Newsletter der nmz - Mathis Ubben

Liebe Newsletter-Abonnent:innen,

die Vögel zwitschern, morgens wird es früher hell: es frühlingt! Und auch „alles neu“ eigentlich Aufgabe des Mai ist, haben wir mit der neuen Ausgabe ein paar Themen zu Neuerungen. Auch das Alte wird thematisiert. Die Mischung macht der März: alles „neult“... oder „aleu“? Vergessen wir das – das macht keinen guten Eindruck.

Das ist auch das Problem, was Kollege Martin Hufner – es dürfte mittlerweile bekannt sein – (und damit ist er auch nicht alleine) mit den Reformen des öffentlichen Radios hat: Ein Programmplan mit vielen vielen wiederholten Sendestunden wird als Neuerung verkauft. Jetzt schmeckt dem Kulturprogramm des rbb auch das Wort „Kultur“ nicht mehr und man will sich radio3 nennen. Gleichzeitig wird auch bei drei anderen Sendern des rbb zum Abend der Stift fallen gelassen, das Mikrofon ausgemacht und die bundesweite Allgemeinheit der ARD gesendet. Martin Hufner ist nach wie vor ein Verfechter des Erhalts unserer Konkurrenz: Seine Meinung hat er stichfest im Editorial drucken lassen.

Aber auch Altes, was neu ist, bringt der März: Rainer Nonnenmann stellt den kommenden Uraufführungen einen ebenso kurz wie prägnant ausgeführten Gedanken zum „wahren Staatsvertrag“ vor. Darin geht es um nicht weniger als die delikat-wichtige Debatte um Freiheit, Schutz vor Feindseligkeit und Zensur. In einem anderen Artikel nimmt Kollege Nonnenmann die Neueste Form eines (nicht ganz so alten) Weggefährten in den Fokus: die Orchesterwerkstatt des WDR Sinfonieorchesters – ein Komponist:innen-Nachwuchsprojekt. Das hat sich zwischen den ganzen schlechten Nachrichten mit seiner guten gut versteckt: Die Neuauflage kommt größer, breiter und öffentlicher daher. Inwiefern: steht hier.

Und wo bleibt das alte Alte? Manchmal braucht es mehrere Jahrzehnte, bis man beim Blick in den Spiegel erste Anzeichen eines Alterungsprozesses entdeckt. So ist es, laut seinem Kurzschluss, Theo Geißler passiert. Gleichzeitig mit der Erkenntnis, dass auch er gealtert ist, hat er natürlich direkt den Markt und seinen eigenen Wert sondiert. Allein der Text verjüngt uns schon beim Lesen jedenfalls gefühlt um ein paar Minuten. Was will man zum Einstieg ins Wochenende mehr!

Viel Vergnügen und bereicherndes Schmökern
Mathis Ubben



nmz 2024/03


Radioschmelze - Editorial von Martin Hufner

Ab dem 2. April sagt Radio Berlin Brandenburg „Adé“ zu rbbKultur und will fortan radio3 genannt werden. Das Presseportal ots meldet am 2. Februar: „Im Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) könnte das abendliche Programm von vier Radio­sendern durch ein bundesweit einheitliches Angebot der ARD ersetzt werden.“ Betroffen seien die Popwelle Jump, das Inforadio MDR aktuell, MDR Kultur und MDR Klassik. Die Partitur für dieses Jahr im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist längst geschrieben, die Niederwalzung ist in vollem Gang. …

