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Im Fokus: Nike Wagner und Bonn | Dee Dee Bridgewater | Axel Köhler im Gespräch | Musik im Radio | Nachrichten

Nike Wagner und der Bonner

Nike Wagner hört Ende 2020 beim Bonner Beethovenfest auf. Details zum Weggang gibt es im BR-Gespräch. Das klingt wie ein Eingeständnis des eigenen, wie soll man sagen, Scheiterns. Ach Quatsch: Die Bonner sind Schuld. Hätte sie sich doch nur an die Bonnerinnen gehalten. Zitat(e):

  • "Der Bonner will es gern altmodisch, romantisch, kuschelig schön haben, wenn er in ein Klassikkonzert geht."
  • "Der Bonner will Starrummel, Big Names, Mainstream-Programme. Es fehlt mir eine Aufgeschlossenheit, eine Neugier, eine Öffnung nach vorne. So nett die Rheinländer im Allgemeinen sind: Auch Bonn muss im 21. Jahrhundert ankommen"
  • "Ich nehme an, dass nach mir wieder ein 'Rechtsruck' kommt, metaphorisch gesprochen. Also: Mainstream, große Orchester für den großen Saal und landläufige Programme."

So schafft man sich Sympathie. Von der Umgestaltung des Begriffs des Rechtsrucks wollen wir erst gar nicht reden. Wir empfehlen dagegen weiterhin den aktuellen Leitartikel von Guido Krawinkel zu Beethoven im Beethoven-Jahr: Er schreibt dort zum Fall Nike Wagner: “Ihr Herz schlägt für elitäre Formate wie eine Eröffnungsmatinee mit ausuferndem Festvortrag. Das Publikum begeistert und mobilisiert man mit solchen antiken Veranstaltungsformaten indes kaum. Selbiges stimmt nun mit den Füßen ab, wobei Wagner mitnichten ihr Programm, sondern vielmehr die Ersatzspielstätte WCCB als Ursache ausgemacht hat, die werde vom Publikum nicht angenommen. Kann das als zufriedenstellende Erklärung ausreichen?”

Rechtsruck Live

Die Landesregierung Baden-Württembergs hat mittlerweile auf die unsägliche Anfrage der dortigen AfD nach der Staatsangehörigkeit von Künstlerinnen  geantwortet. Den genauen Wortlaut kennen wir allerdings im Gegensatz zum SWR noch nicht.

Es folgt das typische Mimimi der Kaltpartei AfD. “Der AfD-Landtagsabgeordnete Emil Sänze bezeichnete die Antwort des Ministeriums als ‘tendenzös’”, kann man beim SWR lesen, der ein paar Details mehr kennt als wir. Sänze wird weiter zitiert: “die Intention, die wir mit dem Antrag verfolgt haben, ist ja nicht beantwortet”. Intentionen statt Fragen zu beantworten, ist vielleicht ja auch gar nicht so einfach möglich – allein schon sprachlich. Und noch weniger, weniger kann man die Intention der Frage verstehen, wenn sie in der genannten kleinen Anfrage nicht benannt wird. 

Man will darüber eigentlich ja gar nicht berichten, aber falsch wäre, die Tendenzen zur Störung der Kunstautonomie nicht bekannt zu machen. Am Ende fällt es ja auf die Anfragenden zurück.

Die German Jazz Trophy 2019 geht an Dee Dee Bridgewater 

Etiketten im Jazz können langlebig sein. Irgendwann in den mittleren Jahren ihrer Karriere wurde Dee Dee Bridgewater bescheinigt, sie wäre eine neue Ella Fitzgerald. Seitdem gehört diese Zuordnung fest zu ihrer Künstlerbiographie, auch wenn sie nur eine der vielen Optionen darstellt, die Gestaltungskraft der Sängerin und Entertainerin aus Memphis, Tennessee, zu charakterisieren. Ralf Dombrowski portraitiert.

Siehe auch: Dee Dee Bridgewater erhält German Jazz Trophy und eröffnet das Stuttgarter Festival jazzopen

Eine Zeit des Umbruchs“

Axel Köhler im Gespräch vor seinem Amtsantritt an der HfM Dresden. Axel Köhler übernimmt im Herbst das Amt des Rektors der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden. Bislang kennt man ihn als gefeierten Counter-Tenor, als impulsiven Sänger-Darsteller sowie als Intendant und Regisseur. Michael Ernst sprach mit dem Künstler über seinen neuerlichen Rollenwechsel und seine Pläne.

Was sonst noch wichtig war oder wird …

Radio-Tipp

00:05 bis 01:00 | Deutschlandfunk Kultur
Neue Musik: Made in Berlin – Formationen der Echtzeitmusikszene

Von Christoph Reimann. (Wdh. vom 14.10.2014). In Berlin hat sich ein Genre entwickelt, das Free Jazz, Neue Musik, Pop und Noise unter einem Namen vereint: „Echtzeitmusik“.

Mit Improvisation, Klangforschung und selbstgebauten Instrumenten haben sich die Musiker der Echtzeit-Musikszene ein eigenes Feld erobert. Zwar ist der Begriff Echtzeitmusik nicht eindeutig definiert – für die einen markiert er eine ästhetische Richtung, für andere ist er schlicht ein Label, unter dem sich verschiedene Projekte zusammenfassen lassen -, doch haben sich unter diesem Begriff einen ganze Reihe von Gruppen gebildet, die regelmäßig zusammen spielen. Und sie haben einen eigenen Sound ausgebildet.

Die Radiowoche bis zum 14.7.2019

Rückblick

Vor zwei Tagen starb João Gilberto (* 10. Juni 1931 als João Gilberto Prado Pereira de Oliveira in Juazeiro, Bahia; † 6. Juli 2019 in Rio de Janeiro). Letztes Jahr noch hat unser Chefredakteur Dokumentarfilm von Georges GachotWo bist du, João Gilberto?” in der nmz besprochen.

Bereits am 1. Juli starb der polnische Komponist Bogusław Schaeffer in Salzburg. Reinhard Schulz schrieb 2006 im Zusammenhang mit dem Warschauer Herbst: “Wenn zum Beispiel der 1929 geborene Boguslaw Schaeffer meint, dass er in seinen frühen Arbeiten die meisten relevanten Techniken der Avantgarde vorweggenommen habe, so möchte man ihm angesichts seiner jetzt wieder zu Gehör gebrachten, 1953 geschrieben Musik für Streichorchester (mit Clustern, Glissandi oder Obertonstrukturen) durchaus Recht geben.” Eine kleine Dokumentation zum Komponisten gibt es auf culture.pl (in polnischer Sprache).

 

Ich wünsche Ihnen einen wunderbaren Start in die kommende Woche.
Ihr Martin Hufner

 


Viele Grüße aus Ihrer Newsletter-Redaktion, Martin Hufner
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