Unsere Themen: Gemeinsam einsam – Uraufführungen 2020/05 | Zeit für einen Neustart für Kunst und Kultur in Bayern? | Neues Soforthilfeprogramm in Sachsen | Jazz in der Unterfahrt | Nachrichten | PS

Sehr geehrte Newsletterabonnentinnen und -abonnenten,

Lothar Baier hat Anfang der 1990er Jahre einen Essay veröffentlicht mit dem Titel „Volk ohne Zeit – Essay über das eilige Vaterland“. Dem steht als Motto ein Vers aus Thomas Rosenlöchers Gedichtband „Schneebier“ voran.

Denn nur wer begriffen hat,
wie kurz das Leben ist,
hat Zeit …

Was eben nicht heißt, dass man den Dingen ihren selbstgewählten Lauf lassen sollte. Aber die Ungeduld, diese ganze Ungeduld, die scheinbar Grundlage und Betriebssystem unserer Gesellschaft ist, verhindert doch sehr den Blick auf ein Tempo, das eine solidarische Aktivität in Freiheit ermöglichen würde. Nicht, dass es das nicht gäbe, im Gegenteil, wäre es nicht da, hätten wir sicher ein viel dramatischere Situation hier in Deutschland. … Mehr dazu aber dann im Postscriptum am Ende des Newsletters.


Das hat es so auch noch nicht gegeben. Rainer Nonnenmann mit seinem Überblick über Uraufführungen im Mai 2020.

Gemeinsam einsam – Uraufführungen 2020/05

Die Choreographie des menschlichen Miteinanders im öffentlichen Raum hat sich verändert. In Gassen und Supermärkten wenden sich die Leute plötzlich voneinander ab und machen weite Bögen umeinander. Es scheint, als hätten die staatlich verordneten Kontaktbeschränkungen die Gesellschaft plötzlich mit Autismus geschlagen. Das Sozialverhalten ist gestört, und bleibt es für längere Zeit. Zwar dürfen Einzelhandel und Schulen unter strengen Auflagen wieder öffnen. Doch an Konzerte und Musikfestivals ist noch nicht zu denken. Stattdessen gibt es weiterhin Absagen oder Verschiebungen auf das nächste Jahr. Weiterlesen

nmz-Podcastpartnerin Irene Kurka: Podcast neue musik leben

89 Interview mit Thomas Höft in der Corona-Krise (6. Mai 2020). Thomas Höft redet über künstlerische Konzepte zu Zeiten von Covid-19, fordert zum Umdenken und Neudenken auf und meint, dass gerade wir Kreative uns neu erfinden müssten. Er plädiert für neue Formen der Musikvermittlung und beschreibt, welchen Herausforderungen sich VeranstalterInnen und KünstlerInnen gerade stellen müssen, mit Blick auf Deutschland und Österreich.


Sachsen legt Sofortprogramm in Höhe von rund 6 Millionen für freiberufliche Musikpädagogen und Musikschulen auf

Sachsens Kulturministerium unterstützt die musische Bildung ab heute mit einem neuen Sofortprogramm in Höhe von rund 6 Millionen Euro. Mit dem Programm sollen die Einnahmeverluste der Musikschulen aus Unterrichtsgebühren aufgrund der Corona-Pandemie ausgeglichen werden. Zudem werden 60% der Honorarausfälle von freien oder privaten Anbietern von außerschulischem Musikunterricht ersetzt. Weiterlesen

Bayern: Zeit für einen Neustart für Kunst und Kultur

Kunstminister Bernd Sibler im Ausschuss für Wissenschaft und Kunst zu den Vorbereitungen für eine mögliche Lockerung für kulturelle Einrichtungen und Veranstaltungen – „Das kulturelle Leben in Bayern muss trotz Corona eine gute Perspektive haben“. Weiterlesen

