Newsletter der nmz - Mathis Ubben
 

Liebe Newsletter-Leser*innen,

am 7. Oktober dieses Jahres kommt es zum erschütterndsten Angriff auf Jüdinnen und Juden seit dem Holocaust. Es ist ein Angriff auf Israel, aber er richtet sich nicht primär gegen Israel, die Politik oder das Militär – es ist ein Angriff auf das Judentum.

In den folgenden Tagen und Wochen kann man vor allem Abgrenzungen und deutlich polarisierende Positionierungen beobachten – ein einfaches Entweder-Oder: Spricht man seine Solidarität für die Israelis aus, hat man den Israel-Palästina-Konflikt nicht verstanden, heißt die zunehmend weniger demokratische Politik Netanjahus gut und spricht den Palästinensern ihre Menschlichkeit ab. Spricht man seine Solidarität für den Gaza-Streifen aus, verharmlost man die Verbrechen der Terrororganisation Hamas, ist Antisemit und tritt die Geschichte von Generationen von Juden mit den Füßen.
So ist es einem entgegen geschwappt.

Man braucht schon ein dickes Fell, um die ganzen Polarisierungen und Simplifizierungen zu ertragen“, zitiert Stefan Pieper in seinem Porträt den jüdischen Komponisten Shaul Bustan. Und Eres Holz, der gebürtiger Israeli dessen musikalische Verarbeitung von psychiatrischen Gutachten von Wehrmachtssoldaten jüngst in Köln uraufgeführt wurde, schreibt in einem eigenen Artikel für die nmz: „Die öffentliche Stille unter den meisten Kollegen und führenden Auftraggebern der zeitgenössischen Musik angesichts der israel- und judenfeindlichen Demonstrationen in Deutschland, direkt nach dem Massaker, hat mein Heimatgefühl hierzulande tief verletzt.“

Wir freuen uns, dass Eres Holz und Shaul Bustan uns ihr Vertrauen geschenkt haben, über die nmz in dieser Sache an die Öffentlichkeit zu treten. Beide finden ehrliche Worte, für die individuelle, wie auch gesellschaftliche Betroffenheit, für Kritik und bedingungslose Solidarität mit der Menschlichkeit.
Wir möchten uns wiederum für ihren Mut bedanken, denn das Verständnis der Mitmenschen für ihre schonungslosen, verletzten und gleichzeitig versöhnlichen Ansichten scheint hierzulande und international erschütternd brüchig zu sein. Heute geht das Chanukka-Fest zu Ende – ich habe den Eindruck, dass die Grüße in den sozialen Medien und der Öffentlichkeit schmaler ausgefallen sind als letztes Jahr. Wo Kränkung, Hass und Terror den Ton angeben, ist wenig Platz für die feinen und für eine Heilung so unendlich wichtigen Zwischentöne, wie die von Eres Holz:

Ich wünschte, die Menschen, besonders diejenigen, die nicht direkt in den israelisch-palästinensischen Konflikt involviert sind, würden sich wirklich um den Frieden zwischen Israelis und Palästinensern bemühen und in dieser furchtbaren Zeit gemeinsam mit ihnen hoffen, Zuneigung zeigen, anstatt nur eine Seite zu bevorzugen, während die andere noch ihre Toten beerdigt.

Vielen Dank für diese Worte.
Ihr Mathis Ubben


nmz 2023/12-2024/01
mit dem Hochschulmagazin


Das hat mein Heimatgefühl hierzulande tief verletzt“ - Der israelisch-deutsche Komponist Eres Holz über Terror, Trauma, Teilnahmslosigkeit

Auf den Straßen in Berlin bejubeln im Jahr 2023 Menschen die sadistische Ermordung von Menschen beim Massaker der Terror-Organisation Hamas auf israelischem Boden am 7. Oktober. Hier die Bilder der Freude in den Augen der Hamas-Sympathisanten, dort in Israel die Familien und Freunde in tiefer Bestürzung und Trauer. Das lässt mir keine Ruhe und verfolgt mich auf meiner Reise nach Wien zur Uraufführung meines neuen Werks „DEATH“ für zwei Bassklarinetten, Licht und Live-Elektronik. Eine düstere Arbeit in düsteren Zeiten mit gewaltigen Klängen, mit Licht und Nebel inszeniert, als würde der Tod selbst sprechen, jedoch nicht gewinnen, denn das Stück entscheidet sich letztendlich für das Leben. Es endet mit abruptem lauten Atem, erschrocken aus einem Alptraum erwacht. …

Vom Miteinander der Kulturen - Der israelische Komponist Shaul Bustan nimmt seinen humanistischen Auftrag ernst

Seit dem 7. Oktober 2023 ist für den israelischen Oud-Spieler, Komponisten und Dirigenten Shaul Bustan eine andere Zeit angebrochen. 1983 wurde er als Sohn einer persischen Mutter und eines osteuropäischen Vaters in einem kleinen Kibbuz in der Negev-Wüste geboren, der jetzt auch von den Massakern der Hamas betroffen ist. Der psychische Ausnahmezustand, den dieser Zivilisationsbruch auslöste, wirkt allumfassend. „Jetzt geht es darum, der Welt davon zu erzählen“, fordert Shaul Bustan. Und durch Musik Orte zu einer etwas besseren Welt zu machen. …

BERICHTE

Bejubelte Rückkehr zum Theater
Herbert Grönemeyers Musical „Pferd frisst Hut“ am Theater Basel uraufgeführt

