Sehr geehrte Abonnentinnen und Abonnenten des Newsletters der nmz,

Die Gesellschaft wäre wahrscheinlich längst kollabiert, wenn wir nicht Musik hören und machen würden“, sagte der international renommierte Soziologieprofessor Hartmut Rosa in seinem Plenumsvortrag „Musik als zentrale Resonanzachse in unserem Leben“. Mehr dazu in der Pressemitteilung des Verbandes deutscher Musikschulen anlässlich des Musikschulkongresses in Berlin am Wochenende.

Es geht um den Funken des Lebens in uns allen… Der Regisseur Peter Konwitschny im Gespräch mit Joachim Lange. Es geht um Werktreue, pingelige Dirigenten, die schlechte Welt und wie man die „Schwelle der Dumpfheit“ durchbrechen kann.

Eine besondere Premiere: Die Shakespeare-Gesellschaft tagt und Peter Zadek hat Pina Bausch zu einem „Macbeth“-Abend ins Schauspielhaus Bochum gelockt. Doch es erklingt vieles mehr als Verdi… und erst auf der Bühne! Kein übliches Königsdrama! Unruhe, Gelächter, höhnische Zwischenrufe, hämischer Anti-Beifall, türenknallendes Saal-Verlassen … die Skandal-Premiere schlechthin – damals am 28.April 1978. Soeben: eine enthusiastisch gefeierte Neueinstudierung nach 41 Jahren! Wolf-Dieter Peter berichtet.

Die Radiowoche bis zum 26.5.2019

Neue Musik / Musikfeature / SoundArt: Die Radio-Woche vom 20.05. bis 26.05.2019 | Die Jazz-Radiowoche vom 20.05.19 bis 26.05.2019

HörBar der nmz

Clemens Christian Poetzsch: Remember Tomorrow [2019]: In seiner Art ist die CD ganz vorzüglich anzuhören, geht weit über eine Banalisierung von Tonempfindungen als Selbstzweck hinaus.

Und sonst: Kunstfreiheit?!

Kunstunfreiheit, Teil 1. Die Kolleginnen vom VAN-Magazin warten mit einer detaillierten (€) Recherche im Bereich von Künstleragenturen auf. Tolle Arbeit zu einem heftigen Thema mit dem Titel „Versunkene Kosten“.

Kunstunfreiheit, Teil 2: Wer immer noch denkt, dass die AfD für die Freiheit der Kunstausübung sich einsetzen würde, dürfte laufend enttäuscht werden. Uns überrascht das nicht. Neue Possen aus Freiberg und Osnabrück zeigen, dass die AfD an künstlerisch-intellektuellem Freisein nicht viel liegt. Die Berliner taz hat zwei aktuelle Szenen thematisiert: „Im sächsischen Freiberg unterbindet die Neue Rechte missliebige Diskussionen. Der Oberbürgermeister knickt vor AfD-Stadträten ein.“ Mehr dazu bei der taz. Ebenfalls bei der taz: „SchülerInnen einer Osnabrücker Gesamtschule haben ein Theaterstück über Rechtspopulismus geschrieben. Jetzt stilisiert sich die AfD als Opfer.

Interpretationsfreiheit, Teil 1: Dagegen darf man unter den Tisch fallen lassen, dass Madonna bei ihrem Auftritt anlässlich des Eurovision Song Contests die Töne nicht getroffen hat, was immerhin Microsoft News eine Eilmeldung (nach sieben Stunden) wert war. Vermutlich hat man sich erst einmal bei der amerikanischen Gesellschaft zur Erforschung von Intonationstrübungen informiert. Fake News sind ja schließlich auch da auszuschließen, wo man einfach nur hinhören müsste.

