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Künstliche Intelligenz soll Beethovens 10. Sinfonie vollenden. Gute Idee. Und am besten die 11. komponieren. Überhaupt dürfen wir von der künstlichen Intelligenz so einiges erwarten, wovon wir bei uns Lebewesen vielleicht nur träumen. Ein glückliches und zufriedenes Leben ohne Streit und in Frieden mit allen und allem. Bis es soweit ist, empfehle ich einen Blick in Katharina Zweigs Bestseller: „Ein Algorithmus hat kein Taktgefühl: Wo künstliche Intelligenz sich irrt, warum uns das betrifft und was wir dagegen tun können“. Das Vollenden von Unvollendetem erinnert mich übrigens an ein Bonmot von Jean Cocteau, der einmal sagte, Takt in der Kühnheit sei es, zu wissen, wie weit man zu weit gehen kann.

Damit wäre das jetzt bald vollendet. Nur so ein bisschen an Oulipo verweisend, hier die Worte, die vor “vollenden” im Duden stehen: Volldünger, Völle, Völlegefühl, vollelastisch, vollelektronisch. Das zu erwähnen war mir jetzt aber vor allem vollwichtig!

Natürlich nicht. Jetzt kommen die wichtigen Informationen aus dem Musikkultur und -leben.

Die Fackel der Erinnerung – Mieczysław Weinberg zum 100. Geburtstag

September 1939. Unzählige polnische Flüchtlinge, darunter viele Juden, versuchten über die sowjetische Grenze dem Terror der deutschen Einheiten zu entkommen, noch nicht wirklich begreifend, dass sich der Feind auch auf der anderen Seite, wenngleich weniger entschlossen und konsequent, befand. Der in Warschau aufgewachsene, noch nicht 20-jährige jüdische Komponist Mieczysław Weinberg (1919–1996) war alleine weitergeflohen, als seine Schwester wunde Füße bekommen hatte, und war bereits Zeuge schrecklicher Geschehnisse geworden. Dass die Nationalsozialisten seine ganze Familie auslöschten, sollte er erst viele Jahrzehnte später mit Gewissheit erfahren. Nun stand er also vor einem sowjetischen Grenzschützer, der ihn fragte: „Nachname?“ – „Weinberg.“ – „Vorname?“ – „Mieczys­ław.“ – „Mieczysław? Was heißt das? Sind Sie Jude?“ – „Ja, ich bin Jude.“ – „Dann heißen Sie Moisei.“ – „Moisei, Abram, wie immer Sie wollen, wenn ich nur sowjetischen Boden betreten darf.“ Und als er bekannter wurde, spielte man – in angelsächsischer Alliteration – forthin Werke von Moisei Vainberg, einem jener Sowjetkomponisten aus dem legendären Kreis um Schostakowitsch Ein Portrait von Christoph Schlüren.

Römisches Drama in der Mailänder Scala: Puccinis „Tosca“ mit Anna Netrebko

Religion und Theater, das geht schon immer zusammen. Sonst könnten die selbsternannten Stellvertreter erdachter Götter ihre Allmachtsfantasien nicht so wirkungsvoll unter die Völker bringen. Puccinis „Tosca“ ist gleichsam ein Dreiklang aus Religiosität, Theatralik und Machtrausch. Und mehr? Michael Ernst war bei der Saisoneröffnung der Mailänder Scala vor Ort.

Unklare Haltung zum Märchenkönig: Neufassung des Musicals „Ludwig II.“ in Regensburg

Ursprünglich für das damals neu gebaute Füssener Theater geschrieben (UA 2000), brachte das Theater Regensburg das Musical „Ludwig II. – Sehnsucht nach dem Paradies“ (Musik: Franz Hummel, Libretto: Stephan Barbarino, Heinz Hauser) nun in einer neuen Fassung heraus. Juan Martin Koch berichtet über einen zwiespältigen Premierenabend.

Beethoven: op. 111 - Jetzt aber noch schneller

Die Serie der taktweisen Analyse von Beethovens op. 111 geht mit hoher Geschwindigkeit auf die Zielgerade. Gestern nahm sich Arno Lücker die Takte 299 bis 306 vor. Hier noch mal im Schnelldurchlauf alle bisherigen Folgen! (Folge 1 stammt übrigens vom 15.12.2015).

Was sonst noch wichtig war oder wird …

Radio-Tipp

23:03 – 24:00 | Ö1
Das Klavier 21 Mal neu betrachtet

Wien Modern 2019. Mathilde Hoursiangous Projekt „Saiten-Tasten“ mit zahlreichen Uraufführungen. Das langfristig angelegte Projekt „Saiten-Tasten“ stellt das Klavier ins Zentrum und ermöglicht Betrachtungen des geschichtsträchtigen Instruments von seiner „anderen Seite“ her. Die Pianistin Mathilde Hoursiangou hat 21 Komponistinnen und Komponisten aus elf verschiedenen Ländern eingeladen, neue Stücke zu schreiben, in denen sowohl Tasten gedrückt, als auch Klänge auf unterschiedliche Art und Weise im Innenraum des Flügels erzeugt werden. Diese Miniaturen, sechs stammen von Komponistinnen, bringt die französische Pianistin, die seit Beginn der 1990er Jahre in Wien lebt und an der hiesigen Universität für Musikik und darstellende Kunst unterrichtet, mit den zwei jungen Kolleginnen Sylvia Kimiko Krutz und Eriko Muramoto sowie dem einem Kollegen Luca Lavuri zwei-, vier- und sechshändig zur Uraufführung.

Die Radiowoche bis zum 15.12.2019

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