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Fleisch soll teurer werden, vielleicht. Auch das eigene? Denn viel Sitzfleisch ist nötig beim Besuch von Riccardo Broschis “Merope” bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik, meint Dieter David Scholz. Hausverbote für Klassik-Hooligans fordert Alexander Strauch im “Bad Blog Of Musick”. Auch nach sechs Jahren frisch, die Aufnahme von Mahlers 2. Sinfonie mit den Stuttgarter Philharmonikern unter Gabriel Feltz, findet Michael Kube in unserer “HörBar”.  

Dies und mehr in unserem heutigen Newsletter der nmz. “Die ersten Bewegungen der Unzufriedenheit und die ersten Ankündigungen einer besseren Zukunft sind immer in Kunstwerken zu finden”, sagte John Dewey in seinem 1934 erschienenen Buch Kunst als Erfahrung”. Das war, sieht man sich die Meldungen an, etwas optimistisch gedacht. Und man möchte sagen: Schön wär’s! “Kunst ist eine Art der Voraussage, wie sie nicht in Tabellen und Statistiken anzutreffen ist, und sie gibt Möglichkeiten menschlicher Beziehungen zu verstehen, die nicht in Regel und Vorschrift, Ermahnung und Verwaltung anzutreffen sind.” Von hier aus führt ein etwas krummer Weg zu Adornos Diktum: “Die Gestalt aller künstlerischen Utopie heute ist: Dinge machen, von denen wir nicht wissen, was sie sind.Und damit schließen wir den Kreis zum 50. Todestag von Theodor W. Adorno. Die hier angesprochene “musique informelle” hat Hans-Jürgen Schaal in seinem Beitrag für die nmz bis in Adornos Kindheit zurückverfolgt: Für eine befreite Musik.

Gesungener Schinken: Riccardo Broschis „Merope“ bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik

Das war wohl eher Nichts. Die Wiederbegegnung mit dieser Oper zeigte eben doch, dass Riccardo Broschis „Merope“ dramaturgisch und kompositorisch mit Werken seiner Zeitgenossen Johann Adolph Hasse und Nicola Porpora, aber auch Pergolesi, Vinci oder Traetta nicht mithalten kann. Zu schweigen von Georg Friedrich Händel. Das war eine andere Liga. Das neuformierte Innsbrucker Festwochenorchester macht seine Sache gut, aber Alessandro de Marchi hätte das Werk mit seiner redundanten, übers Konventionelle nicht hinausgehenden Musik bei streckenweise auf der Stelle tretenden, immer gleichen, simplen Rhythmen und seinen vielen Endlos-Arien, kürzen müssen. Dieter David Scholz hat sich diese Ausgrabung in Innsbruck angetan.

Netrebko & Eyvazov: Theaterverbot für Klassik-Hooligans?

Alexander Strauch stellt im Umgang von Anna Netrebko und Yusif Eyvazov eine manifeste Ausländerfeindlichkeit fest und fordert im Bad Blog Of MusickHausverbot mit saftigen Bearbeitungsgebühren. Wenn die Hausordnung das noch nicht zulässt, könnte man sie bald mal anpassen.”

HörBar #7 von Michael Kube (Teil 2)

Gustav Mahler: Sinfonie Nr. 2 – Stuttgarter Philharmoniker, Gabriel Feltz. “Auch wenn diese frisch erschienene Aufnahme sechs Jahre alt ist, sagt sie viel über die Qualität der deutschen Orchesterlandschaft aus: Live in einem Konzert aufgenommen, zeigt sie die stupende Leistungsfähigkeit eines Klangkörpers (zumal angesichts der Mitbewerber in der schwäbischen Metropole).”

Was sonst noch wichtig war oder wird …

Radio-Tipp

21:05 bis 22:30 | Bayern 2
Hörspiel „Traumprotokolle“ von Theodor W. Adorno – hör!spiel!art.mix

Mit Andreas Dorau und Hitomi Makino. Komposition und Realisation: zeitblom. BR 2016: „Die Traumprotokolle sind authentisch. Ich habe sie jeweils gleich beim Erwachen niedergeschrieben und nur die empfindlichsten sprachlichen Mängel korrigiert“ – so Adorno. Der Zeitraum der ausgewählten Träume umfasst rund 35 Jahre – von Januar 1934 bis April 1969. Es sind knapp gehaltene Zusammenfassungen von Angst- und Alpträumen, libidinösen Träumen, Träumen, die den Autor beim Erwachen laut auflachen lassen „über den vermeintlich genialen Witz“. Sie geben Einblick in die inneren Welten eines Philosophen. „Die radiophone Umsetzung der „Traumprotokolle“ mit dem Sänger Andreas Dorau versucht die Spur der Träume aufzugreifen und auf einer Soundebene umzusetzen: Aufgebaut auf einige wenige Loops und Samples, setzt sich ein akustischer Prozess in Gang“. (zeitblom)

Theodor W. Adorno (1903-1969), Philosoph, Soziologe, Musiktheoretiker, Komponist. 1933 Lehrverbot, 1938 Emigration in die USA. 1947 Veröffentlichung der „Dialektik der Aufklärung“ mit Max Horkheimer, 1949 Rückkehr nach Frankfurt, Leitung des Instituts für Sozialforschung, Wiege der „Frankfurter Schule“. Posthum veröffentlicht u.a. „Traumprotokolle“ (2005).

Die Radiowoche bis zum 11.8.2019

Rückblick

100. Todestag von Ruggero Leoncavallo · Komponist (* 23. April 1857 in Neapel/Königreich beider Sizilien - † 9. August 1919 in Montecatini/Toskana)

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.


Viele Grüße aus Ihrer Newsletter-Redaktion, Martin Hufner
Der Newsletter gibt die Meinung des Redakteurs wieder.


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