Der wahre Staatsvertrag - Uraufführungen 2024/03

Rainer Nonnenmann – Die ersten 19 Artikel des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland garantieren die unveräußerlichen Rechte aller Menschen im Gültigkeitsbereich der Verfassung. An erster Stelle steht die Unantastbarkeit der Würde des Menschen. Es folgen die Rechte auf freie Persönlichkeitsentfaltung, körperliche Unversehrtheit, Gleichheit vor dem Gesetz, Gleichheit der Geschlechter, Glaubens- und Gewissensfreiheit. Artikel 5.1 benennt das Recht auf freie Äußerung und Verbreitung der Meinung in Wort, Schrift und Bild. Der Artikel garantiert die Informations- und Pressefreiheit und erklärt: „Eine Zensur findet nicht statt.“ Einschränkungen erfahren diese Rechte laut Artikel 5.2 in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze und den Bestimmungen zum Schutze der Jugend und im Recht der persönlichen Ehre. Artikel 5.3 ergänzt dann ausdrücklich: „Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.“ …

Drangeblieben 2024/03 - Orchesterwerkstatt des WDR Sinfonieorchesters: Erstmalig bei „Musik der Zeit“ mit Johannes Kalitzke

Rainer Nonnenmann – Peng! Gleich zur Eröffnung knallt das Orchester wuchtige Schläge in den Sendesaal. Der Apparat stampft wie ein wütender Troll, gerät dann aber auf Glatteis und aus dem Tritt. Die Akzente zerfallen zu wackelnder Polyrhythmik, die Akkorde zerfließen zu wachsweichen Glissandi. Miguel Urquizos „Der Abgrund der Erinnerung“ eröffnete hochenergetisch das Konzert der jüngsten Orchesterwerkstatt des WDR Sinfonieorchesters. …


Theos Kurz-Schluss


Wie ich einmal trotz manchem Umweg auf der Suche nach Lebenssinn und kleinem Aufstocker-Verdienst zum Künstler wurde

Theo Geißler – Neulich bin ich mitten im Berufsverkehr in Berlin U-Bahn gefahren. Hatte vergessen, wo mein Enkel seinen SUV geparkt hatte. Besonders ärgerlich, weil er mich zum Essen in ein gutbürgerliches Restaurant ausführen wollte – und mein Bürgergeld schon in der Monatsmitte auf einen Tagessatz geschrumpft war. Widerwillig quetschte ich mich in die völlig …


BERICHTE & KOMMENTARE


Bechers Bilanz – Februar 2024: Die Utopie der Verständigung

Christoph Becher – Wenn über Dmitrij Schostakowitschs Fünfte Symphonie gesprochen wird, dann meist vom Schluss: eine Minute Geschrabbel der Streicher auf einem Ton im fortefortissimo , also mit maximaler Armbewegung. Ein ebenso affirmativer wie strapaziöser Dur-Schluss als Antwort auf den Verriss der Oper „Lady Macbeth von Mzensk“. Weggefährten, Exegeten, Biografen …

Gut tiriliert – Richard Wagners „Lohengrin“ wird in Hagen zur Vogelkunde

Christoph Schulte im Walde – Richard Wagners „Lohengrin“ hat im Laufe seiner Geschichte unzählige Deutungen erfahren – mal umjubelte, mal abgelehnte, politisch brisante, vielleicht auch mal witzige. Dieser letzten Kategorie könnte man wohl die Inszenierung zuordnen, die die Regisseurin Nelly Danker jetzt am Theater Hagen zur Diskussion stellt. Aber was heißt „zur Diskussion“ …

Das Musikinstrument des Jahres 2024: Tuba – Teil 2: Musik im Gleichschritt

Ralf-Thomas Lindner – Mit der Erfindung der Tuba im Jahr 1835 war es plötzlich möglich, Musik prägnanter und – auf ihrem (Bass-)Fundament ruhend – tragfähiger und tragender erklingen zu lassen. Die ersten, die dieses für sich ausnutzten, waren die Ensembles der Militärmusik. Sie konnten nun durch das verstärkte und verlässlich klingende Bass-Register gerade bei …


Thema: Musikunterricht in Bayern in Gefahr


Die falsche Antwort auf PISA: Bayern plant Zusammenlegung von kreativen Fächern in der Grundschule

PM - DMR – Die Bayerische Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) gab gestern in München bekannt, dass in Bayern künftig an Grundschulen die kreativen Fächer zusammengelegt werden sollen zugunsten von mehr Stunden für den Mathe- und Deutschunterricht. Dies betrifft die Fächer Kunst, Musik, Werken und Gestalten. Das Fach Religion dagegen bleibt unangetastet …

Bayerische Kunsthochschulen fordern: Musik- und Kunstunterricht als innovative Kraft uneingeschränkt erhalten!

