strukturen. Den Studiobau des BR hat der Deutsche Kulturrat auf die Rote Liste gesetzt. Siehe dazu auch meinen Nachschlag in der nmz: Rundfunk - Abriss total

Kommen Sie gut durch die Woche!
Ihr
Dorflektor Martin Hufner aus dem feuchtnassen Kleinmachnow

PS: NEUSTART KULTUR-Stipendien.
In letzter Zeit werde ich gefragt, ob es möglich wäre ein Dokument zur Verfügung zu stellen, bei dem die entscheidenden Passagen der Mail-Kommunikation mit dem Bundesministerium der Finanzen dokumentiert sind. Hier können sich Interessierte die
Datei als PDF herunterladen und den Link auch weiterreichen: https://hupe-kollektiv.de/nextcloud/index.php/s/PMWP66QLeC8WDD2


BERICHTE / KOMMENTARE


MICHAEL KUBE SITZT IN REIHE 9

(#84) – con sordino

Michael Kube – Kürzlich war ich beim Reifenwechsel. Dass man die alten Schlappen auch noch für eine wunderbare Klanginstallation nutzen könnte, war mir und der Werkstatt meines Vertrauens allerdings unbekannt. Aber ich bin auch kein Schlagwerker wie Peter Conradin Zumthor, der diesen Herbst für Wien Modern das Geläut – genauer: die Klöppel – des Stephansdoms in Wien …

NEUE MUSIK

Fehlende Worte und verweigerte Bilder

Joachim Lange – In ihrer „Fokus ’33“-Reihe bringt die Oper Bonn Arnold Schönbergs Opernfragment „Moses und Aron“ auf die Bühne.

Auf dem Weg zu sich selbst: „As One“ von Laura Kaminsky am Theater Regensburg

Juan Martin Koch – In den USA zählt die Kammeroper über eine Transfrau zu den meistgespielten zeitgenössischen Musiktheaterwerken. Warum das so ist, machte die deutsche szenische Erstaufführung von „As One“ auf fulminante Weise deutlich.

OPERETTE

Wider die eigene Verzweiflung – „Die lustige Witwe“ an der Oper Köln

Christoph Becher – Zum Jahreswechsel produziert die Oper Köln in ihrem Ausweichquartier „Staatenhaus“ eine rasante, unbekümmerte und musikalisch hervorragende „Lustige Witwe“, inszeniert von Bernd Mottl. Dabei fehlt es nicht an Anspielungen auf die finanziell und terminlich ausufernde Renovierung des Stammhauses. Das Kölner Publikum quittiert das mit Gelächter. …

Charmante Begegnung mit einer flotten Hundertjährigen

Joachim Lange – Das Eduard-von-Winterstein-Theater in Annaberg-Buchholz glänzt wieder mit einer Ausgrabung: „Der Fürst von Pappenheim“ von Hugo Hirsch.

Ida, Olga und die Wärmepumpe – Die neue Meininger „Fledermaus“ begeistert

Joachim Lange – Wenn der Ball beim Fürsten Orlofsky vorbei ist sich alle in den Armen beziehungsweise am Boden liegen und nach der Pause ein gestandener Schauspieler als Frosch das Zepter übernimmt, dann kann das einer „Fledermaus“ immer noch den Garaus machen oder die Flügel brechen. Heutzutage weniger wegen der gut abgehangenen Kalauer über den Genuss von … 

LVIV und MAILAND

Ballett-Uraufführung in Lviv: Romeo und Julia bei den Huzulen

Roland H. Dippel – Erneuerungskurs an der Nationaloper Lviv. Schritt für Schritt baut Intendant Vasyl Vovkum seit seinem Amtsantritt 2017 ein ukrainisches Repertoire mit Opern und Balletten nationaler Komponisten, Autoren und Sujets auf. Dazu gehört der von Oksana Lyniv nach ihrem Debüt bei den Bayreuther Festspielen dirigierte Abend mit „Der Falke“ und „Alcide“ des

Spanische Wand an der Scala: „Don Carlo“ zum Spielzeitauftakt

Michael Ernst – Giuseppe Verdi in Mailand passt immer und könnte ein Heimspiel sein. Wäre da nicht das Publikum – zur Inaugurazione spielt es stets eine der Hauptrollen.


MELDUNGEN



nmz-Stellenmarkt (aktuell)



HörBar 104 – 1923
Michael Kube hat das Jahr 1923 fest im Blick Ohr


André Caplet / 1923

Dass 1923 nicht allein das Jahr des Aufbruchs für die angeblich «goldenen» 20er Jahre war, lehrt der Blick in die Geschichtsbücher. Es war ein Jahr, das in jener Dekade erstmals den Abgrund sichbar machte – einen Abgrund, der im Folgenden umso lauter weggejazzt und übertanzt werden sollte; man denkt sofort an die mittlere Tafel des 1927/28 entstandenen Großstadt-Triptychons von Otto Dix mit Jazz …

Schumann Quartett / 1923

Wer wohl bei dieser Produktion auf die Idee kam, den Untertitel 100 Years of Radio hinzuzufügen? Weder die eingespielten Kompositionen haben dazu einen Bezug, noch taucht das Wort «Radio» oder «Rundfunk» im …


Aus der JazzZeitung


Die erweiterte Jazz-Radiowoche vom 11.12.2023 bis 7.12.2023

Martin Hufner – Jazz im Radio Jazz im Radio Montage: Hufner Ein kleiner Blick in die Radiowoche 50. Die Übersicht zum Download als PDF. Alle Angaben ohne Gewähr. Ergänzt mit den tollen Sendungen zur Neuen Musik von BR-KLASSIK und Ö1.

Delphine und Bienen – CD von Andreas Dombert & openthebox Trio: „unperfect buildings“

Portrait Von Michael Scheiner. Es liegt eine Zärtlichkeit und Bewunderung in diesen paar Noten, die Andreas Dombert auf den Saiten seiner Gitarre anschlägt, die ans Herz gehen. Den verspielten Meeresbewohnern, den …


 

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