Unsere Themen: Relevant! | Singen in Zeiten von Corona | Corona-Talk mit Jan Vogler | Situation der 19 mitteldeutschen Musiktheater | PS: Vertrauenssachen

Sehr geehrte Newsletterabonnentinnen und -abonnenten,

Der erste Juni war gestern - und es war der 95. Geburtstag meiner Mama. Geplant war, dass wir Kinder sie besuchen kommen. Meine Geschwister haben dies auch hinbekommen. Mir selbst ist die aktuelle Situation nach wie vor viel zu unheimlich. Neustart und Aufbruch erscheinen manchen wie eine Art Droge, jetzt immer weniger Vorsicht walten zu lassen. Leichtsinn macht sich breit. In einer solchen Lage, quer durch das Land zu reisen, um dann auf Abstand sich nahe zu kommen, das macht nicht froh. Und nicht zu reisen: ebenso. Was dabei hilft: Wenn man sich in dieser Situation Verständnis entgegenbringt.

Ein Blick nach vorne: In dieser Woche wird ein neues Maßnahmenpaket der Bundesregierung in Sachen Kultur erwartet. Der Deutsche Kulturrat hat seine Hoffnungen, Wünsche und Forderungen noch einmal in seinem Newsletter vom 1. Juni zusammengefasst. Unsere Nachrichten bilden die Lage zwischen Verzweiflung und Hoffnung ebenso ab. Mit Tendenz zu verzweifelter Hoffnung. 


nmzMedia: Corona-Talk mit Jan Vogler

Der 21. Juni ist traditionsgemäß der „Tag der Musik“, initiiert durch den Deutschen Musikrat. In den vergangenen Jahren haben Amateur- wie Profimusikerinnen und -musiker in ganz Deutschland rund um diesen Tag die Vielfalt der Musik gefeiert. In diesem Jahr ist fast alles anders. Wir fragen Musikerinnen und Musiker nach dem Stellenwert der Musik in Zeiten von Corona – und wie sich die Musikwelt verändern wird. Sehen Sie in Folge 2 den Cellisten und Intendanten der Dresdner Musikfestspiele Jan Vogler.

Cluster: Relevant

Angenommen, ich hätte ein kurioses Hobby – etwa die Zucht nepalesischer Zierfische – es interessierte vermutlich nur Gleichgesinnte. Um von der Wichtigkeit meines Tuns zu künden, würde ich behaupten, dass die Zucht von „gesellschaftlicher Relevanz“ zeuge. Mir schwant, dass alles, was derzeit unter einem gefühlten Aufmerksamkeitsdefizit leidet, glaubt, sich mit der Vokabel von der „gesellschaftlichen Relevanz“ für die eigene Existenz rechtfertigen zu müssen. Man suche in der Online-Ausgabe dieser Zeitung – schwupps: Treffer bis der Arzt kommt. Von Gordon Kampe.

Singen in Zeiten von Corona

Die zentrale Frage nach mehr als zehn Wochen Lockdown, die Sänger aller Couleur, Profis wie Amateure bewegt, lautet: Wie gefährlich ist Singen momentan? In welchen Situationen ist Singen gefahrlos möglich und anzuraten? Eine Frage, die offensichtlich stark polarisiert, wie sich auch anhand von Überschriften in den Medien nachverfolgen lässt: „Wenn Singen tötet“ (NZZ, 1.4.) – „Sänger sind gefährlich, Bläser nicht“ (Tagesspiegel, 11.5.) – „Singen ist gar nicht so gefährlich“ (FAZ 15.5.), um nur einige plakative Beispiele herauszupicken. Oftmals schrecken die Journalisten dabei zur Untermauerung ihrer Thesen leider nicht vor dem Mittel des „Cherry Picking“ zurück. Forschung, Wunsch und Wirklichkeit im Widerstreit – Von David Stingl.

Opernrevue mit Stammtisch“: Rundfunkgala zur aktuellen Situation der 19 mitteldeutschen Musiktheater

Nachhörbar in der Mediathek: Die am Samstag-Abend von angekündigten 175 Minuten auf 193 pausenlose Sendeminuten verlängerte Radiogala „Aus ferner Nähe“ wurde ein Kompendium von Ansätzen zur Bewältigung der Pandemie-Krise der Musiktheater. Über insgesamt 70 Sänger*innen, Musiker*innen, Intendant*innen und Spartenleiter*innen waren der Einladung von Generalintendant Christoph Dittrich in die Oper Chemnitz zu musikalischen Beiträgen und Gesprächen gefolgt. Über 20 Tage brauchten der Chemnitzer Betriebsdirektor Patrick Wurzel und das KBB-Team, um die Mitwirkenden für musikalische Live-Beiträge in Minibesetzung und zu Gesprächen mit Bettina Volksdorf (MDR Klassik) und Stefan Lang (Deutschlandfunk Kultur) auf der Bühne und in den Foyers zusammenzutrommeln. 19 mitteldeutsche Musiktheater waren der Einladung mit Freude gefolgt. Weiterlesen


Unübersehbar #5 – Streaming-Empfehlungen vom 29.5. bis zum 4.6.2020

In der fünften Folge unserer Autoren-Tipps im langen Monat Mai empfehlen wir Übertragungen aus der Frankfurter Musikhochschule, von den Weimarer Frühjahrstagen, aus Opernhäusern in Chemnitz, Berlin und Dresden, vom Freiburger Barockorchester sowie von der Dirigentin und Pianistin Eva Meitner. Zu unseren Tipps.

