Newsletter der nmz - Mathis Ubben

Liebe Newsletterleser*innen,

die klassische Musik ist tot, es lebe die klassische Musik! Oder anders gesagt: Die Grauzone ist einfach nicht die Stärke des Menschen. Wir haben es im Februar-Dossier festgestellt: Öffentliche Kulturförderung war das Thema und es zeigt sich ein Bild irgendwo zwischen Katastrophe und Sicherheit. Was oder wo das dazwischen sein soll? Da ist die Grauzone. Und es ist klar, dass wir Schwierigkeiten damit haben: Wenn man angekommen ist, fragt man sich ungläubig, ob man die richtige Adresse eingegeben hat. Aber ja: Grauzone – Sie haben Ihr Ziel erreicht. Auf dem Weg zur Grauzone liegt auch die Angst um das klassische Konzertpublikum. Ich erinnere an dieser Stelle gerne an Moritz Eggerts Blogbeitrag vom Ende letzten Jahres, da sagt er:

Wenn ich in der Vergangenheit auf das Thema „Überalterung der Klassik“ angesprochen wurde, wies ich gerne auf Zitate aus den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hin, in denen der Komponist Paul Hindemith sich schon vor 100 Jahren über das zunehmende Ergrauen des Publikums mokierte und über ein mögliches Aussterben Gedanken machte. Originalzitat: „Was uns Alle angeht, ist dies: das alte Publikum stirbt ab; wie und was müssen wir schreiben, um ein größeres, anderes Publikum zu bekommen; wo ist dieses Publikum?“ Das Problem ist also nicht neu, und die Generation von Hindemith hat es scheinbar gelöst, denn sonst wäre das Publikum in den letzten 100 Jahren tatsächlich komplett ausgestorben.

Verstehen Sie mich nicht falsch: Die Zukunft ist etwas, um das man sich unbedingt kümmern muss. Tatsächlich trägt die Veranstaltung, die die Grauzonen-Gedanken angeregt hat die Zukunft im Namen: Constanze Wimmer war für die nmz auf beim Symposium „The Future of the Classical Concert“. Ursprung des Symposiums war die schwarze Zone: Die dunkle Zukunft des Konzerts, die mit allen Mitteln der Wissenschaft bekämpft werden muss.

Das Ergebnis… nein, ich möchte nichts spoilern. Es ging aber primär um die Fragen, warum Leute überhaupt ins Konzert gehen und was sie in verschiedenen Konzertformaten erleben. Der Artikel ist ein Lehrstück nach der Suche nach schwarz-weißer Sicherheit und den etwas enttäuschten Blicken beim Erreichen der Grau-Zone.

Sind wir schon da?

Ja – Grauzone – wir haben das Ziel erreicht.

Ein schönes Wochenende
Mathis Ubben


nmz 2024/02


Nachdenken über das europäische Konzertleben - Beim Symposium „The Future of the Classical Concert“ fehlten wichtige Perspektiven

Der Ausgangspunkt ist altbekannt: Das klassische Konzert ist in der Krise. Ist es das? Oder ist diese konstatierte Krise einfach ein hochwillkommener Hebel, um alles Mögliche in Bewegung zu setzen, je nachdem von welchem Aussichtsturm man sie beobachtet? Um mehr Investition ins Audience Development und in die Musikvermittlung zu legitimieren oder mehr Aufmerksamkeit für Konzertdesign und multidisziplinäre Konzert-Inszenierungen zu erwecken?

Mit Zuversicht durch unruhige Wasser - Wie kommunal geförderte Musikschulen und Bühnen den Krisen trotzen · Von Mathis Ubben

Nach der COVID-19-Pandemie füllen sich die Musikschulen wieder mit zahlreichen Schüler*innen und auch das Konzertpublikum ist einigermaßen zurückgekehrt. Doch bei stark kommunal bezuschussten Institutionen bereiten die Finanzen Anlass zur Sorge: Mitte letzten Jahres gibt der Deutsche Städte- und Gemeindebund eine Pressemitteilung zur „strukturellen Schieflage“ der Kommunalfinanzen heraus. Darin heißt es: „Für das laufende Jahr [2023] rechnen die kommunalen Spitzenverbände mit einem Defizit von 6,4 Milliarden Euro und für das kommende Jahr 2024 von fast 10 Milliarden Euro.“


BERICHTE / KOMMENTARE


Unentspannt Deutsch

Moritz Eggert – „… Die Chiffren des „Deutschseins“ sind nur so vergiftet, wie wir es selbst wollen. Wir können mitbestimmen, was „Deutschsein“ heute sein kann, und wir könnten es auf eine sympathische, einladende und freundliche Weise gestalten, wenn wir es nur wollten. …“

Die Abschaffung des Kulturradios – Folge 10 Was passiert ab dem 2. April? Oder: Klassiksender ohne Klassik