Gemeinsame Pressemitteilung: Musikwirtschaft fordert schnelles Hilfsprogramm

Die Verbände der Musikwirtschaft sowie die Verwertungsgesellschaften GEMA und GVL warnen: Der Musikbranche droht der Corona-Kollaps. Zahlreiche Existenzen und die kulturelle Vielfalt in Deutschland sind in Gefahr. Alle Sektoren der Musikwirtschaft benötigen unverzüglich finanzielle Unterstützung. Weiterlesen

Niederländische Bühnen und Museen fürchten das Aus

Niederländische Museen und Theater haben in der Corona-Krise dringend staatliche Nothilfen gefordert. Durch die strengen Maßnahmen stünden zahlreiche Kultureinrichtungen vor dem Aus, heißt es in Brandbriefen der städtischen Museen und des Verbandes niederländischer Bühnen vom Mittwoch. Weiterlesen


Corona-Nachrichten


Local Heroes“: Live-Stream Konzertreihe aus dem Jazzclub Unterfahrt

Auf den ersten Blick scheint alles normal zu sein, die 31 Stufen hinunter in den Keller des Münchner Kulturzentrum Einstein, den langgezogenen Gang entlang zum Jazzclub Unterfahrt, aber dann – kein Licht am Ende des Tunnels! Alles ist dunkel und auch am Eingang des Clubs leere Plakatrahmen. Beim Betreten der Unterfahrt fällt der Blick leicht melancholisch und unweigerlich auf die Speisetafeln an der Küchenwand: zu sehen der „last order before shutdown“. In Coronazeiten ist der normale Konzertbetrieb eingestellt und alles verwaist. Alles? Nicht ganz, denn in solchen Zeiten sind Alternativen und Innovation gefragt! Thomas J. Krebs mit Bericht und Bildern.


Corona-Krise – Info-Hilfspaket der nmz

Aktualisiert mit neuen Hinweisen zum Maßnahmenpaket der Bundesregierung. Coronavirus-Krise (Info-Hilfspaket). Die aktuellen Nachrichten zum Thema Corona-Krise finden Sie ja auf unserer Überblicksseite.

Wir haben die Seite auf den aktuellen Stand gebracht. (3. Mai 2020).


nmz 2020/05 - online

Die aktuelle nmz ist in weiten Teilen jetzt auch online. (Zum Inhaltsverzeichnis)

Kein Ersatz, aber eine Chance in der Krise
Praktische Hinweise und Ideen zum Online-Proben mit Chören

Diese und weitere Artikel sind frei zugänglich in unserer Online-Ausgabe nachzulesen.


Radio-Tipp

19:05 bis 20:00 | BR-KLASSIK
KlassikPlus: Futurismus in der Musik

Wir erklären, dass sich die Herrlichkeit der Welt um eine neue Schönheit bereichert hat: die Schönheit der Geschwindigkeit.“ Ausgehend vom Kult um Geschwindigkeit und Maschinenbegeisterung um ihren Wortführer Filippo Tommaso Marinetti regten die Ideen der italienischen Futuristen Künstler aus nahezu allen Bereichen an – ob Literatur, bildende Kunst, Fotografie oder Musik. So wurde der Futurismus zu einer der wichtigsten künstlerischen Strömungen des 20. Jahrhunderts mit Auswirkungen bis in unsere Tage. Dabei gingen die künstlerischen Ideen der Futuristen weit über die Verherrlichung von Geschwindigkeit und Maschinen hinaus. Es ging den Vertretern dieser Strömung um nicht weniger als die Revolutionierung der Kunst aus dem Geist der modernen Welterfahrung, verbunden mit der Absage an ein überkommenes und als spießig empfundenes bildungsbürgerliches Kunstideal. Robert Jungwirth spürt verschiedenen Spielformen des Futurismus in der Musik nach – von George Antheil bis Kraftwerk.