Interpretationsfreiheit, Teil 2: Die nimmt sich auch der sächsische Verfassungsschutz heraus, der in seinem Bericht mehrfach betonen muss, dass es sich bei der Pegida-Bewegung um eine nichtsextremistische Bewegung handle. Wir zitieren aus dem Verfassungsschutzbericht des Landes Sachsens [pdf] (Seite 51 beispielsweise): „Die IB beschreibt Dresden als ‚Hauptstadt des Widerstandes‘ und begründet dies mit den montäglichen nichtextremistischen Pegida-Veranstaltungen. Anmelder der öffentlichen Versammlung unter dem Motto „Europa Nostra –Identität verteidigen –Heimat bewahren“war der Vorsitzende des IB DEUTSCHLAND e. V. Daniel FIß. Die Versammlung wurde umfangreich in den sozialen Medien und von IB-Funktionären auf den montäglichen nichtextremistischen Pegida-Demonstrationen beworben.“ Deutschlandfunk NOVA hat das Thema zusammengefasst. Deren Korrespondent für Sachsen, Bastian Brandau kommentiert das so: „Das ist dann das, was hängen bleibt: Wenn man auf ein Konzert gegen Rechtsextremismus geht und 'Nazis raus' ruft, dann ist man Teil einer Veranstaltung, die im Bericht des Verfassungsschutzes landet.“

Wir erinnern uns, dass die Staatsanwaltschaft im thüringischen Gera über ein Jahr lang gegen das „Zentrum für politische Schönheit“ wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Organisation ermittelte. Wir fragen uns schon, wie sehr rechtes Gedankengut und rechte Motivationen in staatliche Institutionen eingewandert sind. Und scheint das jedenfalls sehr bedenklich.

Kunstunfreiheit, Teil 3: Und ganz aktuell: Ralf Dombrowski (Autor in der nmz und auf JazzZeitung.de) berichtet auf seinem Facebook-Account davon, dass ihm und seiner Redaktion Pressekarten für ein Konzert der Gruppe „Tokio Hotel“ versagt worden ist. „Offenbar reicht es inzwischen manchen Künstlern, nur noch von ihren Fans wahrgenommen und verinstagrammt zu werden.“ Man kann es auch so sehen: Warum sollte sich die Kunst- und Musikkritik mit derlei dann befassen, wenn sie sich selbst nicht als Gegenstand der Kritik versteht? Sie wird wohl besser im Ressort „Werbung“ zu behandeln sein.

Und nun: „Aber, liebe Freundinnen und Freunde, die Künstlerinnen und Künstler, die Theater, Museen, Bibliotheken und Soziokulturelle Zentren sind in Europa in Gefahr. Die Rechten bedrohen uns immer mehr. Die Regierungen in Polen, Ungarn und Österreich sind nur die Speerspitze bei der Einschränkung der Kunst- und Pressefreiheit. Lassen wir nicht zu, dass der rechte Mob immer mächtiger wird,“ sagte der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, in seiner Rede auf der Auftaktkundgebung der Demonstration „Europa für Alle“ am 19.05.2019 in Berlin.

Was sonst noch vielleicht wichtig war oder wird …
Radio-Tipps

23:03 bis 00:00 | SWR 2
SWR2 JetztMusik: Nicht nur böhmische Dörfer: Neue Musik in Tschechien von 1918 bis in die Gegenwart

Von Elisabeth Hahn. Tschechien ist unser Nachbar. Und doch wissen wir in Deutschland über die Entwicklung der modernen tschechischen Musik erstaunlich wenig. Dabei war das letzte Jahrhundert für die Tschechen nicht nur historisch turbulent. Bedeutende tschechische Komponisten der jüngeren Generation wie Miroslav Srnka oder Ondrej Adámek bringen frischen Wind in die zeitgenössische Musik Tschechiens. Elisabeth Hahn gibt einen Überblick über das vielfältige Musikschaffen Tschechiens in den letzten 100 Jahren.

Dieser Newsletter wurde zusammengestellt von unserem Online-Redakteur Martin Hufner.
Hinweis: Der Newsletter gibt die Meinung des Autors wieder.

Twitter Vimeo
Ändern Sie Abonnement (abmelden, pausieren …)    |    Online ansehen

neue musikzeitung
www.nmz.de

ConBrio Verlagsgesellschaft mbH
Brunnstr. 23, 93053 Regensburg
© 2018 ff neue musikzeitung

Impressum | Datenschutzerklärung