Arno Lücker – „… Jetzt scheint sich aber doch zu bewahrheiten, was ich von Anfang an – allein im Titel dieser Blog-Serie – angedeutet hatte: Das Kulturradio des Rundfunk Berlin-Brandenburgs steht kurz vor der Abschaffung. Beziehungsweise vor der Fusionierung mit radioeins, dem coolen Popsender des rbb. …“


MELDUNGEN


TOP-MELDUNGEN

Deutscher Musikrat verabschiedet sich von Christian Höppner

Prägender Gestalter, beherzter Kommunikator und Vernetzer: Der Deutsche Musikrat dankt seinem scheidenden Generalsekretär Prof. Christian Höppner. Nach über 20 Jahre währender Tätigkeit als Generalsekretär des Deutschen Musikrates hat Prof. Christian Höppner auf eigenen Wunsch seinen Vertrag nicht mehr verlängert. …

Beginn der bundesweiten Informationskampagne #StoppNVFlatrate

Die drei Bühnengewerkschaften BFFS, GDBA und VdO wenden sich mit ihrer Kampagne ans Publikum: Auf ihrer ersten gemeinsamen Online-Pressekonferenz machten BFFS, GDBA und VdO heute auf die anhaltend belastenden Arbeitsbedingungen an vielen deutschen Bühnen aufmerksam. …

KULTURPOLITIK / MEDIEN

PERSONALIA


nmz-Stellenmarkt (aktuell)



Aus der JazzZeitung


Aufbruch in den Jazz: Eindrücke vom 1. Internationalen Jazz Festival im saudi-arabischen Riad

Der Jazz wird Teil der saudischen Kulturpolitik Im „Alten Europa“, wie es ein gewisser US-Präsident einmal formulierte, tut man sich mit Veränderungen immer schwerer. Wenn hierzulande in einem jahrelangen Prozess das Heizen umgestellt werden soll, gibt es nahezu einen Volksaufstand; der Bau von Flughäfen oder Schnellbahnlinien dauert Jahrzehnte; …

Gelungene Alternative zur Faschingswoche im Jazzclub Unterfahrt

Thomas J. Krebs – Der Fasching hat in München eine lange Tradition. Zwischen Weiberfasching und Faschingsdienstag steht die Metropole Kopf, unzählige Veranstaltungen locken „Närrinnen und Narrhalesen“. Wer dem bunten Treiben und Trubel entgehen will, dem bieten sich eine Vielzahl an Alternativen: zum Beispiel Fasching feiern mit abgefahrenen Jazzkonzerten im Münchner Jazzclub Unterfahrt. …

Klangmaler Matthieu Bordenave mit neuer CD „The Blue Land“

Kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergeht. Im Februar 2019 stellte der Saxophonist Matthieu Bordenave eindrucksvoll sein Trio mit Patrice Moret am Kontrabass und dem Pianisten Florian Weber im Rahmen des BMW Jazz …


Michael Kubes HörBar #110
Neue Streichquartette


Stefano Scodanibbio / Arditti Quartet

Seit seinem Tod ist es um die Musik von Stefano Scodanibbio (1956–2012) recht ruhig geworden. Das vorliegende Album eingeschlossen, sind lediglich drei CDs erschienen – zu wenig, wenn man sich auf die fantastische Klangwelt des zuletzt in Mexiko lebenden Italieners einlässt. Selbst auch der wohl bedeutendste Kontrabassist seiner Zeit, kann Scodanibbio als Prototyp des alten wie auch neuen Interpreten …

Klaus Fischer-Dieskau / Albis Quartett

Wen das Lesen des Namens überrascht, dem ergeht es beim Hören der Musik kaum anders. In der Tat handelt es sich bei Klaus Fischer-Dieskau (1921–1994) um den älteren Bruder des deutschen Lieder-Fürsten Dietrich Fischer-Dieskau, der mit seiner markanten, das Wort musikalisch deutenden Art des Vortrags mindestens eine ganze Generation geprägt hat. Um den älteren ist es hingegen weitgehend ruhig geblieben. …

Javier Quislant / Klangforum Wien

Auch wenn das Album nur eine Spielzeit von knapp 48 Minuten aufweist: Man wird wahrlich weit mehr Zeit, ruhige Zeit, aufwenden müssen, um sich mit den hier exponierten Klanggestalten von Javier Quislant (*1984) vertraut zu machen. Die vier Sätze von Sinuoso Tiempo (2019–2021), was soviel bedeutet wie «gewundene Zeit», werden dabei im Untertitel als «Cycle for String Quartet» bezeichnet – …

Johan Kvandal / Engegård Quartet

Es mag noch immer überraschen, dass Mitte des 20. Jahrhunderts im Norden Europas keine radikalen ästhetischen Brüchen zu verzeichnen waren, obwohl auch dort der Zweite Weltkrieg seine Spuren hinterlassen hatte. Dies gilt nicht …


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