Die Winterreise in alphabetischer Reihenfolge – Buchstabe H

Die bisherigen Folgen der alphabetisch sortierten „Winterreise“ von Erik Carlson (im Original von Franz Schubert, realisiert von Arno Lücker): A B C D E F G H

Michael Kubes HörBar no. 11

Guillaume Du Fay: Motets, Hymns, Chansons, Sanctus Papale: “… mehr aber noch wiegt die wirklich sensible Interpretation der Werke, die Dufay als den herausragendsten Meister seiner Generation zeigen.” meint Michael Kube.


(Corona-)Nachrichten


nmz 2020/06 - online

Die aktuelle nmz ist in weiten Teilen jetzt auch online. (Zum Inhaltsverzeichnis)

Schwerpunkt elektronische Musik
Friedemann Dupelius ist Reinhard-Schulz-Preisträger 2020

Zukunftslabor, publikumsnah
Steven Walter wird Intendant der Bonner Beethovenfeste

Neue Impulse, gelungene Projekte
Die Preisträger des Hochschulwettbewerbs Musikpädagogik

Diese und weitere Artikel sind frei zugänglich in unserer Online-Ausgabe nachzulesen.


Corona-Krise – Info-Hilfspaket der nmz

Aktualisiert mit neuen Hinweisen zum Maßnahmenpaket der Bundesregierung. Coronavirus-Krise (Info-Hilfspaket). Die aktuellen Nachrichten zum Thema Corona-Krise finden Sie ja auf unserer Überblicksseite.


Radio-Tipp

21:00 bis 22:00 | NDR Kultur
neue musik: Schockierende Töne von Enno Poppe

Von Margarete Zander. Schockierende Töne findet man weniger in seiner Musik als in dem, was er sagt. Wer hätte vermutet, dass der erfolgreiche Komponist, der sich seit Jahren an Algorithmen abarbeitet und mit Themen wie Wald, Salz, Altbau und Brot den Blick auf die Substanz ins Zentrum rückt, im Beethoven-Jahr bekennt: „Ich glaube, mein ganzes Leben ist eine tiefere kompositorische Auseinandersetzung mit Beethoven!“ Wir fragen nach und stellen unter anderem sein Violinkonzert vor.

Die Radiowoche bis zum 07.06.2020


PS: Vertrauenssache / Unterflächenphänomen

Außer Rand und Band. Die Welt, wie es scheint. Und dennoch, schaut man einfach in ein bisschen Garten oder Natur – spaziert man einfach mal durch die Landstriche, die jetzt blühen, wo der Holunder duftet, der Flieder ebenso. Wo man in geschützter Lage den Geruch von frisch gemähter Wiese in seine Nase sich duften lässt, und wo man das alles ohne Heuschnupfen oder andere Allergie tatsächlich genießen kann, da mag man ob dieser komplexen Schieflage glatt verzweifeln. Keinem “außen Hui” mag man mehr so richtig über den Weg trauen.

1960 hatte einmal der Philosoph und Zeitdiagnostiker Karl Jaspers eine Aufsatz zum Thema Werden wir richtig informiert” geschrieben. Unter dem Eindruck der deutschen Geschichte mahnte er zur absoluten Vorsicht. Die Bevölkerung habe immer wieder den Regierungen Vertrauen entgegengebracht. Und das sei laufend enttäuscht worden. Er sieht in den Organen der Presse jedoch eine Institution, die Mißtrauen gewissermaßen professionell leisten kann. Aber dieses Misstrauen taugt dann nicht mehr, wenn es um seiner selbst Willen geschieht.

Die Information durch die Presse, durch Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, Rundfunk hat dadurch eine schwere Aufgabe. Die Presse kann nicht bauen auf einer Vertrauensgrundlage. Sie muß fragen, weiterfragen, nachprüfen, darf niemals schweigen. Wo sie aber einem absoluten Mißtrauen den Freibrief gibt, dem Mißtrauen des Mißtrauens wegen, da verfällt sie dem Zynismus mit der Folge von Hoffnungslosigkeit und Gemeinheit.

Information ist die eine Seite. Die Schärfung der Wahrnehmung bleibt immer unsere eigene Aufgabe. Dafür müssen aber die Mittel bereitgestellt werden. Auch in der Schule: Wenn aktuell den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern besondere Aufmerksamkeit zuteil wird, ist das sicher nicht falsch, wenn damit zugleich Neugier und Urteilskraft gestärkt werden. Aber diese Fähigkeiten bleiben blind, wenn sie nicht auch ins Innere des Verstandes, des Fühlens und des Herzens gelangen.

Musik ist dabei leider immer wieder mal ein Oberflächenphänomen. Es müsste ein Unterflächenphänomen sein - bei wachem Verstand.

Ihr Martin Hufner

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