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30 Jahre Mauerfall – Lernprozesse

Es war so kurz nach der Jahrtausendwende. Die Redaktion der nmz, der Mitteldeutsche und der Bayerische Rundfunk mit ihren Redakteuren Steffen Lieberwirth und Wolf Loeckle hockten zusammen. Was ist eigentlich passiert seit dem Mauerfall und der Wiedervereinigung von DDR und BRD? Was wurde gelernt, wo gibt es Missverständnisse, wie sind musikkulturell die beiden Staaten zusammengewachsen - oder eben auch nicht? Ein Ost-West-Dialog sollte geformt werden. Und so dachte man sich eine Radiosendung aus, die 9 mal im Jahr stattfand - abwechselnd in München (Goethe-Forum) und in Leipzig (Bayerischer Bahnhof), live. 

Nach wie vor haben die Sendungsthemen und Diskussionen an Aktualität nichts eingebüßt. Im Gegenteil. Die Themen scheinen geradezu erneut unter den Schutt des Feierlichkeiten und mehr oder minder bemühten fernsehdramaturgischen „Lösungen“ oder Palaverbuden heutiger „Talkshows“ in Vergessenheit zu geraten.

Kulturelle Linien haben weite und lange historische Verläufe. Sie lassen sich nicht durch Gesetze oder politische Ereignisse aufheben oder austauschen. Dass sie nicht als Lernprozesse auf Gegenseitigkeit fruchtbar wurden (oder nur selten), gehört zur Geschichte Deutschlands nach 1989. Die Sendungen, moderiert von Theo Geißler (West) und Manfred Wagenbreth (Ost) haben dies thematisiert und zum Dialog aufgerufen.

Von 2002 bis 2003 hat sich die Radiosendung „++ contrapunkt ++ westöstlicher dialog“ mit Folgen, Ursachen und historischen Bezugnahmen des Themas angenommen. ++ contrapunkt ++ hat mit seinen Mitteln versucht, die Lebenswege in den beiden deutschen Staaten untereinander in Beziehung zu bringen. 18 Sendungen dokumentieren dies.

Zu den Gästen der Sendungen gehörten unter anderem Kai Niemann, Gisela May, Uwe Wesel, Peter Gülke, Rolf Zuckowsky, Wolfgang Ullmann, Bärbel Bohley, Joachim Kühn, Gerhard Schöne, Hubert von Goisern … Nachhören macht schlau! (Hier schon mal die Sendungen aus dem Jahr 2002).

Die Kunst des Hörens: Das NOW-Festival in Essen 2019

Menschliche Arbeit durch Maschinen zu ersetzen ist ein ungebrochen beliebter Fortschrittsfetisch. Zugleich haben Aspekte von Automatisierung gerne auch künstlerische und kompositorische Prozesse inspiriert. Warum sich noch um spielerische Möglichkeiten eines „echten“ Ausführenden einen Kopf machen, wenn doch die Technik hier alle Grenzen sprengt! Wie dies in der Praxis geht, demonstrierte die aktuelle Ausgabe des Essener NOW-Festivals, das in diesem Jahr unter dem Motto „Transit“ stand. Stefan Pieper berichtet.

30 Jahre später: Sondheims „Follies“ als Huldigung der Staatsoperette Dresden

Wie war das im Jahr des Mauerfalls 1989? Stephen Sondheims „Follies“ spielt in den freien Theaterstrukturen der USA, wie es diese in den stabilen Subventions- und Administrationsrahmen der DDR nicht geben konnte. Trotzdem geht das Experiment des Regisseurs Martin G. Berger auf. Ein herausragendes amerikanisches Musical wird zum bewegenden und ganz unsentimentalen Rückblick auf das frühere, jetzt leerstehende Theatergebäude der Staatsoperette Dresden in Leuben. Mit dieser Produktion verbeugt sich die neue Intendantin Kathrin Kondaurow vor der Geschichte ihres Ensembles in bewegter Zeit. Ovationen für eine außergewöhnliche Hommage! Das findet Roland H. Dippel.

Erschreckend aktuell: Puccinis „Manon Lescaut“ in Frankfurt erschüttert

Dass ein Klassiker zeitlos gültig ist, können meisterhafte Interpreten doch immer wieder beweisen. Den nicht nur „Puccini schlürfenden“, sondern mit-denkend-fühlenden Musiktheaterfreund erfreut das zutiefst. Das muss nicht Festspielen und ihren besonderen Produktionsbedingungen vorbehalten sein. In Frankfurts innovationsfreudigem Opernhaus erschreckt und bestürzt ein derartiges Erlebnis sogar – und unser Kritiker Wolf-Dieter Peter war dabei.

Was sonst noch wichtig war oder wird …

Radio-Tipp

22:03 bis 23:00 | Deutschlandfunk Kultur
Musikfeuilleton: Pianisten in der DDR (4/4) – Annerose Schmidt und Peter Rösel

Von Wolfgang Rathert. Das 30-jährige Jubiläum des Mauerfalls nehmen wir zum Anlass, an namhafte Pianisten der DDR zu erinnern. Neben den künstlerischen Verdiensten der Musiker soll auch der jeweilige Lebensweg mit all seinen Brüchen thematisiert werden.

Annerose Schmidt (*1936), Schülerin von Hugo Steurer, gelang es vor dem Mauerbau, sich durch Preise bei internationalen Wettbewerben und den anschließenden Tourneen eine internationale Karriere aufzubauen. Sie gehörte zu den Künstlerinnen, die in den DDR-Medien äußerst präsent waren. 1990 wurde sie Rektorin der Hochschule „Hanns Eisler“ in Berlin. Peter Rösel, geboren 1945, studierte in Moskau bei Dmitri Baschkirow und Lew Oborin. Während seiner langen, bis heute anhaltenden Karriere konzertierte er in über 40 Ländern. Ihn verband eine enge künstlerische Freundschaft mit den Dirigenten Kurt Masur und Kurt Sanderling.

Die Radiowoche bis zum 10.11.2019

Erinnerung

100. Jahrestag: UA Suite aus der Geschichte vom Soldaten (für Klarinette, Violine und Klavier) von Igor Strawinsky (8. November 1919 in Lausanne, Conservatoire)

 

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