Die Radiowoche bis zum 10.05.2020


PS:

Mal sehen, was der Tag bringt, damit endete der Newsletter gestern. Der Tag hat viel gebracht. Ich schätze mal, es wird in naher Zukunft chaotisch, was die Öffnung von Kultur & Co angeht. In der Mitteilung der Bundesregierung in Beratung mit den Regierungschefinnen und -chefen der Bundesländer heißt es unter Punkt 13:

13. Die Länder werden in eigener Verantwortung vor dem Hintergrund des jeweiligen Infektionsgeschehens und landesspezifischer Besonderheiten über die schrittweise Öffnung der Theater, Opern, Konzerthäuser und Kinos mit Auflagen auf der Grundlage von gemeinsamen Hygiene- und Abstandskonzepten der Kulturministerkonferenz entscheiden.“

Das klingt wenigstens nicht nach Verbot. Es klingt aber nach Ländersache. Wie mutig und risikofreudig sich da die Kulturministerinnen zeigen werden, wird man sehen müssen. Einen Überblick können Sie sich hier verschaffen. Also 16-fachen Überblick. Vielfalt gefällt, wie man weiß. (Gibt’s auch auch auf lateinisch, klingt dann besser und klüger.) Ändert nichts an gewissen chaotischen Zuständen. Bayern will einen Neustart, Sachsen macht wieder ein Soforthilfeprogramm für Musikschulen, in Berlin gibt es Anträge auf Zuschüsse im Kultursektor. Wie im Farbfernsehen, alles so schön bunt hier.

Sicher ist gerade nur das Unsichere. Das ändert sich aber sicher bald und wird so bleiben.

Wie Sie bemerken, stelle ich gerade meine eher persönliche Sicht auf die Lage wieder an das Ende des Newsletters. Viele wollen ja schließlich Fakten und Daten - ehe die sich dann durch den Newsletter gescrollt haben ist es dann Mitternacht.

Ich empfinde die Situation durch die Lockerungen als erneut bedrückend. Die Lage an der epidemiologischen Front wird mindestens nicht übersichtlicher. Die Gesamtzahl der Infektionen ist aktuell höher als vor dem sogenannten Lockdown. Wie soll das funktionieren und gut gehen?

Ich habe gestern mit Verwandten telefoniert. Mein Bruder und seine Frau, das ist jetzt bestätigt, hatten das Virus in sich. Als er im Krankenhaus lag mit schwerer Atemnot, war es sehr zu vermuten, aber die Forschung und Diagnosetechnik war noch nicht so weit. Mittlerweile kann er wieder Radfahren, trotz der Schwere der Erkrankung ist er auf dem besten Weg. Meine Schwägerin ist Lehrerin. Sie beschreibt, dass das Verhalten ihrer Schülerinnen und Schüler in der Schule absolut vorbildlich ist. Alles funktioniert. Nach der Schule stehen die gleichen Schülerinnen und Schüler dann nah bei nah an der Ampel und alle Vorsichtsmaßnahmen sind passé. Die Schwester meiner Schwägerin arbeitet im Krankenhaus am Fuße des Harzes. Von ihr weiß ich, dass das Krankenhaus aktuell vollkommen ausgelastet ist mit all den Patienten, die man sowieso behandeln muss und denen, die akut behandelt werden müssen. Und so ginge es weiter. Und in diesem Gemenge treffen sich dann Demonstrierende, die die ganzen Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie als absurd bezeichnen, ich mag das ganze Geschwurbel dieser Leute nicht wiederholen.

Die Freude über Punkt 13 (“schrittweise Öffnung der Theater, Opern, Konzerthäuser und Kinos”) und die Freude der Kulturschaffenden darüber bereitet mir daher Sorgen und Magenschmerzen. Ich kann nur hoffen, dass uns nicht jetzt die Situation um die Ohren fliegt, weil man zu viel in viel zu kurzer Zeit öffnen will. Aber ich schätze, die Ernüchterung wird auf dem Fuße folgen. Aktuelle Abstandsregeln und Hygienemaßnahmen werden meines Erachtens einen Konzert- und Theaterbetrieb wie er nicht nur technisch, sondern auch sozial war, nicht zulassen. Taumelnder Genuss? Oder emotionaler Verdruss?

Ihr Martin Hufner

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Viele Grüße aus Ihrer Newsletter-Redaktion, Martin Hufner
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