Opake Open-Online-Opern-Optionen
Moritz Eggerts interaktives Videoopern-Computergame „Kairosis“

Auferstanden aus Ruinen“
Nachkriegsmusik beim „Forum neuer Musik“ des Deutschlandfunk Köln

Zwischenmenschliches und Zwischentöne
Das Jazzfest Berlin 2023 bot Interaktion in programmatischer und musikalischer Hinsicht

Szenetreff mit Ausblicken
Progressive Chamber Music Festival im Münchener Milla Club


BERICHTE / KOMMENTARE


Zehn Weihnachtsmusiken von Komponistinnen – Nr. 1

  • Fanny Mendelssohn-Hensel - Das Jahr - December


MELDUNGEN


Finanzierung des Theaters Altenburg Gera bis 2032 gesichert

PM - Theater Gera – In einem wichtigen Schritt zur Sicherung und Förderung der kulturellen Vielfalt in Thüringen ist am Donnerstag, den 14. Dezember die Finanzierungsvereinbarungen zwischen der Thüringer Staatskanzlei und den kommunalen Finanzierungspartnern der institutionell geförderten Theater und Orchester des Freistaats unterzeichnet worden. …

Berliner Kulturkonferenz gegründet

PM - Landesmusikrat Berlin – Größtes Bündnis der Berliner Kulturverbände mit eigener Rechtsform entstand aus Initiative für ein Berliner Kulturfördergesetz. Die Berliner Kulturkonferenz ist angetreten mit dem Anspruch, die gesamte Breite und  …

Stadtverordneten stimmen über Neubau der Frankfurter Städtischen Bühnen ab

dpa – Frankfurt/Main - Seit Jahren wird in Frankfurt über den Neubau der Städtischen Bühnen diskutiert. An diesem Donnerstag könnte es ein Stück vorangehen, denn die Stadtverordnetenversammlung (16.00 Uhr) befasst sich mit dem Thema. Dabei soll über den Standort der Neubauten entschieden werden. Dass das derzeitige Gebäude abgerissen wird, haben die …

Regisseur Barrie Kosky: «Angst ist keine Antwort auf den Terror»

dpa, Sabina Crisan – Regisseur Barrie Kosky jongliert mit Theater, Oper, Intendanz und Kunst in Zeiten von grassierendem Antisemitismus. Wie bewältigt der Künstler die alltäglichen Ängste? …

Aribert Reimann erhält Deutschen Musikautor*innenpreis für sein Lebenswerk

PM - GEMA – Einer der renommiertesten Komponisten unserer Zeit wird mit dem Deutschen Musikautor*innenpreis für sein Lebenswerk ausgezeichnet: Aribert Reimann. …


nmz-Stellenmarkt (aktuell)



HörBar 104 – 1923
Michael Kube hat das Jahr 1923 im Ohr


Yaara Tal / 1923

Yaara Tal / 1923Auch auf diesem Album ist kein «Tanz-Jazz» zu finden und zu hören. Vielmehr hat Yaara Tal bei ihrer Auswahl der Stücke auf eine möglichst …

Bartók / Krenek / Toch / Weill

Ein Album, dass so vielleicht nur von einem Rundfunkorchester selbst produziert werden kann. Denn hier stehen nicht die Interpreten im Vordergrund, sondern die Werkauswahl und damit auch das Konzept. Natürlich erlaubt es die digitale Welt, solch eine «gemischte» Produktion durch gutes Tagging leicht zugänglich zu machen – man muss es nur in einer (funktionierende) Suchoption auch finden. …

Herbert Schuch / Berlin 1923

Es ist absolut nachvollziehbar, wenn Schuch die Musik von 1923 mit jüngeren Ohren in die Richtung aktualisiert, die dem musikalischen Spirit, der sie ausgelöst hat, mehr entspricht. … Es tut der Komposition gut! Es ist auch ein Stück Musik am Rand der Zeit und einer musikalischen Existenz in Bewegung. …

André Caplet / 1923

Dass 1923 nicht allein das Jahr des Aufbruchs für die angeblich «goldenen» 20er Jahre war, lehrt der Blick in die Geschichtsbücher. Es war ein Jahr, das in jener Dekade erstmals den Abgrund sichbar machte – einen Abgrund, der im Folgenden umso lauter weggejazzt und übertanzt werden sollte; man denkt sofort an die mittlere Tafel des 1927/28 entstandenen Großstadt-Triptychons von Otto Dix mit Jazz …

Schumann Quartett / 1923

Wer wohl bei dieser Produktion auf die Idee kam, den Untertitel 100 Years of Radio hinzuzufügen? Weder die eingespielten Kompositionen haben dazu einen Bezug, noch taucht das Wort «Radio» oder «Rundfunk» im …


Aus der JazzZeitung


Die erweiterte Jazz-Radiowoche vom 11.12.2023 bis 17.12.2023

Ein kleiner Blick in die Radiowoche 50. Die Übersicht zum Download als PDF. Alle Angaben ohne Gewähr. Ergänzt mit den tollen Sendungen zur Neuen Musik von BR-KLASSIK und Ö1.

Von Ütopya und von Planeten … – Weitere Jazz-CDs in der HörBar

Sieben aktuelle Platten aus dem Jazz. Drei Duos sind dabei und sehr alte und sehr junge Musiker. Es wird erinnert und es wird  Die Jazz-Rezensionen in der HörBar der neuen musikzeitung.


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