PM - Kunsthochschulen Bayern – Der Verbund Kunsthochschule Bayern ist bestürzt ob der Entscheidung des Bayerischen Kabinetts, den Unterricht in Musik, Kunst und Werken an den Grundschulen ab nächstem Schuljahr zusammenzulegen und signifikant zu reduzieren. Mit seiner Entscheidung möchte das Kabinett die Basiskompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen stärken. …

Söders Un-MusikEin Kommentar von Alexander Strauch im Bad Blog Of Musick

Am 8.2.24 schrieb die GEW Bayern über die Pläne Markus Söders, CSU-Vorsitzender und Ministerpräsident Bayerns, in bayerischen Grundschulen mehr Stunden für Deutsch und Mathematik zu Lasten von anderen Fächern zu schaffen, unter anderem zu Lasten der musisch-kreativen Fächer. Tatsächlich ist es nun seit 27.2.24 amtlich, dass Musik, Kunst und Werken … 


MELDUNGEN


MUSIK, MARKT, MEDIEN

PERSONALIA

FORTBILDUNG


nmz-Stellenmarkt (aktuell)



Aus der JazzZeitung


Die erweiterte Jazz-Radiowoche vom 26.02.2024 bis 03.03.2024

Martin Hufner – Ein kleiner Blick in die Radiowoche 09. Die Übersicht zum Download als PDF. Alle Angaben ohne Gewähr. 


Jazz & anderes in der HörBar mit Martin Hufner


Phillips / Kurtág jr. – Face à Face

Barre und Kurtág jr. begeben sich auf Klangspurensuche mit den Mitteln von Electronics und einem traditionellen akustischen Kontrabass. Dabei geht es drunter und drunterer. Ein filigranes Gespinst aus Klängen formulieren sie in Echtzeit, so ziellos wie bestimmt und konzentriert. Da geht die erklingende Musik verloren im Ungewissen, was toll ist.

Ali N. Askin – up chute

Die Musik wird zum Strom. … Eine Verschlingung von Harmoniewechseln, Variantenheterophonie in den Sololinien der Bläser vermittels elektronischer Selbstverfolgung. … Das Tiefhören auf der Energie eines Surfbretts im Wellengang einer detailverliebten Iteration schadet nicht.

Loom & Thread: Island Grammar

Die Scheibe frickelt auf diese Weise musikalisch in ihrem eigenen Treibsand aus Glasperlen. Das ist immer auch gefährlich, vor allem für die Musiker. Aber sie sinken nicht ab. Für ein Händeindieluftreißen besteht echt kein Anlass. …

Gurdjieff / De Hartmann: Complete Music for the Piano

Man wird die Stücke wahrscheinlich so peu a peu sich zu Ohren führen, ebenso wie sie eingespielt worden sind. Jeroen van Veen selbst erledigt das ohne große Bögen zu bauen, sondern in einem Rutsch und einem Rausch.


Bleiben Sie uns treu. Wenn Sie wünschen, empfehlen Sie uns per Mail weiter.


Der Newsletter gibt die Meinung des Redakteurs wieder.


neue musikzeitung
www.nmz.de
ConBrio Verlagsgesellschaft mbH
Brunnstr. 23, 93053 Regensburg
Impressum | Datenschutzerklärung
Facebook
© neue musikzeitung 2019 ff.
Newesletterabo ändern, modifizieren oder Newsletter abbestellen, hier klicken.